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Der FIDE Weltcup 2023 hat begonnen

Der FIDE Weltcup 2023 hat begonnen

Merlin2017
| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Heute wurde in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku der FIDE Weltcup 2023 gestartet. Insgesamt 206 Spieler aus aller Welt werden versuchen, das Finale, das 22. bis zum 24. August gespielt werden wird, zu erreichen. In diesem Artikel interessieren uns aber nur die Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der FIDE Weltcup 2023 geht morgen, am Montag, dem 31. Juli, um 13:00 Uhr weiter.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden mit fachmännischen Kommentaren verschiedener deutscher Schachlegenden auf den deutschsprachigen Chess24 Kanälen auf Twitch und Youtube.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen und hier seht ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Sonntag:
Teil 1:
Teil 2:

Kommentator: The Big Greek

Das Turnier wird in einem K.-o.-Modus im Match-Format gespielt. Ein Match besteht aus 2 Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Tiebreak im Schnellschach über das Weiterkommen. 

    Aufgrund des für den Schachsport ungewöhnlichen Formats haben wir aber wie im Tennis oder bei einer Fußball-WM einen klassischen Turnierbaum und den sehen wir uns einfach von oben nach unten an:

    Erstes Viertel (mit Carlsen, Keymer, Rasmus Svane)

    Zweites Viertel (mit Nepo, Giri, Grischuk, Blohberger, Blübaum)

    Drittes Viertel (mit Caruana, So, Donchenko, Frederik Svane)

    Viertes Viertel (mit Nakamura, Meier, Huschenbeth, Kollars, Fridman, Ragger, Dragnev)

    Damen

    1. Viertel:

    Neben dem Weltranglistenersten Magnus Carlsen befinden sich auch Vincent Keymer und Rasmus Svane in diesem Viertel.

    Carlsen und Keymer haben wie insgesamt weitere 50 Spieler in der ersten Runde ein Freilos erhalten, aber Rasmus Svane muss zuerst die Hürde Prin Laohiwlrapap überwinden, um in die zweite Runde einzuziehen. Der 17 Jahre alte FIDE-Meister aus Thailand hat sich in den letzten 3 Jahren von einer Elo von 1913 auf 2353 verbessert. Mit ausschlaggebend dafür war das 7. Johor International Chess Open, bei dem er ganze 64 Elo-Punkte zulegte und alle 5 Weißpartien gewinnen konnte. 

    Rasmus wusste also, dass er mit Weiß besser gewinnen sollte, aber irgendwas ging gehörig schief. Nach nur 14 Zügen hatte er bereits die Hälfte seiner Bedenkzeit verbraucht und nach 20 Zügen hatte er noch ganze 20 Minuten auf seiner Uhr und die Stellung war zwar ausgeglichen, aber extrem kompliziert. Nach 23 Zügen spielten die beiden dann praktisch eine Blitzpartie mit einer Bedenkzeit von 8 gegen 6 Minuten und trotz der geringen Bedenkzeit gelang es dem Teenager, all seine Probleme zu lösen und ein ausgeglichenes Endspiel zu erreichen.

    Dort zeigte Svane aber dann nicht nur seine ganze Klasse, sondern auch, dass ein Läufer einem Springer im Endspiel meist überlegen ist.

    Rasmus Svane - Prin Laohiwlrapap 1:0

    Rasmus Svane. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    2. Viertel

    Hier musste sich Felix Blohberger gleich in der ersten Runde behaupten, um danach ein direktes Duell Deutschland gegen Österreich, bzw. Blohberger gegen Matthias Blübaum auszutragen und später im Turnier gegen Anish Giri, Alexander Grischuk oder Ian Nepomniachtchi antreten zu können.

    Felix überraschte den griechischen Großmeister Dimitrios Mastrovasilis mit Schwarz mit einer Nebenvariante der schottischen Eröffnung. Nach nur 5 Zügen finden sich nur noch 35 Partien in der Datenbank und Weiß fand zwar die besten Züge, verbrannte aber mächtig Zeit auf der Uhr. Nach 23 Zügen hatte der Grieche dann nur noch 10 Minuten, aber jetzt verbrauchte auch Felix gehörig Bedenkzeit und als er in einer absolut vorteilhaften Stellung ebenfalls in Zeitnot geriet, stellte er die Partie praktisch einzügig ein. Nur 4 Züge später gratulierte er seinem Gegner zum Sieg und muss jetzt morgen gewinnen, um wenigstens noch einen Tiebreak zu erreichen.

    Dimitrios Mastrovasilis - Felix Blohberger 1:0

    Felix Blohberger. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    3. Viertel

    Im oberen Viertel der unteren Hälfte hatten Alexander Donchenko, Fabiano Caruana und Wesley So ein Freilos bekommen. Frederik Svane hingegen musste in der ersten Runde gegen den 23-jährigen Jun Hyeok Lee aus Südkorea antreten.

    Svane entschied sich mit Schwarz in der Spanischen Eröffnung für den Marshall-Angriff, der den internationalen Meister gehörig ins Schwitzen brachte. Nach 19 Zügen hatte Lee nur noch 30 Minuten Bedenkzeit, aber je weniger Bedenkzeit er hatte, desto besser spielte er und am Ende musste sich der jüngere der beiden Svane-Brüder mit einem Remis begnügen. Da er aber morgen mit Weiß spielen darf, ist dieses Remis sicherlich kein Beinbruch.

    JH Lee - Frederik Svane 0.5:0.5

    Frederik Svane. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    4. Viertel

    Im letzten Viertel haben wir mit Markus Ragger, Valentin Dragnev, Dmitrji Kollars, Daniel Fridman, Niclas Huschenbeth und dem für Uruguay spielenden Trierer Georg Meier eine ganze Armada an deutschsprachigen Spielern am Start und alle hoffen natürlich auf ein Duell mit Hikaru Nakamura im weiteren Turnierverlauf.

    Als erster beendete Niclas Huschenbeth seine Partie. Gegen den 23-jährigen Malaysier Fy Antenaina Rakotomaharo erspielte sich Niclas in der giftigen Kobra-Variante des sizilianischen 4 Springer Spiels, das der beliebte Streamer aus unzähligen Duellen mit TBG bestens kennt, einen Vorteil, baute diesen ständig aus, und fand am Ende ein wunderschönes Schachmatt. Wer findet es ebenfalls?

    Niclas Huschenbeth - Fy Antenaina Rakotomaharo 1:0

    Weiß am Zug gewinnt:

    Niklas Huschenbeth. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    Eine weitere erfreuliche Nachricht bekamen wir von Georg Meier, der ja mittlerweile für Uruguay spielt und gegen seinen Neu-Landsmann Bernardo Roselli Mailhe mit Weiß den Grundstein zum Einzug in die zweite Runde legen konnte. Kein Wunder, bei einer Genauigkeit von 99.5%!

    Georg Meier - Bernardo Roselli Mailhe 1:0

    Markus Ragger hatte gegen den 31 Jahre alten internationalen Meister Kareim Wageih aus Ägypten keine leichte Aufgabe. Der Ägypter griff die Königsindische Verteidigung des Grazers an, wo er nur konnte und opferte sogar einen Bauern für seinen Angriff. Um diesen Angriff abzuwehren, musste Ragger den Bauern zurückgeben und im Endspiel hatte er sogar etwas Glück, dass der Ägypter einen Sieg ausgelassen hatte. Etwas später opferte Ragger dann eine Qualität und hielt ein Endspiel mit 2 Springern gegen Turm und Läufer bombensicher Remis:

    Kareim Wageih - Markus Ragger 0.5:0.5

    Valentin Dragnev hatte mit dem 26-jährigen Großmeister Ori Kobo aus Israel ein ganz schweres Los gezogen, aber die österreichische Nummer 1 erspielte sich gegen die Steinitz Variante der französischen Verteidigung eine sehr komfortable Stellung. Danach manövrierte Dragnev seinen Gegner einfach aus, wartete auf den richtigen Moment - und schlug dann nicht zu, sondern erlaubte es dem Israeli, die Stellung so gut wie auszugleichen, denn nicht einmal die Engine konnte aufzeigen, wie Valentin einen Fortschritt erzielen sollte. Zum Glück war aber Valentins Gegner keine Engine, sondern ein Mensch - und Menschen machen Fehler und lassen Taktiken zu und der "Meister des Manövierens" schien nur darauf gewartet zu haben. Kurz hintereinander gewann er mit 2 Taktiken 2 Bauern und damit auch die Partie.

    Valentin Dragnev - Ori Kobo 1:0

    Enamul Hossein, der Gegner von Dmitrji Kollars, hatte sicher schon bessere Tage gesehen, denn der 42 Jahre alte Großmeister aus Bangladesch war mit einer Elo von nur 2380 nach Baku gereist.

    Kollars erspielte sich mit dem Rossolimo eine sehr harmonische Stellung und hatte nach 26 Zügen bereits einen Zeitvorsprung von 31:4 Minuten. In Zeitnot dreht sich dann die Partie, aber komischerweise zugunsten des Spielers, der in Zeitnot war! Nachdem sich der Großmeister aus Bangladesch dann ein völlig remises Turmendspiel gerettet hatte, unterlief ihm im 89. Zug der entscheidende Fehler und Dmitrji konnte den vollen Punkt verbuchen.

    Dmitrji Kollars - Enamul Hossein 1:0

    Damen-Großmeisterin Josefine Heinemann, die in Baku leider nicht selbst dabei ist, hat sich diese Partie ganz genau angesehen und erklärt uns, wie Dmitry sie gewinnen konnte:
    Dmitrji Kollars. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    Daniel Fridman musste gegen die Königsindische Verteidigung des jungen Griechen Stamatis Kourkoulos-Arditis ein durchkommen finden, was ihm aber leider nicht gelang. Das ruhige, solide Fridman-Schach, wie es unser Kommentator "The Big Greek" nannte, führte leider zu einem eher langweiligem Remis. Die Königsmanöver am Ende, die schließlich zu einer dreifachen Stellungswiederholung führten, waren aber schon sehenswert.

    Daniel Fridman - Stamatis Kourkoulos-Arditis 0.5 - 0.5

    Daniel Fridman. Foto: Maria Emelianova/chess.com

    FIDE Damen Weltcup 2023

    Bei den Damen sind 103 Spielerinnen am Start, aber leider haben nur 2 Spielerinnen aus deutschsprachigen Verbänden den Weg nach Aserbaidschan gefunden. Neben Elli Pähtz versucht die Neu-Schweizerin Alexandra Kosteniuk ihren Titel von 2021 zu verteidigen. Beide haben aber in der ersten Runde ein Freilos und deshalb werden wir uns mit dem Damenturnier erst beschäftigen, wenn die beiden auch spielen.

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