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Caruana gewinnt das Superbet Classic Romania 2023
Caruana begins the 2023 Grand Chess Tour as the leader. Photo: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Caruana gewinnt das Superbet Classic Romania 2023

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Fabiano Caruana hat das Superbet Classic Romania 2023 gewonnen. Caruana ging mit einem halben Punkt Vorsprung in die letzte Runde und lieferte sich mit Richard Rapport einen scharfen Kampf in der englischen Eröffnung, den aber keiner der beiden gewinnen konnte. Da aber auch Caruanas Verfolger Anish Giri, Alireza Firouzja, Wesley So und natürlich Rapport selbst nicht über ein Remis hinauskamen, reichte dem US-Meister der halbe Punkt, um das erste Turnier der Grand Chess Tour 2023 zu gewinnen.

Wollt Ihr Euch nochmal mit dem Turnier beschäftigen?
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Rapport gegen Caruana

Rapport und Caruana lieferten sich einen wilden theoretischen Kampf im englischen Vier Springer Spiel. Trotz eines frühen Abtauschs einiger Leichtfiguren, der seine Bauernstruktur am Damenflügel zerstörte, rochierte der rumänische Großmeister genau auf diese Seite und nutzte den feindlichen b-Bauern als Schutzschild. Im 17. Zug bot Caruana seinem Gegner einen giftgrünen Bauern auf d7 an.

Wer kann sehen, was passiert wäre, wenn Rapport dieses vergiftete Geschenk angenommen hätte?

Da sich beide Spieler des dynamischen Potenzials dieser Stellung bewusst waren, fand die Partie ein ungewöhnliches Gleichgewicht. Caruana gewann zwei Bauern, aber Rapport aktivierte gerade noch rechtzeitig seinen Turm und konnte dadurch die Figuren seines Gegners am Königsflügel lahmlegen.

Richard Rapport (links) und Fabiano Caruana. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Deac gegen Ding

Weltmeister Ding Liren beendet ein ansonsten schwieriges Turnier mit einem Sieg gegen Bogdan-Daniel Deac. Nachdem er gegen eine Damenindische Verteidigung das thematische Bauernopfer auf d5 gespielt hatte, erlangte Deac einen starken Zugriff im Zentrum und expandierte am Königsflügel, indem er seinen h-Bauern vorzog. Ding aber befreite sich rechtzeitig aus seinen Fesseln, öffnete das Zentrum und manövrierte seine Springer zu den dominierenden Vorposten auf d4 und f5.

Das Öffnen der h-Linie erwies sich für Deac dann als Eigentor, denn es war Ding, der die Linie für seine Türme nutzen konnte und  schon bald begannen die dominanten schwarzen Figuren einen unaufhaltsamen taktischen Angriff. Dieses scharfe Duell ist der erste Sieg des Weltmeisters nach seinem Titelgewinn und Großmeister Rafael Leitao zeigt ihn uns.


Ling Liren. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Firouzja gegen Vachier-Lagrave

In der letzten Runde kam es zum großen Duell der beiden besten Spieler Frankreichs. Obwohl Firouzja immer noch um den ersten Platz kämpfte, schien er sich von seiner Niederlage in der achten Runde nicht wirklich erholt zu haben. Er entschied sich für die Eröffnung mit 1.d4 und hoffte damit wohl, gegen eine Grünfeld-Eröffnung eine scharfe Stellung zu bekommen. Nachdem sich Maxime Vachier-Lagrave jedoch für das ruhigere angenommene Damengambit entschieden hatte, fiel seinem jüngeren Herausforderer nicht viel ein und er konnte sich niemals einen Vorteil erspielen.

Nach der Partie sagte Firouzja: "Maxime spielt fast immer Grünfeld. Heute hat er aber einfach nur sehr solide gespielt. Ich konnte mich auch nicht an besonders viel erinnern. Ich denke, die Partie war sehr ausgeglichen. Er hat aber auch brillant gespielt."

Trotz des ruhigen Ausklangs hatte Firouzja die meisten entscheidenden Partien dieses Turniers und konnte seine zwei Niederlagen durch drei Siege übertreffen.

Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

So gegen Duda

In einer Russischen-Verteidigung mit einem frühen Damentausch schien So eine risikofreie Stellung, in der er nach kleinen Vorteilen suchen konnte, anzustreben. Im daraus entstandenen Endspiel mit Läufer gegen Springer-Endspiel hatte der amerikanische Großmeister zwar kleine Vorteile, aber leicht, aber Jan-Krzysztof Duda behielt alle Ideen von Weiß aufmerksam im Auge und achtete darauf, keine zwingenden Versuche auf einen vollen Punkt zuzulassen.

Giri gegen Nepomniachtchi

Das Schicksal des Turniers hing von der letzten Partie ab. Giri, der immer noch darum kämpfte, Caruana mit einem Sieg einzuholen, traf auf den müden, aber kämpfenden Herausforderer der Weltmeisterschaft. Im Mittelspiel hatte Giri Chancen auf einen Vorteil, aber nachdem Ian Nepomniachtchi seinen Springer geschickt auf den Vorposten c5 manövriert hatte, waren diese verflogen. Als sich die Spieler dann in einem notorisch komplizierten Endspiel mit Damen und Springern wiederfanden, war es Schwarz, der auf einen Vorteil drängte und trotz seiner zerstörten Bauernstruktur sein Gespür für taktischen Idee unter Beweis stellte.

Obwohl der Computer immer wieder "Ausgleich" rief, versuchte Nepomniachtchi weiterhin den Sieg zu erringen und Giri blickte immer nervöser auf das Brett. Kommentator GM Yasser Seirawan bemerkte: "Die Körperhaltung von Anish Giri ist Futter für Nepo. Wenn du siehst, wie dein Gegner am Brett zusammenbricht …"

The body posture of Anish Giri is feeding Nepo. When you see your opponent collapsing at the board…

-GM Yasser Seirawan

In diesem komplexen Geflecht und all den taktischen Kombinationen übersah der Herausforderer eine Nuance, die den Unterschied zwischen Sieg und Remis ausmachte und Giri fand die entscheidende Verteidigung und konnte unversehrt davonkommen.

Anish Giri (links) und Ian Nepomniachtchi. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Als die Partie zwischen Giri und Nepomniachtchi beendet war, stand fest, dass Caruana das Turnier gewonnen hatte. 

Damit führt Caruana die Grand Chess Tour mit 13 Punkten an. Das nächste Turnier, bei dem er wieder im Einsatz sein wird, ist das SuperUnited Rapid & Blitz Croatia 2023, das am 4. Juli beginnt.

Ergebnisse - Runde 9

Weiß Schwarz
Firouzja 1/2 - 1/2 Vachier-Lagrave
So 1/2 - 1/2 Duda
Giri 1/2 - 1/2 Nepomniachtchi
Rapport 1/2 - 1/2 Caruana
Deac 0 - 1 Ding

Die Abschusstabelle


Alle Partien der 9. Runde


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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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