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FIDE Grand Prix Berlin Halbfinale: Aronian und Nakamura stehen im Finale
Dominguez und Aronian einigen sich auf ein Remis. Foto: WorldChess.

FIDE Grand Prix Berlin Halbfinale: Aronian und Nakamura stehen im Finale

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Levon Aronian und Hikaru Nakamura konnten die Angriffe von Leinier Dominguez und Richard Rapport relativ mühelos abwehren und stehen somit im Finale des FIDE Grand Prix von Berlin.

Aronian spielte mit Schwarz und setzte überraschenderweise auf die relativ ruhige ungarische Verteidigung , während sich Nakamura gegen den königsindischen Angriff von Rapport auf seine Lieblingsvariante verließ. Keiner der beiden Amerikaner war aber jemals in Gefahr, den Ein-Punkte-Vorsprung aus der ersten Partie einzubüßen.

Die beiden Finalpartien werden am 15. und 16. Februar (Dienstag und Mittwoch) gespielt und ein eventuelles Playoff würde am 17. Februar (Donnerstag) ausgetragen werden.

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Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung des Halbfinales:

Nachdem sie die erste Partie mit Schwarz verloren hatten, mussten sowohl Dominguez als auch Rapport die zweite Partie des Halbfinales um jeden Preis gewinnen, um ein Playoff um den Einzug ins Finale zu erzwingen. Obwohl Aronian und Nakamura aufgrund der Art und Weise, wie sie ihre ersten Partien gewonnen hatten und auch wegen der Müdigkeit ihrer Gegner die Favoriten waren, hatten die Schachfans eigentliche intensivere Kämpfe erwartet. Dazu kam es jedoch nicht, da Aronian und Nakamura in ihren jeweiligen Partien, die nach dem Erreichen der vorgeschriebenen Mindestzugzahl zur Unterzeichnung des Friedensvertrages mit einem Remis endeten, nie in Gefahr gerieten.

Dominguez-Aronian

So formulierte Aronian den Denkprozess hinter seiner Eröffnung: "Ich habe die Stellung ein wenig analysiert … sie ist etwas schlechter für Schwarz – Weiß behält einen leichten Vorteil und drückt. Aber es ist eine sehr solide Stellung. Wenn Weiß nicht die präzisesten Züge spielt, kommen sehr schnell Remisstellungen auf das Brett. Ich dachte, es wäre eine gute Idee für eine Partie, in der ich nur ein Remis benötigte."

Wenn man Aronians Logik hinter der Wahl der ungarischen Verteidigung analysiert, die ja von ihm selbst als "etwas schlechter" bezeichnet wurde, könnte es durchaus rätselhaft sein, warum er in einer so entscheidenden Partie diese Eröffnung gewählt hat. Aber wenn man Aronians Partien mit Schwarz gegen 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 in der Datenbank analysiert, wird ein weiterer Grund für die Wahl des Eröffnungssystems offensichtlich: Es wird für seine Gegner schwerer, sich vorzubereiten. In etwa 100 in einer Datenbank verfügbaren Partien hat Aronian fast immer 3...Lc5 gespielt.

Die ungarische Verteidigung (3...Le7) hat er dagegen nur wenige Male und immer nach anderen Zugreihenfolgen gespielt. Zum Beispiel 2016 gegen GM Ian Nepomniachtchi beim Tal Memorial in Moskau.

Eine clevere Wahl der Eröffnung von Aronian. Foto: WorldChess.

Und man sollte nicht vergessen, dass Aronian neben 1...e5 seinen Gegner auch mit Pirc/Modern und Sizilianisch überraschen kann!

Dominguez wurde von Aronians Eröffnung tatsächlich überrascht: "Ich war etwas überrascht von seiner Eröffnung – ich denke, Levon spielt normalerweise 3...Lc5 in diesen Stellungen. Nachdem ich 13.b4 gespielt hatte, was sehr natürlich aussieht, wird es nach 14...d5 und 15...b5 sehr, sehr konkret. Und nach diesen Komplikationen stehe ich nicht einmal besser."

Ein weiterer Faktor, der gegen Dominguez sprach, war sein Zeitmanagement. Gegen Ende der Partie hatte er eine Stunde weniger auf der Uhr als Aronian, was zu zusätzlichem Druck führte. Wenn man sich die Partie ansieht, könnte man auf den Gedanken kommen, dass es nicht die Stellung auf dem Brett war, die Dominguez so viel Bedenkzeit abverlangte, sondern die Suche nach den notwendigen Komplexitäten, um Aronian besiegen zu können. Solche Komplexitäten waren in der Stellung aber einfach nicht vorhanden.

Als er nach der Partie zu seinen Ambitionen, sich über den Grand Prix für das nächste Kandidatenturnier zu qualifizieren, gefragt wurde, gab Aronian eine überraschende Antwort: "Nein. Ich möchte mich generell als Spieler verbessern, an meinem Schach arbeiten und mit dem weitermachen, was ich liebe. Ich habe kein bestimmtes Ziel vor Augen, aber ich denke natürlich, dass sich ein Teil der Arbeit, die ich leiste, irgendwann auszahlt. Aber das Ganze ist ein fortlaufender Prozess – ich muss einfach weiter arbeiten."

...I generally want to improve as a player, work on my chess, and continue doing what I love.

—GM Levon Aronian

Dominguez seinerseits betonte kurioserweise die Notwendigkeit, "an meiner körperlichen Verfassung zu arbeiten – gegen Ende eines Turniers sinkt mein Niveau häufig und ich werde ein bisschen müde. Vor allem, wenn man anstrengende Partien hat und das ist bei solchen Events ja eigentlich immer der Fall."

Rapport-Nakamura

Die Partie zwischen Rapport und Nakamura nahm einen ganz anderen Verlauf. Im Gegensatz zu Dominguez hatte Rapport konkrete Kenntnisse über seine Stellung, da er in einer Bundesliga-Partie die gleiche Eröffnung, wenn auch gegen einen deutlich schwächeren Gegner, schon einmal gespielt hatte. Rapport sagte: "Ich war irgendwie glücklich über die Eröffnung und was dabei herausgekommen ist. Dann habe ich versucht, etwas besonders Schlaues zu tun, aber es war einfach nur Dumm!"

Rapport-Nakamura war eine umkämpfte Partie. Foto: WorldChess.

Im Mittelspiel sah die Stellung recht spannend aus und Nakamura schien sogar etwas besser zu stehen. Doch bereits nach 17. Zügen hatten beide Spieler weniger als eine halbe Stunde auf der Uhr. Im Gegensatz zur anderen Partie des Halbfinales war es hier Nakamura – also der Spieler, der nur ein Remis benötigte – der die Oberhand zu haben schien:

Chess.com game of the day

Auf die Frage nach seinem Einzug ins Finale des Turniers zeigte sich Nakamura offen: "Es ist schön und wahrscheinlich unerwartet, aber ich habe das Gefühl, dass ich gut gespielt habe. Ich glaube nicht, dass ich etwas Besonderes getan habe, aber wenn du solide bist und die wenigen Möglichkeiten, die sich bieten, nutzt, scheinen gute Dinge zu passieren."

Für Hikaru Nakamura scheinen gute Dinge zu passieren. Foto: WorldChess.

Der Weg ins Finale

2022 FIDE Grand Prix Semifinals Bracket

Beide Partien:

Der FIDE Grand Prix Berlin ist das erste von drei Turnieren. Es findet vom 4. bis zum 17. Februar statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 15.00 Uhr. Da heute kein Playoff um den Einzug ins Finale nötig ist, können sich die beiden Finalisten einen Ruhetag gönnen.


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