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Isle of Man: Der 12 Jahre alte Praggnanandhaa besiegt den 2700-Großmeister David Howell

Isle of Man: Der 12 Jahre alte Praggnanandhaa besiegt den 2700-Großmeister David Howell

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Rameshbabu Praggnanandhaa hat seinen IM Titel schon als 10-jähriger erhalten und ist damit der jüngste IM der Schachgeschichte. Er schaffte es schon in letzten Jahr beim Chess.com Isle of Man International in die Schlagzeilen, als er GM Axel Bachmann mit Schwarz in nur 18 Zügen zur Aufgabe zwang. Heute hat er einen weiteren Meilenstein gesetzt, denn er hat zum ersten mal einen 2700 Großmeister bezwungen. David Howell schrieb durch seine Niederlage in einem Turnendspiel, also unfreiwillig Geschichte.

Praggnandhaa hofft, auch der jüngste Großmeister der Geschichte zu werden und Karjakins Rekord zu brechen. Der Russe wurde mit 12 Jahren und 7 Monaten Großmeister. Also hat Praggnanddhaa noch bis zum 10. März 2018 Zeit und die 3 Normen zu erfüllen. Die erforderliche ELO von 2500 hat er schon heute. Durch seinen heutigen Sieg kam er der ersten Norm auch schon näher. Ein norwegischer Schachreporter hat ausgerechnet, dass er aus den letzten 4 Partien noch 2.5 Punkte holen müsste, um die Norm zu erfüllen.

Langsam aber sicher werden die Paarungen, zumindest an den Spitzenbrettern, übersichtlicher.

Da sowohl der Weltmeister GM Magnus Carlsen als auch der Titelverteidiger GM Pavel Eljanov ihre heutigen Partien gewannen, werden sie morgen gegeneinander spielen.

Zum Glück fasste Eljanov die leichtfertig gestellte Frage eines unvorbereiteten Reporters von Chess.com, nach seiner bisherigen Bilanz gegen Carlsen, nicht als eine versteckte Beleidigung auf.

Er antwortete ehrlich: "Nicht besonders gut". Morgen wird Eljanov also die Chance haben, in der sechsten Partie gegen Carlsen zum ersten Mal nicht zu verlieren.

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Auch heute gab es wieder selten gespielte schwarze Eröffnungen zu sehen, denn GM Rustam Kasimdzhanov (links) spielte Alekhine gegen GM Pavel Eljanov. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen wird in der sechsten Runde zum sechsten Mal an Brett 1 spielen. In einer Russischen Eröffnung von GM Julio Granda Zuniga akzeptierte der Norweger die typische Stellung mit einem Isolani und musste sich dann entscheiden wie er den Angriff auf den weißen Feldern organisiert.

Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Partie von GM Nils Grandelius in diesem Turnier, als er in einem angenommenen Damengambit erfolgreich von der Norm abwich und seine Dame VOR dem Läufer platzierte. Carlsen entschied sich heute für die schnellere, aber weniger giftige Variante, war damit aber im Nachhinein nicht besonders zufrieden.

In seinem Interview mit Chess.com sagte er, dass der Zug 19...Sf6 Granda's entscheidender Fehler war. 

"Ich glaube, am Anfang habe ich meine Stellung überschätzt," sagte Carlsen. "Vielleicht hätte ich den Standartplan mit Lc2 und Dd3 wählen sollen, denn als ich zu Läufer h7 kam, war das weniger vielversprechend, als ich eigentlich gedacht hatte. Dann ist er aber vom Weg abgekommen."

"Mir gefallen diese Aussenseiter Geschichten," sagte Carlsen über GM James Tarjan's Sieg gegen GM Vladimir Kramnik bei diesem Turnier (welchen der Weltmeister aber wegen des Fehlers des Russen mehr als Niederlage Kramniks einstufte, als einen Sieg Trajans.)

Selbst hat er sich aber mit der Rolle des großen Favoriten angefreundet: "Als ich jünger war gelangen mir ebenfalls Aussenseitersiege, aber ich habe hart dafür gearbeitet der Favorit zu sein und jetzt bin ich froh, dass ich meistens der Favorit bin."

Chess.com sprach nach der Partie mit Carlsen:

Eljanov hielt mit Carlsen schritt und gewann gegen GM Rustam Kasimdzhanov, der versuchte, seinen Gegner zu überraschen. Einen Tag nachdem Carlsen ihn mit der unorthodoxen Nimzowitsch Verteidiung überraschte, eröffnte der Usbeke heute mit dem anderen Springer.

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GM Pavel Eljanov sagte zu Chess.com, dass er noch nie einen Titel verteidigen konnte. Dies könnte sich am Sonntag ändern. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.

Der historische Name der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist "Chach" aber keiner der Großmeister gab heute ein Schach. Der Titelverteidiger spielte klassisch gegen die hypermoderne Eröffnung des Usbeken. Er behielt die Figuren auf dem Brett und nutzte den Raumvorteil. Schwarz ging auf Bauernfang, aber dieses Vorhaben wurde von Eljanov unterbunden, indem er insgesamt 6 Bauernzüge mit Drohungen fand und danach das ganze Brett beherrschte.

Als Weiß ein verheerendes Schach drohte, gab Kasimdzhanov den Kampf auf.

"Das war eine Riesen-Überraschung. Ich weiß nicht, ob Rustam [Kasimdzhanov] diese Eröffnung schon einmal gespielt hat," sagte Eljanov über die Alekhine Verteidiung. Der Ukrainer war mit seiner Behandlung dieser Eröffnung aber richtig zufrieden und sagte: "Es ist gar nicht leicht eine Verbesserung für Schwarz zu finden."


Eljanov mit Chess.com über diese Partie und sein Ausscheiden beim Weltcup. Am Ende sagt er noch, wer seiner Meinung nach der nächste ukrainische Schachstar werden wird:

An Brett 3 konnte GM Vidit Santosh Gujrathi trotz Raumvorteils keine Schwäche in GM Alex Lendermans Stellung provozieren und so endete die Partie in einem Remis.

Ganz anders als gestern gab es an den Topbrettern aber nur ganz wenige Unentschieden (an 10 der ersten 15 Brettern wurden Partien gewonnen). Einige Amerikaner nahmen die Chance wahr um zur Verfolgergruppe aufzuschließen. Zuerst gewann GM Fabiano Caruana gegen seinen Landsmann GM Jeffery Xiong und viel später konnte auch GM Hikaru Nakamura seinen Gegner,  GM Gabriel Sargissian, mit den schwarzen Figuren ausmanövrieren.

"Gabriel hat seine Chancen überschätzt," sagte Nakamura. "Ich weiß nicht was er sich dabei gedacht hat. Er wurde ziemlich aggressiv."

Nakamura kam dann in die LiveShow und analysierte dort seine Partie. Hier könnt ihr die gesamte Analyse sehen:

"Mit den letzten beiden Partien bin ich zufrieden," sagte Nakamura. "Die ersten beiden waren einfach nur schrecklich."

Einige Dinge, wie das stürmische Wetter der letzten Tage, kann er aber nicht beeinflussen. "Ich würde mir wirklich schöneres Wetter wünschen..." 

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GM Hikaru Nakamura hat schon viele Turniere gewonnen, aber das Isle of Man Turnier fehlt ihm noch in seiner Sammlung. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Über die offene Auslosung der ersten Runde hat er auch eine Meinung: "Ich denke, das ist einfach nur blöd. Macht die Sachen doch nicht unnötig kompliziert."

GM Vladimir Kramnik findet einfach nicht zurück in die Spur. IM Lawrence Trent konnte ihn zwar wie GM James Tarjan in der dritten Runde gegen Kramnik gewinnen, aber ein Kniff in einer eigentlich veralteten Eröffnung brachte ihm immerhin einen halben Punkt.

"Eigentlich wollte ich ja gewinnen," sagte Trent nach der Partie gegen den ehemaligen Weltmeister. "Er hat ja bis jetzt beide Partien mit Schwarz verloren, also ist er definitiv nicht in seiner besten Form... Ich fühle mich irgendwie, als wenn ich eine Chance vergeben hätte."

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GM Vladimir Kramnik (links) wollte gegen IM Lawrence Trent wieder in die Spur finden, was ihm aber misslang. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.

"Jede Oma spielt heutzutage 5. d3," sagte Trent. Also entschied sich der Wahl-Hamburger für die Hauptvariante aus dem letzten Jahrhundert: 5.d4.

Er erklärte, dass es normal wäre, das Schach in der Italiensichen Eröffnung 7. Ld2 oder 7. Sc3 abzublocken, aber das Bauernopfer nach 7. Sbd2 fast noch nicht versucht worden wäre. Trent sagte, dass er diese Idee aus einer Analyse von GM Jonny Hector habe.


Trent erklärte auch, warum er wie ein berühmter Pokerspieler seine Kaputze über seinen Kopf gezogen hatte. Er sagte, dass ihn das Licht im Turniersaal geblendet hatte und dass er sowieso besser analysieren könnte, wenn er die Figuren nicht ansieht.

"So konnte ich nur mit meinen Gehirn rechnen," sagte Trent. "Ich spiele so viel Online-Schach, dass ich mit einer 3D Ansicht überhaupt nichts mehr anfangen kann."

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Sehen sich die beiden ähnlich, oder nicht?. Hier ist der Pokerstar Phil "Unabomber" Laak (Foto: Wikicommons, LasVegasVegas.com)...

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...und jetzt IM Lawrence Trent. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Und jetzt noch alles wichtige der fünften Runde in Kürze:

  • Uups, she did it again! IM Nino Batsiashvili rang erneut einem Großmeister ein Remis ab. Heute dem "nur" um 200 ELO Punkte besseren GM Alexander Riazantsev. Sie ist damit auf dem besten Weg zu einer Großmeister-Norm (2 Siege - 3 Remis - alles gegen Großmeister)!
  • GM Michael Adams besiegt GM Alexei Shirov und schleicht mit seinen 4 Punkten weiterhin in der Verfolgergruppe herum.
  • GM Richard Rapport spielte bereits zum zweiten Mal in diesem Turnier die Nimzowitch Verteidigung. Heute hat er den Aufbau von Carlsen aus der vierten Runde kopiert.
  • Der relativ unbekannte IM Harsha Barathakoti wird auch zum Favoritenschreck. Er spielte bis jetzt ebenfalls gegen 5 Großmeister und erzielte inklusive seines heutigen Sieges mit Schwarz gegen seinen Landsmann GM Baskaran Adhiban (2670) 3.5 Punkte. Der 17-Jährige hat bis jetzt eine ELO Leistung von 2894 erbracht und kann sich schon in der sechsten Runde eine Großmeister-Norm sichern.

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Bis jetzt wurde IM Harsha Barathakoti kaum beachtet, aber dies wird sich nun ändern. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.


Der erste Sieger des Tages heißt aber GM Emil Sutovsky. Der furchterregende Angreifer ließ seinen Instinkten freien Lauf und krachte ohne Rücksicht auf Verluste in die Stellung seines Gegners. Es war auch einer der schnellsten Siege in einer Partie Großmeister gegen Großmeister im gesamten Turnier.

Bei der Veröffentlichung der Paarungen der sechsten Runde sahen alle zuerst auf GM Hou Yifan. Sie wird am Donnerstag gegen GM Magesh Panchanathan spielen und Magesh ist definitiv kein weiblicher Vorname!


Ferner kommt es in der sechsten Runde zum Duell der Spitzenreiter zwischen Eljanov und Carlsen. Dann sehen wir das amerikanische Duell zwischen Nakamura und Lenderman sowie das indische Derby Barathakoti - Vidit. An den weiteren Spitzenbrettern spielt Sutovsky gegen Caruana und GM Laurent Fressinet fordert nach seinem Ruhetag Michael Adams heraus.

Alle Paarungen der sechsten Runde findet ihr hier.

2017 Chess.com Isle of Man International | Tabelle nach der 5. Runde, Top 39

Platz Gesetzt Titel Name Land ELO Punkte Leistung
1 1 GM Carlsen Magnus 2827 4,5 2896
8 GM Eljanov Pavel 2734 4,5 2908
3 3 GM Caruana Fabiano 2799 4,0 2869
5 GM Nakamura Hikaru 2781 4,0 2812
6 GM Adams Michael 2738 4,0 2725
12 GM Vidit Santosh Gujrathi 2702 4,0 2790
16 GM Sutovsky Emil 2683 4,0 2692
19 GM Rapport Richard 2675 4,0 2736
26 GM Fressinet Laurent 2657 4,0 2767
33 GM Sethuraman S.P. 2617 4,0 2801
35 GM Sokolov Ivan 2603 4,0 2652
46 GM Lenderman Aleksandr 2565 4,0 2814
97 IM Harsha Bharathakoti 2394 4,0 2894
14 4 GM Anand Viswanathan 2794 3,5 2702
9 GM Vallejo Pons Francisco 2716 3,5 2672
14 GM Short Nigel D 2698 3,5 2637
17 GM Leko Peter 2679 3,5 2631
18 GM Kasimdzhanov Rustam 2676 3,5 2714
20 GM Movsesian Sergei 2671 3,5 2615
23 GM Jones Gawain C B 2668 3,5 2606
24 GM Riazantsev Alexander 2666 3,5 2613
27 GM Granda Zuniga Julio E 2653 3,5 2566
28 GM Grandelius Nils 2653 3,5 2683
34 GM L'ami Erwin 2611 3,5 2682
39 GM Svane Rasmus 2595 3,5 2595
41 GM Tari Aryan 2588 3,5 2681
43 GM Aravindh Chithambaram Vr. 2573 3,5 2559
44 GM Timman Jan H 2573 3,5 2662
48 GM Wagner Dennis 2564 3,5 2587
49 GM Deac Bogdan-Daniel 2559 3,5 2625
50 GM Donchenko Alexander 2559 3,5 2585
53 GM Vishnu Prasanna. V 2543 3,5 2578
55 GM Swapnil S. Dhopade 2532 3,5 2693
61 IM Praggnanandhaa R 2500 3,5 2564
62 IM Brown Michael William 2499 3,5 2637
68 IM Batsiashvili Nino 2472 3,5 2773
85 IM Zatonskih Anna 2424 3,5 2601
116 IM Rathnakaran K. 2326 3,5 2549
123 IM Rudolf Anna 2286 3,5 2561

Das Chess.com Isle of Man International ist ein 9 Runden Elite Turnier. Es beginnt am 23. September und dauert bis zum 1. Oktober. Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie zuzüglich 30 Sekunden pro Zug. Das Preisgeld beträgt £133,000 wobei £50,000 an den Sieger gehen. Alle Partien der ersten 8 Runden beginnen um 14.30 Uhr, nur die letzte Runde startet bereits um 13.00 Uhr. Das Turnier wird täglich und kostenlos, mit Kommentaren von GM Simon Williams und WIM Fiona Steil-Antoni live auf Chess.com/TV übertragen.


Zum weitersurfen:

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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