Caruana gewinnt das "Schach ohne Rochade Masters" in Dortmund
Fabiano Caruana erzielte 4 von 6 möglichen Punkten und gewann damit das Schach ohne Rochade World Masters 2023 in Dortmund mit einem halben Punkt Vorsprung auf Vladimir Kramnik.
Im Rahmen der 50. Internationalen Dortmunder Schachtage spielten Caruana und Kramnik mit den Großmeistern Pavel Eljanov und Dmitrij Kollars ein Vollrundenturnier, bei dem keine Rochade erlaubt war. Parallel dazu fanden in Dortmund das Sparkassen Open und der Sportland NRW Cup statt. Diese Turniere wurden aber mit den regulären Schachregeln gespielt.
Der ehemalige Weltmeister Kramnik ist seit langem ein Befürworter des Schachs ohne Rochade und wurde einmal mit den Worten zitiert: "Diese Variante wird, bis eine neue Theorie entwickelt ist, unweigerlich zu einer erheblich höheren Anzahl entscheidender Partien in Schachturnieren führen und es erfordert mehr Kreativität, um zu gewinnen."
Einer der Schlüsselaspekte beim Schach ohne Rochade ist, dass die Sicherheit des Königs plötzlich zu einem echten Dilemma wird. Die Spieler müssen sich entscheiden, ob sie ihren König offen in der Mitte des Schachbretts stehen lassen oder wertvolle Tempi investieren, um ihn in eine der Ecken zu ziehen.
In der ersten Runde spielte der Gewinner des Großmeisterturniers der Internationalen Dortmunder Schachtage 2022, Eljanov, eine Variation des Colle-Systems, fand aber aufgrund der Natur der Variante nie einen sicheren Hafen für seinen König. Unglücklicherweise spielte der Ukrainer gegen niemand geringeren als Kramnik, der die Partie im 26. Zug mit einem brachialen Angriff am Königsflügel beendete.
Obwohl Caruana mit 1,5/2 in das Event gestartet war, sprach er über die Schwierigkeiten, sich an das Format anzupassen: "Ich habe vielleicht nicht immer die besten Züge gespielt, aber versucht, ein paar originelle Stellungen zu bekommen." In Runde drei traf der Amerikaner mit Kramnik auf seinen gefährlichsten Konkurrenten, der zu diesem Zeitpunkt einen halben Punkt hinter ihm lag. Für diesen Rückstand war Dmitrij Kollars verantwortlich, denn dem Bremer war es gelungen, Kramnik in der zweiten Runde zu besiegen und damit zu beweisen, dass sein monumentaler Sieg über Viswanathan Anand im Vorjahr kein Zufall war.
Caruana entschied sich für ein familiäres Terrain und spielte die slawische Verteidigung und beide Spieler entschieden sich dafür, das Zentrum zu verriegeln. Durch diese Entscheidung sah die Stellung normaler aus als in den vorherigen Partien, aber im Endspiel konnte sich Kramnik einen Vorteil erspielen und am Ende auch verwerten.
Da Eljanov zeitgleich mit Weiß gegen Kollars gewann, waren der erste und er letzte zur Halbzeit des Turniers nur durch einen Punkt voneinander getrennt.
In der vierten Runde endeten beide Partien Remis. Allerdings sorgte Caruanas Partie für Gesprächsstoff, denn er hatte beschlossen, gegen Kollars mit 1.b4 zu eröffnen. Der US-Meister gab später zu, dass er seiner Stellung skeptisch gegenüberstand und sagte, er habe Glück gehabt, ein Remis zu erzielen. Obwohl sich die Stellung schnell in eine Variante der Reti-Eröffnung mit dem klangvollen Namen Santasiere's Folly verwandelte, die sogar eine ansprechende Gewinnquote für Weiß aufweist, konnte Kollars mit seinen Bauern den Damenflügel erstürmen und auf der C-Linie durchbrechen.
Als seine Zeit unter eine Minute tickte, zeigte Kollars Respekt vor Caruana und wiederholte seine Züge, wodurch er sich einen halben Punkt gegen die Nummer 3 der aktuellen Weltrangliste sicherte.
In der vorletzten Runde trafen die beiden Schwergewichte des Turniers erneut aufeinander und Caruana übernahm durch seinen Sieg die alleinige Tabellenführung. Beim Spiel mit den schwarzen Figuren bewies Kramnik eine kluge Vorbereitung und entschied sich für den "Ungarischen Drachen" als Waffe seiner Wahl.
Diese Eröffnung, in der Schwarz ein frühes h5 spielt, um die typischen jugoslawischen Angriffspläne von Weiß zu vereiteln, hätte gegen schwächere Gegner Wunder gewirkt, aber Caruana wechselte schnell die Gänge, sprengte das Zentrum auf und tauschte die Damen und direkt danach lag die schwarze Bauernstruktur in Trümmern. Caruana nutzte seinen Vorteil und erspielte sich seinen dritten Punkt.
Caruana profitierte offensichtlich von den Erfahrungen aus seiner vorherigen Partie und beschloss, sich an Kramniks Beispiel zu orientieren und gegen Eljanov den Ungarischen Drachen zu spielen. Ein Wagnis, das sich auszahlte. Obwohl er im Mittelspiel Probleme mit seiner Königssicherheit bekam, arbeitete sich Caruana schließlich in ein gewonnenes Turmendspiel vor.
Ein Brett weiter gewann Kramnik seine Partie gegen Kollars und setzte Caruana damit unter Druck. Am Ende zeigte aber die Nummer 3 der Welt auch ohne die Option, seinen König zu rochieren, seine ganze Klasse.
Caruana wurde für seinen Sieg mit €5.000 belohnt und wird jetzt direkt nach Zagreb zum SuperUnited Rapid and Blitz der Grand Chess Tour weiterreisen. Zu den weiteren Gewinnern in Dortmund zählen Dinara Wagner, die den NRW Cup (ein 9 Runden Turnier für Spieler mit einer Wertung zwischen 2300 und 2500) gewann und die beiden Großmeister Alexander Donchenko und Frederik Svane, die sich mit jeweils 7.5/9 den Sieg beim A-Turnier des Sparkassen Opens teilten.
Abschlusstabelle
Platz | Land | Titel | Name | Elo | Punkte |
1 | GM | Fabiano Caruana | 2782 | 4 | |
2 | GM | Vladimir Kramnik | 2753 | 3.5 | |
3 | GM | Dmitrij Kollars | 2618 | 2.5 | |
4 | GM | Pavel Eljanov | 2694 | 2 |
Alle Partien
Das No Castling Masters fand vom 26. Juni bis 2. Juli 2023 in Dortmund statt. Das Format war ein Vollrundenturnier für vier Spieler. Die Bedenkzeit betrug 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 weiteren Minuten für den Rest der Partie, plus einem Inkrement von 30 Sekunden ab dem ersten Zug.