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Bacrot will die französische Dominanz in Biel ausbauen

Bacrot will die französische Dominanz in Biel ausbauen

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Schachspieler kennen die Stadt als Biel, aber seit 2013 nennen alle Turniersieger die Stadt Bienne. Nach GM Maxime Vachier-Lagrave's 4 Siegen in Folge beim Bieler International Chess Festival von 2013-2016, schickt sich nun ein weiterer Franzose an, das Turnier zu gewinnen.

In Abwesenheit von Vachier-Lagrave, der seinen Titel in der Stadt mit den 2 Namen dieses Jahr nicht verteidigt, ist nun sein Freund und Landsmann GM Étienne Bacrot drauf und dran den Titel erneut nach Frankreich zu holen, denn er führt das 10köpfige Teilnehmerfeld des Großmeisterturniers nach 5 Runden an.

GM Étienne Bacrot versucht, den Titel zum 5ten Mal in Folge nach Frankreich zu holen. | Foto: Biel International Chess Festival

Der an Nummer 3 gesetzte hat jetzt 4 von 5 möglichen Punkten aber muss noch gegen die beiden Top-Gesetzten, die GMs Pentala Harikrishna und David Navara, die mit 2737 genau die selbe ELO haben, antreten.

Nachdem einer der beiden jungen Schweizer IMs nach einem Abtauschfestivel in der dritten Runde ein Remis gegen Bacrot erreicht hatte, konnte er am nächsten Tag ohne große Anstrengung gegen GM Alexander Morozevich gewinnen. Man sieht es nicht alle Tage, dass sich eine weiße Dame auf d6 einnistet, aber sie unterband von diesem Feld aus jegliches Gegenspiel.

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GM Alexander Morozevich ist zwar kreativ, aber auch nicht so kreativ. Den Turm im ersten Zug zu ziehen ist  nicht einmal beim Go erlaubt| Foto: Biel International Chess Festival

Die Partie ist ein Paradebeispiel dafür, wie Raumvorteil in einen Sieg umgemünzt werden kann:

Heute war Bacrot dann wild entschlossen dem zweiten jungen schweizer IM, der auch die weißen Figuren hatte, nicht auch zu einem halben Punkt gratulieren zu müssen. Bacrot hatte 2 hängende Bauern auf der c- und d- Linie und die ganze Partie drehte sich nur noch um diese beiden Bauern, und welche Figuren sie unterstützen, oder angreifen können.

Als sie IM Noel Studer mit 20. e4 provozieren wollte, zog der Franzose einfach vorbei. Dann belies er sie geduldig, 26 Züge lang, auf c5 und d4, während alle Figuren, oft mit den nicht allerbesten Zügen, um die beiden Bauern herumschwirrten. Als dann einer der beiden Bauern endlich vorziehen konnte (46...c4), gab Studer auf.

Um die Geschichte mit hängenden Bauern auszugleichen müssen wir aber nur ans Nachbarbrett sehen. Dort tanzte heute GM Hou Yifan um die schwarzen Zentrumsbauern herum und besiegte GM David Navara.

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 GM Hou Yifan spielte heute großartig mit den weißen Figuren und liegt nun auf dem zweiten Platz.  | Foto: Biel International Chess Festival.

Dieser Sieg war wohl auch die Revanche für die Niederlage, die Hou noch vor wenigen Tagen gegen den tschechischen Großmeister im Schnellschachturnier erlitten hatte.

Navara's Niederlage macht seinen Sieg in der vierten Runde zunichte. An diesem Tag wurden 4 der 5 Partien mit einem Sieg beendet (in Gegensatz zum dritten Turniertag, an dem es keinen einzigen Sieg gab). Eine Gewinnpartie des vierten Tages haben wir uns ja schon angesehen, aber auch dass GM Pentala Harikrishna gegen Studer in nur 24 Zügen gewann, ist erwähnenswert.

In einer weiteren Partie vom Donnerstag gewann Navara mit einer schönen Taktik gegen GM Peter Leko, die ihr hier selbst finden könnt:

Bacrot's Weg zum Titel von Biel führt über Hou und Leko gegen die er am Sonntag und Montag antreten muss. In den letzten beiden Runden warten dann die beiden Topgesetzten auf ihn.

"Ich glaube das ist nicht so wichtig," sagte Bacrot, als er nach seinen nächsten Gegnern gefragt wurde.

Nicht zuletzt sollten wir noch einen Blick auf den Lokalmatadoren IM Nico Georgiadis werfen, der mit +1 auf einem geteilten dritten Platz liegt. Seit GM Viktor Korchnoi das Turnier 2001 gewonnen hat, konnte sich kein weiterer schweizer Schachspieler mehr in die Siegerliste eintragen.

Bieler Großmeisterturnier 2017 | Tabelle nach der 5. Runde

Platz Name ELO Land 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Punkte TB1
1 GM Bacrot Etienne 2715 ½ ½ 1 1 1 4,0 7,50
2 GM Hou Yifan 2666 ½ 1 ½ 1 ½ 3,5 7,50
3 GM Ponomariov Ruslan 2699 ½ ½ ½ 1 ½ 3,0 7,75
4 IM Georgiadis Nico 2496 ½ ½ ½ ½ 1 3,0 7,00
5 GM Harikrishna P. 2737 ½ ½ ½ ½ 1 3,0 5,25
6 GM Morozevich Alexander 2675 0 0 ½ 1 1 2,5 4,50
7 GM Leko Peter 2678 ½ 0 ½ 0 1 2,0 4,25
8 GM Navara David 2737 0 ½ 0 1 ½ 2,0 4,00
9 GM Vaganian Rafael A 2562 0 ½ 0 ½ 0 1,0 3,00
10 IM Studer Noël 2493 0 ½ 0 0 ½ 1,0 2,75

Das Bieler Schachfestival findet vom 24. Juli bis zum 2. August 2017 im Kongresszentrum von Biel statt. Neben dem Hauptturnier gibt es viele Nebenveranstalungen, wie z.B. ein stark besetztes Open, bei dem 13 Spieler mit einer ELO von über 2600 antreten. Der Top-Gesetzte ist GM Sam Shankland (USA). Ingesamt spielen über 600 Schachspieler beim Bieler Schachfestival mit.

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Wie jedes Jahr, ist das Bieler Kongresszentrum Ende Juli gefüllt mit Schachspielern. | Foto: Biel International Chess Festival.

Ihr könnt alle Partien des Großmeisterturniers jeden Tag ab 14.00 Uhr auf Live Chess ansehen.

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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