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FIDE Schacholympiade Tag 4: Viel Glück, viel Pech und ein großes Rätsel
Markus Ragger hat Remis gespielt. Zumindest das wissen wir sicher. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

FIDE Schacholympiade Tag 4: Viel Glück, viel Pech und ein großes Rätsel

Merlin2017
| 3 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am vierten Tag der Schacholympiade in Chennai konnten die Deutschen und die Schweizer Herren die gestrigen Niederlagen wieder ausbügeln, während die Österreicher aus Gründen, die wir leider nicht kennen, die gestrige Sensation nicht wiederholen konnten.

Bei den Damen fand die deutsche Siegesserie ein Ende, die Schweizerinnen landeten einen Pflichtsieg und die Österreicherinnen sind bedauerlicherweise mehr mit Covid als mit Schach beschäftigt.

Der Start der vierten Runde. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Hier findet Ihr hoffentlich alle Informationen, die Ihr über den vierten Tag der Olympiade gesucht habt. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und freuen uns über alle Kommentare.

Open:

Österreich - Armenien

Deutschland - Irland

Schweiz - Kosovo

Liechtenstein, Uruguay und andere Teams

Damen:

Deutschland - Rumänien

Schweiz - Algerien

Österreich - Paraguay

Österreich - Armenien

Beginnen wir mit den großen Siegern der dritten Runde. Kapitän Borki Predojevic dachte sich "Never change a winning Team" und schickte die gleichen vier Spieler wie gestern an die Bretter.

Das österreichische Erfolgsteam. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Dominik Horvath und Robert Hovhannisyan blitzen sich in einer Berliner Verteidigung in 37 Zügen zu einem Remis, dem fast 2 Stunden später (allerdings in nur 34 Zügen) ein weiteres Remis zwischen Markus Ragger und Gabriel Sargissian folgte.

Jetzt benötigten die Österreicher nur noch 2 weitere Remis, um für die nächste kleine Sensation zu sorgen und es sag gut aus. Sehr gut sogar, denn kurz vor der Zeitkontrolle stand Valentin Dragnev mit Weiß völlig solide und Felix Blohberger mit Schwarz sogar besser!

Und dann geschah das unglaubliche! Fast zeitgleich nutzten Valentin und Felix Fehler ihrer Gegner und plötzlich standen beide völlig auf Gewinn! So dachten zumindest alle Zuschauer, aber leider hatte die indische Technik den österreichischen Schachfans einen Streich gespielt, denn auf einmal zeigten die DGT-Bretter zwar weiterhin Gewinnstellungen für die beiden Österreicher, die Partien allerdings als gewonnen für die armenischen Spieler an! Was in den Partien allerdings wirklich passiert ist, hat bis jetzt noch niemand wirklich herausgefunden. Wir bemühen uns aber um Aufklärung.

Nur das traurige Endergebnis ist mittlerweile bestätigt:

Österreich   1:3 Armenien  
Ragger, Markus 2647  0.5-0.5 Sargissian, Gabriel 2698
Dragnev, Valentin 2557  0-1 Melkumyan, Hrant 2634
Blohberger, Felix 2492 0-1 Ter-Sahakyan, Samvel 2625
Horvath, Dominik 2488 0.5-0.5 Hovhannisyan, Robert 2591

Hier stimmen die Stellungen von Valentin Dragnev (rechts) und Felix Blohberger noch mit den Stellungen der Liveübertragung überein. Was später passiert ist, wissen wir leider nicht. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Deutschland - Irland

Bei den deutschen Herren kam endlich Vincent Keymer zu seinem ersten Einsatz, aber die Ehre, gegen Außenseiter Irland den ersten Punkt zu erzielen, überließ er Dmitrij Kollars, der seinen Gegner in einer spanischen Partie völlig überspielte.

Vincent sorgte dann mit einem glänzend gespielten Damengambit, bei dem sich sein Vorteil bei fast jedem der 37. Züge vergrößerte, für die 2:0 Führung und Rasmus Svane brachte den Sieg mit einem zugegebenermaßen sehr sehr sehr glücklichen Remis unter Dach und Fach. Eigentlich könnte man hinter das Remis von Rasmus aber noch ein paar mehr "sehrs" schreiben, denn Matthias Blübaum stand zu diesem Zeitpunkt schon völlig auf Verlust und musste kurze Zeit später seinen Kampf gegen die irischen Windmühlen aufgeben.

Bei diesem Sieg der deutschen Herren hat Caissa fleißig mitgeholfen!

The Big Greek Georgios Souleidis hat sich den Sieg von Vincent Keymer genauer angesehen:

Deutschland   2.5:1.5 Irland  
Keymer, Vincent 2686  1-0 Baburin, Alexander 2400
Blübaum, Matthias 2673  0-1 Murphy, Conor E 2404
Svane, Rasmus 2649 0.5-0.5 Kanyamarala, Tarun 2379
Kollars, Dmitrij 2648 1-0 Heidenfeld, Mark 2355

Matthias Blübaum musste sich heute geschlagen geben. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Schweiz - Kosovo

Die Schweizer spielten ihren Kampf gegen die Außenseiter aus dem Kosovo absolut souverän nach Hause. Sebastian Bogner und Yannick Pelletier gerieten an den vorderen Brettern zum keinem Zeitpunkt in Gefahr und remisierten ihre Partien und Oliver Kurmann und Fabian Bänzinger gewannen an den hinteren Brettern. Fabians Sieg war allerdings sehr seltsam:

Fabian Bänziger bewies heute eine Engelsgeduld. Foto: Maria Emelianova/Chess.com


Wirklich gefordert waren die Schweizer heute nicht. Das wird sich morgen sicher ändern!

Schweiz   3:1 Kosovo  
Bogner, Sebastian 2545  0.5-0.5 Saraci, Nderim 2495
Pelletier, Yannick 2551  0.5-0.5 Saraci, Korab 2287
Kurmann, Oliver 2463 1-0 Makolli, Perparim 2247
Bänziger, Fabian 2451 1-0 Asllani, Muhamet 2235

Sebastian Bogner (rechts) und Yannik Pelletier hielten ihre Partien problemlos Remis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Was sonst noch so geschah

Liechtenstein hat nach dem gestrigen Punktgewinn heute gegen den Tschad den ersten Sieg gefeiert. Verantwortlich dafür waren die Siege von Marcel Mannhart, Martin Schadler und Renato Frick.

Und Uruguay konnte die Schachfreunde aus dem Irak mit 2.5 - 1.5 besiegen. Der Matchwinner? Natürlich Georg Meier!

Eigentlich wäre das Endspiel noch ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber nachdem Ali Nassr so nett war, Georgs Bauer auf d4 zu schlagen, war die Partie für Weiß gewonnen. Wer sieht, warum?

Und jetzt zu den Damen

Deutschland - Rumänien

Josefine Heinemann und Jana Schneider erspielten sich in der Eröffnung mit Weiß zwar jeweils bombensichere Stellungen - einen Vorteil konnten sie aber nicht wirklich beanspruchen. Elli Päthz geriet jedoch mit Schwarz schon früh in Bedrängnis und nachdem Hanna Marie Klek verpasst hatte, ihre Gegnerin für das nicht-rochieren ihres Königs zu bestrafen, fand sie sich plötzlich in einer schlechten Stellung mit Minusbauern wieder, aus der sie sich einfach nicht mehr befreien konnte. Alessia Ciolacu hat das aber auch wirklich klasse gespielt!

Eigentlich zeigen wir ja lieber die Siege unserer Spielerinnen, aber der rumänische internationale Meister Adrian Petrisor war so nett, diese Partie für uns zu analysieren! Multumesc Adrian

Alessia Ciolacu ließ sich von Hanna Marie Klek (links) nicht einschüchtern. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Jana Schneider war es in der Zwischenzeit gelungen, einen Fehler ihrer rumänischen Gegnerin auszunutzen und konnte mit einer unaufhaltsamen Bauernwalze auf den schwarzen König losrollen. Als diese Walze dann einen Läufer einfach plattgewalzt hatte, war Janas vierter Sieg in der vierten Partie nur noch Formsache.

Josefine Heinemann stand in einer italienischen Eröffnung 52 Züge lang bombensicher und auf Remis und übersah im 53. Zug eine Taktik ihrer Gegnerin, die die Partie im Prinzip auf der Stelle verlor. 3 Züge später gab Josefine auf und dass sich Elli am Ende aus einer fast aussichtslosen Stellung in ein Remis retten konnte, änderte an der ersten Niederlage der deutschen Damen dann leider nichts mehr.

Deutschland   1.5:0.5 Rumänien  
Pähtz, Elisabeth 2484  0.5-0.5 Bulmaga, Irina 2394
Heinemann, Josefine 2321  0-1 Sandu, Mihaela 2297
Klek, Hanna Marie 2366 0-1 Ciolacu, Alessia-Mihaela

2163

Schneider, Jana 2342 1-0 Lehaci, Miruna-Daria 2193

Elli Pähtz (rechts) konnte sich gegen Irina Bulmaga in ein Remis retten. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Schweiz - Algerien

Die Schweizerinnen gingen an allen 4 Brettern als Favoriten in die Duelle - spielten solide Eröffnungen - erkämpften sich kleine positionelle Vorteile... und dann ging bei Gundula Heinatz alles schief, was schiefgehen kann. Zuerst verlor sie ihre Initiative. Dann einen Bauern. Dann noch einen. Dann wurde ihr König schwach. Und schließlich war die Partie verloren.

Zum Glück standen zu diesem Zeitpunkt Ghazal Hakimifard und Laura Stoeri bereits klar auf Gewinn und Lena Georgescu hatte auch die klar bessere Stellung und nur wenige Minuten später glich Laura Stoeri zum 1:1 aus.

Laura Stoeri glich zum 1:1 aus. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Ghazal Hakimifard hatte sich im frühen Mittelspiel einen Vorteil erspielt, den sie im Endspiel verwandeln konnte und Lena Georgescu gewann ein sehr taktisches Endspiel, dem eine strategische Meisterleistung vorausgegangen war. Alles in allem war das dann doch eine recht souveräne Vorstellung der favorisierten Eidgenossinnen.

Schweiz   3:1 Algerien  
Georgescu, Lena 2279  1-0 Mezioud, Amina 2024
Hakimifard, Ghazal 2296  1-0 Nassr, Lina 2011
Heinatz, Gundula 2196 0-1 Nassr, Rania 1737
Stoeri, Laura 2084 1-0 Hamza, Amira 1848

Ghazal Hakimfard. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Österreich - Paraguay

Die Österreicherinnen herrscht einfach die Seuche. Nachdem gestern Chiara Polterauer und Denise Trippold wegen positiver Covid-Tests nicht antreten konnten, erwischte es heute neben Chiara Polterauer auch Katharina Newrkla und somit konnte Kapitän Siegfried Baumegger erneut nur 3 Spielerinnen aufbieten.

Wie bei den Schweizer Damen begann dann auch dieses Duell mit einer negativen Überraschung. Elisabeth Hapala lief bei dem Versuch, den Springer ihrer Gegnerin mit dem typisch paraguayischen Namen Renata Mayeregger zu gewinnen in einen fiesen Konter und musste nicht nur den Gewinn des Springers abschreiben, sondern auch noch einige Bauern, um ein Matt abzuwehren. Das daraus resultierende Endspiel war einfach nur verloren.

Wieder einmal war es dann Nikola Mayrhuber, die mit ihrem vierten Sieg in der vierten Partie die österreichischen Chancen am Leben erhielt und auf 1:2 verkürzen konnte.

Leider schaffte es aber Denise Trippold nicht, ein eigentlich gewonnenes Turmendspiel zu gewinnen und somit mussten sich die dezimierten Österreicherinnen zum zweiten Mal ganz knapp geschlagen geben.

Da können wir nur hoffen, dass zumindest der Kampf gegen Corona bald gewonnen wird, damit sie bald wieder zu viert antreten können.

Östereich   1.5:2.5 Paraguay
 
Newrkla, Katharina 2265 - + Vargas, Gabriela 2140
Trippold, Denise 2151  0.5-0.5 Perez, Dalila 1799
Mayrhuber, Nikola 2141 1-0 Montiel Caceres, Helen 1763
Hapala, Elisabeth 2113 0-1 Mayeregger Gonzalez, Renata 1479

Beim Trainingslager der Österreicherinnen war die Welt noch in Ordnung. Foto: Chess.at

Morgen, am Dienstag dem 2. August um 11.30 Uhr gehts weiter. Dann spielen bei den Herren:

Deutschland - Slowenien

Österreich - Portugal

Schweiz - Singapur

Liechtenstein - Guernsey

Und bei den Damen:

Deutschland - Mongolei

Österreich - Vereinigte Arabische Emirate

Schweiz - Belgien


Weitere Berichte von der Schacholympiade:

Die 3. Runde (deutsch)

Die 3. Runde (englisch)

Die 2. Runde (deutsch)

Die 2. Runde (englisch)

Die 1. Runde (deutsch)

Die 1. Runde (englisch)

Die Eröffnungsfeier

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