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Aronian und Jakovenko gewinnen Palma - Mamedyarov und Grischuk sind für das Kandidatenturnier qualifiziert

Aronian und Jakovenko gewinnen Palma - Mamedyarov und Grischuk sind für das Kandidatenturnier qualifiziert

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Vor der letzten Runde des FIDE Grand Prix hatte noch das halbe Teilnehmerfeld Chancen auf den Turniersieg, aber nur 2 dieser 10 Spieler konnten am Ende das Turnier mit +2 abschließen.

GM Levon Aronian und GM Dmitry Jakovenko teilen sich mit jeweils 5.5 Punkten den Turniersieg von Palma de Mallorca und erhalten dafür jeweils €17,500 (Jakovenko durfte wegen der besseren Feinwertung den Siegerpokal mit nach Hause nehmen), aber auch für Schachprofis gibt es wichtigeres, als Geld. Bei diesem Turnier war dies das "Turnier im Turnier": Die Qualifikation für das Kandidatenturnier. Schließlich ist dies der Hauptgrund, warum die Grand Prix Serie ins Leben gerufen wurde.

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Aronian überprüft direkt nach der Partie seine Züge. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Obwohl es vor dem Turnier viele Szenarios gab, mit denen sich sowohl GM Teimour Radjabov als auch GM Maxime Vachier-Lagrave für das Kandidatenturnier qualifizieren hätten können, konnte keiner der beiden die nötigen Siege einfahren, um sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. In der letzten Runde übersah Vachier-Lagrave ein wichtiges Detail, welches ein ausgeglichenes Endspiel vermieden hätte und verlor die Partie am Ende sogar noch, als er versuchte, sie mit Gewalt zu gewinnen. Das war dann auch die einzige Partie des letzten Tages, die mit einem Sieg endete. Kurz danach fand sich Radjabov damit ab, seine Partie nicht gewinnen zu können und nahm das Remisangebot seines Gegners an. Das wäre sein dritter Sieg in Folge gewesen.

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Alle Augen waren auf GM Maxime Vachier-Lagrave gerichtet. | Foto: Lennart Ootes.

GM Shakhriyar Mamedyarov und GM Alexander Grischuk, die beide nicht an diesem Turnier teilnahmen, konnten nur tatenlos zusehen und den Gegnern ihrer Kontrahenten die Daumen drücken. Jetzt können beide aber aufatmen -- beide haben sich für das Kandidatenturnier in Deutschland qualifiziert.

Und damit stehen nun auch alle 8 Teilnehmer des Kandidatenturniers fest: Mamadyarov (Grand Prix); Grischuk (Grand Prix); Aronian (Weltcup); GM Ding Liren (Weltcup) GM Sergey Karjakin (Sieger des letzten Kandidatenturniers); GM Fabiano Caruana (ELO, inoffiziell, aber rechnerisch feststehend); GM Wesley So (ELO, siehe Caruana ) und GM Vladimir Kramnik (Wildcard).

Palma Grand Prix | Ergebnisse der 9. Runde

Brett Gesetzt Name ELO Punkte Ergebnis Punkte Name ELO Gesetzt
1 3 GM Nakamura Hikaru 2780 ½ - ½ 5 GM Aronian Levon 2801 1
2 2 GM Vachier-Lagrave Maxime 2796 0 - 1 GM Jakovenko Dmitry 2721 10
3 14 GM Tomashevsky Evgeny 2702 ½ - ½ GM Ding Liren 2774 4
4 9 GM Harikrishna P. 2738 ½ - ½ GM Svidler Peter 2763 5
5 8 GM Radjabov Teimour 2741 ½ - ½ GM Rapport Richard 2692 15
6 12 GM Eljanov Pavel 2707 4 ½ - ½ GM Gelfand Boris 2719 11
7 18 GM Hammer Jon Ludvig 2629 ½ - ½ 4 GM Inarkiev Ernesto 2683 16
8 6 GM Giri Anish 2762 ½ - ½ GM Vallejo Pons Francisco 2705 13
9 17 GM Riazantsev Alexander 2651 3 ½ - ½ GM Li Chao B 2741 7

Vor der letzten Runde stand fest, dass sich Radjabov mit einem Sieg das Ticket für Berlin sichern konnte. Der Franzose hingegen war auf die Ergebnisse anderer Partien angewiesen, die aber alle zu seinen Gunsten geendet hätten.

Als wenn die Schachgöttin Caissa das Drehbuch der letzten Runde selbst geschrieben hätte, endeten alle Partien an den "unwichtigen" Brettern mit schnellen Remis und nur an den 3 Brettern, an denen die Qualifikation entschieden wurde, wurde noch gespielt. Vachier-Lagrave übersah dann einen Angriff auf seinen a-Bauern und muss nun 2 Jahre warten, um sich vielleicht dann für das nächste Kandidatenturnier qualifizieren.

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Spannung pur: Die letzten 3 Partien des Tages entschieden über die Teilnahme beim Kandidatenturnier. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Bevor wir und mit der letzten Runde im Detail befassen, zeigen wir zuerst die Gesamttabelle der Grand Prix Serie

Qualifikation für das Kandidatenturnier (Top Sechs):

1. Mamedyarov, 340, qualifiziert.

2. Grischuk, 336 3/7, qualifiziert.

3. Radjabov: 241 3/7 + 71 3/7 = 312 6/7, nicht qualifiziert.

4. Ding Liren: 240 + 71 3/7 = 311 3/7, bereits über den Weltcup qualifiziert.

5.: 81 + 155 = 236, nicht qualifiziert.

6. Vachier-Lagrave: 211 3/7 + 20 = 231 3/7, nicht qualifiziert.

Weitere Informationen findet Ihr in unserem ersten Artikel über den Grand Prix.

Nun also zum heutigen Tag. Wie immer fanden sich 18 Spieler an den 9 Brettern ein, aber alle Spieler die nicht um den Sieg oder die Qualifikation für das Kandidatenturnier spielten, einigten sich schnell auf Remis. Das Feld dünnte sich weiter aus, als sich einige Spieler, die noch mit Vachier-Lagrave und Radjabov gleichauf lagen (4.5/8) mit einem Remis zufrieden gaben.

GM Evgeny Tomashevsky und GM Ding Liren trennten sich ebenso friedlich wie GM Peter Svidler und GM Pentala Harikrishna. Diese Ergebnisse waren jetzt nicht nach dem Geschmack von Mamedyrov and Grischuk, die sicher auf Niederlagen ihrer direkten Konkurrenten um die Qualifikation gehofft hatten.

Wollt ihr ein Gefühl für die Atmosphäre der letzten Runde erhalten? Dann seht euch dieses 360° Video von Lennart Ootes an. Ihr könnt das Video selbst steuern! Klickt einfach auf das Video und zieht Eure Maus in eine Richtung

Da Aronian am ersten Brett nicht auf Gewinn stand, sah es für Vachier-Lagrave noch gut aus und einige der Szenarien, die im gestrigen Artikel noch aufgelistet wurden, konnten nicht mehr eintreten.

Gerade als es danach aussah, als ob Vachier-Lagrave seinen Gegner unter Druck setzen könnte (dessen Springer war schließlich auf h8 gelandet), lies dieser ein Gegenspiel auf seinen a-Bauern zu. Er schlug dann ebenfalls den schwarzen a-Bauern, aber verlor dadurch den Druck, den er vorher mit viel Mühe auf dem Königsflügel aufgebaut hatte. Danach warf er alle verbliebenen Figuren auf den gegnerischen König und hoffte auf das Beste.

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Jakovenko sieht in die Kristallkugel und sieht ... einen Turniersieg! | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Der Franzose sagte danach zu Chess.com, dass er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr klar denken konnte und da ein Remis ja einer Niederlage gleich kam, setzte er alles auf eine Karte und verlor.

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Vachier-Lagrave sprach mit Chess.com über seine heutige Partie und die verpasste Qualifikation für das Kandidatenturnier. Hier ist das Video des Interviews:

Nur wenige Momente, nachdem Vachier-Lagrave's Versuch, sich für das Kandidatenturnier gescheitert war, scheiterte auch Radjabovs Versuch. Viele Zuseher waren von dem plötzlichen Ende überrascht. Während der Franzose Matt gesetzt wurde hatte der Aserbaidschaner immerhin matiellen Ausgleich und einen Raumvorteil gegen GM Richard Rapport.

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GM Teimour Radjabov (links) konnte keinen Hattrick landen und seine dritte Partie in Folge gewinnen. GM Richard Rapport verteidigte sich nahezu fehlerfrei. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Objektiv gesehen hat er zwar keinen Vorteil, aber wenn 2 Spieler gestern in einer bedeutungslosen Partie 8 Stunden und 140 Züge lang spielen, hätte man heute zumindest das selbe erwarten können. Es war aber nicht der Fall und so endete Radjabovs beeindruckende Aufholjagd. Er gewann also "nur" 2 Partien in Folge und beendete das Turnier immerhin mit mehr Siegen als jeder andere Spieler: Drei.

nullGM Teimour Radjabovs Aufholjagd war nicht von Erfolg gekrönt. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Etwa zur selben Zeit beendete GM Hikaru Nakamura seine Gewinnversuche gegen Aronian. Der Amerikaner konnte sich zu diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr für das Kandidatenturnier qualifizieren, aber immerhin noch das Turnier in Palma gewinnen. Seine zwei Mehrbauern, die er im Marshall Angriff gewinnen konnte waren nicht genug um die Partie zu gewinnen. Direkt nach der Partie war er sich aber gar nicht sicher, ob er nicht eine Gewinnchance verpasst hatte.

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Alle wollten sehen, welche Marshall Angriff Variante Aronian für dieses Turnier vorbereitet hatte. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

Aronian hat in seiner Karriere jetzt schon über 12 mal den Marshall Angriff gespielt. Diese Eröffnung ist so sehr ausgearbeitet, dass die erste Neuerung erst im 16. Zug erfolgte. 78% seiner Partien im Marshall Angriff endeten mit einem Remis und somit machte diese Eröffnungswahl durchaus Sinn, denn Aronian genügte ja ein halber Punkt für den geteilten ersten Platz.


2005 gab es sogar eine Partie mit dem Marshall Angriff zwischen den selben beiden Spielern und auch diese endete mit einem Remis.

Chess.com konnte Aronian nach der Partie einige Fragen zur Partie und zu seiner näheren Zukunft stellen. Hier ist das Video Interview:

2017 Palma Grand Prix | Endergebniss

Platz Gesetzt Land Titel Name ELO Punkte TB1 TB2 TB3 Leistung ELO+/-
1 10 GM Jakovenko Dmitry 2721 5,5 0,5 2 2748 2823 12,7
2 1 GM Aronian Levon 2801 5,5 0,5 2 2742 2821 2,6
3 8 GM Radjabov Teimour 2741 5 0 3 2723 2764 2,6
4 15 GM Rapport Richard 2692 5 0 2 2720 2762 8,3
5 14 GM Tomashevsky Evgeny 2702 5 0 1 2755 2791 10,8
6 3 GM Nakamura Hikaru 2780 5 0 1 2749 2792 1,2
7 5 GM Svidler Peter 2763 5 0 1 2745 2782 2,1
8 4 GM Ding Liren 2774 5 0 1 2729 2771 -0,7
9 9 GM Harikrishna P. 2738 5 0 1 2728 2767 3,2
10 16 GM Inarkiev Ernesto 2683 4,5 0 2 2740 2734 6,2
11 2 GM Vachier-Lagrave Maxime 2796 4,5 0 1 2741 2741 -6,8
12 12 GM Eljanov Pavel 2707 4,5 0 1 2729 2724 2,2
13 7 GM Li Chao B 2741 4 1,5 1 2700 2656 -10,2
14 13 GM Vallejo Pons Francisco 2705 4 1 1 2727 2679 -2,8
15 6 GM Giri Anish 2762 4 0,5 1 2739 2693 -8,3
16 17 GM Riazantsev Alexander 2651 3,5 0 0 2725 2640 -1,5
17 11 GM Gelfand Boris 2719 3 0,5 1 2703 2580 -16,7
18 18 GM Hammer Jon Ludvig 2629 3 0,5 0 2712 2586 -4,9

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Vachier-Lagrave (rechts) unterhält sich nach der Partie mit GM Romain Edouard. | Foto: Mike Klein/Chess.com.

2017 Grand Prix | Gesamtergebniss

Platz Land Name Sharjah Moskau Genf Palma Gesamt
1 Mamedyarov Shakhriyar 140 140 60 x 340
2 Grischuk Alexander 140 71,4 125 x 336,4
3 Radjabov,Teimour x 71,4 170 71,4 312,8
4 Ding Liren 70 170 x 71,4 311,4
5 Jakovenko Dmitry 70 x 11 155 236
6 Vachier-Lagrave Maxime 140 71,4 x 20 231,4
7 Nakamura Hikaru 70 71,4 x 71,4 212,8
8 Svidler,Peter x 71,4 60 71,4 202,8
9 Nepomniachtchi Ian 70 3 125 x 198
10 Aronian Levon 7 x 11 155 173
11 Harikrishna,Pentala x 20 60 71,4 151,4
12 Giri, Anish x 71,4 60 6 137,4
13 Adams Michael 70 3 60 x 133
14 Rapport Richard 25 x 2,5 71,4 98,9
15 Tomashevsky Evgeny 3 20 x 71,4 94,4
16 Li Chao 25 x 60 6 91
17 Hou Yifan 7 71,4 2,5 x 80,9
18 Riazantsev Alexander 1 x 60 3 64
19 Eljanov Pavel 25 x 11 20 56
20 Vallejo Pons Francisco 25 7 x 6 38
21 Gelfand,Boris x 20 11 1,5 32,5
22 Inarkiev,Ernesto x 1 4 20 25
23 Hammer Jon Ludvig 3 7 x 1,5 11,5
24 Salem A.R. Saleh 3 3 1 x 7

Der Palma de Mallorca Grand Prix fand vom 16. bis zum 25. November im  Iberostar Cristina Hotel in Palma de Mallorca statt, wobei am 21. November ein Ruhetag war. 18 Spieler spielten dabei ein 9 Runden Turnier nach Schweizer System. Das Preisgeld betrug €130,000 / $152,892. Die Bedenkzeit war 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich erhielten die Spieler 30 Sekunden zusätzliche Bedenkzeit für jeden Zug.


Weitere Artikel über den Mallorca Grand Prix (alle nur in Englisch):

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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