Caruana und Firouzja gewinnen ihre Auftaktpartien beim FIDE Chess.com Grand Swiss in Riga
Nach einer vorsorglichen Verlegung von der Isle of Man nach Riga und trotz eines neuen Lockdowns in Lettland hat das FIDE Chess.com Grand Swiss und das Damen Grand Swiss gestern begonnen und der top-gesetzte Fabiano Caruana und der an Nummer 3 gesetzte Alireza Firouzja sind mit Siegen in das Turnier gestartet.
Alle Partien und die Live-Übertragung findet Ihr auf: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Damen Grand Swiss.
Sollte sich ein Spieler zwischen dem Schutz seiner Gesundheit und der Teilnahme am WM-Zyklus entscheiden müssen? Diese Frage wurde in den sozialen Medien gestellt, als die FIDE vor wenigen Tagen ankündigte, dass das Grand Swiss Turnier trotz des neuen Lockdowns in Lettland stattfinden wird.
Obwohl zwei Startplätze für das Kandidatenturnier, ein Platz für das Kandidatenturnier der Damen und $550.000 Preisgeld auf dem Spiel stehen, haben oder mussten nicht wenige Top-Spieler aufgrund von erheblichen Reisebeschränkungen ihre Teilnahmen absagen. Die bekanntesten Namen, die in Riga spielen wollten, aber vermisst werden, sind die Großmeister Alexander Grischuk, Shakhriyar Mamedyarov, Richard Rapport, Hikaru Nakamura, Vidit Gujrathi, Le Quang Liem und Kateryna Lagno. (Ein Spieler, der sich in letzter Minute noch angemeldet hat, ist Alexey Shirov.)
Die FIDE hat es geschafft, die lettische Regierung davon zu überzeugen, das Grand Swiss Turnier in eine Liste von 30 ausgenommenen Sportveranstaltungen aufzunehmen, was eine Ausrichtung des Turniers ermöglicht und damit eine potenzielle Katastrophe in Bezug auf die Planung des Schachkalenders 2022 verhindert.
FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich nannte es eine "schwierige Übung", das Turnier unter den gegebenen Umständen abzuhalten, und verteidigte die Entscheidung der FIDE, es nicht zu verschieben:
„Ich denke, mit den Auflagen, die wir hier auf der Grundlage des medizinischen Protokolls festgelegt haben, sind die Spieler und alle Beteiligten sicherer als in vielen Ländern, in denen die Infektionszahlen niedriger sind. Wir haben hier in Lettland ein wirklich sicheres Umfeld für die Spieler geschaffen. Ich glaube wirklich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben."
Aufgrund des Lockdowns verbringen die Spieler ihre Zeit für einen Zeitraum von 12 Tagen entweder im Hotel oder im Spiellokal. Wenn eine Partie länger als bis 20 Uhr Ortszeit dauert, bekommen die Spieler eine Ausnahmegenehmigung, falls die Polizei sie während ihres 10-minütigen Spaziergangs zurück zum Hotel überprüfen sollte.
Während der technischen Besprechung vor der Eröffnungsfeier am Dienstag (beide wurden auch gestreamt, damit sie sich die Spieler auf Wunsch auch sicher von ihren Hotelzimmern aus ansehen konnten) wurden die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen erklärt: Gesichtsmasken sind im Hotel und am Veranstaltungsort obligatorisch, aber nicht während der Partie. Es wird ein Abstand von zwei Metern empfohlen und jeder Teilnehmer wird im Laufe des Turniers viermal auf das Coronavirus getestet. Bei Symptomen, die mit Covid in Verbindung stehen könnten, müssen sich die Spieler sofort an den örtlichen Amtsarzt wenden.
Alle Spieler, die ein oder zwei Tage vorher ankamen, wurden bei der Ankunft getestet und erhielten ihre Mahlzeiten im Hotelzimmer, bis die Ergebnisse vorlagen. Mittwoch, der Tag der ersten Runde, war ein weiterer Testtag und die Spieler standen vor oder nach ihrem Abendessen an der Hotelrezeption Schlange.
Das Turnier findet im Hanzas Perons-Gebäude statt, einem schön restaurierten ehemaligen Warenlager der Bahn, das sich fast neben der Mikhail-Tal-Straße, unweit der Altstadt befindet. Im offenen Turnier spielen 108 Teilnehmer und im Damen-Turnier 50. In beiden Turnieren stehen 11 Runden nach Schweizer System auf dem Programm.
Eine Spielerin hat sich entschieden, im offenen Turnier anzutreten und Ihr könnt Euch sicher denken, welche. Großmeisterin Aleksandra Goryachkina reiste direkt vom russischen Superfinale nach Riga und spielte in der ersten Runde gegen Jorge Cori Remis.
Das FIDE Chess.com Grand Swiss ist insgesamt ein sehr stark besetztes Turnier und einige große Namen wie Levon Aronian und Maxime Vachier-Lagrave mussten sich in der ersten Runde mit einem Remis zufriedengeben. Von den 20 Partien an den Top-Brettern endeten 14 Remis.
Der an Nummer eins gesetzte Caruana erzielte jedoch mit den weißen Steinen einen schönen Sieg. Der amerikanische Großmeister entschied sich für ein typisches Springeropfer auf d5. Aber eigentlich nur, weil er nichts Besseres sah.
"Ich war mir bis zum Ende nicht sicher", verriet Caruana danach. "Als ich 22.b3 gespielt habe, habe ich mich eigentlich schon für das Opfer entschieden, was natürlich extrem riskant war. Es ist fast eine ganze Figur, die ich opferte. Und es war ja nicht einmal so, dass ich danach einen direkten Angriff hatte."
Allerdings war es für Schwarz aber auch extrem schwierig, sich zu konsolidieren. Nachdem er einige richtige Defensivzüge hintereinander gefunden hatte, geriet er allerdings ins Stolpern:
Firouzja gewann ebenfalls mit den weißen Figuren. Trotz fehlender Damen auf dem Brett war ein Angriff am Königsflügel erfolgreich.
"Ich habe es geschafft, ihn mit 17.g4 auszutricksen. Danach ist sein König plötzlich in großer Gefahr", sagte Firouzja. "Es ist überraschend, weil die Damen weg sind, aber der König ist trotzdem sehr schwach."
Die Partie zwischen Yu Yangyi und Vincent Keymer stach aus vielerlei Gründen heraus. Der Zug 19...Kd7!? schien das Rubinstein Manöver Dd8-g8-h7 auf den weißen Feldern vorzubereiten. Stattdessen zog Vincent aber nur noch mit seinen Schwerfiguren auf der Grundlinie hin und her und im 40. Zug einigten sich die Spieler mit allen 32 Figuren auf dem Brett auf ein Remis.
Einen sehr kurzen Arbeitstag hatte Valentina Gunina, die im Damenturnier gleich zwei verschiedene Leichtfigurenopfer auf e6 anbot. Obwohl ihre Gegnerin das erste Angebot nicht und das zweite erst nach einigen Zügen annahm, schlug der Angriff der frisch gebackenen russischen Meisterin durch:
Großmeisterin Lei Tingjie erzielte einen leichten Sieg, nachdem ihre Gegnerin eine Fesselung ihres Springers auf f3 erlaubt hatte. Obwohl Weiß bereits in großen Schwierigkeiten steckte, war es für Weiß nach 19.Dg5 wegen der netten Antwort 19...Ke7 bald vorbei:
Der Fehler von Weiß wird auch im Partiebericht von Chess.com angezeigt:
Auch Nino Batsiashvili fand eine tolle Taktik:
Die Paarungen für die zweite Runde stehen bereits fest. Eine Partie, auf die man sich freuen darf, ist die zwischen dem Gewinner der Junioren Speed Chess Championship, Nihal Sarin, und Caruana an Brett 1.
Alle Turnierpartien findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.con Damen Grand Swiss.
Hinweis: Am Samstag, dem 30. Oktober, findet vor der Runde das erste ChessKid Grand Swiss Turnier statt. Das ist ein sieben Runden Turnier im Schweizer System mit einer Bedenkzeit von 3+2 nur für Kinder und es wird mit Kommentaren von FM Mike Klein auf Chess.com/tv und Twitch.tv/chesskid übertragen.
Das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier und das Damen Grand Swiss Turnier finden vom 27. Oktober bis 7. November 2021 in Riga, Lettland, statt. Das Format ist ein 11-Runden-Turnier nach Schweizer System. Die Bedenkzeit im offenen Turnier beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Bei den Damen sind es 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und ebenfalls ein 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Die beiden Erstplatzierten im Open und die Siegerin bei den Damen qualifizieren sich für ihre jeweiligen Kandidatenturniere 2022.
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