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Chess960-Weltmeisterschaft: Carlsen wirft hin, So schon fast am Ziel

Chess960-Weltmeisterschaft: Carlsen wirft hin, So schon fast am Ziel

earling8018
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Bevor ich den 2. Spieltag zusammenfasse, wollen wir die Leistung von Wesley So im Halbfinale noch würdigen. So spielt in diesem Turnier in blendender Form und ich habe ein Video erstellt über sein Halbfinalmatch gegen Ian Nepomniachtchi:

Die heutigen Partien begannen aus folgender Ausgangsstellung:

Bei Königen, die schon mit Beginn der Partie sicher (b1, g1) stehen, kann man oft im Zentrum noch viel forscher vorgehen als sonst, u. U. auch z. B. mit einem Gambit. Zu beachten sind auch die gleichfarbigen Springer, deren harmonische Entwicklung nicht immer ganz leicht ist. Ein Problem könnte auch die Entwicklung des Läufers d1 werden, der mit den Springern um die weißen Felder (v. a. e2, f3) konkurriert.

1. Partie

Carlsen als Schwarzer wählt im ersten Spiel auf den Zug des Königsbauern die französische Bauernstruktur - offenbar wollte er kein Königsgambit sehen, was aber unbegründet ist (siehe Partieanmerkungen). Wesley So kommt besser ins Spiel und die Partie mündet relativ schnell in ein Endspiel, in dem Carlsen weiter unter Druck steht. Definitiv ist Carlsen nicht in Bestform; es gelingt ihm nicht, sich zu befreien und frustriert muss er die zweite Niederlage in Folge hinnehmen.

Einen guten Start erwischt Ian Nepomniachtchi. Fabiano Caruana wählt wie Carlsen eine französische Bauernstruktur, aber auch er kann als Schwarzer das Spiel nicht ausgleichen. Auch er muss erfahren, dass das Spiel in gedrückter Stellung wegen der ungewohnten Positionen der Figuren im Schach960 oft schwieriger als im klassischen Schach ist. Ian Nepomniachtchi gewinnt im Verlauf der Partie 1-2 Bauern, ohne dass Caruana Kompensation erhält. Auch das Endspiel behandelt der Russe fehlerfrei.

2. Partie:

Carlsen hat sich ganz offensichtlich zu Beginn der 2. Partie noch nicht wieder von der Niederlage erholt und beginnt provokativ mit a2-a4-a5-a6. Natürlich ist die Stellung danach noch spielbar, aber grundsätzlich sollte man die Eröffnungsprinzipien auch im Schach960 befolgen. Er hatte Chancen, noch zu einem ordentlichen Spiel zu kommen (siehe Partieanmerkungen), war aber offensichtlich noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So gewann einen Bauern nach dem anderen und in der Folge auch die Partie.

Caruana zieht bis zum 8. Zug nur mit einem Springer und 5 Bauern. Nepomniachtchi gelingt es nicht, daraus Profit zu schlagen. Im späten Mittelspiel gewinnt er einen Bauern, für den Weiß in Form des Läuferpaares „halbe“ Kompensation erlangt. Der Russe aber hat keine rechte Geduld mehr, forciert die Ereignisse, wonach Caruana keine Probleme hat, ins Remis zu kommen.

Zwischenstand nach 2 Tagen:

Magnus Carlsen – Wesley So 1,5 – 10,5

Fabiano Caruana – Ian Nepomniachtchi  4,5 – 7,5

Wesley So kann also den Sekt schon kalt stellen; dass Magnus Carlsen einen 9-Punkte-Rückstand (bei nur noch 12 zu vergebenden Punkten) noch aufholt, glauben wohl selbst die größten Optimisten nicht mehr. 
Auch Ian's Aussichten zum Sieg gegen Fabiano sind gut. Im Halbfinale jedenfalls war für Carlsen und So ein 3-Punkte-Vorsprung nach 2 Tagen locker ausreichend, um die Matches zu gewinnen.