News
Carlsen spielt erstmals in Afrika und siegt auf der ganzen Linie

Carlsen spielt erstmals in Afrika und siegt auf der ganzen Linie

Alessandro_Parodi
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen hatte keine Probleme, das Schnellschach und Blitzturnier an der Elfenbeinküste zu gewinnen. Der Weltmeister stand in Abidjan bereits 2 Runden vor Ende als Turniersieger fest. Carlsen verteidigte auch am dritten Tag souverän seine Führung, die er nach den ersten beiden Tagen innehatte und beendete das Turnier mit 26.5 von 36 möglichen Punkten. Auf dem zweiten Platz landeten punktgleich Hikaru Nakamura und Maxime Vachier-Lagrave mit jeweils 23 Punkten.

Der Norweger hat die Liste der Erfolge, die er 2019 erzielte, nun um einen Schnellschach- und Blitz-Titel erweitert. Er hat jedes Turnier gewonnen, das er in diesem Jahr gespielt hat und dabei nur zwei Niederlagen erlitten - beide im Blitz gegen Vachier-Lagrave.

Darüber hinaus scheint er seinen typischen Stil geändert zu haben. Er geht jetzt aggressiver zu Werke und hat manchmal schon sehr früh entscheidende Vorteile erzielt. "Ich denke nicht zu viel über Turniere nach", sagte er, "aber wenn ich gut spiele, werde ich auch gewinnen."

The prize giving ceremony in Abidjan. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Die Siegerehrung in Abidjan. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen hat seinen zahllosen Rekorden einen weiteren hinzugefügt, denn ist jetzt der erste Weltmeister, der ein Turnier in Afrika gewonnen hat. "Es war die erste Chance, dass ich in Afrika spielen konnte", kommentierte er. "Es ist schön, die Begeisterung für Schach zu sehen, und ich hoffe, dass irgendwann auch stärkere afrikanische Spieler kommen werden, denn es gibt hier definitiv viele Talente."

Carlsen is now the first World Champion to win a tournament in Africa! | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Carlsen ist nun der erste Weltmeister, der ein Turnier in Afrika gewonnen hat. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com.
Carlsen and Ivorian Minister of Sports Paulin Danho. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Carlsen und der ivorische Sportminister Paulin Danho. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Das Schnellschach- und Blitzturnier in Abidjan war der Auftakt zur Grand Chess Tour, die aus 7 Turnieren besteht, welche auf 4 verschiedenen Kontinenten ausgetragen werden. Das nächste Event der Tour wird ab dem 24. Juni in Kroatien stattfinden und mit klassischer Zeitkontrolle gespielt werden.

Zwei Zweitplatzierte nach 36 Runden

Maxime Vachier-Lagrave played some of the best blitz games in his career. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Maxime Vachier-Lagrave spielte einige der besten Blitzpartien seiner Karriere. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der Turniersieger ließ nie Zweifel daran, dass er mit dem Gehaltsscheck von 37.500 USD nach Hause fliegen würde. MVLs Hoffnungen, die Lücke zu Carlsen nach einem zweiten Sieg über den Weltmeister schließen zu können, wurden durch eine Niederlage gegen Nakamura zunichte gemacht. Der Kampf um Platz 2 war durch den Sieg des Amerikaners aber völlig offen.

In den verbleibenden sieben Partien verteidigte Carlsen seinen sicheren Vorsprung. Der Kampf um Silber bot den Zuschauern aber eine echte Schachshow und beide Spieler kämpften um jeden Punkt und gewannen Partie um Partie, bis Vachier-Lagrave plötzlich von Sergey Karjakin ausgebremst wurde. Der Russe präsentierte sich im Blitz in einer viel besseren Form als im Schnellschach.

Die vielen Fans von "Naka" hatten aber wenig Zeit zum Feiern, denn gleich darauf musste der US-Meister gegen Carlsen antreten. Dieser hatte das Turnier zwar bereits gewonnen, aber keinerlei Lust auf einen Waffenstillstand.

Nach dem Sieg des Norwegers konnte MVL durch einen Sieg über Ian Nepomniachtchi wieder gleichziehen. Am Ende teilten sich Nakamura und Vachier-Lagrave den zweiten Platz und jeder durfte einen Scheck über $22,500 in seinem Reisegepäck verstauen. Darüber hinaus näherte sich Vachier-Lagrave durch seine großartige Leistung im Blitz seinem höchsten Rating von 2921 und liegt jetzt im Blitzrating nur zwei Punkte hinter Carlsen.

A tournament recap with Hikaru Nakamura and Maurice Ashley in the live broadcast. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Hikaru Nakamura und Maurice Ashley lassen in der Live-Übertragung das Turnier Revue passieren. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Wesley So geht auf Nummer sicher

Auch außerhalb des Podiums wurde um jeden Punkt gekämpft. Schließlich qualifizieren sich die besten 4 Spieler der Grand Chess Tour für das große Finale in London, das vom 1. bis zum 9. Dezember in London stattfindet.

Wesley So belegte mit ordentlichen 19.5 Punkten den 4. Platz. Er war mit Siegen über Vachier-Lagrave und Ding Liren großartig in den letzten Turniertag gestartet, gab sich dann aber zu oft mit halben Punkten zufrieden. Alles in Allem war es aber ein zufriedenstellender Saisonstart für den Amerikaner.

Auf den Plätzen 5 und 6 landeten die Chinesen Ding Liren (18.5/36) und Wei Yi (16.5/36). Der letztere spielte aber mit einer Wild Card in Abidjan und kann sich deshalb nicht für London qualifizieren. Der 19-jährige Wei Yi, der derzeit die Nummer 1 der U20 Weltrangliste ist, demonstrierte, dass er sich im Feld der ganz großen extrem Wohl fühlt und dass wir sicher noch viel von dem kreativen Supertalent hören werden.

Ein schnelles Matt im Berlin

Nepomniachtchi und Karjakin spielten ein für ihre Verhältnisse grausames Schnellschachturnier. Trotz starker Leistungen im Blitz kamen die beiden Russen dann nur auf jeweils 15.5 Punkte und mussten sich mit den Plätzen 7 und 8 zufriedengeben. Und das, obwohl Sergey Karjakin Veselin Topalov mit einer Neuerung in der Berliner Eröffnung völlig überraschte:

Später im Turnier gab Karjakin seinem Landsmann Nepomniachtchi die Chance, in dieser Stellung ebenfalls 10.Ld3?! zu spielen, aber Nepomniachtchi zog seinen Turm lieber auf e1 zurück.


Selfie time with Sergey Karjakin. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Selfie time mit Sergey Karjakin. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Wild Cards Topalov (11.5/36) and Bassem Amin (10.5/36) bildeten das Ende des Tableaus. Der Afrikameister und Nummer 35 der Weltrangliste behauptete sich aber gegen Gegner mit bis zu 200 Punkten höheren Bewertungen. Er spielte furchtlos und demonstrierte den unglaublichen Aufschwung, den das Schachspiel derzeit auf dem afrikanischen Kontinent erlebt.

Champions of today and tomorrow. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Die Champions von heute und morgen. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Im Rahmen der Preisverleihung krönten der ivorische Sportminister Paulin Danho und der GCT-Kommentator Maurice Ashley Carlsen zum Gewinner der ersten Rapid & Blitz Turniers an der Elfenbeinküste und verliehen dem nigerianischen IM Adu Oladapo den ersten Preis für das Blitz-Event, das parallel stattgefunden hatte, der ECOWAS Chess Challenge.

A moment of the closing ceremony. | Photo: Maria Emelianova/Chess.com
Die Siegerehrung. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Graphics: Saint Louis Chess Club.
Graphics: Saint Louis Chess Club.
Graphics: Saint Louis Chess Club.
Grafiken: Saint Louis Chess Club.


Alle Partien des Turniers als PGN

Hier sind alle Termine der Grand Chess Tour:

  •  Elfenbeinküste Rapid & Blitz, 6. - 13. Mai 2019, Abidjan, Elfenbeinküste
  •  Croatia GCT (Klassisch), 24. Juni - 9. Juli 2019, Zagreb, Kroatien
  •  Paris Rapid & Blitz, 26. Juli - 2. August 2019, Paris, Frankreich
  •  St Louis Rapid & Blitz, 8. - 15. August 2019, St. Louis, Missouri USA
  •  Sinquefield Cup (Klassisch), 15. - 30. August 2019, St. Louis, Missouri USA
  •  Superbet Rapid & Blitz, 4. - 11. November 2019, Bukarest, Rumänien
  •  Tata Steel India Rapid & Blitz,  20. - 27. November 2019, Kalkutta, Indien

Weitere Artikel über das Turnier an der Elfenbeinküste:

(alle auf englisch)