FIDE Grand Prix Belgrad Runde 5: Rapport geht in Gruppe C in Führung
Am Sonntag sorgte vor allem die Gruppe C für Dramen, denn beide Partien in dieser Gruppe konnten gewonnen werden und Richard Rapport steht bereits mit einem Bein im Halbfinale. In der Gruppe A endeten beide Partien Remis, was bedeutet, dass Dmitry Andreikin und Sam Shankland ihre Führung verteidigt haben. Anish Giri führt nach seinem Remis die Gruppe B mit einem ganzen Punkt Vorsprung an und Maxime Vachier-Lagrave konnte mit einem Remis seine Tabellenführung in der Gruppe D behaupten.
Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Gruppe A
Zum zweiten Mal standen sich die Führenden der Gruppe A gegenüber, aber diese Begegnung war etwas glanzloser als ihre Partie in der dritten Runde. Andreikin spielte gegen Shanklands Damengambit das trendige 3...a6. Weiß spielte nicht besonders ambitioniert, ließ einen Damentausch zu und bereits nach 21 Zügen begannen sie, die Züge zu wiederholen.
In der zweiten Partie dieser Gruppe spielte Etienne Bacrot mit Weiß gegen den strauchelnden Alexander Grischuk. Bei ihrer jüngsten Begegnung in Berlin setzte Grischuk die Pirc-Verteidigung ein, um auf Sieg zu spielen, endete jedoch in einer schrecklichen Stellung. Hier wollte und musste er nichts riskieren und spielte stattdessen 1...e5.
In einer geschlossenen spanischen Eröffnung (5...Le7) entschied sich Weiß gegen die aktuellsten Varianten unf für einen Aufbau mit 6.d3 und 7.c3. Das Setup sieht etwas zahm aus, ist aber viel giftiger, als es scheint. Nach dem ungenauen Zug 14.c4?! von Weiß hatte Schwarz jedoch eine komfortable Stellung. Kurz nach Zug 20 begannen die Spieler auch hier die Züge zu wiederholen. Ein etwas enttäuschendes Ergebnis für Bacrot, da er mit einem Sieg die Führenden einholen hätte können.
Gruppe B
Giri ging mit einem ganzen Punkt Vorsprung in die fünfte Runde und bei einer Niederlage von Vitiugov in der anderen Partie hätte er sich mit einem Remis gegen Pentala Harikrishna bereits den Gruppensieg gesichert.
Anders als in seinen beiden ersten Partien mit Weiß entschied sich Giri am Sonntag für 1.d4. Harikrishna verteidigte mit der beliebten Ragosin-Variante im Damengambit. Weiß konnte aus der Eröffnung nichts Greifbares herausholen und mit dem Zug 19. Se2? verlor er zwei Tempi und geriet in Schwierigkeiten. Harikrishna ließ er den Vorteil aber durch seine Finger gleiten und musste sich schon bald darauf mit einem Remis zufriedengeben.
In der zweiten Partie traf Amin Tabatabaei auf Nikita Vitiugov, der sich mit einem vor der Partie gegen Giri in Position bringen hätte können.
In einer italienischen Partie glich Schwarz bald aus und ergriff die Initiative. Jedoch kurz vor der Zeitkontrolle, als Schwarz 35...Td7 (statt 35...Sd7) spielte, schien Schwarz den größten Teil seines Vorteils verspielt zu haben. Vitiugov übte zwar noch einige Zeit etwas Druck aus, war aber nie wirklich in der Nähe eines greifbaren Vorteils und ein Remis was das logische Ergebnis.
Jetzt muss Vitiugov in der letzten Runde gegen Giri mit Weiß gewinnen, um ein Stechen zwischen den beiden zu erzwingen.
Gruppe C
In dieser Gruppe kam es zum direkten Duell der beiden punktgleichen Tabellenführer Vidit und Rapport und natürlich waren alle Augen auf diese Partie gerichtet. Vidit spielte mit Weiß und wie schon in seiner Partie gegen Alexei Shirov in der ersten Runde entschied er sich für 1.e4 und Rapport antwortete mit der französischen Verteidigung. In einer etwas ungewöhnlichen Variante in der Vorstoßvariante schien Vidit die Oberhand zu gewinnen, aber nach einem unpräzisen 17. Zug von Weiß hatte Schwarz ausgeglichen. Langsam aber sicher ergriff Schwarz die Initiative und erlangte einen Vorteil, der wuchs und wuchs und schließlich in einen vollen Punkt umgewandelt wurde.
Vor dieser Runde war Shirov während seiner gesamten Grand-Prix-Kampagne in Berlin und Belgrad sieglos gewesen. Heute traf er auf Vladimir Fedoseev, der sich mit einem Sieg in eine gute Ausgangslage für die letzte Runde bringen hätte können.
Gegen Fedoseevs 1.e4 entschied sich Shirov für die Sveshnikov-Variante der sizilianischen Verteidigung und den Zug 7.Sd5, den schon Fabiano Caruana bei der Weltmeisterschaft 2018 gegen Magnus Carlsen gespielt hatte. Ich erinnere mich nicht, dass Shirov diese Variante schon einmal zuvor gespielt hatte, aber ich vermute, dass er diese Variante speziell für diese Partie vorbereitet hatte, denn er spielte eine Fortsetzung, mit der sich Fedoseev schon 2019 beschäftigen musste.
Dennoch war es Shirov, der den ersten Fehler beging und nach dem starken Zug 15...Ld3! hatte Schwarz einen soliden Vorteil. Aber Fedoseev war von seinen Aussichten am Königsflügel geblendet und versäumte es, Shirovs Spiel mit seinen Freibauern auf der d-Linie richtig einzuschätzen und plötzlich hatte Weiß wieder das Kommando. Die letzten paar Züge der Partie waren ein wildes Durcheinander mit mehreren Fehlern auf beiden Seiten und am Ende hatte Shirov gewonnen.
Gruppe D
Am Freitag hatte Vachier-Lagrave den ersten und bislang einzigen Sieg in dieser Gruppe errungen und auch heute änderte sich daran nichts. Obwohl es die Spieler durchaus versuchten, endeten wieder beide Partien Remis.
Tabellenführer MVL spielte mit Weiß gegen Yu Yangyi, der bisher durchgehend solide und gut gespielt hatte und wirklich zu keinem Zeitpunkt in diesem Turnier in ernsthafte Schwierigkeiten geraten war. Am Sonntag ging er aber ein Risiko ein und wiederholte seine Wahl mit 4...Sc6 in der russischen Verteidigung. Vachier-Lagrave war der erste, der von den früheren Partien in diesem Turnier abwich und schien einen Vorteil erlangt zu haben. Diesen Vorteil dann aber tatsächlich zu nutzen, erwies sich als sehr schwierig und schließlich rettete Yu Yangyi ein verdientes Remis.
In der längsten Partie des Tages spielte Alexandr Predke mit Weiß gegen Shakhriyar Mamedyarov, der mit einem Sieg mit MVL gleichziehen hätte können. Nachdem Schwarz ausgeglichen hatte, spielte Weiß den etwas seltsamen Zug 17.Kh2. Kurz nach dem Fehler 20.Te4 übersah Mamedyarov entweder die Folgen von 20...d5!, oder er hatte sie nicht richtig eingeschätzt. Nachdem diese Gelegenheit aber verstrichen war, schien keine Seite ein greifbares Plus oder auch nur einen Vorteil zu haben, und schließlich endete auch diese Partie Unentschieden.
Ergebnisse
Alle Partien der fünften Runde
Der FIDE Grand Prix in Belgrad ist das zweite von drei Turnieren. Es findet vom 1. bis zum 14. März statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 15.00 Uhr.
Weitere Berichte vom Grand Prix: