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Das Frühlingsmärchen beim Damen-Grand-Prix geht weiter: Dinara Wagner gewinnt und führt die Tabelle an
Dinara Wagner. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Das Frühlingsmärchen beim Damen-Grand-Prix geht weiter: Dinara Wagner gewinnt und führt die Tabelle an

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der sechsten Runde des FIDE Damen Grand Prix 2022-2023 in Nikosia konnte Dinara Wagner erneut gewinnen. Nachdem sie schon in der ersten Runde gegen Alexandra Goryachkina gewonnen hatte und seitdem ungeschlagen geblieben war, führt sie jetzt gemeinsam mit Harika Dronavalli, Kateryna Lagno und Tan Zhongyi die Tabelle an. Bislang hat Dinara bei diesem Turnier schon 11 Plätze in der Damen-Weltrangliste gutgemacht und liegt momentan auf Platz 31. So gut, wie nie zuvor in ihrer Karriere.

Die siebte Runde beginnt am Dienstag, dem 23. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:
Alle Partien des FIDE-Damen Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Die Runde vor dem ersten und einzigen Ruhetag ist tendenziell der Tag der großen Kampfpartien. Da die Spielerinnen danach einen Tag freihaben und neue Energie tanken können, wissen sie, dass sie in diese Runde ihr Bestes geben können und einige Spielerinnen hatten Großes vor.

Harika gegen Lagno

In der längsten Partie des Tages standen sich zwei der Spitzenreiterinnen gegenüber. Mit Weiß bereitete Harika in der Eröffnung ein scharfes Bauernopfer vor und erlangte so die Kontrolle über das Zentrum, einen Entwicklungsvorsprung und das Läuferpaar als Kompensation.

Beim Versuch, Lagnos lockeren Damenflügel auszunutzen, wählte Harika fälschlicherweise den Bauernbruch 16.c4, was zu einer Reihe von Abtäuschen führte, wovon auch die meisten Bauern im Zentrum und am Damenflügel betroffen waren. Als sich der Rauch verzogen hatte, fanden sich die Spielerinnen in einem Turmendspiel mit vier gegen drei Bauern wieder. Obwohl Lagno über fünf Stunden und über 85 Züge lang versuchte aus ihrem Mehrbauern Kapital zu schlagen, musste sie sich letztendlich mit einem Remis zufriedengeben.

Harika Dronavalli. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Wagner gegen Kiolbasa

Dinara Wagners Sieg über Oliwia Kiolbasa war eine Demonstration der Beharrlichkeit. Die deutsche Nationalspielerin erreichte ein ausgeglichenes Endspiel und arbeitete stetig daran, alle ihre Figuren zu verbessern. Trotz des Gewinns eines Bauern war es aufgrund von Wagners schlechter Bauernstruktur am Damenflügel aber weiterhin schwierig, sich Gewinnchancen zu erarbeiten.

Beide Spielerinnen schufen dann auf gegenüberliegenden Seiten des Bretts Freibauern, aber Wagners Bauer war weiter fortgeschritten und so konnte sie den Druck auf ihre Gegnerin aufrechterhalten. Als sie noch gute Chancen auf ein Remis hatte, machte Kiolbasa den entscheidenden Fehler, sich auf ihr eigenes Gegenspiel statt auf die Verteidigung zu konzentrieren. Wagner entfesselte eine entscheidende taktische Idee, mit der sie die ungedeckten Figuren von Schwarz jagen und gleichzeitig den Vorstoß ihres Freibauerns vorbereiten konnte.

Dzagnidze gegen Kosteniuk

Die Neu-Schweizerin Alexandra Kosteniuk überspielte mit Schwarz die georgische Großmeisterin Nana Dzagnidze und nutzte scharfsinnig jede Gelegenheit, die ihr ihre Gegnerin bot. Sie kombinierte den Gewinn von Raum am Königsflügel mit der Schaffung einer dominanten Stellung am Damenflügel. Ihre Dame fand auf a3 ein nützliches Feld, von wo aus sie die schwachen Bauern von Weiß im Auge behalten und gleichzeitig mögliche Ideen eines Eindringens auf der zweiten Reihe unterstützen konnte. Kosteniuk setzte ihre Gegnerin auf beiden Seiten des Bretts und auf der Uhr unter Druck und gewann einen Bauern. Als Dzagnidze versuchte, ihr verlorenes Material zurückzugewinnen, entdeckte die zwölfte Weltmeisterin die gewinnende Kombination. Wer kann sie ebenfalls finden?

Schwarz am Zug gewinnt:

Im Interview nach der Partie sagte Kosteniuk, dass sie von einer solchen Gelegenheit geträumt habe:

"Wenn du ...g5 spielst, ist das so, als würdest du 'Hallo' sagen und schon stellst du dir all diese Mattbilder vor … Man kann sich zwar nicht vorstellen, wie man durchbrechen soll, aber als sie dann h4 gespielt hatte, begann ich zu träumen."

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns den Sieg der ChessQueen.


Alexandra Kosteniuk. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Mammadzada gegen Khotenashvili

Überrascht von der Eröffnungswahl ihrer Gegnerin wich IM Gunay Mammadzada im Königsindisch-Angriff der Theorie aus. Obwohl sie mit den schwarzen Figuren am Ende aufgrund des Raumvorteils und dem Läuferpaar von GM Bela Khotenashvili klar schlechter stand, konnte Mammadzada die Balance mit einer starken Verteidigung und einem Gegenangriff auf die schwachen Bauern ihrer Gegnerin die Balance halten und die Gewinnchancen von Weiß begrenzen. Dann überraschte Khotenashvili die aserbaidschanische Nationalspielerin erneut mit einer taktischen Idee und lies ihren Freibauern einfach loslaufen, doch Mammadzada leistete heftigen Widerstand und konnte die Stellung abermals ausgleichen.

Auch Gunay Mammadzada stand nach der Partie Rede und Antwort:

Goryachkina gegen Shuvalova

IM Polina Shuvalova zeigte gegen GM Aleksandra Goryachkina eine beeindruckende Vorbereitung. Die 22-jährige internationale Meisterin spielte mit Schwarz gegen die zweithöchste gewertete Frau der Welt und beendete die Partie mit mehr Zeit auf der Uhr, als zu Beginn, während ihre auf dem Papier übermächtige Gegnerin die Hälfte ihrer Bedenkzeit aufwenden musste, um sich durch die komplizierten Möglichkeiten auf dem Brett zu navigieren.

Mit einem isolierten Freibauern auf d5 hatte Goryachkina einen leichten Vorteil, aber da zwei Leichtfigurenpaare abgetauscht waren, hatte Shuvalova genügend Raum für eine bequeme Platzierung ihrer Figuren. Obwohl die Stellung von Weiß recht vielversprechend aussah und Goryachkina den logischen Zug 22.Te7 versuchte, um den Druck auf die schwarze Stellung zu erhöhen, konnte Shuvalovas König konnte den weit fortgeschrittenen d-Bauern rechtzeitig erobern und damit das Remis sichern.

Shuvalova freut sich auf Abenteuer und Entspannung am Ruhetag: "Ich werde den Ausflug der Organisatoren in die Berge mitmachen, um frische Luft zu schnappen und dann vielleicht an den Pool gehen und mich ausruhen."

Tan gegen Assaubayeva

Tan und Bibisara Assaubayeva kämpften in einer scharfen, hoch theoretischen Variante der englischen Eröffnung, bei der Weiß einen Entwicklungsvorsprung, aber Schwarz die Möglichkeit hat, die weiße Bauernstruktur am Damenflügel zu zerstören. Die schwarzen Steine führend fand Tan ein cleveres Damenmanöver, das einen Abtausch in ein Endspiel einleitete, bei dem ihre bessere Bauernstruktur die Aktivität von Weiß kompensierte.

Tan Zhongyi. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Ergebnisse - Runde 6

Weiß Schwarz
Assaubayeva 1/2 - 1/2  Tan
Dzagnidze 0 - 1 Kosteniuk
Khotenashvili 1/2 - 1/2 Mammadzada
Goryachkina 1/2 - 1/2 Shuvalova
Harika 1/2 - 1/2 Lagno
Wagner 1 - 0 Koilbasa

Die Tabelle nach der 6. Runde

Wenn die Spielerinnen vom Ruhetag in den Turniersaal zurückkehren, wird es zwischen Lagno und Wagner zum direkten Duell zweier Spitzenreiterinnen kommen.

Paarungen - Runde 7

Weiß Schwarz
Kosteniuk  -  Assaubayeva
Lagno  -  Wagner
Kiolbasa  -  Dzagnidze
Mammadzada  -  Goryachkina
Shuvalova - Harika
Tan - Khotenashvili

Alle Partien - Runde 6


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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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