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Airthings Masters: Nakamura macht das Traumfinale gegen Carlsen perfekt

Airthings Masters: Nakamura macht das Traumfinale gegen Carlsen perfekt

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am vierten Tag des Airthings Masters 2023 wurde entschieden, wer im großen Finale der Gruppe 1 gegen Magnus Carlsen antreten darf. Im Finale der Verliererrunde war es dann Hikaru Nakamura, der Wesley So im Armageddon besiegen konnte und sich das Ticket fürs Finale sicherte.

In der zweiten Gruppe besiegt Fabiano Caruana den Chinesen Yu Yangyi und sicherte sich damit einen Platz im großen Finale. In der Verliererrunde besiegt Yu aber dann Nodirbek Yakubboev und somit kommt es auch in der zweiten Gruppe im großen Finale zu einer Neuauflage des Finales der Gewinnerrunde.

Damit gelang es in allen drei Gruppen den Verlierern des Finales der Gewinnerrunde, sich über die Verliererrunde für ein Rematch zu qualifizieren, denn auch in der dritten Gruppe konnte Praggnanandhaa R, der am Tag zuvor gegen Sam Sevian verloren hatte, seine zweite Chance wahrnehmen und in das große Finale einziehen. In dieser Gruppe ist das Finale aber bereits entschieden und Sam Sevian konnte den jungen Inder im Armageddon besiegen.

Die Entscheidung beim Airthings Masters fällt heute, am Freitag, dem 10. Februar, ab 17.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen das Champions Chess Tour Airthings Masters 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Donnerstag nochmal ansehen:


Kommentator Howell, der vor der Übertragung einige unterhaltsame Fotos hinter den Kulissen twitterte, wünschte seiner Kollegin Kaja Snare noch schnell alles Gute zum Geburtstag...

...und dann konnte die Action beginnen.

Gruppe I

Drei Spieler hatten am Donnerstag noch eine Chance, das Finale gegen Magnus Carlsen zu erreichen. Es ging aber nicht nur um den Einzug ins Finale, sondern auch um den dritten Platz, denn den besten drei Spielern dieses Turniers ist ein Startplatz in der Gruppe 1 beim nächsten Turnier der Champions Chess Tour garantiert. Carlsen und Nakamura hatten sich ihre Startplätze bereits gesichert und so kämpften Arjun Erigaisi und Wesley So im Halbfinale der Verliererrunde nicht nur um das Weiterkommen, sondern auch um diesen dritten Platz.

So-Erigaisi war auch ein Duell völlig verschiedener Spielstile. Während So den Ruf hat, ein ultrasolider, risikoaverser Spieler mit einer außergewöhnlichen Technik zu sein, wird der Name Erigaisi mit dynamischem Angriffsspiel assoziiert.

Im klassischen Schach haben sie erst einmal gegeneinander gespielt und die Partie beim Tata Steel Masters 2023 endete Remis. In schnelleren Formaten führt So den direkten Vergleich mit 2:1 an (bei 4 Remis). Interessanterweise konnte Erigaisi aber die letzte dieser sieben Partien gewinnen.

In der ersten Partie hätte So seine Vorliebe für Sicherheit ihm den Gewinn kosten können, denn der Damentausch im 46. Zug brachte Erigaisi zurück in die Partie, aber im Endspiel war Wesleys Läufer dem Springer seines Inders einfach zu sehr überlegen. So gewann einen zweiten Bauern und damit auch die Partie.

Jetzt musste Erigaisi die zweite Partie zwingend gewinnen, denn bei einem Remis wäre das Turnier für ihn vorbei. Die Kommentatoren wiesen aber sofort darauf hin, wie frustrierend es sein muss, gegen den ultrasoliden Wesley So gewinnen zu müssen.

Der Amerikaner erzwang dann das Remis mit einem eleganten Turmopfer. Kommentatorin Tania Sachdev lobte Wesleys Spielweise in der zweiten Partie mit den Worten: "Wir haben bisher so viele tolle Partien gesehen, aber ich muss sagen, für mich ist ...Kg7 der vielleicht beeindruckendste Zug im ganzen bisherigen Turnier."

For me, ...Kg7 is perhaps the most stunning move in the whole event so far." 

—Tania Sachdev

Nach der Partie gab So zu: "Ich hatte Kg7 eigentlich nicht gesehen, bis er meinen Turm genommen hat. Ich wollte eigentlich Dd8 spielen und ins Endspiel gehen ... aber der Königszug erzwingt das Remis."

Sportlich fügte er hinzu: "Ich bin mit dem Sieg sehr zufrieden, weil Arjun ein großartiger Spieler ist. Ich habe großen Respekt vor ihm."

Erigaisi wurde für seinen vierten Platz bei diesem Turnier mit $12.500 und 50 Tour Punkten belohnt. So hat sich durch diesen Sieg einen Platz unter den ersten 3 erspielt und ist damit beim nächsten Turnier der Champions Chess Tour in der ersten Gruppe gesetzt.

So hatte aber nicht viel Zeit, sich über seinen Sieg zu freuen, denn jetzt stand das Finale der Verliererrunde gegen Hikaru Nakamura auf dem Programm.

In der ersten Partie stand So in einem Damenendspiel komplett auf Gewinn, als er versehentlich die Stellung zum dritten Mal wiederholte. Nakamuras Reaktion, als er bemerkte, dass So diesen Fehler gemacht hatte, sagt alles:

Nakamura: "Anfangs war mir nicht klar, dass er die Damen einfach tauschen konnte. ... Ich war mir sicher, dass De6+ der einzige Zug wäre. ... Aus irgendeinem Grund dachte ich, dass ich nach Df3 Dxf6 Kxf6 und Ke5 gewinne, aber mit den Doppelbauern auf der b-Linie stehe ich sogar auf Verlust."

In den ersten 14 Minuten dieses YouTube-Videos zeigt Nakamura die ganze Partie und erklärt die unzähligen Varianten, die er während der Partie berechnet hat:

Die zweite Partie dauerte dann nicht mal eine Minute und eine Armageddon-Partie musste über den Einzug ins große Finale entscheiden.

Nakamura gewann das Bieten um die schwarzen Figuren mit seinem Zeitgebot von 8 Minuten und 5 Sekunden gegen Wesleys Gebot mit 8 Minuten und 24 Sekunden.

Nach dem Match sagte so: "Es ist doch total krank, dass jemand so tief geht!"

So durfte also mit den weißen Figuren und 15 Minuten auf der Uhr gegen Nakamuras 8 Minuten und 5 Sekunden spielen, aber bei einem Remis hätte Nakamura das Match gewonnen.

Nakamura spielte aber dann nicht nur Remis, sondern gewann das Armageddon sogar und wir überlassen des dem Meister selbst, diese Partie zu zeigen:

Howell stellte sogar fest, dass Hikaru im Endspiel ohne seine drei Bauern immer noch ein Remis in der Tasche gehabt hätte:

Nach der Partie sagte Nakamura: "Er hat diesen einen Fehler gemacht, als er mir erlaubte, mit De2+ auf b3 zu nehmen. Wenn er das nicht tut, denke ich, dass er immer noch sehr gute Gewinnchancen hat. Davon abgesehen hatte ich aber bereits ein optimales Setup."

Damit ist das Turnier für Wesley so beendet, aber er darf sich mit $15.000, 75 Tour-Punkten und einem garantierten Startplatz in der ersten Gruppe des nächsten Turniers der Champions Chess Tour trösten, was ihm ja mindestens weitere $7.500 garantiert. 

Der Turnierbaum der Gruppe I

Gruppe II

In dieser Gruppe stand zuerst das Finale der Gewinnerrunde zwischen Fabiano Caruana und Yu Yangyi, bei der der erste Teilnehmer des großen Finales ermittelt wurde, an. Caruana besiegte den Chinesen in der ersten Partie mit Schwarz, remisierte die zweite und gewann dann auch die dritte Partie mit Schwarz.

Die Höhepunkte dieser großartigen Partie sind sicher mehr als nur einen flüchtigen Blick wert:

Yu fand sich also nach nur 3 Partien in der Verliererrunde wieder und musste sich dort mit Yakubboev auseinandersetzen. Nach 2 Remis gewann Yu Yangyi das Armageddon mit Weiß und damit die Chance, sich am Freitag im großen Finale an Caruana zu revanchieren.

Für Yakubboev ging hingegen ein großartiges Turnier zu Ende, bei dem er unter anderem Matthias Blübaum und Dmitry Andreikin besiegen konnte. Der Usbeke wurde für seine Leistung aber mit $6.000 und 20 Tour-Punkten belohnt.

Der Turnierbaum der Gruppe II

Gruppe III

In dieser Gruppe stand bereits das große Finale zwischen Praggnanandhaa und Sevian auf dem Programm.

Der indische Teenager konnte die erste Partie mit Schwarz gewinnen, aber Sevian schlug in der zweiten Partie zurück und gewann sie in nur 24 Zügen.

Dieser atemberaubende Sieg ist auch unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie sich ganz genau angesehen:

GM Rafael Leitao GotD

Nach einem Remis in der dritten Partie konnte Sevian dann die vierte Partie und damit auch die Gruppe III gewinnen. 

Der junge Amerikaner wurde für seinen Sieg mit $5.000 und 20 CCT Tour Punkten belohnt, während Praggnanandhaa in dieser Woche $3.600 verdient hat.

Der Turnierbaum der Gruppe III

Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


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AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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