FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 6: MVL und Sasikiran schließen zu den Führenden auf
In der sechsten Runde des FIDE Chess.com Grand Swiss Turniers konnten Maxime Vachier-Lagrave und Krishnan Sasikiran ihre Partien gewinnen und zu den führenden Evgeniy Najer, Alexei Shirov und Alireza Firouzja aufschließen. Somit liegen am Ruhetag gleich fünf Spieler punktgleich an der Tabellenspitze.
Bei den Damen hat sich hingegen Lei Tingjie durch ihren Sieg gegen Jolanta Zawadzka erneut den alleinigen Platz an der Sonne gesichert. Die siebte Runde findet in beiden Turnieren am Mittwoch, dem 3. November statt.
Alle Partien und die Live-Übertragung findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Damen Grand Swiss.
Die Partie Shirov gegen Firouzja am Spitzenbrett war ein großartiger Kampf der Generationen und hätte auch die Live-Weltrangliste drastisch beeinflussen können. Mit einem Sieg hätte der 18-jährige Firouzja den WM-Herausforderer Ian Nepomniachtchi vom vierten Platz verdrängt. Das ist zwar nicht passiert, aber das Turnier ist ja noch nicht vorbei.
Firouzja hatte in einer Partie, in der der in Riga geborene Shirov die Mikhail Tal(!)-Variante gegen Caro-Kann spielte, die besseren Chancen. Tatsächlich hat er sogar ein typisches Angriffsrezept von Tal verwendet, über das Großmeister Gregory Serper Anfang dieses Jahres geschrieben hatte.
In dieser Partie war das Opfern des h-Bauern eine riskante Entscheidung, die nicht wie geplant funktionierte. "Ich habe das Gefühl, dass ich deutlich schlechter, vielleicht sogar schon auf Verlust stand. Also freue ich mich über das Remis", sagte Shirov.
Weiß hatte jedoch immer ein gewisses Gegenspiel, und selbst mit der Hilfe einer Engine ist es nicht einfach, einen klaren Gewinnweg für Schwarz zu zeigen.
Alles in allem war es ein toller Kampf. Der heute 49-jährige Shirov war neun Jahre vor der Geburt seines Gegners die Nummer zwei der Welt und hat immer noch einiges drauf.
Die Partie an Brett zwei fiel ebenfalls in die Kategorie hochinteressantes Remis. Fabiano Caruana nahm den Kampf mit den schwarzen Figuren auf und spielte eine moderne Variante in der sizilianischen 4-Springer-Verteidigung.
Najer spielte erneut eine hervorragende Partie und hatte bis weit ins Endspiel die Oberhand. Während er noch drückte, endete die Partie jedoch, da er eine dreifache Stellungswiederholung übersehen hatte, die Caruana erfolgreich behauptete. Die Endstellung war auch schon in den Zügen 50 und 52 auf dem Brett.
"Um ehrlich zu sein, habe ich einen großen Fehler gemacht. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich einfach einen meiner Bauern gezogen und wir spielen weiter. Ich habe das Gefühl, dass Weiß sehr gute Gewinnchancen gehabt hat", sagte Najer.
Vachier-Lagrave spielt bislang ein "perfektes" Turnier. Er hat in allen Schwarzpartien ein Remis erreicht und alle Partien mit Weiß gewonnen. "Genau das lernt jedes russische Schulkind", witzelte er danach. Und wieder war er fertig, bevor die Zeitkontrolle erreicht war.
Der Franzose entschied sich gegen die französische Verteidigung von Pavel Ponkratov für die Vorstoßvariante und folgte einem Schema, das Weltmeister Magnus Carlsen letztes Jahr in einer Online-Partie verwendet hat. Es sieht aus wie eine modernisierte Variante des alten Milner-Barry-Gambits.
"Das führt zu ultrascharfen Stellungen. Ich bin mir nicht sicher, wie gut wir navigiert haben," sagte MVL, der auch anmerkte, dass das Turnier erst jetzt so richtig beginnt. "Die Mission ist noch nicht vorbei."
Es scheint, als wäre er aus dem Nichts gekommen, aber Krishnan Sasikiran ist ebenfalls noch ungeschlagen und gehört mit Plus 3 zu den Führenden. Am Montag besiegte der 40-jährige indische Großmeister Alexandr Predke nach einer Nimzo-Indischen Eröffnung mit Schwarz. Diese Eröffnung ist ja nach einem weiteren Schachspieler aus Riga benannt: Dem großen Aron Nimzowitsch.
Nach einem interessanten Bauernopfer in der Eröffnung war Predkes Entscheidung, auf den Damenflügel zu rochieren, falsch. Seine Absicht war sicherlich, in einem Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern einen Angriff zu erzeugen, aber der kam nie wirklich zustande:
Bis jetzt haben wir schon hervorragende Partien gesehen, aber die Beste kommt erst. Mit Daniil Dubov im Turnier sind aber solche Partie fast schon garantiert. Es sollte aber erwähnt werden, dass zu einem Tango immer zwei Tänzer gehören. Der zweite Tänzer war heute Ivan Saric. Der Kroate hat sich fantastisch verteidigt und sich eigentlich ein Remis verdient gehabt, aber er hat er sich "einen Zug zu früh entspannt", wie es unser Kommentator ausdrückt:
An den hinteren Brettern gab es in dieser sechsten Runde überraschend viele Fehler. Der Ruhetag kommt keinen Tag zu früh.
So gewann zum Beispiel Baadur Jobava in nur 14 Zügen gegen Jules Moussard, der die Öffnung komplett in den Sand gesetzt hatte:
Ein noch größerer Patzer passierte aber in dieser Partie:
In der folgenden Partie gab es ein schönes Ende. Zum einen fand Sergei Movsesian ein schönes Schachmatt und zum anderen erlaubte ihm Lucas van Foreest es auszuführen:
Die Top-Partien der siebten Runde, die aber erst am Mittwoch stattfindet, lauten: Firouzja gegen Najer, Sasikiran gegen Vachier-Lagrave and Esipenko gegen Shirov.
Die Tabelle nach der sechsten Runde (Top 20)
Platz | Gesetzt | Land | Name | Elo | Punkte | TB1 | TB2 | TB3 | |
1 | 3 | GM | Firouzja Alireza | 2770 | 4,5 | 20,0 | 22,5 | 16,00 | |
2 | 4 | GM | Vachier-Lagrave Maxime | 2763 | 4,5 | 18,0 | 21,0 | 15,50 | |
3 | 38 | GM | Najer Evgeniy | 2654 | 4,5 | 16,5 | 18,5 | 14,00 | |
4 | 54 | GM | Sasikiran Krishnan | 2640 | 4,5 | 16,0 | 17,5 | 13,25 | |
5 | 32 | GM | Shirov Alexei | 2659 | 4,5 | 14,5 | 16,0 | 11,25 | |
6 | 11 | GM | Yu Yangyi | 2704 | 4,0 | 19,5 | 22,5 | 14,50 | |
7 | 1 | GM | Caruana Fabiano | 2800 | 4,0 | 19,0 | 22,0 | 14,50 | |
8 | 89 | GM | Petrosyan Manuel | 2605 | 4,0 | 18,5 | 20,0 | 12,75 | |
9 | 41 | GM | Nihal Sarin | 2652 | 4,0 | 18,0 | 20,0 | 12,25 | |
10 | 20 | GM | Korobov Anton | 2690 | 4,0 | 17,0 | 19,5 | 12,75 | |
11 | 48 | GM | Tari Aryan | 2646 | 4,0 | 17,0 | 18,5 | 11,75 | |
12 | 27 | GM | Sargissian Gabriel | 2664 | 4,0 | 16,5 | 18,5 | 12,25 | |
13 | 17 | GM | Navara David | 2691 | 4,0 | 16,5 | 18,5 | 11,50 | |
14 | 28 | GM | Sjugirov Sanan | 2663 | 4,0 | 16,0 | 18,5 | 12,00 | |
15 | 40 | GM | Sevian Samuel | 2654 | 4,0 | 16,0 | 18,0 | 11,50 | |
16 | 33 | GM | Anton Guijarro David | 2658 | 4,0 | 16,0 | 18,0 | 11,00 | |
17 | 50 | GM | Deac Bogdan-Daniel | 2643 | 4,0 | 15,0 | 16,5 | 10,75 | |
18 | 6 | GM | Esipenko Andrey | 2720 | 4,0 | 14,5 | 17,0 | 11,50 | |
19 | 44 | GM | Sarana Alexey | 2649 | 4,0 | 14,5 | 16,5 | 11,50 | |
20 | 8 | GM | Dubov Daniil | 2714 | 4,0 | 14,5 | 16,5 | 10,75 |
(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)
Genau wie nach Runde vier ist Lei die alleinige Führende im Damenturnier. Die 24-jährige Chinesin konnte die Polin Zawadzka lange Zeit unter Druck setzen und gewann am Ende eine lange und harte Partie. Der Gewinnzug war etwas für Schach-Gourmets:
Während ihre Schwester Anna bei diesem Turnier als Kommentatorin für die FIDE arbeitet, spielt sich Mariya Muzychuk in der Tabelle langsam aber sicher nach vorne. Nach vier Remis konnte sie heute ihre zweite Partie in Folge gewinnen. Ihre Gegnerin war Nana Dzagnidze.
"Ich glaube, ich war heute viel besser vorbereitet. Ich habe mich drei Stunden lang vorbereitet, also hatte ich einige Ideen im Kopf", sagte Muzychuk. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Figurenopfer meiner Gegnerin falsch war. Das einzige Minus in dieser Stellung ist, dass sich Weiß sehr viele Varianten merken muss, aber zum Glück wusste meine Gegnerin nichts davon und ich habe eigentlich schon aus der Eröffnung eine Gewinnstellung herausgeholt."
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Die Tabelle nach der sechsten Runde im Damenturnier (Top 20)
Platz | Gesetzt | Land | Name | Elo | Punkte | TB1 | TB2 | TB3 | |
1 | 7 | GM | Lei Tingjie | 2505 | 5,0 | 18,0 | 20,5 | 16,50 | |
2 | 10 | GM | Batsiashvili Nino | 2484 | 4,5 | 20,0 | 23,0 | 16,50 | |
2 | 12 | IM | Paehtz Elisabeth | 2475 | 4,5 | 20,0 | 23,0 | 16,50 | |
4 | 15 | WGM | Zhu Jiner | 2455 | 4,5 | 20,0 | 22,0 | 15,50 | |
5 | 13 | WGM | Pogonina Natalija | 2467 | 4,5 | 18,0 | 20,0 | 14,00 | |
6 | 4 | GM | Harika Dronavalli | 2511 | 4,0 | 19,0 | 21,0 | 13,00 | |
7 | 18 | IM | Javakhishvili Lela | 2446 | 4,0 | 18,0 | 20,5 | 12,25 | |
8 | 3 | GM | Kosteniuk Alexandra | 2518 | 4,0 | 18,0 | 19,0 | 11,00 | |
9 | 1 | GM | Muzychuk Mariya | 2536 | 4,0 | 17,5 | 20,5 | 13,50 | |
10 | 22 | WGM | Zawadzka Jolanta | 2428 | 4,0 | 16,0 | 18,0 | 10,75 | |
11 | 21 | IM | Munguntuul Batkhuyag | 2433 | 4,0 | 14,5 | 16,5 | 10,00 | |
12 | 8 | IM | Kashlinskaya Alina | 2493 | 4,0 | 14,0 | 16,0 | 9,00 | |
13 | 2 | GM | Dzagnidze Nana | 2524 | 3,5 | 21,5 | 24,5 | 13,50 | |
14 | 34 | IM | Assaubayeva Bibisara | 2400 | 3,5 | 18,0 | 21,0 | 12,00 | |
15 | 23 | IM | Osmak Iulija | 2423 | 3,5 | 17,5 | 20,0 | 11,25 | |
16 | 6 | GM | Abdumalik Zhansaya | 2507 | 3,5 | 16,5 | 19,0 | 10,75 | |
17 | 20 | IM | Badelka Olga | 2438 | 3,5 | 16,5 | 18,5 | 9,25 | |
18 | 48 | WGM | Rogule Laura | 2289 | 3,5 | 15,0 | 17,5 | 9,50 | |
19 | 26 | WGM | Maltsevskaya Aleksandra | 2411 | 3,5 | 14,0 | 15,5 | 8,50 | |
20 | 14 | GM | Gunina Valentina | 2462 | 3,0 | 18,5 | 20,5 | 8,00 |
(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)
Die Top-Partien der siebten Runde, die erst am Mittwoch nach dem Ruhetag stattfindet, lauten: Batsiashvili gegen Lei, Pähtz gegen Pogonina und Kosteniuk gegen Zhu.
Alle Turnierpartien findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Damen Grand Swiss.
Viele der Teilnehmer dieses Turniers werden auch am Lindores Abbey Blitzturnier teilnehmen. Das Turnier findet am 8. November, einen Tag nach Ende des Grand Swiss und an Mikhail Tals 85. Geburtstag statt. Die Partien und die Live-Übertragung findet Ihr hier. Das dürft Ihr auf keinen Fall verpassen.
Das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier und das Damen Grand Swiss Turnier finden vom 27. Oktober bis 7. November 2021 in Riga, Lettland, statt. Das Format ist ein 11-Runden-Turnier nach Schweizer System. Die Bedenkzeit im offenen Turnier beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Bei den Damen sind es 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und ebenfalls ein 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Die beiden Erstplatzierten im Open und die Siegerin bei den Damen qualifizieren sich für die jeweiligen Kandidatenturniere 2022.
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