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FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 3: Firouzja gewinnt auch seine dritte Partie
Alireza Firouzja, on 3/3 in Riga. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.

FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 3: Firouzja gewinnt auch seine dritte Partie

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Nach seinem Sieg über Alexandr Predke ist Alireza Firouzja nun der alleinige Spitzenreiter beim FIDE Chess.com Grand Swiss. Der bislang punktgleiche Ivan Saric und der top gesetzte Fabiano Caruana remisierten ihre Partie. Bei den Damen liegen 9 Spielerinnen punktgleich in Führung. Eine davon ist Elisabeth Pähtz

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In Riga spielen 158 Spieler, aber nur einer hat es geschafft, alle drei Auftaktpartien zu gewinnen. Diese drei Siege haben dem 18-jährigen Firouzja die Pole-Position und 10,1 Elo-Punkte eingebracht.

Am Donnerstagabend lag der Wahl-Franzose damit auf Platz sechs in der Live-Weltrangliste und nur noch 1.3 Punkte hinter Levon Aronian. Hätte dieser in dieser Runde sein Turmendspiel verloren (was durchaus möglich war), wäre Firouzja in der Rangliste sogar noch einen Platz nach vorn geklettert.

Firouzja gewann auch seinen dritten Punkt in einem Endspiel. Predke, der ihm die ganze Partie über einen hervorragenden Kampf lieferte, spielte erst in der fünften Stunde ungenau. Und da alle anderen Top-Spieler ihre Partien bereits beendet hatten, war sofort klar, dass Firouzja mit diesem Sieg die alleinige Führung übernommen hatte.

Alireza Firouzja is on fire.
Alireza Firouzja ist in Top-Form. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Aronian hatte einen harten Arbeitstag. Der amtierende Europameister Anton Demchenko spielte eine solide 4-Springer-Eröffnung und schaffte es sogar, seinen Gegner im Mittelspiel zu überspielen und einen Bauern zu gewinnen. Im dann folgenden Turmendspiel vergab der Russe aber seine Chancen auf einen Sieg:

Anton Demchenko Aronian Riga
Anton Demchenko hatte Levon Aronian in den Seilen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Caruana schaffte es schon den zweiten Tag in Folge nicht, eine Gewinnstellung in einen Sieg umzuwandeln. Er spielte eine sehr interessante Partie mit Saric, der nach der Eröffnung zunächst ok stand, aber nach der langen Rochade in Schwierigkeiten geriet. Es scheint, dass Caruana den 31. Zug von Schwarz falsch berechnet hat:

Fabiano Caruana Riga Grand Swiss
Fabiano Caruana stand erneut kurz vor einem Sieg. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die wildeste Partie des Tages spielten der Norweger Aryan Tari und der Russe Vladimir Fedoseev, der ja beim FIDE Weltcup in diesem Sommer Vierter geworden war. Letzterer hatte die volle Kontrolle über die Partie, aber warf sie mit einem einzigen Zug weg. Sein Lächeln, das nach diesem Zug in den Kameras zu sehen gewesen war, bezeichnete er danach als "Sarkastisch".

Allerdings hatte Fedoseev seine Stellung deutlich überschätzt, da er dachte, er hätte im 29. Zug einen klaren Sieg verpasst. Die Engines halten die Stellung aber für ausgeglichen: "Ich denke, die Stellung war so gewonnen, wie eine Stellung nur sein kann, aber dann habe ich den völlig lächerlichen Zug Dh2 gespielt. Nach 30.Tg5 wurde mir sofort klar, dass jetzt ein Remis für mich in dieser Partie ein Riesenerfolg sein wird. Dieser Zug 29...Dh2 ist vielleicht einer der größten Fehler in meiner Karriere in einer technisch gewonnenen Stellung."

Da Tari eine Chance auf ein ersticktes Matt verpasste, konnte der Russe am Ende von Glück reden, mit einem Remis davongekommen zu sein:

Vladimir Fedoseev Riga 2021
Vladimir Fedoseev während seiner Partie. Amin Tabatabaei (mitte) und David Howell sehen zu. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Mehr Erfolg für Russland hatte Daniil Dubov, der seine Partie mit Schwarz gewinnen konnte. 

"Ich wurde in der Eröffnung überrascht", sagte er. "Ich glaube, ich habe mir das vor zwei, drei Jahren angeschaut, und ich hatte das Gefühl, dass es im Allgemeinen ein Bluff ist und mit präzisem Spiel steht Schwarz wahrscheinlich etwas besser. Also war ich etwas verwirrt: Ich dachte, entweder werde ich direkt aus der Eröffnung heraus verlieren, oder ich überlebe und dann stehe ich wahrscheinlich etwas besser."

Danach wurde Dubov interviewt und er machte einige interessante Kommentare zu dem Thema, dass Engines und Computer immer besser werden:

"Ich denke, eine entscheidende Verbesserung trat vor drei Jahren ein. Bis dahin hatten die Engines ein völlig anderes Niveau. Der Unterschied zwischen Engines von vor drei Jahren und jetzt ist wahrscheinlich so groß, wie das der Engines von vor drei und vor fünfzehn Jahren. Es ist zwar weiterhin die gleiche Geschichte, aber es ist eine völlig andere Ebene. Einige der Varianten, die als spielbar oder gut angesehen wurden, sind jetzt überhaupt nicht mehr spielbar. Es hat sich sehr verändert. Außerdem machen Schachbücher im Allgemeinen keinen Sinn mehr. Ich habe vor kurzem in alte Kasparov-Bücher gesehen. My Great Predecessors  zum Beispiel. Im Grunde wurde ich dank dieser Bücher ein Schachspieler, aber das Zeug, das er zu Beginn empfiehlt, ist, gelinde gesagt, veraltet."

Daniil Dubov
Daniil Dubov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Eine Partie, die diesem Autor dieses Artikels ins Auge fiel, war der Sieg von Jules Moussard gegen Ivan Cheparinov. Hauptsächlich wegen der Eröffnung. Den Mehrbauern im zwei-Springer-Spiel zu halten ist für Weiß heutzutage absolut spielbar.

Moussard vs. Cheparinov Riga 2021
Moussard (rechts) und Cheparinov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Ein ähnliches Thema trat auch in der folgenden Partie auf. Weiß nahm ein Figurenopfer an, verteidigte sich am Königsflügel und gewann am Damenflügel. Das führte zu einer wunderschönen Endstellung:

Now that we're at it, here's a lesson on How to Materialistic in Chess by IM Kostya Kavutskiy about when to accept sacrifices!

Study Now!

Die Top-Begegnungen der vierten Runde lauten: Yu-Firouzja, Sarin-Ponkratov, Najer-Saric, Aronian-Hovhannisyan, Swiercz-Caruana, MVL-Demchenko, Dubov-Donchenko und Fedoseev-Gukesh.

Die Tabelle nach der dritten Runde (Top 21)

Platz Gesetzt Land Titel Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 3 GM Firouzja Alireza 2770 3,0 4,0 5,5 5,50
2 11 GM Yu Yangyi 2704 2,5 3,5 5,0 4,00
2 31 GM Ponkratov Pavel 2659 2,5 3,5 5,0 4,00
4 74 GM Hovhannisyan Robert 2622 2,5 3,5 4,5 3,50
5 41 GM Nihal Sarin 2652 2,5 3,5 4,0 3,00
6 49 GM Saric Ivan 2644 2,5 3,5 3,5 2,50
7 38 GM Najer Evgeniy 2654 2,5 3,0 4,0 3,50
8 1 GM Caruana Fabiano 2800 2,0 5,0 7,0 4,50
9 20 GM Korobov Anton 2690 2,0 4,5 5,5 3,25
9 65 GM Keymer Vincent 2630 2,0 4,5 5,5 3,25
11 26 GM Predke Alexandr 2666 2,0 4,5 5,5 2,50
12 89 GM Petrosyan Manuel 2605 2,0 4,5 5,0 2,75
13 14 GM Artemiev Vladislav 2699 2,0 4,0 5,5 3,50
13 98 GM Neiksans Arturs 2570 2,0 4,0 5,5 3,50
15 10 GM Fedoseev Vladimir 2704 2,0 4,0 5,0 3,00
15 12 GM Maghsoodloo Parham 2701 2,0 4,0 5,0 3,00
15 64 GM Ponomariov Ruslan 2631 2,0 4,0 5,0 3,00
15 76 GM Brkic Ante 2621 2,0 4,0 5,0 3,00
19 34 GM Howell David W L 2658 2,0 4,0 4,5 2,50
19 53 GM Gukesh D 2640 2,0 4,0 4,5 2,50
19 81 GM Praggnanandhaa R 2618 2,0 4,0 4,5 2,50

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Bei den Damen endeten alle Partien an den Spitzenbrettern Remis und damit hat es keine geschafft, mit 3 Siegen in das Turnier zu starten. Dafür gewannen aber gleich sechs Spielerinnen, die nach zwei Runden 1.5 Punkte hatten ihre Partien und somit haben wir gleich neun Spielerinnen, die das Feld mit 2.5 Punkten anführen.

Eine dieser sechs Spielerinnen war Harika Dronavalli, die gegen die ehemalige Weltmeisterin Antoaneta Stefanova gewinnen konnte. Dabei lehnte Harika im 30. Zug ein Remis ab, obwohl sie einen Bauern weniger hatte.

"Ich dachte mir, dass ich im Endspiel Chancen haben würde. Also hab ich es versucht und es hat geklappt," sagte sie.

Harika Dronavalli Stefanova Riga
Harika Dronavalli und Antoaneta Stefanova beginnen ihre Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Zhansaya Abdumalik ist mit einer Niederlage in das Turnier gestartet, aber durch ihren zweiten Sieg in Folge ist sie wieder in der Spur. Am Freitag opferte sie eine Figur, ohne alles richtig durchzurechnen: "Ich war mir nicht sicher, ob es der richtige Zug war. Ich habe gesehen, dass ich viele Bauern für die Figur habe und auch, dass der König auf e8 nicht wirklich gut steht. Sie konnte nicht rochieren und der Bauer auf d6 war wirklich stark. Es fühlte sich einfach richtig an."

A lovely game by Zhansaya Abdumalik. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.
Zhansaya Abdumalik spielte eine starke Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Tabelle nach der dritten Runde im Damenturnier (Top 20)

Platz Gesetzt Land Titel Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 15 WGM Zhu Jiner 2455 2,5 4,5 6,0 4,75
2 13 WGM Pogonina Natalija 2467 2,5 4,5 5,0 3,75
3 18 IM Javakhishvili Lela 2446 2,5 4,0 5,5 4,50
4 2 GM Dzagnidze Nana 2524 2,5 4,0 5,5 4,25
5 14 GM Gunina Valentina 2462 2,5 4,0 5,0 4,00
6 7 GM Lei Tingjie 2505 2,5 4,0 5,0 3,75
7 12 IM Paehtz Elisabeth 2475 2,5 4,0 4,0 2,75
8 10 GM Batsiashvili Nino 2484 2,5 3,5 4,5 3,25
9 4 GM Harika Dronavalli 2511 2,5 2,5 3,0 2,50
10 3 GM Kosteniuk Alexandra 2518 2,0 5,0 5,5 3,00
11 33 WGM Sargsyan Anna M. 2402 2,0 4,5 5,5 3,00
12 41 GM Arakhamia-Grant Ketevan 2376 2,0 4,0 5,0 2,50
13 40 IM Padmini Rout 2380 2,0 3,5 4,0 1,50
13 43 IM Lujan Carolina 2340 2,0 3,5 4,0 1,50
15 34 IM Assaubayeva Bibisara 2400 2,0 3,0 4,0 2,50
16 20 IM Badelka Olga 2438 2,0 3,0 3,5 2,00
17 8 IM Kashlinskaya Alina 2493 2,0 3,0 3,5 1,50
18 6 GM Abdumalik Zhansaya 2507 2,0 2,5 2,5 1,00
19 22 WGM Zawadzka Jolanta 2428 2,0 2,0 2,5 1,75
20 46 WIM Vantika Agrawal 2322 2,0 2,0 2,5 1,50

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Die Top-Partien der vierten Runde: Pähtz-Dzagnidze, Zhu Jiner-Dronavalli, Lei Tingjie-Gunina, Pogonina-Batsiashvili, Abdumalik-Javakhishvili, Kosteniuk-Assaubayeva.

Alle Turnierpartien findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Women's Grand Swiss.

Hinweis: Am Samstag, dem 30. Oktober, findet vor der Runde das erste ChessKid Grand Swiss Turnier statt. Das ist ein sieben Runden Turnier im Schweizer System mit einer Bedenkzeit von 3+2 nur für Kinder und es wird mit Kommentaren von FM Mike Klein auf Chess.com/tv und Twitch.tv/chesskid übertragen.

ChessKid Grand Swiss

Das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier und das Damen Grand Swiss Turnier finden vom 27. Oktober bis 7. November 2021 in Riga, Lettland, statt. Das Format ist ein 11-Runden-Turnier nach Schweizer System. Die Bedenkzeit im offenen Turnier beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Bei den Damen sind es 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und ebenfalls ein 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Die beiden Erstplatzierten im Open und die Siegerin bei den Damen qualifizieren sich für die jeweiligen Kandidatenturniere 2022.

FIDE Chess.com Grand Swiss playing hall
Der Beginn der dritten Runde. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Kosteniuk vs Gunina
Die russischen Top-Spielerinnen Alexandra Kosteniuk und Valentina Gunina remisierten ihre Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Dana Reizniece-Ozola
Dana Reizniece-Ozola, Geschäftsführerin der FIDE und ehemalige Wirtschafts- (2014–2016) bzw. Finanzministerin (2016–2019) von Lettland. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Ganguly Raunak Sethuraman
Die indischen Großmeister Raunak Sadhwani (links), S.P. Sethuraman (mitte)  und Surya Ganguly. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Goryachkina Gelfand Riga 2021
Aleksandra Goryachkina rang Boris Gelfand ein Remis ab. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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