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Carlsen stürmt zur alleinigen Führung, Keymer remisiert gegen Fridman
Magnus Carlsen: "Ich glaube, ich hatte einen viel besseren Tag!" Bild: GRENKE Chess.

Carlsen stürmt zur alleinigen Führung, Keymer remisiert gegen Fridman

Colin_McGourty
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Der Weltranglistenerste Magnus Carlsen nannte es "irgendwie verrückt, zwei Benoni-Partien an einem Tag zu bekommen", als er GM Vincent Keymer mit den schwarzen Figuren und anschließend GM Richard Rapport mit Weiß besiegte, um die Tabelle zu verbessern und einen Punkt Vorsprung zu gewinnen. Rapport, der die 2024 GRENKE Chess Classic an den ersten beiden Tagen angeführt hatte, verlor ebenfalls eine Achterbahnpartie gegen GM Maxime Vachier-Lagrave.    

Tag vier, nach dem Ruhetag am Freitag, beginnt am Samstag um 15:00 Uhr MEZ.


Am dritten Tag der GRENKE Chess Classic gab es eine Änderung: Die fünfte Runde des GRENKE Open wurde dreieinhalb Stunden später als üblich gestartet.

Die logistische Herausforderung, über 2.500 Spieler:innen zu registrieren und zu paaren, führte zu einer weiteren Verzögerung von 50 Minuten, aber was dann folgte, war das Warten wert. Carlsen begann den Tag mit einem Punkt Rückstand auf Rapport, beendete ihn aber mit einem Punkt Vorsprung!

GRENKE Chess Classic | Tabellenstand Tag 3

Als Carlsen gefragt wurde, ob er etwas Zeit gebraucht habe, um sich an die 45-minütige Zeitkontrolle zu gewöhnen, antwortete er:

"Ich denke, ich brauchte etwas Zeit, um mich an das Schachspielen insgesamt zu gewöhnen! Heutzutage habe ich das Gefühl, dass ich immer, wenn ich Turniere spiele, am Anfang sehr eingerostet bin, weil ich neben den Turnieren nicht wirklich genug Schach übe. Ich glaube, jetzt bin ich mehr oder weniger drin und fühle mich ganz gut."

I’m always really rusty at the start because I don’t really practice enough chess.

—Magnus Carlsen

GRENKE Chess Classic Runde 5: Carlsen holt auf

GM Hans Niemann, der im Open an fünfter Stelle hinter den GMs Arjun Erigaisi, Alexey Sarana, Vladimir Fedoseev und Sanan Sjugirov gesetzt war (sie alle hatten einen erfolgreichen Start), sah zu, wie Carlsen auf die Bühne kam, um gegen die deutsche Nummer eins Keymer anzutreten. 

Während Hans Niemann zuschaut, betritt Magnus Carlsen die Bühne der #GRENKEChess Classic! - chess24

"Die Eröffnung funktionierte erstaunlich gut gegen Vincent", sagte Carlsen hinterher, als er das hyperscharfe Benoni spielte und sich als besser vorbereitet erwies als sein junger Gegner. Wenn immer Vincent eine Nebenlinie wählte, die gewöhnlich für Weiß sicher war, geriet er in Schwierigkeiten seine Entwicklung zu beenden und zu rochieren.

Der Norweger gab nicht weniger als drei Bauern auf, aber er konnte sie alle schnell zurückgewinnen, was es Vincent ermöglichte seinen König in Sicherheit zu bringen. Aber das reichte nicht für die deutsche Hoffnung, die nun ein schwieriges Endspiel verteidigen musste, denn Magnus hatte einen Freibauern auf der a-Linie, der vom schwarzen Turm auf a8 geschultert wurde. Die Stellung war schwer zu verteidigen, und Vincent patzte als er den Bauer mit 29.Sb6?? erobern wollte.

Keymer patzt mit 29.Sb6? und Magnus stürzt sich sofort darauf! #GRENKEChess - chess24

Carlsen brauchte den Turm gar nicht zu ziehen und den a-Bauern aufzugeben, da 29…Sd5! einen Angriff des g7-Läufers auf den a1-Turm enthüllte und einen Abtausch erzwang, der den a-Bauern zu einem Monster machte. Er hatte bald eine Figur mehr, aber vielleicht erinnerte er sich an den Tag zuvor, als er in einer Partie, die er als "nicht gut genug" bezeichnete, Vachier-Lagrave in einer ähnlichen Situation nicht schlagen konnte. Keymer kämpfte bis zum 66. Zug weiter, aber dieses Mal gab es kein Entkommen.

Vincent musste sich der Weltnummer 1 am Ende geschlagen geben. Foto: Angelika Valkova/GRENKE Chess.

Vincent hätte gleiches Material behalten können, indem er den schwarzen Turm auf a8 schlug, aber Magnus hätte dann den weißen Turm nehmen können und der Freibauern wäre zu Usain Bolt geworden: Es wäre unmöglich gewesen, ihn daran zu hindern, bis zur Umwandlung zur Dame vorzurücken. Vincent hätte also am Ende mit einer Figur weniger dagestanden und sich der Weltnummer 1, die mit einer Präzision von 97,8 % spielte, so oder so geschlagen geben müssen.

Dieser Sieg reichte Carlsen, um Rapport einzuholen, der eine brillante Partie gespielt hatte, aber plötzlich von einem Gegenangriff von Vachier-Lagrave weggefegt wurde.

Maxime Vachier-Lagrave holte seinen ersten Sieg und fügte Richard Rapport die erste Niederlage zu. Foto: Angelika Valkova/GRENKE Chess.

Das spektakuläre Match in der Französischen Winawer Variante ist unsere Partie des Tages, mit einer Analyse von GM Rafael Leitao unten.

GM Rafael Leitao GotD

Wie es das Schicksal wollte, trafen die Co-Führenden Carlsen und Rapport in der sechsten Runde aufeinander.

GRENKE Chess Classic Runde 6: Carlsen übernimmt die Führung


Carlsen hatte in der ersten Partie des Turniers gegen Rapport verloren, also war dies eine Gelegenheit zur Revanche, und seine Chancen stiegen, als sein Gegner auch noch den Benoni spielte. Wie sich herausstellte, war das keine Überraschung für den Weltranglistenersten, denn er hatte genau vorhergesehen, was in der Partie passieren würde. Es gab jedoch ein "aber", denn nach 14...a5 fror Carlsen für siebeneinhalb Minuten ein. 

Carlsen: "Es ist irgendwie verrückt, zwei Benonis am selben Tag zu bekommen... Ich wusste, dass a5 der kritische Zug ist. Das war das Letzte, was ich mir ansah, bevor ich zur Partie aufbrach, aber ich konnte mir nichts merken und musste mit der Hand spielen!" #GRENKEChess - chess24

Was folgte, war ein spannender Kampf, der sich plötzlich klärte, als Rapport das verlierende 25...Tg7? spielte. Der Schnellschach-Weltmeister brauchte einige Zeit, um zu überlegen, dann schlug er zu. 

 Ein "sehr glücklicher" Carlsen teilte danach einige Erkenntnisse über das traurige Schicksal des Springers auf b4.

Magnus Carlsen: "Springer auf b4 haben eine interessante Geschichte in Königsindisch/Benoni-Strukturen. Oft sind sie eine starke Figur, aber nur, wenn sie anderes Spiel in der Mitte unterstützen können. Oft endet es so wie jetzt, dass der Springer nie wieder zieht... "#GRENKEChess - chess24

Mit diesem Sieg konnte sich der Turnierfavorit einen Punkt Vorsprung vor Rapport verschaffen. Er liegt auch einen Punkt vor Weltmeister Ding Liren und Vachier-Lagrave, nachdem ihre Partie mit einem Remis endete, bei dem Ding überraschenderweise nicht mehr auf den Sieg drängte, obwohl er einen Bauern mehr hatte. Der chinesische Star hat bisher alle sechs Partien remis gespielt.

Wird Ding einen späten Vorstoß ins Ziel wagen? Foto: Angelika Valkova/GRENKE Chess.

Im rein deutschen Duell zwischen GM Daniel Fridman und Keymer fehlte es nicht an Kampfgeist. Sie begannen die Partie mit einem frühen Damenabtausch, gefolgt von einer Vielzahl von Abtauschen, die sehr schnell zu einem ungefähr ausgeglichenen Endspiel führten. Daniel hatte eine 2:1-Mehrheit am Damenflügel, während Vincent eine 3:2-Mehrheit am Königsflügel hatte, aber beide Mehrheiten waren schwer zu dominieren. Vincent konnte dank seines sehr aktiven Turms auf der ersten Reihe starken Druck auf Weiß ausüben, denn vergiss niemals: Im Turmendspiel ist die Aktivität des Turms das Wichtigste!

Die 19-jährige deutsche Nummer eins zeigte großen Willen, um aus diesem scheinbar sicheren Remis eine Gewinnstellung herauszuquetschen und bekam mehrmals die Gelegenheit, die Partie zu gewinnen. Fridman kämpfte dann ebenso hartnäckig zurück, aber die Endstellung, in der die Spieler durch dreifache Wiederholung Remis spielten, entpuppte sich als Sieg für Keymer.

Remis - eine tolle Rettung von Fridman, aber Keymer hatte in der Endstellung tatsächlich einen sehr kniffligen Gewinn! #GRENKEChess - chess24

Ein schmerzhafter Fehlschuss, aber wenn man bedenkt, dass das Spiel gegen 23 Uhr endete und Vincent nur noch wenige Sekunden auf der Uhr blieben, kann man dem Jungstar verzeihen, dass er eine verdeckte Chance verpasst hat.

Arjun Erigaisi ist der Topgesetzte beim Open, wo die Spieler:innen um einen Platz bei den Classic im nächsten Jahr kämpfen. Foto: Angelika Valkova/GRENKE Chess.

Die Spieler des Classic haben nun am Freitag einen Ruhetag, während die Spieler:innen des Open zwei Runden spielen, um 9 Uhr und um 15 Uhr. Das Classic beginnt am Samstag wieder zur üblichen Zeit. Kann jemand Carlsen noch einholen? Es ist bemerkenswert, dass sie das nicht unbedingt müssen, denn ein zweiter Platz würde reichen, um ein Spiel gegen den Sieger des Rundenturniers zu spielen. Der Kommentar von GM Ilja Zaragatski ist vorbei, aber es ist Verstärkung geplant! Ab Samstag wird IM Steve Berger die Ansage übernehmen und das Publikum bis zum Ende durch das Turnier führen.


Das GRENKE Chess Classic 2024 findet vom 26. März bis 1. April in Karlsruhe, Deutschland, statt. Das Doppelrundenturnier mit sechs Spielern umfasst zwei Runden pro Tag mit einer Zeitkontrolle von 45 Minuten, wobei pro Zug 10 Sekunden hinzugefügt werden. Am letzten Tag werden zwei Partien gespielt, um die endgültigen Plätze zu ermitteln: Platz 1 gegen 2, 3 gegen 4 und 5 gegen 6. 

Wo kann ich mir die Partien anschauen?
Du kannst die GRENKE Chess Classic auf YouTube und Twitch verfolgen. Die Partien können auch auf unserer Eventseite verfolgt werden.

Die Live-Übertragung wurde von GM Ilja Zaragatski moderiert.


Siehe auch:

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Colin McGourty

Colin McGourty led news at Chess24 from its launch until it merged with Chess.com a decade later. An amateur player, he got into chess writing when he set up the website Chess in Translation after previously studying Slavic languages and literature in St. Andrews, Odesa, Oxford, and Krakow.

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