Keymer verliert nach hartem Kampf gegen Ju, nun auf Platz 4
Die GMs Nodirbek Abdusattorov und Ju Wenjun haben beide am Dienstag ihre ersten Siege beim TePe Sigeman Chess Tournament 2024 errungen. Während Abdusattorov GM Nils Grandelius sowohl auf dem Brett als auch auf der Uhr überspielte, besiegte die Frauenweltmeisterin GM Vincent Keymer, der eine Figur patzte, sich in eine Remisstellung zurückkämpfte, dann aber doch noch verlor.
Die Partien GM Anton Korobov gegen GM Arjun Erigaisi und GM Marc'Andria Maurizzi gegen GM Peter Svidler endeten remis. Damit teilen sich Arjun und Korobov die Führung bei noch drei ausstehenden Runden.
Die fünfte Runde beginnt am Mittwoch, 1. Mai, um 15:00 Uhr MESZ.
Resultate der 4. Runde
Tabellenstand nach Runde 4
Nach einem unterdurchschnittlichen Start ins Turnier konnte Abdusattorov heute endlich seinen ersten Sieg einfahren. Er besiegte Grandelius mit sehr schnellem Spiel, während der schwedische GM in der Eröffnungsphase zu viel Zeit benötigte, was ihm später zum Verhängnis werden sollte.
Grandelius erklärte dies selbst, als er sich in die Live-Übertragung einschaltete. Seiner Meinung nach war der kritische Moment der Partie nach dem weißen 19.Tfc1, als er nur noch eine halbe Stunde bis zum 40. Zug hatte, während Abdusattorov noch 40 Minuten mehr als er auf der Uhr hatte.
Die Stellung nach 19.Tfc1.
Der Zug 19...Sf6 (mit der Idee 20.a3 Se4) hätte zu enormen Komplikationen geführt, aber die Zeit reichte nicht aus, um sie zu berechnen und Grandelius entschied sich für den, wie er es nannte, "faulen Zug" 19...exd4.
Kurz darauf wählte Grandelius mit 23...c6 und 24...Db6 "den falschen Plan", obwohl der entscheidende Fehler erst später mit Dd4 kam.
Nach einem schwierigen Start ist die Frauenweltmeisterin wieder voll im Turnier. Sie schlug Keymer mit den schwarzen Figuren nach 69 Zügen und mehr als fünf Stunden Spielzeit. Lange Zeit schien sich die Geschichte der Partie um diesen einen Moment zu drehen, in dem sich der deutsche GM furchtbar verkalkulierte. Kannst du sehen, was mit seinem Zug 27.Sc5 falsch war?
Nachdem er eine ganze Figur verloren hatte, kämpfte Keymer tapfer und erreichte Stunden später tatsächlich ein Remis-Endspiel. Zu diesem Zeitpunkt spielte er mehr oder weniger auf Zeitgewinn, während Ju ständig ein paar Minuten mehr auf der Uhr hatte. Das Endspiel war sowohl interessant als auch schwierig, wie Keymers letzter, entscheidender Fehler bewies.
Nach einem Start mit drei Niederlagen war Maurizzis ultrasolide Herangehensweise in seiner Partie gegen Svidler verständlich. Irgendwann wird es zur obersten Priorität, nicht zu verlieren, auch wenn das bedeutet, mit den weißen Figuren ziemlich unambitioniert zu spielen.
Svidler entschied sich für die ruhige Geschlossene Spanische Verteidigung und hatte vor allem nach 11.Lg5 das Gefühl, dass es schwer war, dem Ganzen mehr Würze zu verleihen. Er sagte, er habe versucht, Wege zu finden, um die Partie unterhaltsamer zu gestalten, aber er wählte das, was er für die besten Züge hielt: "Ich denke, wenn ich Spaß haben will, werde ich wahrscheinlich schlechter sein."
Als das Spiel etwas taktischer wurde, ging es auch für Svidler hauptsächlich darum, nicht zu verlieren. "Irgendwann habe ich mir einfach gesagt: OK, heute geht es um das Lösen von Rätseln. Ich muss die besten Züge finden, um auszugleichen, und ich achte auf nichts anderes."
Das war nicht die ruhigste Partie der Runde. Korobov und Arjun schienen sich auf sehr interessantes Terrain zu begeben, als der indische GM mit seinem Läufer auf h2 angriff, aber sein Gegner antwortete mit sehr gesunden Zügen, gewann den Bauern bald zurück und ein sehr remisliches Endspiel erschien bereits nach der Hälfte der Partie auf dem Brett. Arjun konnte nie wirklich auf mehr spielen, so dass die Position des Weltranglistenvierten in der Live-Ratingliste heute nie in Reichweite war - aber es wird neue Runden und neue Chancen geben!
Die englische Live-Übertragung wurde von den GMs Laurent Fressinet und Stellan Brynell moderiert.
Das Tepe-Sigeman-Schachturnier findet vom 27. April bis 3. Mai 2024 im Elite Plaza Hotel in Malmö, Schweden, statt. Die Spieler:innen treten in einem Einzelrundenturnier mit acht Spieler:innen gegeneinander an. Die Zeitkontrolle beträgt 90 Minuten für 40 Züge, mit weiteren 30 Minuten für den Rest des Spiels und einem 30-Sekunden-Inkrement pro Zug.
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