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Caruana ist fast wieder der Alte und besiegt Hou Yifan

Caruana ist fast wieder der Alte und besiegt Hou Yifan

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Der an sechs gesetzte Fabio Caruana besiegte im Achtelfinale der Chess.com Speed Chess Meisterschaft die an 11 gesetzte Chinesin Hou Yifan mit 19-8. Das Duell war aber über weite Strecken ausgeglichen, denn entschieden wurde es nur durch einen Zwischenspurt von Fabi, bei dem er 9.5 von 10 möglichen Punkten holte.

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Hier saßen GM Fabiano Caruana und GM Hou Yifan noch nebeneinander. Gestern trennten Sie ziemlich genau 11000 Kilometer!

In der ersten Partie hatte Caruana bereits in der Eröffnung Vorteile und in der zweiten übersah Hou ein spätes Matt. Somit ging der Favorit gleich mit 2:0 in Führung.

In der dritten Partie ging Caruana vom Gas und promt konnte Hou Yifan zum ersten Mal gewinnen. Vielleicht hat sie die ersten beiden Partien ja nur zum Aufwärmen und Aufwachen (das Achtelfinale began für Yifan um 6.00 Uhr Ortszeit) gebraucht.

Die Kommentatorin WGM Jen Shahade bezeichnete das Achtelfinale eh als "Guten Morgen gegen Guten Abend Duell", denn Caruan spielte von 18.00 - 21.00 Uhr Ortszeit. Dies erklärt vielleicht auch, warum sich Caruana nebenbei eine Wassermelone schmecken lies: Er hat nämlich sein Abendessen verpasst.

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Die nächsten beiden Partien gingen dann aber wieder an den Amerikaner, der seine Führung damit auf 4:1 ausbauen konnte.

Jetzt lief Hou aber zur Höchstform auf. Sie gewann die nächsten 3 Partien in Serie und gleich somit zum 4:4 aus.

Mit der sechsten Partie wurde ihr Comeback eingeläutet. Caruana hatte früh mit einem Doppelbauern im Zentrum zu kämpfen aber dafür hatte er das Läuferpaar. Hou gelang es, die Bauern zu blockieren und einem nach dem anderen aufzusammeln, aber obwohl die Nummer 5 der Welt dann 2 Bauern weniger hatte kämpfte er weiter und fast hätte ihn eine Zugzwang Falle gerettet.... fast......

Auch die siebte Partie ging an die Chinesin. Mit einer wunderschönen Taktik (die bewies wie kretativ sie sein kann) stellte sie Caruana vor die Wahl, ob er mit einem Minusbauern, mit einer Figur weniger, oder mit einem Qualitätsverlust weiterspielen möchte. Caruna fand eine vierte Möglichkeit und opferte kurzerhand seine Dame! Dass beide Kontrahenten kein Problem mit Damenopfern haben, haben wir ja schon in unserem Vorbericht angesprochen, aber dieses Damenopfer war wohl mehr Verzweiflung.

In der letzten Partie des ersten Drittels, traditionell eine Schach960 Partie, unterlief Caruana ein "klitzekleiner" Rechenfehler der ihm gleich einen ganzen Turm kostete, und er gab sofort danach auf. Die beiden Spieler gingen also, wie erwähnt, mit einem 4:4 in die wohlverdiente 3-minütige Pause.

Wie schon das gestrige Achtelfinale zwischen Nepomniachtchi und Aronian wurde auch dieses Duell am Anfang des zweiten Drittels entschieden. Anders als am Mittwoch wurde aber gestern eine Serie gestoppt. Während GM Ian Nepomniachtchi seine Aufholjagd einfach fortsetzten, und GM Levon Aronian überflügeln konnte stoppte Caruana die Aufholjagd des Underdogs und stelle seinerseits eine Serie auf.

In der neunten Partie spiegelte Caruana eine Idee von GM Bobby Fischer. Während Fischer den unsterblichen Zug ...Sh5 in der Weltmeisterschaft gespielt hatte, und sich seine Bauernstellung vor seinem König zerstören lies,  tat der derzeit beste Amerikaner dasselbe auf der a-Linie.

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Wird Caruana's Zug 11. Sa4 auch auf T-Shirts gedruckt werden? Wenn man sich die heutigen T-Shits so ansieht, kann man das garnicht ausschließen...

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Wie schon bei Fischer stand der König aber trotz der zerstörten Bauernstrukur, bis auf einen Schlüsselmoment, nicht unsicher. Als der Zug 20.g6 auf dem Brett war, war der schwarze König sogar gefährdeter als der Weiße. Hou verpasste einen Gewinn und Caruana übersah ein Matt in 5, aber wie Kasparov in seinem Masterclass Video sagt: Am Ende des Tages zählt nur, wer gewonnen hat.

Fans von Kampfschach bekamen für ihr Eintrittsgeld einiges geboten (wobei aber niemand Eintritt zahlen musste, denn die Show war ja wie immer kostenlos), denn bei den ersten 9 Partien gab es kein einziges Remis. Die zehnte Partie hätte dann eigentlich mit einem Remis enden müssen, aber Caruana fand eine späte Taktik mit der er seine Führung abermals ausbauen konnte.

Aus der Rubinstein-Variante in der Französischen Eröffnung, eine der zahlreichen verschiedenen Eröffnungen die den Schachfans geboten wurde, entstand schnell ein Turmendspiel in dem niemand einen Vorteil hatte. Dann zog Hou aber ihren König in die falsche Richtung und Caruana konnte einen Freibauern bilden, der die Partie entschied.

"Irgendwie hab ich diese beiden Turmendspiele weggeworfen," sagte Hou nach dem Duell. "Ich war wirklich sehr verärgert" fügte sie hinzu, obwohl sie während der kompletten 3 Stunden fast wie eine Stuatue vor der Webcam gesessen hatte.

Hou schlug in der 11. Partie zurück und dann erlebten wir eine Neuerung: Nach 72 Zügen - das erste Remis des Abends! Die beiden würden insgesamt nur 4 Partien mit einem Remis beenden, und somit den Rekord von Carlsen und Petrosian, die von 25 Partien nur 2 Remis spielten nur knapp verfehlen.

Die berüchtigte 13. Partie war nichts für Menschen, die Angst vor Schwächen auf den schwarzen Feldern haben. In einer Stellung, die mehr wie eine Schach960 Partie als eine echte Schachpartie aussah, hätte Caruna im 15. Zug fast mit Läufer und Springer Matt gesetzt.

Diese Partie war eine herbe Niederlage aber es sollte für die Chinesin noch schlimmer kommen. Caruna hatte jetzt 5 Partien in Folge gewonnen und der sechste Sieg kam gleich hinterher was für Caruana einen neuen persönlichen Rekord darstellte (Sergey Karjakin gewann aber letzte Woche in St. Louis unglaubliche 7 Blitz Partien in Folge).

In der 16. Partie ging er besonders brutal zu Werke:

Und auch im BulletSchach war Caruana überlegen. Er gewann das letzte Drittel mit 7.5:2.5.

In der ersten 1+1 Partie hatte Hou schon einen gesunden Mehrbauern aber dann wurde ihre Dame mitten auf dem Brett gefangen.

Caruana war von dieser Partie vielleicht inspiriert, denn gleich in der nächsten Partie opferte er "auf Verdacht" eine Figur. Im Bulletschach kann das eine weise Entscheidung sein.

Caruanas Angriffslust war noch nicht gestillt. In der 22. Partie schlugen seine Türme schon wieder zu:

Wir schließen den Bericht mit einem der wenigen Remis ab. Warum? In der vorletzten Partie opferte Hou ihre Dame in einer ähnlichen Stellung wie bei ihrem glorreichen Sieg über IM Borya Ider im Frühjahr in Gibraltar.

"Ich wollte einfach etwas interessanteres versuchen," sagte Hou nach dem Duell über ihre Entscheidung.

Leser mit gutem Erinnerungsvermögen werden vielleicht Ähnlichkeiten mit der Partie Nezhmetdinov-Chernikov von 1962 feststellen.

Zuerst Hou's Version:

Und jetzt Nezhmetdinov's Version:

Caruana sagte, dass er das Bullet nicht wegen der größeren Bulleterfahrung so dominiert hätte.

"Ich habe früher viel mehr Bullet gespielt," sagte er. "Aber mit 1 Sekunde Zugabe habe ich fast gar keine Erfahrung. Das ändert die Sache doch sehr, denn man muss echtes Schach spielen."

Er dachte auch, dass er sich nicht optimal vorbereitet gefühlt hatte, und dass er am echten Brett mehr Selbstvertrauen beim Blitzen und Bullet habe, als online.

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Trotz seines Unbehagens wird ihm dieser überzeugende Sieg nach seinem letzten Platz beim Blitzturnier des St. Louis Schnellschach und Blitzturniers sicher wieder Selbstvertrauen geben.

Im Viertelfinale wartet jetzt GM Hikaru Nakamura auf Caruana. "Ich glaube die größten Schwierigkeiten werde ich im 1-Minuten Schach gegen ihn haben," sagte Caruana. "Da ist er dem Rest um Meilen voraus."

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Alle 3 Amerikaner konnten ins Viertelfinale einziehen. Diese beiden werden gegeneinander antreten müssen.

Bevor aber das Vietelfinale im Spätherbst beginnen kann müssen noch 2 weitere Achtelfinals ausgetragen werden. GM Maxime Vachier-Lagrave gegen GM Jeffery Xiong findet am 30. August 30 um 18 Uhr statt und GM Magnus Carlsen gegen GM Gadir Guseinov am 5. Oktober um 19 Uhr.

Alle Partien könnt ihr wie immer kostenlos auf chess.com/TV ansehen.

Bis dann

MikeKlein
FM Mike Klein

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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