FIDE Schacholympiade, Tag 5 - Siege, Siege, Siege (und ein Unentschieden)
Siege auf (fast) der ganzen Linie! Was für ein Tag! 5 der 6 Mannschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konnten gewinnen und die sechste spielte ganz unglücklich Unentschieden.
Welche Mannschaft das war, wie die Siege zustande kamen und vieles weitere haben wir versucht, in diesem Artikel möglichst übersichtlich zusammenzufassen.
Also fangen wir ohne weitere Vorreden gleich an und kommen zum Geschehen - Über Kommentare jeglicher Art würden wir uns natürlich freuen
Open:
Liechtenstein, Uruguay und andere Teams
Damen:
Österreich - Vereinigte Arabische Emirate
Deutschland - Slowenien
Nach dem etwas glücklichen Sieg gegen Irland wartete heute mit Slowenien ein weiterer starker Gegner auf das deutsche Herrenteam.
Als erster hatte Rasmus Svane seine Aufgabe erledigt und nach etwa 2.5 Stunden Spielzeit gegen ein Jobava-London-System mit Schwarz ein Remis erzielt und im Gegensatz zu gestern war das heutige Remis bombensicher!
Vincent Keymer konnte mit Schwarz zunächst ausgleichen und nutzte dann einen winzigen Fehler seines Gegners um sich einen Vorteil zu erspielen, den er immer weiter ausbaute und nach 57 Zügen in einen vollen Punkt verwandelte.
Eine klasse Partie von Vincent!
Dmitrij Kollars brachte Deutschland dann mit einem Sieg in einem Turmendspiel mit Mehrbauern uneinholbar in Führung und Matthias Blübaum rundete den schönen Mannschaftserfolg mit einem Remis nach 90 Zügen ab.
Deutschland ist also weiter voll im Rennen!
Deutschland | 3:1 | Slowenien | ||
Keymer, Vincent | 2686 | 1-0 | Subelj, Jan | 2498 |
Blübaum, Matthias | 2673 | 0.5-0.5 | Borisek, Jure | 2577 |
Svane, Rasmus | 2649 | 0.5-0.5 | Markoja, Boris | 2452 |
Kollars, Dmitrij | 2648 | 1-0 | Dobrovoljc, Vid | 2398 |
Schweiz - Singapur
Die Schweizer hatte nach dem gestrigen Pflichtsieg gegen die Schachfreunde aus dem Kosovo heute mit Singapur erneut einen machbaren Gegner zugelost bekommen. An den ersten drei Bretten waren die Spielstärken zwar ziemlich ausgeglichen, aber Fabian Bänziger an Brett 4 war der klare Favorit.
Irgendwas ist dann leider bei Fabians slawischer Eröffnung schiefgelaufen, denn bis er beweisen konnte, dass er für sein frühes Bauernopfer am Damenflügel Kompensation hatte, war bereits das halbe Brett leergeräumt und die Partie endete "nur" Remis.
Die Schlussstellung war aber sehr ästhetisch
Oliver Kurmann brachte die Schweizer dann auf die Siegerstraße und nachdem Sebastian Bogner remisiert und Jinyao Tin eingesehen hatte, dass er ein ungeleichfarbiges Läuferendspiel mit Minusbauern gegen Nico Georgiadis unmöglich gewinnen konnte und ebenfalls einem Remis zustimmte, war der Sieg der Schweizer unter Dach und Fach.
Hier ist der alles entscheidende Sieg von Oliver Kurmann:
Morgen wartet mit Frankreich dann ein ganz dicker Brocken auf die Schweizer!
Schweiz | 2.5:1.5 | Singapur | ||
Georgiadis, Nico | 2578 | 0.5-0.5 | Tin, Jingyao | 2552 |
Bogner, Sebastian | 2545 | 0.5-0.5 | Goh, Wei Ming Kevin | 2453 |
Kurmann, Oliver | 2463 | 1-0 | Siddharth, Jagadeesh | 2426 |
Bänziger, Fabian | 2451 | 0.5-0.5 | Wong, Zhenyong Jayden | 2163 |
Österreich - Portugal
Auch Österreichs Herrenteam ging gegen Portugal als Favorit ins Rennen.
Felix Blohberger lief mitten in seinem Angriff in einen Konter und musste den Angriff abbrechen, um eine Mattdrohung abzuwehren. Danach leerte sich das Brett und die Partie endete Remis.
Markus Ragger konnte sich gegen Jorge Viterbo Ferreira nie einen Vorteil erspielen und nach exakt 30 Zügen einigten sich die beiden auf ein Remis.
Jetzt lag alles an den beiden Schwarzpartien.
Es war dann Valentin Dragnev, der die erste Partie in diesem Duell gewinnen konnte. Eigentlich hört sich ja ein Endspiel mit 2 Türmen gegen Turm und 2 Läufer nach einer totalen Katastrophe an. Wenn allerdings ein gefährlicher Freibauer hinzukommt und die beiden Läufer "die schlechtesten Läufer der Schachgeschichte" sind, ist selbst dieses Endspiel für einen Großmeister ein gefundenes Fressen.
Dominik Horvath brachten den Sieg dann mit einem nie gefährdentem Remis nach 59 Zügen nach Hause. Eine klasse Leistung der bisher so stark aufspielenden Österreicher!
Österreich | 2,5:1,5 | Portugal | ||
Ragger, Markus | 2647 | 0.5-0.5 | Ferreira, Jorge Viterbo | 2499 |
Dragnev, Valentin | 2557 | 1-0 | Galego, Luis | 2462 |
Blohberger, Felix | 2492 | 0.5-0.5 | Sousa, Andre Ventura | 2420 |
Horvath, Dominik | 2488 | 0.5-0.5 | Veiga, Jose Francisco R P Neves | 2378 |
Ein Fun-Fakt am Rande: Bei den Mannschaftskämpfen Schweiz-Singapur und Österreich-Portugal wurde nur jeweils eine Partie gewonnen und beide dieser Partien begannen mit einer Eröffnung, die den Ruf hat, fast immer zu einem Remis zu führen: Der russischen Verteidigung!
Was sonst noch so geschah
Das 160 km² große Liechtenstein konnte die mit 78 km² nicht mal halb so große Kanalinsel Guernsey mit 3:1 besiegen. Verantwortlich dafür waren Marcel Mannhart, Willy Icklicki und Renato Frick.
Georg Meier hätte selbst mit einem Sieg gegen die italienische Nummer 1 Daniele Vocaturo die Niederlage von Uruguay nicht verhindern können und gab sich wohl auch deshalb schon früh mit einem Remis zufrieden.
Und Leiner Dominguez-Perez gewann beim 2.5 - 1.5 Sieg der USA über Israel durch ein hervorragendes Qualitätsopfer gegen Maxim Rodshtein. "The Big Greek" Georgios Souleidis zeigt uns diese Partie.
Und jetzt sind die Damen an der Reihe!
Deutschland - Mongolei
Caissa meint es bei der Auslosung nicht gut mit den deutschen Damen. Nach den klar zu niedrig bewerteten Rumäninnen gestern, hatten es unsere Mädels heute mit den Damen aus der Mongolei zu tun, deren Elo ebenfalls klar unter der wahren Spielstärke liegt.
Josefine Heinemann spielte wie schon am Vortag eine grundsolide Partie und um sicherzustellen, dass sie sie nicht wieder kurz nach dem 50. Zug einzügig einstellt, bot sie ihrer Gegnerin kurz vor dem 50. Zug ein Remis.
Da Dinara Wagner zu diesem Zeitpunkt bereits klar auf Gewinn stand und an den anderen beiden Brettern nicht viel los war, war dies sicher auch eine taktisch geprägte Entscheidung.
Nur kurze Zeit später verbesserte sich auch die Stellung von Jana Schneider Zug um Zug und als absehbar war, dass auch Jana wohl gewinnen würde, bot auch Elli Pähtz Ihrer Gegnerin Remis.
Wie von unseren Youngstars nicht anders zu erwarten, verwandelten dann sowohl Jana als auch Dinara ihre Gewinnstellungen und das junge Team aus der Mongolei musste eingestehen, dass die deutschen Damen heute einfach besser waren.
Hier sind beide Siege zum ansehen und genießen.
Jana gewann mit Schwarz:
Und Dinara mit Weiß:
Deutschland | 3:1 | Mongolei | ||
Pähtz, Elisabeth | 2484 | 0.5-0.5 | Enkhtuul, Altan-Ulzii | 2267 |
Heinemann, Josefine | 2321 | 0.5-0.5 | Munkhzul, Turmunkh | 2277 |
Wagner, Dinara | 2341 | 1-0 | Mungunzul, Bat-Erdene |
2163 |
Schneider, Jana | 2342 | 1-0 | Munkhzul, Davaakhuu | 2095 |
Schweiz - Belgien
Gegen die Spielerinnen aus Belgien waren die Schweizer Mädels an allen vier Brettern die Favoriten.
In Führung gingen allerdings die Mädels aus Belgien, denn Camille De Seroux hatte einfach übersehen, dass nach einem simplen Damentausch ihrer Gegnerin der eigenen Springer hängt.
Kurz darauf musst auch Lena Georgescu eingestehen, dass sie nicht über ein Remis hinauskommen würde und plötzlich waren die Außenseiterinnen aus Belgien nur noch einen halben Punkt vom Unentschieden entfernt.
Dann aber revanchierte sich Gundula Heinatz für die gestrige Niederlage und glich den Spielstand mit dieser wunderschönen Partie aus.
Zur Matchwinnerin hätte dann Ghazal Hakimifar werden können, aber ihre grandios kämpfende Gegnerin verteidigte sich in einem theoretisch zwar verlorenen, aber praktisch unglaublich schwierigen Endspiel über 117 Züge und rang der Schweizerin schließlich ein Remis ab. Schade. Dieser halbe Punkt hätte den Tag absolut perfekt gemacht.
Schweiz | 2:2 | Belgien | ||
Georgescu, Lena | 2279 | 0.5-0.5 | Goossens, Hanne | 2159 |
Hakimifard, Ghazal | 2296 | 0.5-0.5 | Vanduyfhuys, Daria | 2094 |
Heinatz, Gundula | 2196 | 1-0 | De Rycke, Tyani | 1994 |
De Seroux, Camille | 2106 | 0-1 | Barbier, Astrid | 1879 |
Österreich - Vereinigte Arabische Emirate
Den Kampf gegen Corona konnten die Österreicherinnen erneut nicht gewinnen und mussten schon wieder nur zu dritt antreten. Der Kampf gegen die Vereinigten Arabischen Emirate lief aber viel besser.
Elisabeth Hapala glich den Rückstand der kampflosen Niederlage aus, Nikola Mayrhuber brachte Österreich mit ihrem vierten Sieg in der vierten Partie mit 2:1 in Führung und Denise Trippold nutzte am Ende eine Ungenauigkeit ihrer Gegnerin und konnte ein Damenendspiel, das zuvor doch sehr nach einem Remis gerochen hatte, auch noch gewinnen.
Hier ist der Sieg von Elisabeth Hapala
Der Kampf gegen Corona geht weiter, aber zumindest die Vereinigten Arabischen Emirate sind jetzt einmal besiegt! Das ist doch mal eine gute Nachricht für die Damen aus Österreich.
Östereich | 3:1 | VAE |
||
Newrkla, Katharina | 2265 | - + | Al Maamari, Wafia Darwish | 1841 |
Trippold, Denise | 2151 | 1-0 | Almaini, Aishah Sarhan | 1615 |
Mayrhuber, Nikola | 2141 | 1-0 | Rouda Essa, Alserkal | 1874 |
Hapala, Elisabeth | 2113 | 1-0 | Mariam, Essa | 1591 |
Morgen, am Mittwoch dem 3. August um 11.30 Uhr gehts weiter. Dann spielen bei den Herren:
Deutschland - Italien
Österreich - England
Schweiz - Frankreich
Liechtenstein - El Salvador
Und bei den Damen:
Deutschland - Israel
Österreich - Costa Rica
Schweiz - Paraquay
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