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FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 9: Caruana besiegt Firouzja
Caruana akzeptiert Firouzjas Aufgabe. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 9: Caruana besiegt Firouzja

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Fabiano Caruana bezeichnete die Partie gegen Alireza Firouzja als super-wichtig und auch als totales Chaos. Er konnte das Chaos aber gewinnen und zog damit beim FIDE Chess.com Grand Swiss nach 9 Runden mit dem Führenden gleich. Die beiden teilen sich die Führung mit David Howell, der als einziger anderer Spieler mit 5.5 Punkten seine Partie gewinnen konnte. Bei den Damen gewann Lei Tingjie erneut und braucht jetzt am Samstag nur noch ein Remis, um sich bereits eine Runde von Schluss den Turniersieg zu sichern.

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Jetzt gehts beim FIDE Chess.com Grand Swiss um die Wurst: Das Turnier hat endlich seine spannendste Phase, in der jedes einzelne Ergebnis an den Spitzenbrettern über das Endergebnis entscheiden kann, erreicht. Caruanas Sieg gegen Firouzja könnte eines dieser Schlüsselergebnisse sein, aber ob es wirklich so ist, werden es erst nach zwei weiteren Runden wissen.

Der WM-Herausforderer von 2018 erzielte seinen großen Sieg passenderweise mit der Mikhail Tal Variante im Caro-Kann.

Caruana vs Firouzja 2021
Caruana und Firouzja spielten die Vorstoßvariante im Caro-Kann. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Vielleicht inspiriert von dem niederländischen Großmeister Jorden van Foreest, der diesen Zug gestern bereits im siebten Zug gespielt hatte, zog auch Caruana seinen b-Bauern schon früh nach vorne. Nachdem die Damen getauscht waren folgte ein ziemlich kompliziertes Mittelspiel.

"Ich weiß nicht genau, ab wann er schlechter stand", sagte Caruana. "Ich fand das Endspiel angenehm für mich. Er kontrolliert zwar viele Felder, aber er hatte auch viele schwache Bauern. Es war kompliziert, aber meine Züge waren immer einfacher zu finden."

Firouzjas Stellung sah zwar ziemlich solide aus, war seine Uhr überhaupt nicht. Als der Youngster seinen 20. Zug ausgeführt hatte, hatte er nicht einmal mehr acht Minuten auf der Uhr. Caruana hatte zu diesem Zeitpunkt noch über eine Stunde.

Caruana Firouzja Grand Swiss 2021
Firouzja geriet gegen Caruana in Zeitnot. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Als sich die Spieler der ersten Zeitkontrolle näherten, wurde die Stellung auf dem Brett immer schärfer. Firouzja fand trotz des Zeitdrucks zunächst alle richtigen Züge (einschließlich des Opfers seines g-Bauern), aber im 38. Zug irrte er sich.

Caruana verbrauchte dann für seinen nächsten Zug fast seine ganze Bedenkzeit, aber dann hatte er den schmalen Gewinnweg gefunden. Nachdem die Zeitkontrolle erreicht war, spielte der Amerikaner präzise weiter und brachte den vollen Punkt nach Hause.

Im Nachhinein wurde aber klar, dass er die Partie nicht immer unter Kontrolle hatte und er nannte die Zeitnotphase "ein totales Chaos". Erst nach dem 40. Zug hatte er das Gefühl, dass er gewinnen würde.

"Die letzten beiden Runden liefen besser, als ich es mir erhofft hatte", sagte er. "Besonders diese Partie war super wichtig."

Anmerkungen von GM Robert Hess:

Caruana Firouzja Riga 2021
Caruana and Firouzja chatted for quite a bit afterward. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.

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Die Namen Caruana und Firouzja hatten viele zu diesem Zeitpunkt des Turniers an der Tabellenspitze erwartet, aber den 34. der Setzliste, David Howell, hatte wohl niemand auf der Rechnung. Neben Caruana gab es noch neun weitere Spieler mit 5,5 Punkten, aber der 30-jährige englische Großmeister war der einzige unter ihnen, der heute seine Partie gewinnen konnte.

Bisher hatte Howell sehr viele sehr lange Partien gespielt, aber heute benötigte Howell nur rund dreieinhalb Stunden, um den Ukrainer Anton Korobov zu besiegen. 

"Ich habe in dieser Partie etwas zu langsam gespielt und das hat die Partie dann verkürzt, falls das irgendeinen Sinn macht", sagte er. "Ich hatte nach 20 Zügen weniger als 10 Minuten auf der Uhr. Ich konnte sehen, dass er ständig auf die Uhr schaute und versuchte, mich unter Zeitdruck zu setzen. Vielleicht war es also ein Segen, dass ich am Anfang so viel Zeit verbraucht habe."

Howell war der Meinung, dass die mangelnde Vertrautheit mit der entstandenen Struktur beide Spieler betraf, aber seinen Gegner noch mehr als ihn selbst. Schließlich sperrte Korobov seinen eigenen Turm auf d3 ein:

David Howell Grand Swiss
David Howell ist jetzt einer der drei Tabellenführer. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Partie Shirov gegen Vitiugov endete bereits nach 20 Minuten mit einem Remis und später stand das gleiche Ergebnis auch bei den Partien Oparin gegen Predke, Harikrishna gegen Sevian und Anton gegen Vachier-Lagrave auf der Anzeigetafel. Die letztere Partie war die interessanteste. Vor allem wegen der Eröffnung:

Anton Vachier-Lagrave
Vachier-Lagrave war auf Antons Anti-Grünfeld vorbereitet. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Hinter den drei Spitzenreitern liegen nun 10 Spieler mit einem halben Punkt Rückstand. Einer von ihnen ist der armenische Großmeister Gabriel Sargissian, dem heute eine schöne Kombination gelang:

Gabriel Sargissian Riga Grand Swiss
Gabriel Sargissian. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Veteran GM Boris Gelfand, der im Jahr 2012 um die Weltmeisterschaft gespielt hatte, erlebte bislang ein enttäuschendes Turnier mit sechs Remis und zwei Niederlagen. Heute erzielte der Israeli seinen ersten Sieg - und was für ein Sieg das war. Bereits in der Eröffnung konnten sich beide Spiele eine zusätzliche Dame sichern und nach vielen Abenteuern wandelte Weiß sogar noch einen Bauern in eine Dame um.

"Ich bin einfach nur glücklich, Schach spielen zu können... Das Turnier läuft zwar nicht gut für mich, aber ein solcher Sieg ist ein schöner Trost", sagte Gelfand. "Es gab viele schöne Varianten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich einen Turm und zwei Figuren weniger, aber dann konnte ich mir eine fünfte Dame holen. Ich hoffe, die Partie ist eine würdige Hommage an Mikhail Tal, denn das Turnier findet ja in seiner Heimatstadt statt."

Boris Gelfand
Boris Gelfand hoffte, eine Hommage an Tal gespielt zu haben. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Mit seinen Gedanken noch bei der Champions League und dem zweiten Sieg von Ajax Amsterdam gegen Borussia Dortmund witzelte Gelfand, sein Sieg sei "im Stil von Ajax" gewesen und erklärte:

"Ich bin, wie wahrscheinlich jeder weiß, ein großer Fan von Johan Cruijff und seinem Vermächtnis und deshalb halte ich immer zu Barcelona und Ajax und der holländischen Nationalmannschaft. Ajax und Barcelona sind mehr als Fußball ... sie sind ein Markenzeichen. Sie haben einen eigenen Stil und selbst wenn die Dinge einmal nicht so gut laufen, bleiben sie ihrem eigenen Stil treu."

Boris Gelfand interview
Boris Gelfand ist ein großer Fan von Johan Cruijff und seinem Vermächtnis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der zehnten Runde werden alle Augen auf die Partien Firouzja gegen Howell und Vachier-Lagrave gegen Caruana gerichtet sein.

Die Tabelle nach der 9. Runde (Top 20)

Platz Gesetzt Land Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 3 GM Firouzja, Alireza 2770 6.5 46.5 50 34.5
2 1 GM Caruana, Fabiano 2800 6.5 44.5 49 35.75
3 34 GM Howell, David 2658 6.5 38.5 42 29.75
4 54 GM Sasikiran, Krishnan 2640 6 43.5 46 29.75
5 11 GM Yu Yangyi 2704 6 43 47.5 31
6 4 GM Vachier-Lagrave, Maxime 2763 6 43 47 30
7 26 GM Predke, Alexandr 2666 6 42 46 28.25
8 32 GM Shirov, Alexei 2659 6 41 44.5 28.25
9 39 GM Oparin, Grigoriy 2654 6 40.5 43.5 28
10 33 GM Anton Guijarro, David 2658 6 40 42.5 26.5
11 27 GM Sargissian, Gabriel 2664 6 39.5 43 28
12 40 GM Sevian, Sam 2654 6 39 42.5 27.5
13 5 GM Vitiugov, Nikita 2727 6 38 41.5 28
14 89 GM Petrosyan, Manuel 2605 5.5 44.5 48 28.75
15 65 GM Keymer, Vincent 2630 5.5 43 47 27.75
16 41 GM Nihal, Sarin 2652 5.5 42.5 46 27
17 63 GM Shevchenko, Kirill 2632 5.5 40.5 43 23.5
18 20 GM Korobov, Anton 2690 5.5 39.5 43.5 25.5
19 6 GM Esipenko, Andrey 2720 5.5 39.5 43 25.25
20 8 GM Dubov, Daniil 2714 5.5 39.5 43 25

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Die Geschichte des Damenturniers ist fast schon zu Ende erzählt. Lei pflügt weiter unaufhaltsam durch das Feld und hat jetzt sieben ihrer neun Partien gewonnen. Die chinesische Großmeisterin hat jetzt zwei Punkte Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen.

In der neunten Runde besiegte sie die ehemalige Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk, die gegen das Caro-Kann der Chinesin kein gutes Rezept fand und bereits etwas schlechter stand, als die Damen getauscht wurden. Das Endspiel, bei dem Schwarz einen sehr starken Springer und die offene g-Linie hatte, war für Weiß dann extrem unangenehm:

 
Kosteniuk Lei Riga 2021
Nicht einmal der Schachpullover konnte Kosteniuk gegen Lei helfen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Elisabeth Pähtz musste gegen Mariya Muzychuk ihre erste Niederlage in diesem Turnier einstecken. Das war besonders ärgerlich, weil sich Elisabeth mit einem Remis fast schon sicher den Großmeistertitel sichern hätte können. Zwei Normen und die erforderliche Elo von 2500 hat sie ja bereits vorzuweisen. Laut dem Hauptschiedsrichter wird Elli aber trotzdem Großmeisterin werden, wenn sie ihre nächste Partie gewinnt.

Muzychuk Paehtz
Muzychuk und Pähtz vor der Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Eine hochinteressante Partie spielten Nino Batsiashvili und Deysi Cori, die mit drei Niederlagen in das Turnier gestartet war und dann 5 Partien in Serie gewinnen konnte. In der neunten Runde spielte die Peruanerin jetzt zum ersten Mal Remis, wobei sie unter anderem mit einer Unterumwandlung in einen Springer eine verlorene Stellung überlebte:

Deysi Cori Riga 2021
Deysi Cori erlebte bei diesem Turnier schon viele Höhen und Tiefen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Tabelle nach der 9. Runde (Top 20)

Platz Gesetzt Land Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 7 GM Lei Tingjie 2505 8 41.5 45.5 39.75
2 12 IM Pähtz, Elisabeth 2475 6 48 53 34.5
3 15 WGM Zhu Jiner 2455 6 44 47.5 30.25
4 1 GM Muzychuk, Mariya 2536 6 43.5 47.5 31.75
5 4 GM Harika, Dronavalli 2511 6 41.5 44.5 28.75
6 18 IM Javakhishvili, Lela 2446 6 41 44 27.5
7 2 GM Dzagnidze, Nana 2524 5.5 47 51 29.5
8 10 GM Batsiashvili, Nino 2484 5.5 47 51 28.75
9 3 GM Kosteniuk, Alexandra 2518 5.5 46 50 28.5
10 34 IM Assaubayeva, Bibisara 2400 5.5 43 47 28
11 13 WGM Pogonina, Natalija 2467 5.5 43 47 26.5
12 21 IM Munguntuul, Batkhuyag 2433 5.5 37.5 41 23.75
13 37 WGM Cori, Deysi 2382 5.5 36 36 19.75
14 8 IM Kashlinskaya, Alina 2493 5 42.5 46 22
15 22 WGM Zawadzka, Jolanta 2428 5 41 44 21.25
16 20 IM Badelka, Olga 2438 5 40.5 42.5 21
17 5 IM Shuvalova, Polina 2509 5 39.5 42.5 20.75
18 11 GM Stefanova, Antoaneta 2475 5 37.5 41 20.25
19 23 IM Osmak, Iulija 2423 5 36.5 39.5 19.75
20 9 IM Saduakassova, Dinara 2491 5 36 39.5 20.75

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

In der zehnten Runde spielen an den Spitzenbrettern: Lei gegen Muzychuk, Harika Dronavalli gegen Elisabeth Pähtz und Javakhishvili gegen Zhu. Genau wie Pähtz kann sich auch Zhu mit einem Sieg eine GM-Norm sichern.

Alle Turnierpartien findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Damen Grand Swiss.

Mikhail Tal Memorial: Lindores Abbey Blitz
Viele der Teilnehmer dieses Turniers werden auch am Lindores Abbey Blitzturnier teilnehmen. Das Turnier findet am 8. November, einen Tag nach Ende des Grand Swiss und an Mikhail Tals 85. Geburtstag statt. Die Partien und die Live-Übertragung findet Ihr hier. Das dürft Ihr auf keinen Fall verpassen.
Mikhail Tal Memorial Lindores Abbey Blitz

Das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier und das Damen Grand Swiss Turnier finden vom 27. Oktober bis 7. November 2021 in Riga, Lettland, statt. Das Format ist ein 11-Runden-Turnier nach Schweizer System. Die Bedenkzeit im offenen Turnier beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Bei den Damen sind es 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und ebenfalls ein 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Die beiden Erstplatzierten im Open und die Siegerin bei den Damen qualifizieren sich für die jeweiligen Kandidatenturniere 2022.


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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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