Die Armenia Eagles gewinnen die PRO Chess League
Am Samstag haben sie die Schallmauer durchbrochen und am Sonntag haben sie die Warpgeschwindigkeit erreicht.
Nach 2 Remispartien in den Playoffs gewann GM Zaven Adriasyan die dritte Sudden-Death-Blitzpartie gegen GM Wang Yue und somit stehen die Armenia Eagles als Sieger der PRO Chess League 2018 fest. Andriasyan's stürmten nach dem Sieg auf die Bühne, um Adriasyan zum Sieg zu gratulieren. Sie rannten dabei fast eine Kamera um, aber bei einem Preisgeld von $20,000 könnten sie diese sicherlich ersetzen!
Stimmt über die beste Partie und den besten Zug des Finalwochenendes ab!
Cast your vote for the GOTW from the 2018 #prochess finals weekend! 👏😀👏
— PROChessLeague (@PROChessLeague) April 10, 2018
Wang Yue vs Andriasyan (T1) - https://t.co/vRKRZ0nOuR
Wang Yue vs Andriasyan (T3) - https://t.co/0ERwlroq7j
Ter-Sahakyan vs Swiercz - https://t.co/EBSbffWx3D
Akobian vs Sebenik - https://t.co/sFIjfn8aMe
Was war die beste Partie des PRO Chess League Finalwochenendes?
Wang Yue gegen Andriasyan (Playoff 1)
Wang Yue vs Andriasyan (Playoff 3)
Ter-Sahakyan vs Swiercz
Akobian vs Sebenik
Who do you think played the MOTW in the 2018 #prochess finals?
— PROChessLeague (@PROChessLeague) April 10, 2018
63.Qg5+! by Chen - https://t.co/V14txTCuDA
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Was war der beste Zug des PRO Chess League Finalwochenendes?
63.Dg5+! von Chen
54.b4! von Xu Xiangyu
44...Txd3+! von Xu Xiangyu -
23.Sf5! von Ter-Sahakyan
GM Zaved Andriasyan (links) und GM Wang Yue spielen das Playoff. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
"Amerika ist für seine tollen Shows berühmt und heute haben wir eine tolle Show geboten," sagte der Kapitän der Eagles, CM Artak Manukyan.
Der stärkste Spieler der Eagles, GM Karen Grigoryan, präsentierte sich in der tollen Form vom Vortag und trug einen großen Teil zum Sieg bei.
Nachdem es nach 16 Partien 8:8 gestanden hatte, schlugen die Eagles die Chengdu Pandas in den Playoffs.
Wenn Schach und e-Sports am Sonntagabend ihr erstes Rondevouz hatten, dann wurde es zumindest mit einem Gute Nacht Kuss beendet.
Das Playoff war der krönende Abschluss eines spannenden Finales. Da die Eagles fast das ganze Finale einem Rückstand hinterherrannten, sah es im vierten Segment düster aus.
Bei einem 6,5-5,5 Rückstand im letzten Viertel spielte Manukyan eine zweifelhafte Eröffnung, bei der er zwei Bauern verlor. Plötzlich erwachte aber sein Turm zum Leben und in einem kritischen Moment bot er Chu Ruotong ein Unentschieden an, welches der Chinese annahm.
Eine nervöse Ehefrau und ein verwirrter Kapitän. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Aber war das die richtige Entscheidung? Grigoryan hatte genügend Figuren auf dem Brett, um an Brett 3 den bis dahin ungeschlagenen GM Xu Xiangyu zu besiegen.
Beim stand von 7:7 remisierten zuerst die Spieler an Brett 2 und danach an Brett 1.
Damit war der Endstand von 8:8 erreicht und die Fans konnten sich auf ein Playoff und weitere spannende Partien freuen.
Machs dir gemütlich, GM Zaved Andriasyan. Du wirst hier noch länger sitzen. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Als erstes mussten die schwächsten Spieler beider Mannschaften gegeneinander antreten. Die Bedenkzeit wurde allerdings von 15+2 auf 3+1 drastisch verkürzt. Der Verlierer scheidet aus und der Sieger muss gegen den drittstärksten Spieler der anderen Mannschaft antreten, usw. Bei einem Unentschieden sind beide Spieler ausgeschieden.
Eine Mannschaft hat dann gewonnen, wenn sie alle Spieler der gegnerischen Mannschaft eliminiert hat.
Die zweitplatzierten Chengdu Pandas und die PRO Chess League Mitarbeiter. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
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Chu gewann ihre erste Partie des Wochenendes gegen Manukyan nachdem sich der Eagle für ein zweifelhaftes Qualitätsopfer entschieden hatte. Der Armenier war damit ausgeschieden.
Grigoryan konnte aber gleich die nächste Partie gewinnen und somit den Ausgleich herstellen, denn jetzt hatten beide Teams wieder 3 Spieler am Start.
Die Eagles unterhalten sich vor den Playoffs mit einem weiteren gebürtigen Armenier: GM Varuzhan Akobian. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Xu und Grigoryan remisierten dann nach einer Stellungswiederholung und verließen nach dem "Doppel-KO" die Bühne.
Ersetzt wurden sie durch GM Samvel Ter-Sahakyan für die Eagles und GM Ni Hua für die Pandas. Der Eagle hatte seine Bedenkzeit überhaupt nicht unter Kontrolle und als Ni erst 10 Sekunden verbraucht hatte, war die Uhr des Armeniers bereits auf 1:12 herunter getickt. Als er noch 30 Sekunden Bedenkzeit hatte, stand die Uhr seines Gegners noch bei 2 Minuten. Auf dem Brett konnte sich Ter-Sahakyan aber erfolgreich verteidigen und somit endete auch diese Partie Remis.
Der Start der Playoffs: Chu Ruotong (links) und CM Artak Manukyan. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Jetzt waren nur noch 2 Spieler übrig und die Regeln besagen, dass diese beiden jetzt so lange mit wechselnden Farben gegeneinander spielen, bis ein Spieler eine Partie verliert.
CONGRATULATIONS @Armenian_Eagles
— US Chess (@USChess) 9 de abril de 2018
What an epic finale...#prochess#esports pic.twitter.com/mVpbb65Sce
Gratulation an die Armenia Eagles!
Welch ein episches Finale!
— US Chess
In der ersten Partie zog Wang die weißen Figuren und es sah alles danach aus, als ob das Playoff ein schnelles Ende finden würde. Andriasyan schien schon ein Mattnetz gesponnen zu haben, aber Wang konnte den Angriff gerade noch abwehren und im Springerendspiel musste Andriasyan sogar noch genaue Züge finden, um nicht zu verlieren.
Nachdem der letzte Bauer geschlagen war, hatten sich die beiden Kontrahenten eine kurze Pause verdient und bei den Zuschauern stieg die Spannung.
Nachdem er sich schon mit Schwarz für einen königsindischen Aufbau entschieden hatte, versuchte es Andriasyan mit Weiß gleich erneut. Auf das Caro Kann des Chinesen spielte er 2. d3. Eine Variante, die schon Mikhail Tal gerne gespielt hatte und die in einen königsindischen Angriff überleitet.
GM Wang Yue im Playoff. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Bevor etwas Aufregendes passieren konnte waren aber schon alle Bauern am Damenflügel abgetauscht und die Spieler einigten sich auf ein Remis, was die dritte Verlängerung bedeutete.
Hier entstand dann schnell ein Ungleichgewicht der Bauern. Andriasyan hatte die Bauernmehrheit im Zentrum und bereitete den Durchbruch mit ...c4 vor. Er sagte zu Chess.com, dass er nach 31...Dc6 (ein "sehr wichtiger Zug") das Gefühl hatte, die Partie absolut zu kontrollieren.
Genau so war es dann auch. Wang fand keinen Weg, um die Freibauern aufzuhalten und die Eagles feierten den Sieg.
Andriasyan wollte aber eigentlich gar nicht im Rampenlicht stehen.
"Ich hoffte, dass Karen (Grigoryan) gewinnt und ich gar nicht spielen müsste," sagte er.
GM Karen Grigoryan (mitte) umarmt seine Mitstreiter...| Foto: Mike Klein/Chess.com.
...und bekommt den Siegerkuss von seiner Frau. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Als der entscheidende Moment gekommen war, war er aber bestens vorbereitet.
"Als wir hier ankamen, sagte uns Artak, dass wir uns nur auf die 3 Minuten Partien vorbereiten sollten."
Und so war es kein Nachteil, dass Andriasyan ein echter Blitzspezialist ist und in der Blitz-Weltrangliste sogar an Nummer 20 steht.
"Im Blitz bin ich viel stärker als im Turnier- oder Schnellschach," sagte er. Andriasyan hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein solides, aber auch unspektakuläres Turnier gespielt, und zwar keine einzige Partie verloren, aber auch nur sehr wenige gewonnen.
Hier sind die entscheidenden Momente aus der Sicht der Kommentatoren IM Danny Rensch und GM Robert Hess:
Watch PRO Chess League Finals Day from Chess on www.twitch.tv
Die Eagles hatten eine große Anzahl an Armenischen Cognacflaschen als Willkommenspräsent zur Spielerparty vor dem Turnier mitgebracht und hatten sogar noch eine zur Siegesfeier übrig. Chess.com fragte Andriasyan, ob die Mannschaft diese Flasche extra für die Siegesfeier aufgehoben hatte.
"Nicht nur diese eine," antwortete Andriasyan.
Manukyan war sichtlich verärgert, als er eine Partie verloren hatte. In den Playoffs hatte er aber dann keinen Grund um sich zu ärgern. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
Im ersten Viertel gewannen die jeweiligen Favoriten ihre Partien und es stand 2:2, aber das zweite Viertel konnten die Pandas für sich entscheiden und gingen mit 4.5:3.5 in die Halbzeit.
Wang gewann dabei seine zweite Partie in Folge:
Die Chinesen hatten bis dahin das ganze Wochenende noch kein einziges Viertel verloren, aber im dritten Finalviertel sah es nach einem Ende dieser Serie aus, denn Grigoryan revanchierte sich für seine Niederlage im 2. Viertel, indem er gegen Chu gewann.
Beim Endspiel der Partie Manukyan-Xu mit verschiedenfarbigen Läufern hätte bestimmt jeder auf ein Remis gewettet, aber dann hatte Xu eine exzellente Idee und sie funktionierte glänzend.
Manukyan hielt sich nach der Niederlage mit beiden Händen seinen Kopf und blieb einige Momente lang regungslos sitzen.
Durch diesen Sieg behielten die Pandas den Vorsprung, aber dann schlug Grigoryan erneut zu, und das Finale ging in die Verlängerung.
Er fügte den bis dahin besten Spieler Chengdu's die erste Niederlage des Wochenendes zu, indem er den schwarzen Turm auf der 5. Reihe fing. Das war dann auch das erste Viertel, das die Pandas dieses Wochenende verloren hatten.
Dadurch hatten die Eagles ausgeglichen und das Finale ging in die Verlängerung.
Das Spiel um den dritten Platz zwischen den Saint Louis Arch Bishops und den Ljubljana Turtles endete mit 9.5:6.5. Es war die "Yaro and Daro" Show.
Die Bronzemedaille ging an die Saint Louis Arch Bishops. | Foto: Mike Klein/Chess.com.
GM Dariusz Swiercz war nach der schwachen Leistung im Halbfinale extrem motiviert und erzielte 3.5 von 4 möglichen Punkten. Es war auch eine Hilfe, dass er heute ausgeschlafen war, denn er kam erst wenige Stunden vor dem Halbfinale in San Francisco an.
Er sagte, dass er heute viel relaxter gewesen sei und der Druck der Titelverteidigung auch nicht mehr vorhanden war.
"Ich glaube, hier haben 4 gleichwertige Mannschaften gespielt. Die Regel, dass jede Mannschaft auch schwächere Spieler einsetzen muss, steigert den Mannschaftsgeist aller Teams." Kurioserweise verloren die Arch Bishops das Halbfinale, obwohl deren Brett 4, NM Forest Chen alle 4 Partien Remis spielte und gewannen dann am Sonntag, obwohl Forest seine ersten 3 Partien verlor.
Die Zweitrundenpartie von Sweircz hatte ein lustiges Ende:
GM Yaroslav Zherebukh schlug heute mit 2 Siegen und 2 Remis ebenfalls zurück. Er sagte ebenfalls, dass er heute ohne jeglichen Druck spielen konnte und sein Schach davon profitierte. Zherebukh und Swiercz treten schon in wenigen Tagen erneut in einem Mannschaftskampf an: Den Final Four of College Chess.
Turtles | Arch Bishops | Varuzhan Akobian | Dariusz Swiercz | Yaroslav Zherebukh | Forest Chen | 9.5 |
Luka Lenic | 2.5 | |||||
Jure Borisek | 3 | |||||
Matej Sebenik | 1 | |||||
Luka Skuhala | 0 | |||||
6.5 | 2 | 3.5 | 3 | 1 |
Zherebukh hat eigentlich den Ruf, in Einzelwettbewerben besser zu spielen, weil er dort "spielen kann, was er mag".
"In Mannschaftskämpfen hat man mehr Verantwortung," sagt er dazu. "In normalen Turnieren kann man auch mal zum Beispiel 1.a3 ziehen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Mannschaftskameraden diesen Zug hier weniger lustig gefunden hätten."
Da freuen wir uns doch schon heute auf seine Eröffnungen Ende April, bei den US-Meisterschaften
Der Bericht des Halbfinales (nur auf englisch):