3 Spieler in Führung; Keymer verliert (fast) jede Hoffnung auf Turniersieg
Eine Runde vor Schluss hat GM Anton Korobov dank eines Sieges gegen GM Nils Grandelius die geteilte Führung beim TePe Sigeman Chess Tournament 2024 zurückerobert, während die beiden Führenden GM Arjun Erigaisi und GM Peter Svidler ihre Partie remis spielten. GM Vincent Keymer hätte sich mit einem Sieg an die Spitze der Gruppe gesetzt, verlor aber gegen GM Nodirbek Abdusattorov. GM Marc'Andria Maurizzi und Ju Wenjun erreichten relativ schnell ein Remis.
Die letzte Runde beginnt am Freitag, 3. Mai, um 12:00 Uhr MESZ.
Resultate nach der 6. Runde
Tabellenstand nach Runde 6
Eines der möglichen Szenarien, die ich gestern beschrieben habe, ist eingetreten: Während die Führenden Arjun und Svidler gegeneinander spielten und sich ein Remis erkämpften, nutzte Korobov seine Chance, gewann seine Partie und setzte sich wieder an die Spitze. Keymer hätte das Gleiche tun können, verlor aber.
Von den drei Führenden ist Svidler der einzige Spieler, der morgen die weißen Figuren hat - er spielt gegen Keymer. Arjun hat Schwarz gegen Grandelius, während Korobov gegen Ju spielt, ebenfalls mit Schwarz. In der letzten Runde, die drei Stunden früher beginnt als die anderen Runden, spielen außerdem Abdusattorov-Maurizzi. Auf diese Weise bleibt Zeit für einen Tiebreak, falls es zu einem Gleichstand kommt.
Korobov gewann eine gute Partie, aber gleichzeitig sah es so aus, als hätte Grandelius seine bisher schlechteste Partie in dieser Woche gespielt. Vielleicht lag es daran, dass er in eine Stellung geriet, die nicht wirklich zu seinem Stil passte, wie sein Gegner meinte. Korobov hatte seinen ersten Auftritt in der Live-Übertragung, und man wünschte sich, er wäre öfter aufgetaucht: Seine Erklärungen waren sowohl lehrreich als auch unterhaltsam.
Korobov: "I have excellent technique once my opponent resigns at the proper moment. Once he doesn't, that is going to be a tragedy for me!" 😀 #TePeSigeman pic.twitter.com/WQlHVhIvgM
— chess24 (@chess24com) May 2, 2024
Korobov: "Ich habe eine ausgezeichnete Technik, wenn mein Gegner im richtigen Moment aufgibt. Sobald er das nicht tut, wird das eine Tragödie für mich sein!" 😀 - chess24
Die Eröffnung war unkonventionell, aber interessant: 4.h3 im Vierspringerspiel. Korobov erwähnte, dass hier so ziemlich jeder legale Zug möglich ist und dass die "holländische Schule", bestehend aus den Brüdern Lucas und Jorden van Foreest, "mit der linken Hand" spielt und sich für 4.a3 und 4.a4 entscheidet.
Arjun durfte den zweiten Tag in Folge mit den weißen Figuren spielen und spielte denselben Anti-Marshall wie gegen Keymer am Vortag. Allerdings war es Svidler, der mit 11...Dd7 als Erster abwich, auch wenn Keymers Ansatz recht erfolgreich war.
Ihre gemeinsame Analyse in der Sendung zeigte sowohl die Tiefe ihrer Berechnungen als auch die manchmal unterschiedlichen Meinungen, die sie in manchen Stellungen hatten. Dennoch war die Bewertung immer ungefähr gleich. Ein gutes "Großmeister-Remis".
Die wildeste Partie der Runde, zwischen zwei 19-Jährigen, die wahrscheinlich Teilnehmer eines zukünftigen Kandidatenturniers sind, war die offensichtliche Wahl für die Partie des Tages.
Aus einer recht komfortablen Mittelspielstellung heraus (die von einem Tschebanenko-Slawen kam), unterschätzte Keymer wahrscheinlich die lästige 22…Lh4! Fesselung, nach der er langsam überspielt wurde. Abdusattorov gewann schließlich einen Bauern, aber da nur noch Schwerfiguren auf dem Brett waren, konnte Weiß die Stellung noch halten.
In Zeitnot unterlief Keymer ein Fehler, aber Abdusattorov profitierte nicht davon, und nach der Zeitkontrolle verpasste Keymer eine wichtige Idee, um ein Damenendspiel anzustreben, das ebenfalls völlig verloren aussah, aber wie durch ein Wunder vielleicht doch noch gehalten werden konnte. GM Rafael Leitao wirft einen Blick darauf:
Keymer kann dieses Turnier nur noch wie durch ein Wunder gewinnen: Die 3 Führenden müssten am Freitag alle verlieren, Abdusattorov dürfte maximal ein Remis spielen und Keymer müsste gewinnen - und selbst dann ging es erst einmal in die Tiebreaks, die er ebenfalls gewinnen müsste. In allen anderen Fällen hat Deutschlands Nummer 1 keine Chance mehr auf den Turniersieg.
Sieh dir hier die Partieanalyse von The Big Greek an:
Maurizzi gegen Ju war eine Partie mit wenig Inhalt (oder Würze, wie Arjun es ausdrücken würde). Die Frauenweltmeisterin spielte das, was der Kommentator GM Laurent Fressinet die "Chinesische Petroff" nannte, eine spezielle Art, diese Eröffnung zu spielen, die oft von chinesischen Großmeister:innen verwendet wird. Sie ist unglaublich solide, und Maurizzi konnte nicht wirklich etwas kreieren - weil es nichts gab, was er kreieren konnte.
Die englische Live-Übertragung wurde von den GMs Laurent Fressinet und Stellan Brynell moderiert.
Das Tepe-Sigeman-Schachturnier findet vom 27. April bis 3. Mai 2024 im Elite Plaza Hotel in Malmö, Schweden, statt. Die Spieler:innen treten in einem Einzelrundenturnier mit acht Spieler:innen gegeneinander an. Die Zeitkontrolle beträgt 90 Minuten für 40 Züge, mit weiteren 30 Minuten für den Rest des Spiels und einem 30-Sekunden-Inkrement pro Zug.
Vorherige Berichterstattung:
- Runde 5: Keymer nach Remis nach wie vor 1/2 Punkt hinter Spitze
- Runde 4: Keymer verliert nach hartem Kampf gegen Ju, nun auf Platz 4
- Runde 3: Keymer-Korobov endet Remis, Erigaisi kämpft sich an Spitze
- Runde 2: Keymer & Korobov schaffen volle 2/2 und treffen in Runde 3 aufeinander
- Runde 1: Keymer besiegt Maurizzi an Tag 1 des TePe Sigeman Chess Tournament