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FIDE kündigt kürzere Partien für Frauen bei Kandidaten an
Die FIDE hat für das diesjährige Kandidatenturnier in Toronto kürzere Bedenkzeiten für das Frauenturnier angekündigt. Foto: FIDE.

FIDE kündigt kürzere Partien für Frauen bei Kandidaten an

Leon_Watson
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Es gibt kein Drama und alle Spieler:innen wurden konsultiert - das war die Botschaft des Weltschachverbands FIDE, um jegliche Andeutung einer Kontroverse zu dämpfen, nachdem das neue Reglement für ihr Aushängeschild, das Kandidatenturnier, veröffentlicht wurde.

Der Generaldirektor der FIDE, GM Emil Sutovsky, bezog sich dabei auf ein Detail, das in dieser Woche für Aufsehen sorgte: Die Organisator:innen hatten bekannt gegeben, dass beim Frauenturnier kürzere Bedenkzeiten durchgeführt werden als beim ausschließlich männlich dominierten Open.

GM Ju Wenjun verteidigte ihren Titel gegen GM Lei Tingjie bei der letzten Frauenweltmeisterschaft. Foto: Stev Bonhage/FIDE.

Die beiden Kandidatenturniere sind die letzten Ausscheidungsspiele für den Weltmeisterschaftskampf und zwei der prestigeträchtigsten Veranstaltungen im Schachkalender. Der Sieger des Open trifft auf den klassischen Weltmeister und die Siegerin des Frauenturniers auf die Frauenweltmeisterin.

Zum ersten Mal finden die beiden Doppelrundenturniere mit je acht Spieler:innen diesen April gleichzeitig unter einem Dach in der Great Hall in Toronto, Kanada, statt. Aber da enden die Ähnlichkeiten auch schon.

Laut den Regeln dauern die Partien der Frauenkandidaten 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement pro Zug ab dem ersten Zug.

Im Open bleibt es bei 120 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Intervall pro Zug ab Zug 41. Das könnte bedeuten, dass die Partien bei den Frauen deutlich kürzer und weniger zermürbend sind.

Auf den ersten Blick mag das rätselhaft erscheinen. Warum sollten für die Frauen andere Regeln gelten als für das Open, das dieses Jahr ebenfalls ein reiner Männerwettbewerb ist?

In den ersten Reaktionen in den sozialen Medien wurde diese Frage ebenfalls gestellt. Die Kommentare reichten von "wirklich verwirrend" über "was ist los mit euch?" bis hin zu "FIDE übertrumpft FIDE".

Viele stimmten jedoch generell zu. Einige wiesen darauf hin, dass auch bei Tennis-Grand-Slams kürzere Spiele stattfinden, bei denen Frauen über drei und Männer über fünf Sätze spielen.

Auf seinem persönlichen Konto spielte Sutovsky jegliche Dramatik herunter und erklärte, dass die Entscheidung über die Bedenkzeiten nach Rücksprache mit allen Spieler:innen getroffen wurde.

Über die Bedenkzeitregelung bei FIDE-Kandidaten: Die Teilnehmerinnen des Frauenwettbewerbs stimmten einstimmig für die 90+30 Bedenkzeit und zogen diese eindeutig der im Open verwendeten vor. Sie wurden vor die Wahl gestellt. Hört bitte auf, nach Drama zu suchen. - Emilchess

Die deutsche Nummer eins im Frauenschach, GM Elisabeth Paehtz, gab weitere Einblicke in die Entscheidung und deutete an, dass der Wechsel aus " energietechnischen Gründen" vorgenommen wurde: "

Schon 2019 bei den Frauenkandidaten in Kasan sagten einige Spielerinnen, dass der Turnierplan sehr anstrengend sei. Wenn ich daran zurückdenke, hatten sie damals die längere Bedenkzeit. Also haben sie es bei den Frauen aus Gründen des Energieniveaus gekürzt. - ElliPaehtz

Der internationale Schiedsrichter Chris Bird wies jedoch darauf hin, dass bei dem Turnier, auf das sich Paehtz bezog, die gleiche Bedenkzeit verwendet wurde. Paehtz sprach von den Frauenkandidaten 2019 in Kasan, Russland, die von GM Aleksandra Goryachkina gewonnen wurden.

Es wurden auch Fragen zu den potenziellen Problemen aufgeworfen, die entstehen könnten, wenn zwei Turniere am selben Ort mit unterschiedlichen Bedenkzeiten stattfinden und die Zuschauer:innen dadurch verwirrt werden könnten.

GM Peter Heine Nielsen, ein häufiger Kritiker der FIDE, sagte auf X: "Turniere im selben Saal zu veranstalten, aber mit unterschiedlichen Bedenkzeiten, birgt das Risiko, die Spieler:innen zu stören. Zeitdruck führt natürlich zu einer gewissen Unruhe. Unterschiedliche Bedenkzeiten sind in Ordnung, aber dann bitte mit unterschiedlichen Austragungsorten."

Wieder antwortete Sutovsky: "Es ist eine sehr geringe Unannehmlichkeit, wenn überhaupt. Wenn du nicht wie immer nur das Negative suchst, könntest du darauf hinweisen, dass sich die Kommentator:innen jetzt besser auf die kritischen Phasen des Spiels konzentrieren können, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Auch für die Medien - wenn die Spiele zur gleichen Zeit enden, verpasst man eine Menge."

Es ist bemerkenswert, dass das FIDE-Kandidatenturnier der Frauen 2022 komplett geändert wurde, als die FIDE es zu einem K.O.-Turnier machte, das in drei Ländern gespielt wurde, um zu vermeiden, dass russische und ukrainische Spielerinnen während des Krieges aufeinandertreffen. Diesmal wurde keine solche Änderung vorgenommen. Die ukrainische GM Anna Muzychuk wird auf die russischen GMs Kateryna Lagno und Goryachkina treffen.

Die FIDE hat das Kandidatenturnier in Toronto zu einer "doppelten Premiere" für den Schachsport erklärt - zum ersten Mal werden die Kandidatenturniere in Nordamerika ausgetragen und zum ersten Mal finden das Open und das Kandidatenturnier der Frauen zusammen statt.

Das Turnier findet vom 3. bis 25. April statt. Das Preisgeld beträgt 500.000 € für das Open und 250.000 € für das Frauenturnier.

Der Sieger des Open wird gegen GM Ding Liren um die Weltmeisterschaft kämpfen, während die Gewinnerin des Frauen-Turniers gegen die amtierende Weltmeisterin GM Ju Wenjun antreten wird.

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