Isle of Man: Der 12 Jahre alte Praggnanandhaa besiegt den 2700-Großmeister David Howell
Rameshbabu Praggnanandhaa hat seinen IM Titel schon als 10-jähriger erhalten und ist damit der jüngste IM der Schachgeschichte. Er schaffte es schon in letzten Jahr beim Chess.com Isle of Man International in die Schlagzeilen, als er GM Axel Bachmann mit Schwarz in nur 18 Zügen zur Aufgabe zwang. Heute hat er einen weiteren Meilenstein gesetzt, denn er hat zum ersten mal einen 2700 Großmeister bezwungen. David Howell schrieb durch seine Niederlage in einem Turnendspiel, also unfreiwillig Geschichte.
Praggnandhaa hofft, auch der jüngste Großmeister der Geschichte zu werden und Karjakins Rekord zu brechen. Der Russe wurde mit 12 Jahren und 7 Monaten Großmeister. Also hat Praggnanddhaa noch bis zum 10. März 2018 Zeit und die 3 Normen zu erfüllen. Die erforderliche ELO von 2500 hat er schon heute. Durch seinen heutigen Sieg kam er der ersten Norm auch schon näher. Ein norwegischer Schachreporter hat ausgerechnet, dass er aus den letzten 4 Partien noch 2.5 Punkte holen müsste, um die Norm zu erfüllen.
Praggnanandhaa doing very well and will probably need 2,5 or 2 points in his last 4 games to score a GM norm. #IoMchess https://t.co/EFoLIyodn1
— Tarjei J. Svensen (@TarjeiJS) September 28, 2017
Praggnanandhaa spielt ein gutes Turnier und bracht wahrscheinlich noch 2 oder 2.5 Punkte aus seinen letzten 4 Partien für eine Großmeister-Norm.
--- Tarjei J. Svensen
Langsam aber sicher werden die Paarungen, zumindest an den Spitzenbrettern, übersichtlicher.
Da sowohl der Weltmeister GM Magnus Carlsen als auch der Titelverteidiger GM Pavel Eljanov ihre heutigen Partien gewannen, werden sie morgen gegeneinander spielen.
Zum Glück fasste Eljanov die leichtfertig gestellte Frage eines unvorbereiteten Reporters von Chess.com, nach seiner bisherigen Bilanz gegen Carlsen, nicht als eine versteckte Beleidigung auf.
Er antwortete ehrlich: "Nicht besonders gut". Morgen wird Eljanov also die Chance haben, in der sechsten Partie gegen Carlsen zum ersten Mal nicht zu verlieren.
Auch heute gab es wieder selten gespielte schwarze Eröffnungen zu sehen, denn GM Rustam Kasimdzhanov (links) spielte Alekhine gegen GM Pavel Eljanov. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Carlsen wird in der sechsten Runde zum sechsten Mal an Brett 1 spielen. In einer Russischen Eröffnung von GM Julio Granda Zuniga akzeptierte der Norweger die typische Stellung mit einem Isolani und musste sich dann entscheiden wie er den Angriff auf den weißen Feldern organisiert.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Partie von GM Nils Grandelius in diesem Turnier, als er in einem angenommenen Damengambit erfolgreich von der Norm abwich und seine Dame VOR dem Läufer platzierte. Carlsen entschied sich heute für die schnellere, aber weniger giftige Variante, war damit aber im Nachhinein nicht besonders zufrieden.
In seinem Interview mit Chess.com sagte er, dass der Zug 19...Sf6 Granda's entscheidender Fehler war.
"Ich glaube, am Anfang habe ich meine Stellung überschätzt," sagte Carlsen. "Vielleicht hätte ich den Standartplan mit Lc2 und Dd3 wählen sollen, denn als ich zu Läufer h7 kam, war das weniger vielversprechend, als ich eigentlich gedacht hatte. Dann ist er aber vom Weg abgekommen."
"Mir gefallen diese Aussenseiter Geschichten," sagte Carlsen über GM James Tarjan's Sieg gegen GM Vladimir Kramnik bei diesem Turnier (welchen der Weltmeister aber wegen des Fehlers des Russen mehr als Niederlage Kramniks einstufte, als einen Sieg Trajans.)
Selbst hat er sich aber mit der Rolle des großen Favoriten angefreundet: "Als ich jünger war gelangen mir ebenfalls Aussenseitersiege, aber ich habe hart dafür gearbeitet der Favorit zu sein und jetzt bin ich froh, dass ich meistens der Favorit bin."
Chess.com sprach nach der Partie mit Carlsen:
Eljanov hielt mit Carlsen schritt und gewann gegen GM Rustam Kasimdzhanov, der versuchte, seinen Gegner zu überraschen. Einen Tag nachdem Carlsen ihn mit der unorthodoxen Nimzowitsch Verteidiung überraschte, eröffnte der Usbeke heute mit dem anderen Springer.
GM Pavel Eljanov sagte zu Chess.com, dass er noch nie einen Titel verteidigen konnte. Dies könnte sich am Sonntag ändern. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.
Der historische Name der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist "Chach" aber keiner der Großmeister gab heute ein Schach. Der Titelverteidiger spielte klassisch gegen die hypermoderne Eröffnung des Usbeken. Er behielt die Figuren auf dem Brett und nutzte den Raumvorteil. Schwarz ging auf Bauernfang, aber dieses Vorhaben wurde von Eljanov unterbunden, indem er insgesamt 6 Bauernzüge mit Drohungen fand und danach das ganze Brett beherrschte.
Als Weiß ein verheerendes Schach drohte, gab Kasimdzhanov den Kampf auf.
"Das war eine Riesen-Überraschung. Ich weiß nicht, ob Rustam [Kasimdzhanov] diese Eröffnung schon einmal gespielt hat," sagte Eljanov über die Alekhine Verteidiung. Der Ukrainer war mit seiner Behandlung dieser Eröffnung aber richtig zufrieden und sagte: "Es ist gar nicht leicht eine Verbesserung für Schwarz zu finden."
Eljanov mit Chess.com über diese Partie und sein Ausscheiden beim Weltcup. Am Ende sagt er noch, wer seiner Meinung nach der nächste ukrainische Schachstar werden wird:
An Brett 3 konnte GM Vidit Santosh Gujrathi trotz Raumvorteils keine Schwäche in GM Alex Lendermans Stellung provozieren und so endete die Partie in einem Remis.
Ganz anders als gestern gab es an den Topbrettern aber nur ganz wenige Unentschieden (an 10 der ersten 15 Brettern wurden Partien gewonnen). Einige Amerikaner nahmen die Chance wahr um zur Verfolgergruppe aufzuschließen. Zuerst gewann GM Fabiano Caruana gegen seinen Landsmann GM Jeffery Xiong und viel später konnte auch GM Hikaru Nakamura seinen Gegner, GM Gabriel Sargissian, mit den schwarzen Figuren ausmanövrieren.
"Gabriel hat seine Chancen überschätzt," sagte Nakamura. "Ich weiß nicht was er sich dabei gedacht hat. Er wurde ziemlich aggressiv."
Nakamura kam dann in die LiveShow und analysierte dort seine Partie. Hier könnt ihr die gesamte Analyse sehen:
"Mit den letzten beiden Partien bin ich zufrieden," sagte Nakamura. "Die ersten beiden waren einfach nur schrecklich."
Einige Dinge, wie das stürmische Wetter der letzten Tage, kann er aber nicht beeinflussen. "Ich würde mir wirklich schöneres Wetter wünschen..."
GM Hikaru Nakamura hat schon viele Turniere gewonnen, aber das Isle of Man Turnier fehlt ihm noch in seiner Sammlung. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Über die offene Auslosung der ersten Runde hat er auch eine Meinung: "Ich denke, das ist einfach nur blöd. Macht die Sachen doch nicht unnötig kompliziert."
GM Vladimir Kramnik findet einfach nicht zurück in die Spur. IM Lawrence Trent konnte ihn zwar wie GM James Tarjan in der dritten Runde gegen Kramnik gewinnen, aber ein Kniff in einer eigentlich veralteten Eröffnung brachte ihm immerhin einen halben Punkt.
"Eigentlich wollte ich ja gewinnen," sagte Trent nach der Partie gegen den ehemaligen Weltmeister. "Er hat ja bis jetzt beide Partien mit Schwarz verloren, also ist er definitiv nicht in seiner besten Form... Ich fühle mich irgendwie, als wenn ich eine Chance vergeben hätte."
GM Vladimir Kramnik (links) wollte gegen IM Lawrence Trent wieder in die Spur finden, was ihm aber misslang. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.
"Jede Oma spielt heutzutage 5. d3," sagte Trent. Also entschied sich der Wahl-Hamburger für die Hauptvariante aus dem letzten Jahrhundert: 5.d4.
Er erklärte, dass es normal wäre, das Schach in der Italiensichen Eröffnung 7. Ld2 oder 7. Sc3 abzublocken, aber das Bauernopfer nach 7. Sbd2 fast noch nicht versucht worden wäre. Trent sagte, dass er diese Idee aus einer Analyse von GM Jonny Hector habe.
Trent erklärte auch, warum er wie ein berühmter Pokerspieler seine Kaputze über seinen Kopf gezogen hatte. Er sagte, dass ihn das Licht im Turniersaal geblendet hatte und dass er sowieso besser analysieren könnte, wenn er die Figuren nicht ansieht.
uh-oh, not so easy to play the World champion! #IOMChess @chesscom pic.twitter.com/15435IEXzg
— Miss Lova Lova (@photochess) September 27, 2017
uh-oh, gegen einen Weltmeister zu spielen ist gar nicht so leicht!
--- Miss Lova Lova
"So konnte ich nur mit meinen Gehirn rechnen," sagte Trent. "Ich spiele so viel Online-Schach, dass ich mit einer 3D Ansicht überhaupt nichts mehr anfangen kann."
Sehen sich die beiden ähnlich, oder nicht?. Hier ist der Pokerstar Phil "Unabomber" Laak (Foto: Wikicommons, LasVegasVegas.com)...
...und jetzt IM Lawrence Trent. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Und jetzt noch alles wichtige der fünften Runde in Kürze:
- Uups, she did it again! IM Nino Batsiashvili rang erneut einem Großmeister ein Remis ab. Heute dem "nur" um 200 ELO Punkte besseren GM Alexander Riazantsev. Sie ist damit auf dem besten Weg zu einer Großmeister-Norm (2 Siege - 3 Remis - alles gegen Großmeister)!
- GM Michael Adams besiegt GM Alexei Shirov und schleicht mit seinen 4 Punkten weiterhin in der Verfolgergruppe herum.
- GM Richard Rapport spielte bereits zum zweiten Mal in diesem Turnier die Nimzowitch Verteidigung. Heute hat er den Aufbau von Carlsen aus der vierten Runde kopiert.
- Der relativ unbekannte IM Harsha Barathakoti wird auch zum Favoritenschreck. Er spielte bis jetzt ebenfalls gegen 5 Großmeister und erzielte inklusive seines heutigen Sieges mit Schwarz gegen seinen Landsmann GM Baskaran Adhiban (2670) 3.5 Punkte. Der 17-Jährige hat bis jetzt eine ELO Leistung von 2894 erbracht und kann sich schon in der sechsten Runde eine Großmeister-Norm sichern.
Bis jetzt wurde IM Harsha Barathakoti kaum beachtet, aber dies wird sich nun ändern. | Foto: John Saunders/Chess.com Isle of Man International.
Der erste Sieger des Tages heißt aber GM Emil Sutovsky. Der furchterregende Angreifer ließ seinen Instinkten freien Lauf und krachte ohne Rücksicht auf Verluste in die Stellung seines Gegners. Es war auch einer der schnellsten Siege in einer Partie Großmeister gegen Großmeister im gesamten Turnier.
Bei der Veröffentlichung der Paarungen der sechsten Runde sahen alle zuerst auf GM Hou Yifan. Sie wird am Donnerstag gegen GM Magesh Panchanathan spielen und Magesh ist definitiv kein weiblicher Vorname!
Ferner kommt es in der sechsten Runde zum Duell der Spitzenreiter zwischen Eljanov und Carlsen. Dann sehen wir das amerikanische Duell zwischen Nakamura und Lenderman sowie das indische Derby Barathakoti - Vidit. An den weiteren Spitzenbrettern spielt Sutovsky gegen Caruana und GM Laurent Fressinet fordert nach seinem Ruhetag Michael Adams heraus.
Alle Paarungen der sechsten Runde findet ihr hier.
2017 Chess.com Isle of Man International | Tabelle nach der 5. Runde, Top 39
Platz | Gesetzt | Titel | Name | Land | ELO | Punkte | Leistung | |
1 | 1 | GM | Carlsen Magnus | 2827 | 4,5 | 2896 | ||
8 | GM | Eljanov Pavel | 2734 | 4,5 | 2908 | |||
3 | 3 | GM | Caruana Fabiano | 2799 | 4,0 | 2869 | ||
5 | GM | Nakamura Hikaru | 2781 | 4,0 | 2812 | |||
6 | GM | Adams Michael | 2738 | 4,0 | 2725 | |||
12 | GM | Vidit Santosh Gujrathi | 2702 | 4,0 | 2790 | |||
16 | GM | Sutovsky Emil | 2683 | 4,0 | 2692 | |||
19 | GM | Rapport Richard | 2675 | 4,0 | 2736 | |||
26 | GM | Fressinet Laurent | 2657 | 4,0 | 2767 | |||
33 | GM | Sethuraman S.P. | 2617 | 4,0 | 2801 | |||
35 | GM | Sokolov Ivan | 2603 | 4,0 | 2652 | |||
46 | GM | Lenderman Aleksandr | 2565 | 4,0 | 2814 | |||
97 | IM | Harsha Bharathakoti | 2394 | 4,0 | 2894 | |||
14 | 4 | GM | Anand Viswanathan | 2794 | 3,5 | 2702 | ||
9 | GM | Vallejo Pons Francisco | 2716 | 3,5 | 2672 | |||
14 | GM | Short Nigel D | 2698 | 3,5 | 2637 | |||
17 | GM | Leko Peter | 2679 | 3,5 | 2631 | |||
18 | GM | Kasimdzhanov Rustam | 2676 | 3,5 | 2714 | |||
20 | GM | Movsesian Sergei | 2671 | 3,5 | 2615 | |||
23 | GM | Jones Gawain C B | 2668 | 3,5 | 2606 | |||
24 | GM | Riazantsev Alexander | 2666 | 3,5 | 2613 | |||
27 | GM | Granda Zuniga Julio E | 2653 | 3,5 | 2566 | |||
28 | GM | Grandelius Nils | 2653 | 3,5 | 2683 | |||
34 | GM | L'ami Erwin | 2611 | 3,5 | 2682 | |||
39 | GM | Svane Rasmus | 2595 | 3,5 | 2595 | |||
41 | GM | Tari Aryan | 2588 | 3,5 | 2681 | |||
43 | GM | Aravindh Chithambaram Vr. | 2573 | 3,5 | 2559 | |||
44 | GM | Timman Jan H | 2573 | 3,5 | 2662 | |||
48 | GM | Wagner Dennis | 2564 | 3,5 | 2587 | |||
49 | GM | Deac Bogdan-Daniel | 2559 | 3,5 | 2625 | |||
50 | GM | Donchenko Alexander | 2559 | 3,5 | 2585 | |||
53 | GM | Vishnu Prasanna. V | 2543 | 3,5 | 2578 | |||
55 | GM | Swapnil S. Dhopade | 2532 | 3,5 | 2693 | |||
61 | IM | Praggnanandhaa R | 2500 | 3,5 | 2564 | |||
62 | IM | Brown Michael William | 2499 | 3,5 | 2637 | |||
68 | IM | Batsiashvili Nino | 2472 | 3,5 | 2773 | |||
85 | IM | Zatonskih Anna | 2424 | 3,5 | 2601 | |||
116 | IM | Rathnakaran K. | 2326 | 3,5 | 2549 | |||
123 | IM | Rudolf Anna | 2286 | 3,5 | 2561 |
Das Chess.com Isle of Man International ist ein 9 Runden Elite Turnier. Es beginnt am 23. September und dauert bis zum 1. Oktober. Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie zuzüglich 30 Sekunden pro Zug. Das Preisgeld beträgt £133,000 wobei £50,000 an den Sieger gehen. Alle Partien der ersten 8 Runden beginnen um 14.30 Uhr, nur die letzte Runde startet bereits um 13.00 Uhr. Das Turnier wird täglich und kostenlos, mit Kommentaren von GM Simon Williams und WIM Fiona Steil-Antoni live auf Chess.com/TV übertragen.
Zum weitersurfen:
- Isle of Man: Nach der vierten Runde liegen 7 Spieler gleichauf
- Isle of Man: Tarjan besiegt Kramnik im Kampf der Generationen
- Isle of Man: Ein deutsches Duo besteht gegen Caruana und Anand
- Das Losglück beschert Caruana einen Sieg über Kramnik
- Das Chess.com Isle Of Man Turnier in Zahlen
- Nakamura, Kosteniuk Win Isle Of Man Trips In Titled Tuesday
- Beim Chess.com Turnier auf der Isle of Man geht es um £50,000 Siegprämie!