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Carlsen gewinnt die Schnellschach-WM. Keymer wird sensationell Zweiter!
Magnus Carlsen ist Weltmeister im Schnellschach. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen gewinnt die Schnellschach-WM. Keymer wird sensationell Zweiter!

JackRodgers
| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen hat die FIDE Weltmeisterschaft im Schnellschach 2022 gewonnen und Vincent Keymer wurde sensationell Zweiter. Mit einem Sieg über Maxime Vachier-Lagrave in der letzten Runde hätte der Mainzer sogar ein Playoff gegen Carlsen erzwingen können, aber leider kam er gegen den amtierenden Blitz-Weltmeister nicht über ein Remis hinaus.

Ein Playoff bekamen wir aber bei den Damen zu sehen und das gewann die Chinesin Tan Zhongyi gegen die Lokalmatadorin Dinara Saduakassova.

Heute, am Donnerstag, dem 29. Dezember, um 10:00 Uhr beginnt die FIDE Weltmeisterschaft im Blitzschach und dort ist Vincent Keymer natürlich auch am Start.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen die FIDE Schnellschach- und Blitz-WM live mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien auf unserer Event-Seite: Open | Damen

Die Live-Übertragung vom Mittwoch mit den Kommentatoren David Howell und Lawrence Trent.


Am letzten Tag der Weltmeisterschaft machte Carlsen genau dort weiter, wo er am Tag zuvor aufgehört hatte. Obwohl Keymer in der Form seines Lebens spielte, wurde er vom Weltmeister in einem damenlosen Mittelspiel langsam überspielt.

An den nächsten Brettern unterlag Vladimir Fedoseev dem überragend spielenden Fabiano Caruana und Nodirbek Abdusattorov remisierte gegen Yu Yangyi. Bessere Ergebnisse hätte sich Carlsen nicht wünschen können.

Caruanas Sieg war sein vierter in Folge gewesen und die Fans konnten beginnen, sich auf ein erneutes Duell zwischen Carlsen und Caruana zu freuen. Die weiteren Verfolger waren Artemiev und Daniil Dubov, die in der zehnten Runde alle Titelträume von Arjun Erigaisi und Anish Giri beendet hatten.

Die meisten Spitzenspieler kommen gut miteinander klar. Hier unterhalten sich Caruana (links) und Giri zwischen den Runden. Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 

Ian Nepomniachtchi spielte ein für seine Ansprüche enttäuschendes Turnier, denn trotz seines Sieges gegen GM Evgeny Tomashevksy lag er eineinhalb Punkte hinter Carlsen. Sein vorübergehendes Damenopfer machte diese Partie aber immerhin zur spektakulärsten der zehnten Runde.

In der 11. Runde 11 kam es zum Duell zwischen Carlsen und Artemiev und laut den Kommentatoren Howell und Trent sollte das ein schwieriges Duell für den Weltranglistenersten werden. Die Stabilisierung der bogo-indischen Verteidigung deutete zwar darauf hin, dass die Partie auf ein Remis zusteuerte, aber ein atemberaubender Fehler von Carlsen in einer offensichtlich ausgeglichenen Stellung bescherte seinem Gegner den vollen Punkt!

Diese unerwartete Niederlage ermöglichte es Artemiev mit dem Spitzenreiter gleichzuziehen und gleich fünf weitere Spieler konnten sich dem Führungsduo auf einen halben Punkt nähern: Dubov, Keymer, Fedoseev, Caruana und Vidit Gujrathi, der mit für ihn enttäuschenden 3,5/6 in das Turnier gestartet war, aber mit 4,5/5 nachlegen konnte.

In der elften Runde kam es dann endlich zu dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen Carlsen und Caruana. 

Während Carlsen in früheren Partien des Turniers von ausgefallenen Eröffnungen profitiert hatte, zeigte Caruana, dass mit ihm nicht zu spaßen ist und glich in einer katalanischen Eröffnung bereits nach 7 Zügen aus. Im 22. Zug begann Carlsen sogar heftig seinen Kopf zu schütteln, aber eine Reihe präziser Züge retteten dem Weltmeister ein Remis.

An den ersten 8 Bretten konnten nur Keymer und Maghsoodoloo ihre Partien gewinnen und letzterer sicherte sich mit seinem Sieg einen Showdown an Brett 1.

Die Tabelle führten aber Carlsen, Keymer und Artemiev an und da es die beiden jungen Herausforderer des Weltmeisters mit Caruana und Vachier-Lagrave zu tun bekamen und beide auch noch mit Schwarz spielen mussten, war Carlsen bei den Buchmachern weiterhin der große Favorit auf den Titelgewinn.

Gegen Maghsoodloos sizilianische Verteidigung entschied sich Carlsen für eine sehr aggressive Variante und nach nur 18 Zügen wurde es sehr deutlich, dass er sich einen fast entscheidenden Angriff erspielt hatte. Da seine Highlights in diesem Turnier fast ausschließlich in Endspielen zustande gekommen waren, war es überraschend, dass seine letzte Partie dermaßen wild werden würde.

Maghsoodloo spielte ein großartiges Turnier, aber Carlsens Angriff konnte er nicht parieren. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Dies ist auch unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie sich ganz genau angesehen.

Als die Partie an Brett 1 zu Ende war, hatte Caruana Artemievs Chancen auf einen ersten Titel so gut wie zunichtegemacht, nachdem er ihn vom Brett gefegt hatte. Keymer dagegen hatte sich mit Schwarz gegen Vachier-Lagrave ein gewonnenes Endspiel erspielt und die Sensation war zum Greifen nahe. Dann fand das größte deutsche Talent seit über einem halben Jahrhundert aber nicht den Gewinnweg und musste sich mit einem Remis begnügen.

Die Chance auf ein Playoff gegen Carlsen wurde Sekunde um Sekunde realer. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Als Keymer zähneknirschend einem Remis zustimmte, hatte Carlsen seinen vierten Weltmeistertitel im Schnellschach und ein Preisgeld in Höhe von $60.000 gewonnen. Keymers tolles Spiel in den letzten 3 Tagen wurde mit $50.000 belohnt und der drittplatzierte Caruana darf $40.000 sein Eigen nennen.

Schnellschach-Weltmeisterschaft 2022 | Abschlusstabelle (Top 20)

# Land Titel Name Rating Punkte
1 GM Magnus Carlsen  2834 10
2 GM Vincent Keymer  2590 9.5
3 GM  Fabiano Caruana 2747 9.5
4 GM Daniil Dubov  2712 9
5 GM Arjun Erigaisi  2628 9
6 GM Vladimir Fedoseev  2741 9
7 GM Vladislav Artemiev  2727 9
8 GM Richard Rapport 2802 9
9 GM Nihal Sarin 2628 8.5
10 GM Nodirbek Abdusattorov   2676 8.5
11 GM Rauf Mamedov   2578 8.5
12 GM Anish Giri   2708 8.5
13 GM Jan-Krzysztof Duda   2791 8.5
14 GM Ian Nepomniachtchi  2766 8.5
15 GM Vidit Gujrathi 2659 8.5
16 GM Alexey Sarana 2629 8.5
17 GM Parham Maghsoodloo   2656 8.5
18 GM Alexander Grischuk   2759 8.5
19 GM Maxime Vachier-Lagrave  2777 8.5
20 GM Surya Ganguly  2646 8.5

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien

Damen

In der Anfangsphase des letzten Tages des Damenturniers drehte sich alles um die beiden Lokalmatadorinnen Zhansaya Abdumalik und Dinara Saduakassova, die beide ihre Partien in der neunten Runde gewannen. Da sich die in Führung liegenden Tan Zhongyi und Aleksandra Goryachkina auf ein friedliches Remis einigten, konnten die beiden Kasachinnen zusammen mit Humpy Koneru die Führung übernehmen.

Saduakassova hatte eine riesige Chance auf den Titel. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Abdumaliks Sieg gegen Savitha Shri, einer der Führenden nach dem zweiten Tag, war einfach nur Klasse und auf ein verwegenes Mittelspiel Richter-Rauzer-Variante der sizilianischen Verteidigung zurückzuführen. Nach einem schweren Fehler konnte sich die 15-jährige Inderin dann nur noch damit beschäftigen, was hätte sein können.

Die Ergebnisse der 9. Runde. Image: Chess-Results.com.

In der zehnten Runde konnte Saduakassova durch diesen Sieg gegen Goryachkina dann sogar die alleinige Tabellenführung übernehmen.

In der letzten Partie hatte Saduakassova mit Shri ein gutes Los gezogen, aber merkwürdigerweise entschied sie sich für ein frühes Remis. Obwohl ihr dieses Ergebnis zwar einen geteilten ersten Platz garantierte, war ein mögliches Playoff gegen Tan, Koneru oder Abdumalik nicht besonders attraktiv und die Chance, dass keine diese Spielerinnen gewinnt, war nicht besonders hoch.

Es war dann die Chinesin Tan Zhongyi, die ihre Partie gegen Nino Batsiashvili gewinnen konnte und damit ein Playoff gegen die kasachische Heldin erzwang.

Die erste Playoff-Partie war dann gleich extrem nervenaufreibend. Nachdem sich Tan einen Vorteil erspielt hatte, verpasste sie gleich drei Gelegenheiten, die Partie zu beenden, und entschied sich stattdessen für eine Zugwiederholung.

Für Tan war die erste Playoff-Partie eine Partie der verpassten Chancen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die zweite Partie führte zu einem nach einem Remis aussehenden Turmendspiel, das aber für Weiß etwas einfacher zu spielen. Dann aber entschied sich Saduakassova für den passiven Zug 26.Tbc3 und Tan ging sofort zum Angriff über und fand einige Züge später einen Trick, mit dem sie in ein gewonnenes Bauernendspiel liquidieren konnte.

Tan wurde für ihren historischen Sieg mit $40.000 belohnt. Saduakassova darf sich über $30.000 und die drittplatzierte Savitha über $20.000 freuen.

Schnellschach-Weltmeisterschaft der Damen 2022 | Abschlusstabelle (Top 20) 

# Fed Title Name Rtg Pts.
1 GM Tan Zhongyi 2502 8.5
2 IM Saduakassova Dinara 2435 8.5
3 WIM Savitha Shri B 2311 8
4 GM Goryachkina Aleksandra 2484 8
5 GM Abdumalik Zhansaya 2448 8
6 GM Koneru Humpy 2468 8
7 IM Bivol Alina 2179 7.5
8 GM Khotenashvili Bela 2405 7.5
9 GM Kosteniuk Alexandra 2537 7.5
10 IM Charochkina Daria 2259 7.5
11 GM Batsiashvili Nino 2370 7
12 GM Danielian Elina 2331 7
13 WGM Gong Qianyun 2315 7
14 GM Gunina Valentina 2389 7
15 IM Garifullina Leya 2316 7
16 WIM Munkhzul Turmunkh 2192 7
17 IM Mammadova Gulnar 2343 7
18 IM Maltsevskaya Aleksandra 2327 7
19 GM Stefanova Antoaneta 2399 7
20 GM Dzagnidze Nana 2475 7

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien im Damenturnier

Die FIDE Weltmeisterschaft im Schnellschach wird von 26. bis zum 28. Dezember in der kasachischen Hauptstadt Almaty ausgetragen. Neben dem Titel geht es um ein Preisgeld in Höhe von $350.000 im Open und $150.000 bei den Damen.

Titelverteidiger sind Nodirbek Abdusattorov bei den Herren und Alexandra Kosteniuk bei den Damen.


Zum weitersurfen:

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