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Ian Nepomniachtchi über die Weltmeisterschaft

Ian Nepomniachtchi über die Weltmeisterschaft

MikeKlein
| 0 | Schachspieler

FM Mike Klein, Chess.com's Vor-Ort-Berichterstatter bei der FIDE Schachweltmeisterschaft 2021 und Leiter von ChessKid, hat sich nur weniger Tage nach dem Duell gegen Magnus Carlsen mit Ian Nepomniachtchi zu einem Interview getroffen. Ihr könnt Euch das ganze Interview im Video ansehen und für alle, die nicht so gut Englisch sprechen, haben wir es auch übersetzt.

Hier ist das gesamte Interview:


Mike: Chess.com ist hier mit dem WM-Herausforderer Ian Nepomniachtchi, der freundlicherweise beschlossen hat, ein paar Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaft ein Interview mit uns zu führen. Also danke, Ian! Gestern war der erste Tag in den letzten sieben Monaten, an dem Du Dich nicht auf die Weltmeisterschaft vorbereiten musstest. Die ganze Last war von Deinen Schultern abgefallen. Wie hast Du den Tag verbracht?

Ian: Viel besser, glaube ich, als die meisten Tage im letzten halben Jahr, denn es war ein ganz neues Gefühl. Ich habe relativ gut geschlafen und musste mich endlich einmal nicht den ganzen Tag mit Schach beschäftigen. Im Allgemeinen fühlt es sich gut an, aber ich habe immer noch einen schalen Geschmack im Mund und der wird wahrscheinlich noch einige Zeit anhalten.

Mike: Verständlich… Du hast ja bekanntlich fast den höchsten Gipfel im Schach erklommen. Bist Du mittlerweile schon der Versuchung erlegen, Deinen Laptop zu öffnen und eine der Partie nachzuspielen, insbesondere die sechste Partie, oder wirst Du erst ein paar Wochen vergehen lassen und erst dann Deine Partien erneut ansehen?

Ian: Nein. Ich habe nur die letzte Partie ein wenig analysiert. Eigentlich aber nur die Eröffnung, weil es eine ziemlich interessante Idee und eine interessante Zugreihenfolge von Schwarz war, aber das war früh am Morgen und dann ich habe das Laptop dann wieder geschlossen. Ich habe versucht zu verstehen, was schachlich passiert ist, aber ich brauche sicherlich eine Pause, bevor ich damit beginne.

Mike: Ja, nach dem eigentlichen Schach haben wir Dich ja schon bei der Pressekonferenz nach der WM gefragt. Kommen wir also zu Deinem Team. Du hattest ja offensichtlich Sergey Karjakin in Deinem Team und, korrigiere mich bitte, wenn ich damit falsch liege, und auch Peter Leko hat für Dich gearbeitet. Beide haben schon um Weltmeisterschaften gespielt und die haben Dir sicher gesagt, was Dich erwarten wird. Also nicht nur schachlich, sondern die gesamte Erfahrung. Ist das dann auch eingetroffen? War es so, wie Du es erwartet hattest oder war es irgendwie anders?

Ian: Nun, ich würde sagen, dass Sergey erst in letzter Minute dazugekommen ist, also im Grunde für den letzten Monat, und es ging hauptsächlich um etwas Training, das wahrscheinlich, wie es im Moment scheint, zu intensiv und vielleicht nicht besonders gut getimt war. Ich hätte vielleicht besser eine Pause machen oder nur online ein paar Blitzpartien spielen sollen. Aber wenn man versucht, einige ernsthafte oder halbernste Partien zu spielen, gibt es auch ein Limit. Irgendwann wird dann alles zu viel.

Es war in der Tat sehr lehrreich, mit Peter und Sergey über ihre Erfahrungen bei Weltmeisterschaften zu sprechen, aber nachdem die WM begonnen hat, habe ich verstanden, dass jede Weltmeisterschaft einzigartig ist. Man kann zwar nachvollziehen, wie sich jemand gefühlt hat, aber dann spielt man gegen einen anderen Gegner und sogar wenn man gegen denselben Gegner spielt, kann dieser eine ganz andere Einstellung haben und ganz anderes Schach spielen.

Ein allgemeiner Ratschlag lautet, dem, was die Leute sagen, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, sich nicht zu sehr mit sozialen Medien zu beschäftigen und so weiter, aber dies sind nur allgemeine Dinge. Ich habe den beiden und auch Vladimir Kramnik ein paar Fragen gestellt. Leider konnte ich diesmal nicht mit Vladimir zusammenarbeiten, aber vielleicht klappt das ja irgendwann in der Zukunft. Natürlich haben mir viele Leute viele Ratschläge gegeben und einige davon hatten WM-Erfahrung und andere nicht. Vielleicht würde ich heute sagen, dass es vielleicht ein bisschen zu viel war. Weißt Du, nach all diesen Informationen zu versuchen, sein eigenes Ding zu machen, ist gar nicht so leicht. Denn wie jedes Turnier ist auch jede WM einzigartig und Du musst Dich immer auf diese spezielle Situation vorbereiten. Leider habe ich die Entscheidung getroffen, meine Vorbereitung auf den Erfahrungen anderer aufzubauen.

Ian Nepomniachtchi

Mike: Etwas, mit dem sich Kramnik nicht auseinandersetzen musste, waren soziale Medien. Sergey spielte aber schon im Social-Media-Zeitalter um die Weltmeisterschaft. Hast Du Dein Smartphone überhaupt geöffnet, um zu lesen, was die Leute sagten? Ich meine, es ist ja ziemlich schwer, sein Telefon drei Wochen lang nicht anzufassen.

Ian: Nun, ich habe es geöffnet, aber im Grunde nur für einige Sportergebnisse, einige Fußballmeisterschaften und so weiter. Und natürlich siehst Du auch Schachnachrichten, wenn Du ein Sportportal öffnest, aber ich habe versucht, nicht in die Kommentarbereiche zu schauen. Zumindest jetzt, da ich endlich meine sozialen Medien wieder auf meinem Smartphone installiert habe, glaube ich, dass ich ziemlich viel Unterstützung bekommen habe und ich bin auch ziemlich dankbar dafür und möchte diesen Leuten sagen, dass mich das motiviert um weiterzuarbeiten, auch wenn ich etwas nicht so brillantes produziert habe.

Mike: Ich habe Dich etwa nach der Hälfte der WM gefragt, ob es Dir Spaß macht, die Weltmeisterschaft zu spielen, und ich glaube, Du hast im Grunde geantwortet, dass es vom Ergebnis abhängen würde. Würdest Du die WM jetzt, da sie vorbei ist, als Spaß bezeichnen, oder ist das ein zu lockeres Wort für ein solches Erlebnis? 

Ian: Offensichtlich spiele ich gerne Schach, und einige der Partien, insbesondere die zweite Partie, waren meiner Meinung nach sehr intensiv, und trotz des Ergebnisses war auch die sechste Partie sehr interessant. Ich meine, es hat nicht so viel Spaß gemacht, vor allem in den letzten Stunden, aber wenn man eine so komplexe Partie gegen einen so starken Gegner spielt, macht es immer Spaß und man genießt sie wirklich. Es war ein großer Kampf. Aber ja, irgendwie waren die meisten Partien in der ersten Hälfte der WM ziemlich langweilig. Es war wie eine kurze Eröffnungsdiskussion, und dann hatte eine Seite einen ziemlich kleinen Vorteil, aber es führt nur zu einem Remis. Das ist nicht so aufregend, aber einige Partien waren wirklich interessant und es gab einige wilde verrückte Stellungen und einige davon habe ich wirklich genossen.

Mike: Und was ist mit einer ganz anderen Art von Spaß? Wir sollten die Leser wissen lassen, dass wir während dieses Interviews manchmal Flugzeugpropeller hören, weil wir direkt beim Skydive Dubai sind und wir haben eine schöne Aussicht auf den Strand von Jumeira. Wirst Du in den nächsten Tagen noch etwas Verrücktes wie zum Beispiel Fallschirmspringen machen?

Ian: Das weiß ich nicht wirklich. Bisher habe ich nur an der Siegerehrung teilgenommen, aber ich werde diese Optionen sicherlich in Betracht ziehen. Ich habe noch nie Extremsportarten oder diese Art von Abenteuern ausprobiert, also, na ja... Warum nicht?

Ian Nepomniachtchi

Mike: Kommen wir zurück zum Schach. Es ist jetzt ungefähr 15 Jahre her, dass Russland einen Weltmeister gestellt hat. Verspürtest Du einen zusätzlichen Druck, für Dein Land zu gewinnen?

Ian: Ich würde nicht sagen, dass es zusätzlicher Druck war, ich habe nur versucht, mein Bestes zu geben und jetzt im Nachhinein denke ich, dass ich es vielleicht zu sehr versucht habe. Ich hatte in den letzten vier Monaten wirklich keinen einzigen freien Tag. Ich meine, wenn man sich erst einmal an diese Lebensweise gewöhnt hat, an die harte Vorbereitung, dann denkst Du, dass Du für immer so leben kannst. Es ist aber ein sehr zermürbender Zeitplan und wenn es dann Showtime ist, fehlt Dir manchmal einfach die Energie.

Ich meine, im Vergleich mit Magnus, der in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger immer diese Art von Zeitplan gelebt hat, war es für mich eine ziemlich neue Erfahrung und daher war es wohl etwas zu optimistisch, so hart zu trainieren. Natürlich war es in Bezug auf Schach, Sport, Gesundheit und so weiter äußerst nützlich. Aber vielleicht gab es auch eine Art Burnout, den ich nicht vorhersehen konnte, aber jetzt sehe ich, dass das eine ziemliche Sache ist. Man sollte da wirklich vorsichtig sein.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Natürlich gab es einige große Erwartungen. Aber sie kamen von mir selbst und nicht von manchen Leuten, die sagten: "Lasst uns den Titel nach Russland zurückholen."

I wouldn’t say it was added pressure, I was just trying to do my best and as it seems to me now I really tried too hard. I really didn’t have a day off in the past four months.

Mike: Das größte Diskussionsthema in den letzten 24 Stunden war die Enthüllung, dass Daniil Dubov im Team von Magnus Carlsen war und natürlich wissen wir, dass er Russe ist… Findest Du es in Ordnung, wenn einer Deiner Landsleute Deinem Gegner hilft?

Ian: Nun, irgendwie war ich mir bis zur zweiten Partie, nicht sicher. Aber als ich diese 8.Se5-Idee gesehen hatte... Das ist eine typische Idee von Daniil. Ich hatte ziemlich gemischte Gefühle, weil, ich meine, es geht ja nicht darum, dass er ein Landsmann ist. Wir haben ja ziemlich viele starke Großmeister und einige von ihnen arbeiten zusammen. Aber mit Daniil habe ich vor einigen Jahren schon einige Zeit zusammengearbeitet. Also dachte ich, er würde lieber in einem Kommentatorenteam sein. Andererseits denke ich aber, dass ich ihm im Namen meines Teams danken sollten, da ich nach seinen brillanten Neuerungen wie 8.Se5 in der katalanischen Eröffnung und dieser Mischung aus katalanischer und Reti Eröffnung in der sechsten Partie die besten Chancen hatte...

Mike: Willst Du damit sagen, dass er ein Doppelagent war?

Ian: Nein, er war sicher kein Doppelagent, aber seine Innovationen haben mir doch sehr geholfen.

My team and I should probably thank [Dubov] because our biggest chances arrived after his brilliant novelties.

Mike: Würdest Du Dich wohlfühlen, mit ihm bei der nächsten Olympiade in einer Mannschaft zu spielen?

Ian: Daran habe ich noch nicht gedacht, aber Schach ist ja unser Beruf. Wenn ich die Möglichkeit bekommen, möchte ich ihm aber zu seiner hervorragenden Arbeit gratulieren.

Mike: Was ist mit Deinen Sekundanten? Wirst Du irgendwann alle Namen veröffentlichen oder kennen wir die schon?

Ian: Ich denke, alle Namen will ich nicht veröffentlichen, aber im Gegensatz zum Kandidatenturnier, hatte ich jetzt Evgeny Tomashevsky in meinem Team. Peter Leko war natürlich auch dabei, Ildar Khairullin und mein langjähriger Sekundant Vladimir Potkin. Und noch einige andere, aber ich will jetzt nicht alle Namen verraten. Ich will meinem Team aber in Bezug auf die Eröffnung und das allgemeine Schachspiel große Anerkennung zollen. Ich glaube, ich kann es nicht absolute Eröffnungsdominanz nennen, aber wenn man über den Eröffnungskampf spricht, lief er für uns doch ziemlich günstig. 

Mike Klein

Mike: Ja, ich denke, das ist definitiv der Fall. Du hast ein paar Mal über die Gesamtstrategie von Magnus gesprochen, die Dich ein wenig überrascht hat. Aber was ist mit Deiner? Hast Du das Gefühl, dass Du etwas zu zurückhaltend gespielt hast?

Ian: Ich weiß nicht... Ich habe viel an meinem Schach gearbeitet. Ein Teil der Arbeit bestand darin, nicht nur neue Eröffnungen zu lernen, sondern auch zu versuchen, meinen Stil an den meines Gegners anzupassen.

Die beste Strategie ist vor allem, nicht zu verlieren. Aber sobald es passiert, musst Du Dich anpassen. Ich muss betonen, dass das sehr schwer für mich war. Ich habe die letzte WM nicht wirklich analysiert, aber ich würde sagen, dass Magnus dieses Mal unglaublich präzise gespielt hat. Vielleicht hat er mit Weiß etwas zu riskant gespielt und mir deshalb sicherlich einige Chancen gegeben. Aber mit Schwarz war er einfach… es war ziemlich beeindruckend. Obwohl er nach den Eröffnungen schlechtere Stellungen hatte, spielte er danach vier- fünfmal die besten Computerzüge. Diese Geschichte wiederholte sich im Grunde viele Male: In den meisten unserer Anti-Marshall-Partien und der Partie mit der englischen Eröffnung. Das war also ziemlich beeindruckend.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich in mit Weiß wirklich unter Druck setzen konnte. Vielleicht in der fünften Partie, aber ich glaube nicht, dass es das etwas Großartiges gab. Aber okay, es gab eine Perspektive, auf die man spielen konnte. Aber ja, ich glaube, nach der sechsten Partie hat sich viel geändert, weil es offensichtlich keine Option mehr war, alle Partien Remis zu spielen. Er hat hingegen aber begonnen, mit beiden Farben konsequent auf Remis zu spielen, und ich denke, das hat ihm mental sehr geholfen. Natürlich hat sich auch das Energieniveau komplett verändert, nachdem er die sechste Partie gewonnen hatte.

Mike: Ja, es wird ja viel darüber gesprochen werden, wie entscheidend diese sechste Partie war. Kommen wir aber zu einem Vorfall, von dem ich glaube, dass wir Deine Meinung darüber noch nicht gehört haben. Das war der Vorfall, als Magnus Carlsen seinen Springer verdrehte und dann seine Hand zurückzog… und ich denke, die meisten Schachspieler würden dem zustimmen, besonders weil es keinen logischen Grund für einen Springerzug gab. Aber selbst wenn es keine Absicht gab, sagen die Regeln aber trotzdem, dass manj'adoube” sagen muss, wenn man eine Figur zurechtrücken will. Ganz egal, ob der Gegner am Brett ist, oder nicht. Was sagst Du jetzt im Nachhinein über diesen Vorfall?

Ian: Nun, das gab es beim FIDE Weltcup 2015 eine Geschichte zwischen mir und Hikaru Nakamura. Dabei ging es darum, dass er die Rochade mit zwei Händen ausgeführt hat, oder so. Ich denke, er hat diese "Berührt-Geführt-Regel" einige Male verletzt. Nicht nur ein- oder zweimal. Aber das ist einfach seine Angewohnheit und er sagt nie etwas.

Mein Problem war aber eigentlich, dass der Schiedsrichter, der dort saß und die Züge aufschrieb - und es waren sogar drei Schiedsrichter da - die Partie niemals unterbrochen hat und niemals gesagt: "Ich schreite da jetzt ein" Ich denke, gleich danach gab es einige kleinere Änderungen der FIDE-Regeln. Wenn ein Schiedsrichter einen solchen Verstoß sieht, soll er jetzt die Partie unterbrechen und den Spieler daran erinnern, die Regeln zu befolgen und so weiter.

Ich würde sagen, das ist bei den meisten Schachturnieren ein Problem. Ich meine natürlich, wenn man von einigen Turnieren mit 100 gleichzeitig gespielten Partien spricht, hat man einfach nicht genug Leute und dann ist jeder Spieler für sein eigenes Brett verantwortlich und er sollte wohl die Uhr anhalten und den Schiedsrichter rufen und so weiter. Hier sehe ich das nicht wirklich als großen Verstoß, aber im Allgemeinen sollte ein Schiedsrichter zumindest etwas aufpassen, was da vor sich geht.

Aber ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, dass die beiden Herren, die das Schiedsrichterteam repräsentierten, daran interessiert waren, was am Brett vor sich ging Sie haben nur vor der Partie nach Hardware gesucht. Im Allgemeinen würde ich mir also etwas mehr Engagement von den Schiedsrichtern erwarten - besonders während einer Partie.

Im Fußball gibt es ja jetzt beispielsweise diesen VAR und in der NFL diese Challenge und so weiter. Du hast also all diese Schiedsrichter, die das Spiel genau verfolgen. Im Schach gibt es vielleicht keine solche Tradition, dass jemand in der Nähe des Brettes sitzt und genau hinsieht, aber das würde ich erwarten. Wenn Du etwa 10 Kameras hast, die Dich und die Partie beobachten, dann achtest Du vielleicht auch auf die Partie und checkst nicht Deine E-Mails oder suchst nicht auf Google nach den neusten Memes, was die im Grunde ja gemacht haben.

Ian Nepomniachtchi smiling
Nepomniachtchi plädiert für mehr Konsistenz bei der Umsetzung der Berührt-Geführt-Regel .

Das wird sich hoffentlich in Zukunft ändern. Also diese Einstellung der Menschen. Denn ein Schachschiedsrichter zu sein, insbesondere auf einem hochrangigen Ereignis, wird manchmal als Anwesenheit im Spielsaal angesehen und dann endet ihre Verantwortung. Aber ich denke, so denken die meisten Leute, und so verhalten sich leider auch die meisten Schiedsrichter. Ich denke, das sollte etwas verbessert werden. Ich wäre aber nicht allzu glücklich, wenn sie einschreiten, wenn jemand versehentlich eine Figur berührt, und dann einen Springerzug machen muss, der wie in diesem Fall offensichtlich die Partie verliert. Aber technisch gesehen ist es so, dass wenn man nichts sagt, man einen Springerzug machen muss und wenn dann dort Leute sitzen die einfach nicht darauf achten was passiert, finde ich das ziemlich schade.

Mike: Okay, das sind faszinierende Gedanken. Jetzt bin ich aber neugierig: Wenn Du am Brett gewesen wärst als dieser Vorfall passiert ist. Hättest Du dann etwas gesagt?

Ian: Nun, nach der Vorfall mit Hikaru hätte ich das natürlich getan. Irgendwann während der Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft in Moskau spielte ich eine Partie gegen Nihal Sarin und er hat in der Eröffnung einen Bauern berührt —berührt oder gezogen— und ich habe nichts gesagt, obwohl ich nach ein Zug dieses Bauern die Partie sofort gewonnen hätte. Ich dachte, ich sollte nicht so streng sein, aber dann habe ich die Partie verloren und was danach natürlich stocksauer. Im Allgemeinen denke ich aber, dass es Regeln gibt und diese Regel für alle gelten. "Wenn Du eine Figur berührt, dann hast Du sie auch zu ziehen". Das lernen schon die Kinder in meinem Schachclub. Es ist also eine ganz klare Regel und mich würde es einfach nur freuen, wenn alle Spieler diese Regel befolgen würden.

'When you touch a piece, you move it' is quite a nice rule and I would be happy if everyone would follow it.

Mike: Okay, faszinierend. Jetzt habe ich aber noch eine ganz andere Frage. Natürlich wirst Du aus den Partien von Dubai lernen und an dieser Erfahrung wachsen, aber vergessen wir nicht, dass Du auch 800.000 Euro gewonnen hast und das ist nicht wenig Geld! Und Dubai hat doch so viele schöne Sachen zu bieten. Alle Arten von Luxusautos und -uhren und so weiter. Gibt es da etwas, das Du im Auge hast, für das Du die fast eine Million Dollar verwenden wirst? Irgendeine Art von Geschenk für das, was Du in den letzten sieben Monaten ertragen hast?

Ian: Nun, ich denke ehrlich gesagt, dass ich für diese WM kein Geschenk verdient habe. Aber ich bin gerade auf Wohnungssuche in Moskau und vielleicht wird mir dieses Geld helfen, eine nette Wohnung zu finden.

Mike: Okay, die Weltmeisterschaft kann man ja nicht kaufen –  und das wäre natürlich das schönste Geschenk. Ich danke Dir aber trotzdem, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Ian: Gerne geschehen.

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FM Mike Klein

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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