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FIDE Schachweltmeisterschaft: Carlsen hat den Pokal - Kritik an Dubov
Magnus Carlsen mit seinem fünften WM-Pokal. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

FIDE Schachweltmeisterschaft: Carlsen hat den Pokal - Kritik an Dubov

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

"Diesmal kann ich sagen, dass ich mit meiner Leistung vollauf zufrieden bin, und das ist ein tolles Gefühl," sagte Magnus Carlsen bei der Siegerehrung am Sonntag. Gleichzeitig wurde aber Daniil Dubov in seiner russischen Heimat dafür kritisiert, dass er während der WM als Sekundant für Carlsen gearbeitet hatte.

Die Siegerehrung

Carlsen erhielt am Sonntagabend in Dubai im Beisein ehemaliger Weltmeister wie Vishy Anand, Nona Gaprindashvili and Zhu Chen seinen fünften WM-Pokal und seinen fünften Lorbeerkranz. Die Siegerehrung fand in einem neu gestalteten Spielsaal statt, bei dem die gläserne Trennwand entfernt wurde. 

Das Video der Siegerehrung.

Als erster sprach der leitende Beauftragte für internationale Aussteller der Expo 2020 Dubai, Omar Shehadeh. Danach folgte eine Ansprache von FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich, der dann Ian Nepomniachtchi eine Silbermedaille und Carlsen eine Goldmedaille überreichte.

Schließlich überreichte Andrey Guryev, CEO des russische Düngemittel- und Phosphathersteller Phosagro, der die Weltmeisterschaft bereits zum vierten Mal sponserte, Carlsen den Siegerpokal.

FIDE World Chess Championship Cup 2021
Der Siegerpokal der FIDE Schachweltmeisterschaft 2021. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der über fünf Kilogramm schwere Pokal wurde aus 925er Sterlingsilber, Dolerit und Obsidian gefertigt, mit 999er Gold vergoldet und ist mit 39 Perlen und einem Diamanten besetzt. Der Pokal wurde von der FIDE entworfen und von den Juwelieren von Chamovskikh mit Unterstützung des Schachbundes der Region Swerdlowsk hergestellt.

Bei seiner Siegerrede dankte Carlsen zunächst der FIDE und der Expo zunächst für die Organisation der Veranstaltung. "Die letzten drei Wochen waren im Allgemeinen eine wirklich sehr angenehme Erfahrung", sagte er, bevor er sich auch bei seinem Team bedankte. Interessanterweise verriet er, dass seine Motivation nicht immer die beste war.

Magnus Carlsen laurel wreath trophy 2021
Carlsen mit dem traditionellen Lorbeerkranz und dem Pokal. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

"Ein riesiges Dankeschön von mir persönlich an mein Team vor Ort, meiner Familie und allen anderen Helfer, sowie meiner Mannschaft, die teilweise hier in Dubai und auch im Ausland war. Sie haben mir sehr geholfen, mich so gut wie möglich vorzubereiten. Es gab Momente, in denen ich mit meiner Motivation für diese Weltmeisterschaft ein wenig zu kämpfen hatte, aber eure Motivation war immer vorhanden. Wir hatten eine sehr gute Atmosphäre und eine positive Stimmung. Also vielen Dank dafür."

Carlsen schien auf eine WM zurückzublicken, die die angenehmste der fünf Weltmeisterschaften war: "Das Match war eine so positive Erfahrung", sagte er. "Normalerweise gibt es bei diesen Meisterschaften Dinge, mit denen man zufrieden ist und Dinge, mit denen man weniger zufrieden ist usw. Aber diesmal kann ich sagen, dass ich mit meiner Leistung vollauf zufrieden bin und das ist ein tolles Gefühl."

FIDE 2021 World Chess Championship closing ceremony
Wer erkennt alle Weltmeister auf diesem Bild? Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Kritik an Dubov

Kurz nachdem Carlsen die 11. und letzte Partie dieser Weltmeisterschaft gewonnen hatte, verriet sein Sekundant Peter Heine Nielsen, dass auch Daniil Dubov, wie schon 2018, wieder in Carlsens Team war. Damals spielte Carlsen aber gegen den Amerikaner Fabiano Caruana und bei dieser WM kam der Herausforderer, wie Dubov, aus Russland und das fanden einige prominente Vertreter der russischen Schachszene als problematisch.

Sergey Karjakin zeigte sich auf Twitter sehr überrascht, als er erfuhr, dass Dubov "gegen Nepo" gearbeitet hatte. Er drehte die Sichtweise und schrieb, dass er es auch sehr seltsam gefunden hätte, wenn Nepo einen norwegischen Großmeister wie Hammer oder Tari als Sekundanten engagiert hätte:

Sergei Shipov, Russlands berühmtester Schachkommentator, zeigte sich auf Telegram ähnlich überrascht und kritisierte Dubovs Entscheidung:

"Oh, Dania, warum? Wie viel hat er Dir denn bezahlt? Hättest Du nicht auf dieses eine Event verzichten können? Du bist doch ein so talentierter Kommentator, dass Du die WM auf jeder beliebigen Plattform kommentieren hättest können!"

Shipov beendete seinen Kommentar mit den Worten: "P.S. Ich denke, Dubov wird jetzt nicht für die russische Nationalmannschaft spielen. Und das zurecht."

Wie Shipov, deutete auch der 12. Weltmeister Anatoly Karpov an, dass es für Dubov in Zukunft problematisch sein könnte, weiter für die Nationalmannschaft zu spielen

"Falls er als Mitglied der russischen Nationalmannschaft kein Gehalt bekommen würde, könnte man seine moralischen Prinzipien verurteilen oder in Frage stellen. Dann wäre er aber er ein freier Mensch und kann machen, was er für sich am besten hält. Wenn er aber ein Gehalt bekommt, ist die Sachlage eine andere und seine Entscheidung wäre nur schwer zu verstehen."

Eine andere bekannte Persönlichkeit in Russland, Ilya Levitov (ein Schachliebhaber, Schriftsteller, Unternehmer und YouTuber), schrieb ebenfalls auf Telegram:

"Um ehrlich zu sein, habe ich es zuerst nicht geglaubt, aber es hat sich als wahr herausgestellt. Irgendwie komme ich damit nicht klar. Daniel erzählt doch so gerne, wie stolz er ist, für die russische Nationalmannschaft zu spielen und dass wir eine so große Schachpower haben und dass wir immer gewinnen müssen... Kurz gesagt, bin ich jetzt irgendwie völlig geschockt."

Dubov hat in einem Interview mit der russischen Sport-Website Championat auf die Kritik reagiert und zunächst darauf hingewiesen, dass er bereits vor Ende des Kandidatenturniers, also bevor bekannt wurde, dass der Herausforderer ein Russe sein würde, einer Zusammenarbeit mit Carlsen zugestimmt habe.

Das Hauptargument von Dubov ist, dass er einen Unterschied zwischen einer Einzel- und einer Mannschaftsmeisterschaft sieht. „Da bin ich relativ gelassen“, sagt er. "Für mich ist das kein Problem. Und ich denke auch nicht für Ian. Wenn man über das Land Russland oder die russische Nationalmannschaft spricht, dann ist es die russische Nationalmannschaft. Hier spielte aber nicht Russland gegen Norwegen." Später im Interview fügt Dubov hinzu: "Das Ganze zu einer großen nationalen Sache aufzublähen, erscheint mir absurd."

Daniil Dubov
Daniil Dubov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Und was denkt Nepomniachtchi selbst darüber? In einem Exklusivinterview mit Chess.com zeigte sich der Herausforderer ebenfalls überrascht, weist aber darauf hin, dass Dubovs Arbeit Carlsen möglicherweise nicht allzu sehr geholfen habe:

"Nun, irgendwie war ich mir bis zur zweiten Partie, nicht sicher. Aber als ich diese 8.Se5-Idee gesehen hatte... Das ist eine typische Idee von Daniil. Ich hatte ziemlich gemischte Gefühle, weil, ich meine, es geht ja nicht darum, dass er ein Landsmann ist. Wir haben ja ziemlich viele starke Großmeister und einige von ihnen arbeiten zusammen."

"Aber mit Daniil habe ich vor einigen Jahren schon einige Zeit zusammengearbeitet. Also dachte ich, er würde lieber in einem Kommentatorenteam sein. Andererseits denke ich aber, dass ich ihm im Namen meines Teams danken sollten, da ich nach seinen Neuerungen wie 8.Se5 in der katalanischen Eröffnung und dieser Mischung aus katalanischer und Reti Eröffnung in der sechsten Partie die besten Chancen hatte... Ich glaube nicht, dass er ein Doppelagent war, aber seine Innovationen haben mir doch sehr geholfen."

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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