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FIDE Grand Prix Belgrad Runde 2: Grischuk ist dem Druck nicht gewachsen
The round-two games in action. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.

FIDE Grand Prix Belgrad Runde 2: Grischuk ist dem Druck nicht gewachsen

chansen64
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die Ergebnisse der zweiten Runde des FIDE Grand Prix in Belgrad hatten erstaunliche Ähnlichkeiten mit der ersten Runde. In der Gruppe A verlor Alexander Grischuk nach seiner gestrigen Niederlage gegen Dmitry Andreikin auch gegen Sam Shankland. In den Gruppen B und C gewannen Anish Giri und Vidit Gujrathi auch ihre zweiten Partien und führen die Tabellen dieser Gruppen nun mit jeweils einem Punkt Vorsprung an. Und in Gruppe D endeten abermals beide Partien Remis.

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Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Hier seht Ihr eine Aufzeichnung der Übertragung der zweiten Runde:


Gruppe A

Nach dem gestrigen Sieg mit Schwarz über Alexander Grischuk musste Dmitry Andreikin heute gegen Etienne Bacrot schon wieder mit Schwarz spielen. Heute entschied er sich aber nicht wie gestern für die sizilianische Verteidigung, sondern für die moderne Steinitz Variante in der spanischen Eröffnung. Gerade als Bacrot in eine schlechtere Stellung zu rutschen drohte, schlug er mit dem unerwarteten und möglicherweise rücksichtslosen 24.Lg5 zu, das die Spieler in ein Endspiel mit zwei Türmen und sieben Bauern gegen Turm, Springer, Läufer und sechs Bauern führte. Für Schwarz sah es anfangs besser aus, aber Andreikin konnte keinen Fortschritt erzielen.

Dmitry Andreikin spielte gegen Bacrot Remis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nachdem Grischuk in Runde eins eine gute Stellung verspielt hatte, schien er in der heutigen Partie gegen Shankland mit den schwarzen Steinen ein Comeback feiern zu können. In einer bekannten Stellung nach einem 4.Dc2 Nimzo-Inder opferte Grischuk einen Bauern, den Shankland nicht akzeptieren wollte. Dies ermöglichte Schwarz eine großartige Stellung mit viel Spiel gegen den nicht rochierten König von Weiß, aber nachdem Schwarz die Initiative verloren hatte, stolperte er in ein schreckliches Endspiel. Das sehr ungenaue Spiel von Shankland ermöglichte Schwarz dann eine letzte Chance, aber da Grischuk diese verpasste, war die Partie verloren.

Grischuk wartet auf den Zug von Shankland. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gruppe B

Sowohl Giri als auch Nikita Vitiugov hatten ihre Auftaktpartien überzeugend gewonnen und deshalb waren alle Augen auf sie gerichtet, als sie entschieden, wer in dieser Gruppe die frühe Führung übernehmen würde. Beide Spieler spielten mit den gleichen Farben wie in der ersten Runde: Giri mit Weiß und Vitiugov mit Schwarz. Und wie gestern spielte Giri die italienische Eröffnung und wählte mit 10.b3 gefolgt von 13.Dd2 eine etwas ungewöhnliche Variante. Schwarz schien ausgeglichen zu haben, aber Giri drückte weiter und verpflichtete sich mit 23.h4!? dazu, eine Figur zu opfern, was nach ungenauer Verteidigung von Schwarz wie ein absoluter Traum funktionierte. Wieder eine tolle Partie von Giri, der die Gruppe nun mit einem Punkt Vorsprung anführt.

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Giri ist der Mann der Stunde. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Im Kampf zwischen den beiden Spielern, die Runde eins verloren hatten, wurde Amin Tabatabaei von Pentala Harikrishna's Caro-Kann mit 4...Sf6 überrascht. Harikrishna hatte diese Variante erst ein- oder zweimal zuvor gespielt. Nach einem schlechten Spiel von Weiß beim Übergang von der Eröffnung zum Mittelspiel übernahm Harikrishna die vollständige Kontrolle über die Partie und nachdem er den weißen König ins freie Feld gezwungen hatte, hätte gewinnen müssen. Doch in Zeitnot fand Schwarz nicht die stärksten Züge und ließ den findigen Tabatabaei von der Schippe springen und schließlich kam es zu einem Remis durch Zugwiederholung.

Tabatabaei hat ein "Remis gewonnen". Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gruppe C

Die kürzeste Partie des Tages spielten Alexei Shirov und Richard Rapport. In einer russischen Verteidigung entschied sich Rapport für den etwas ungewöhnlichen Zug 4...Sc6!?, der überraschenderweise auch in einer Partie der Gruppe D versucht wurde (mehr dazu weiter unten). Die Spieler fanden einen Weg zu einem sterilen Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und einigten sich im 30. Zug auf ein Remis.

Rapport (rechts) bewies einmal mehr, dass man seinen Gegner bereits im vierten Zug überraschen kann. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.



Tabellenführer Vidit Gujrathi entschied sich gegen Vladimir Fedoseev für einen 4.Dc2 Nimzo-Inder, der möglicherweise von Fedoseevs etwas wildem Spiel gegen Rapport in Runde eins inspiriert war. In der heutigen Partie wählte Fedoseev mit einem frühen ...d7-d5 einen anderen Aufbau und schien nach der Eröffnung ausgeglichen zu haben. Ein paar kleinere Fehler ließen Weiß jedoch die Kontrolle über die Partie zurückgewinnen und abgesehen von einem Ausrutscher im letzten Zug vor der Zeitkontrolle verwandelte er seine Stellung sehr schön in einen Sieg.

Eine intensive Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gruppe D

Wie bereits eingangs erwähnt, endeten beide Partien dieser Gruppe Remis. Man kann den Spielern aber nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten.

Die Partie zwischen Alexandr Predke und Yu Yangyi wich von der oben erwähnten Partie zwischen Shirov und Rapport ab, als Predke 6.dxe5 spielte. Gegen dieses seltene Abspiel hatte Predke schon früher gespielt, aber Yu hatte im 10. Zug eine Neuerung vorbereitet. Obwohl Weiß danach trotzdem einen Weg zu etwas Initiative fand, wurden schließlich alle Figuren bis auf ein Turmpaar abgetauscht.

Predke (links) gegen Yu. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Im Duell der beiden Elo-Favoriten der Gruppe, Maxime Vachier-Lagrave und Shakhriyar Mamedyarov, entschied sich der Franzose wie bereits gestern für die spanische Eröffnung und Mamedyarov setzte wieder auf den offenen Spanier mit 5...Sxe4. Obwohl Mamedyarov schnell einen relativ unerforschten Weg einschlug, spielte er sehr schnell und opferte eine Figur für einen massiven Entwicklungsvorsprung und eine starke Initiative. Gerade als die Engines den Zuschauern sagten, dass Mamedyarov die Oberhand hatte, entschied er sich aber für eine Fortsetzung, die ein Dauerschach ermöglichte. Und mit dieser spannenden Partie schließen wir die heutige Zusammenfassung der Geschehnisse aus Belgrad ab.

Hier ist das Video über die in der Analyse angesprochen Partie.
Wie tief ging die Vorbereitung von Mamedyarov (rechts) wirklich? Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Ergebnisse

Alle Partien der zweiten Runde

Der FIDE Grand Prix in Belgrad ist das zweite von drei Turnieren. Es findet vom 1. bis zum 14. März statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 15.00 Uhr.


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