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Der Damen-Grand-Prix in Neu-Delhi wird nach einem Skandal verschoben
Nana Dzagnidze, Harika Dronavalli und Nino Batsiashvili bei der Eröffnungsfeier des FIDE Damen Grand Prix in Neu-Delhi. Foto: FIDE.

Der Damen-Grand-Prix in Neu-Delhi wird nach einem Skandal verschoben

TarjeiJS
| 1 | Chess.com Nachrichten

Eigentlich hätte der FIDE Damen Grand Prix in Neu-Delhi gestern beginnen sollen, doch nachdem die kasachische Großmeisterin Zhansaya Abdumalik wider abgereist war, wurde das Turnier verschoben. Ein von vielen Spielerinnen unterzeichneter Brief fordert die Absage oder Verschiebung des Events. Nach einer Entschuldigung für verschiedene Fehler der lokalen Organisatoren besteht FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich jedoch darauf, dass das Turnier mit 11 Spielerinnen durchgeführt wird.

Der Damen-Grand-Prix in Neu-Delhi ist das dritte von vier Turnieren des FIDE-Damen-Grand-Prix 2022-2023. Die ersten beiden fanden letzten September in Astana, Kasachstan (Siegerin: GM Kateryna Lagno) und letzten Monat in München (Siegerin: GM Alexandra Kosteniuk) statt.

Aber was war eigentlich vorgefallen? Die französische Schach-Webseite Europe Echecs beschreibt es:

Als die ersten Spielerinnen am 24. März, dem Tag vor der ersten Runde, in Neu-Delhi ankamen, gab es keinen offiziellen Flughafen-Transport und die Spielerinnen mussten Taxis nehmen, ohne zu wissen, wohin sie eigentlich fahren sollten. Ein FIDE-Funktionär ist in Neu-Delhi nicht anwesend. Als sie dann im Hotel ankamen, erfuhren sie, dass die Zimmer noch nicht fertig waren und das Frühstück nicht im Preis inbegriffen war. Angesichts dieser schlechten Bedingungen beschloss Zhansaya Abdumalik spontan wieder abzureisen. Die FIDE wollte sie zuerst durch eine indische Spielerin ersetzen – was vier Inderinnen im Turnier bedeutet hätte – aber die anderen Spielerinnen stimmten dem nicht zu.

Abdumalik hat auf die Bitte von Chess.com um einen Kommentar nicht reagiert, aber in einem Post auf Facebook bestätigte sie, dass sie "über die von den Organisatoren geschaffenen Bedingungen verärgert und enttäuscht" sei.

"Ich erinnere mich immer noch gerne an die Olympiade in Indien, aber die Bedingungen, die uns in Neu-Delhi geboten wurden, sind einfach inakzeptabel", schreibt sie.

Am Freitag fand die Eröffnungsfeier des FIDE Damen Grand Prix in Neu-Delhi statt. Foto: FIDE.

Elisabeth Pähtz schrieb zusammen mit 5 weiteren Spielerinnen eine E-Mail an Dvorkovich und forderte eine Absage des Turniers.

Wir verfassen diese Mail, um zu unterstreichen, dass die Dinge im Damenschach, insbesondere in Bezug auf die professionelle Organisation und Durchführung von Turnieren, in der Vergangenheit sehr unglücklich gelaufen sind. Einige von uns sind emotional niedergeschlagen und verärgert. Aus professioneller Sicht sowie im Namen unserer Kollegin Zhansaya Abdumalik möchten wir darum bitten, dieses Turnier abzusagen oder zu verschieben.

In einem Brief an die Spielerinnen, der auch auf der Webseite der FIDE veröffentlicht wurde, entschuldigt sich Dvorkovich aufrichtig für die Fehler der lokalen Organisatoren.

Wir bedauern zutiefst die Probleme und Unannehmlichkeiten, die Sie erlebt haben und die dazu geführt haben, dass sich eine Spielerin vom Turnier zurückgezogen hat.

Wir verstehen, dass diese Situation zu großer Unzufriedenheit unter den Spielerinnen geführt und das gesamte Turnier in Gefahr gebracht hat. Wir erkennen Ihre Bedenken und Frustrationen an und nehmen sie ernst. Wir wissen Ihre Offenheit sehr zu schätzen und möchten Ihnen versichern, dass wir uns verpflichtet fühlen, die Probleme, die in Bezug auf dieses Turnier und Damenevents im Allgemeinen aufgetreten sind, angehen werden. Ferner haben wir vor, die Kommunikation mit den Teilnehmerinnen zu verbessern.

Dvorkovich sagte, das Turnier werde "mit Anpassungen für die verbleibenden Spielerinnen fortgesetzt", denn er wolle keinen Präzedenzfall schaffen, "indem das gesamte Turnier abgesagt und die Pläne der anderen Spielerinnen aufgrund der Entscheidung einer Spielerin, sich vom Turnier zurückzuziehen, beeinflusst werden." Er fügte hinzu, dass auch die Paarungen der ersten Runde nicht verändert werden und Änderungen an den verbleibenden Paarungen darauf beschränkt werden, sofern es möglich ist, die Farben anzupassen.

Die Planung für den Damen-Grand-Prix in Neu-Delhi geriet bereits vor dem Start durcheinander, nachdem die Muzychuk-Schwestern Anna und Mariya von dem Turnier zurückgezogen hatten und durch die georgische Großmeisterin Nino Batsiashvili und die Inderin Vaishali R ersetzt wurden.

Das vierte Turnier des FIDE-Damen-Grand-Prix sollte eigentlich im Mai in Bydgoszcz, Polen, stattfinden, aber das Turnier wurde aus bislang unbekannten Gründen aus dem Terminkalender gestrichen.

Hinweis: Dieser Artikel ist eine Eilmeldung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass noch zusätzliche Details hinzugefügt werden.

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Tarjei J. Svensen

Tarjei J. Svensen is a Norwegian chess journalist who worked for some of the country's biggest media outlets and appeared on several national TV broadcasts. Between 2015 and 2019, he ran his chess website mattogpatt.no, covering chess news in Norwegian and partly in English.

In 2020, he was hired by Chess24 to cover chess news, eventually moving to Chess.com as a full-time chess journalist in 2023. He is also known for his extensive coverage of chess news on his X/Twitter account.

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