FIDE Grand Prix Belgrad Runde 1: Vier Siege und viel Spannung
In der ersten Runde des FIDE Grand Prix in Belgrad gab es vier Siege, drei hart umkämpfte Remis und einige Überraschungen. In der Gruppe A übernahm Dmitriy Andreikin die Führung. Gruppe B wird von Anish Giri und Nikita Vitiugov angeführt und in der Gruppe C hat Vidit Gurathi den Platz an der Sonne eingenommen. Nur in Gruppe D endeten alle Partien Remis.
Keiner der vier russischen Spieler durfte unter russischer Flagge spielen. Bemerkenswert war aber, dass zwei eine weiße Flagge mit der Aufschrift FIDE wählten und die beiden anderen eine Kombination aus RCF (Russischer Schachverband) und FIDE wählten.
Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Gruppe A
Die Partie zwischen den beiden nominellen Favoriten der Gruppe, den Russen Alexander Grischuk und Andreikin, begann zwar mit einem Taimanov-Sizilianer, führte aber nach einer Zugumstellung zu einer traditionellen Scheveninger Variante, in der Weiß etwas Druck ausüben konnte.
Gerade als Schwarz die Initiative von Weiß neutralisiert zu haben schien, spielte Grischuk de äußerst engagierten Zug 19. Sxe6?!, wodurch der Springer gefesselt und an die Dame gebunden blieb. Allerdings drehte sich die Partie nach dem anschließenden Fehler von 21.Lh6?? vollständig zu Gunsten von Schwarz.
In der zweiten Partie dieser Gruppe lieferten sich Etienne Bacrot und Sam Shankland einen harten Kampf, bei dem Bacrot die meiste Zeit der Partie die Kontrolle zu haben schien, obwohl die nachfolgende Analyse zeigt, dass Shankland nicht ohne Chancen war. Unmittelbar vor der Zeitkontrolle im 40. Zug gelang es Shankland eine Folge von nur Zügen zu finden, die ihm das Remis sicherte.
Gruppe B
In der Gruppe B gewannen Vitiugov und Giri ihre Partien und gingen dadurch in Führung. In der Partie zwischen Pentala Harikrishna und Vitiugov unterlief dem Inder bereits in der Eröffnung ein katastrophaler Fehler und nach nur 24 Zügen war die Partie vorbei.
In der zweiten Partie spielte Giri mit Weiß gegen den Iraner Amin Tabatabaei, der ja vor kurzem in Riga ein fantastisches Turnier gespielt hatte. Nach neun scheinbar trivialen Zügen in einer italienischen Eröffnung entkorkte Giri mit 10.b4!? eine überraschende Neuerung. Die Antwort von Schwarz war nicht ganz die beste und so übernahm Giri die Kontrolle und gewann eine beeindruckende Partie. Hier ist die Partie des Tages mit Anmerkungen von GM Dejan Bojkov:
Gruppe C
Hier konnte Vidit Gujrathi gegen der erfahrenen Alexei Shirov gewinnen. Wie Harikrishna entschied sich Vidit, wenn auch hier im Najdorf, für den ungewöhnlichen Zug 6.Dd3!? und bereits nach acht Zügen hatten die Spieler bisher unbekanntes Land erreicht.
Dank Shirovs origineller und sehr aggressiver Herangehensweise mit Schwarz wurde die Stellung ziemlich schnell unausgeglichen, obwohl Weiß auf dem Fahrersitz zu sitzen schien. Doch erst nach aufeinanderfolgenden Fehlern von Shirov im 21. und 23. Zug, konnte sich Weiß einen entscheidenden Vorteil sichern.
In der zweiten Partie dieser Gruppe kam es erneut zum Duell zwischen Richard Rapport und Vladimir Fedoseev. Beim Grand Prix in Berlin hatte Rapport beide Partien gewonnen und eine Weile lang sah es so aus, als würde er es das dritte Mal in Folge schaffen. Rapport setzte gegen die Nimzo-Indische Verteidigung auf die Capablanca-Variante 4.Dc2 und schien nach sehr aggressivem Spiel von Schwarz einen relativ klaren Vorteil erlangt zu haben; vor allem der Zug 12...g5 von Schwarz schien eine fragwürdige Wahl gewesen zu sein.
Doch gerade als das Pendel vollständig gegen Fedoseev zu schwingen schien, kam er auf den Zug 26...Lf3!? was ihn in der Partie hielt, obwohl es ihn zugegebenermaßen zwang, in ein unangenehmes Endspiel einzutreten. Da Rapport jedoch nur noch wenig Zeit hatte, kam Fedoseev mit einem Remis davon.
Gruppe D
Zu guter Letzt haben wir noch die Gruppe D, wo beide Partien Remis endeten. In der Partie zwischen Yu Yangui und Shakhriyar Mamedyarov bekamen wir eine Schottische Eröffnung zu sehen. Mamedyarov entschied sich für den seltenen und ungewöhnlichen Zug 9...d6, der Weiß eigentlich die Chance gibt, auf einen Vorteil zu spielen.
Als er sich im 21. Zug für b3 entschieden hatte, hatte Weiß aber seine große Chance auf einen Vorteil vergeben und danach schien die Partie direkt auf ein Remis zuzusteuern, das im 36. Zug auch vereinbart wurde.
Die längste Partie des Tages spielten Maxime Vachier Lagrave und Alexandr Predke. MVL wiederholte mit Weiß eine Variante, die Predke letztes Jahr beim Grand Swiss in Riga mit Schwarz gegen Alireza Firouzja gespielt hatte. Mit 15...Tc8!? wich Predke dann von dieser Partie ab und nach 18...d5!? wurde die Stellung sehr taktisch. Der französische Großmeister beging mit 19.dxe5 einen schweren Fehler, der Schwarz einen klaren Vorteil verschaffte. Ein unentschlossenes Spiel von Schwarz ermöglichte es dem Franzosen jedoch, sich in ein Remis-Turmendspiel zu retten.
Tabellen
Alle Partien der ersten Runde
Der FIDE Grand Prix in Belgrad ist das zweite von drei Turnieren. Es findet vom 1. bis zum 14. März statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 15.00 Uhr.
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