Caruana gewinnt das Tata Steel Masters
Nachdem er das Tata Steel Chess Masters bereits gewonnen hatte, unterstrich Fabiano Caruana seine Dominanz, indem er als einziger Spieler die letzte Runde mit einem Sieg beendete. Er beendete das Turnier damit mit 10 von 13 möglichen Punkten oder einem Ergebnis von +7. Nur Magnus Carlsen (2013) und Garry Kasparov (1999) gelang es, das Turnier mit dem gleichen Ergebnis zu gewinnen.
David Anton gewann das Challenger Turnier und qualifizierte sich damit für das Masters 2021.
Die Zahl Sieben gilt allgemein als Glückszahl. Im Schach scheint Caruana diese Zahl gepachtet zu haben.
Bei seinem phänomenalen Sieg beim Sinquefield Cup 2014 startete er mit 7/7 in das Turnier und heute feierte er in Wijk aan Zee mit einem Plus-Sieben-Score einen weiteren großartigen Turniersieg in einem Super-Turnier.
Vor diesem Turnier wurden er und Ding Liren am häufigsten für die Favoritenrolle beim Kandidatenturnier (11. März - 15. April) genannt, aber jetzt scheint der Amerikaner, der ja schon das letzte Kandidatenturnier gewinnen konnte, der alleinige Favorit zu sein.
In der letzten Runde spielte Caruana die längste Partie des Tages und beendete sie nach sechs Stunden Spielzeit - lange, nachdem sich alle anderen Spieler im Masters Turnier schon längst auf Unentschieden geeinigt hatten. Die Nummer 2 der Welt verbesserte langsam aber stetig seine Stellung gegen Vladislav Artemiev, bis diese völlig zusammenbrach. Der russische GM spielte dann ein paar Züge mehr, als es die meisten Gegner getan hätten, aber sein Schicksal war trotzdem besiegelt.
Plus-Sieben ist eine absolut großartige Punktzahl, insbesondere bei einem Turnier, bei dem auch der Weltmeister mitspielt. Carlsen landete zwar schon öfters auf dem zweiten Platz (wenn er nicht gewinnt), aber zwei Punkte Rückstand auf den Sieger hat er selten gehabt.
In der letzten Runde musste er gegen Wesley So seinen zweiten Platz verteidigen, aber es wurde nie ein richtiger Kampf. Wie in vielen Partien in diesem Jahr wirkte So in einem 4 Springer Spiel, das praktisch direkt aus der Eröffnung zu einem ausgeglichenen Endspiel führte, seltsam einfallslos.
Aufgrund einer leichten Ungenauigkeit musste So an einer Stelle sogar etwas vorsichtig sein und die Partie dauerte plötzlich etwas länger als erwartet.
"Ich dachte, er hat mit 33.h6 einen dummen Fehler gemacht", bemerkte Carlsen. "Ich denke, danach stehe ich ein bisschen besser. Und wenn Du das Gefühl hast, eine einprozentige Gewinnchance zu haben, solltest Du zumindest ein bisschen weiterspielen... und warum soll ich ihn auch nicht etwas quälen?"
Normalerweise ist Carlsen nicht besonders glücklich, wenn ein Gegner frühzeitig fast alles Leben aus einer Stellung nimmt, aber diesmal machte es ihm nichts aus:
"Um ehrlich zu sein, war ich heute mit dem Remis zufrieden. Wenn ich überhaupt enttäuscht war, dann war das vorgestern. Vor dem letzten Ruhetag hatte ich das Gefühl, dass ich noch um den Turniersieg spielen könnte, aber in den letzten beiden Tagen fiel alles auseinander. Heute ging es ja praktisch um nichts mehr."
Carlsens Interview nach der Partie. Video: Tata Steel Chess.
Die große Überraschung des Turniers war Jorden van Foreest, der seine gute Form bis zum Schluss beibehielt und mit einem Ergebnis von +1 den vierten Platz belegte. Der 20-jährige GM spielte in der letzten Runde gegen seinen Landsmann Anish Giri Remis. Infolgedessen beendete Giri das Turnier mit 50 Prozent und nicht als bester Niederländer.
"Irgendwann in der Mitte des Turniers wurde mir klar, dass ich nicht mehr versuchen sollte Carlsen, sondern Jorden zu überholen - weil Jorden kurzzeitig einen halben Punkt mehr als Magnus hatte. Am Ende ist mir das aber nicht wirklich gelungen", sagte Giri.
"Dieses Turnier war einfach umwerfend und ich habe all meine Erwartungen übertroffen", sagte Van Foreest.
Das Turnier wird auch wegen Alireza Firouzjas Debüt auf höchstem Niveau im klassischen Schach in Erinnerung bleiben. Nach einer glänzenden ersten Woche war die zweite härter, aber der 16-Jährige beendete das Turnier mit sehr anständigen 6,5 von 13 möglichen Punkten.
"Vor den drei verlorenen Partien war ich mit dem Turnier zufrieden. Ich habe sehr gut Schach gespielt", sagte er und stellte fest, dass auch seine drei Niederlagen sehr interessant waren: "Ich kann aus ihnen lernen. Die einzige Möglichkeit, mich zu verbessern, besteht darin, mit den besten Spielern lange Partien zu spielen und herauszufinden, wie sie spielen."
Firouzjas Interview nach der Partie. Video: Tata Steel Chess.
Alle Partien der 13. Runde im Masters
Fantastic result by American @FabianoCaruana, clear first with a round to spare in a field including the world champion! https://t.co/36nWGxD8Ld
— Garry Kasparov (@Kasparov63) January 26, 2020
Kasparovs Gratulation per Twitter and Caruana
Bei den Challengern gab es in der letzten Runde noch spannende Partien, aber das Turnier war praktisch entschieden, als Anton seine Partie gegen Lucas van Foreest remisierte. Der spanische Großmeister lag zu diesem Zeitpunkt in der Blitztabelle zwar nur einen Punkt vor seinen Verfolgern, hatte aber ebenfalls die beste Feinwertung.
Über seine Qualifikation für das Masters im nächsten Jahr sagte Anton: "Ich werde einer der schwächsten Spieler sein und daher denke ich, dass es ganz normal wäre, wenn sie mich oft schlagen, aber ich werde einfach mein Bestes geben. Ich denke, ich habe schon gute Partien gegen gute Spieler gespielt. Also werde ich einfach versuchen, ein gutes Turnier zu spielen."
Antons Interview nach der Partie. Video: Tata Steel Chess.
Besonders Pavel Eljanov und Erwin l'Ami haben eine großartige Kampfpartie gespielt, die es verdient gehabt hätte, über den Turniersieg zu entscheiden. Die Bewertung ging besonders in der Zeitnotphase hoch und runter und nach vielen Abenteuern teilten sich die Spieler schließlich den Punkt. Eine wirklich wunderbare Schlacht:
Die Jungstars haben sich allesamt teuer verkauft. Besonders der erst 15-jährige Nodirbek Abdusattorov stach mit seinem geteilten zweiten Platz hervor, aber auch Vincent Keymer und Nihal Sarin, die sich den sechsten Platz teilten, hielten gut mit und konnten in der letzten Runde gegen Nils Grandelius bzw. Rauf Mamedov gewinnen.
IM Max Warmerdam, der sich erst am Samstag über seinen ersten Sieg in diesem Turnier freuen konnte, fügte am Sonntag gleich seinen zweiten Sieg hinzu. Und was für einen:
Alle Partien der 13. Runde im Challenger-Turnier
Die Live-Übertragung der letzten Runde in Wijk aan Zee.
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