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Deutschland und die Schacholympiade

Deutschland und die Schacholympiade

Chessable
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In den Wochen vor der Schacholympiade (10.-23. September in Budapest) haben wir bei Chessable es uns zur Aufgabe gemacht, einige der wichtigsten Teilnehmerländer in den Fokus zu stellen und dabei auch auf ihre Chessable-Repräsentantinnen und -Repräsentaten aufmerksam zu machen.

Deutschland darf bei dieser Vorstellungsrunde natürlich auf keinen Fall fehlen. Warum? Zum einen, weil Deutschland zu den stärksten Schachnationen der Welt gehört, was sich auch in der Setzliste der diesjährigen Olympiade widerspiegelt: Sowohl in der offenen als auch in der Frauenkategorie ist Deutschland unter den Top-10! 

Zum anderen ist es so, dass deutsche Schachleute eine wichtige Rolle für Chessable spielen − nach den USA ist Deutschland das zweitmeistrepräsentierte Land in unserem gesamten Katalog. Da überrascht es nicht, dass wir sogar unseren eigenen Bereich für deutschsprachigen Content auf Chessable mit inzwischen insgesamt 107 Schachkursen haben. Und selbst der englischsprachige Teil von Chessable wäre ohne die Beiträge des deutschen Chessable-Pioniers IM Christof Sielecki undenkbar.

Gibt es auch Chessable-Kurse von deutschen Olympia-Teilnehmenden? In der

nachfolgenden Beschreibung unserer diesjährigen Olympia-Teams erfahrt ihr mehr. Zum Einstieg folgt zunächst ein kurzer Einblick in die Geschichte deutscher Olympia-Teilnahme.

Deutschlands bisherige Schacholympiade-Erfolge

Deutschland war seit den Anfängen der Schacholympiade 1927 in London dabei. Damals nahmen deutlich weniger Länder teil als heute: In der ersten Ausgabe waren es nur 16, von denen Deutschland Platz 6 belegte.

Im 1927er Olympia-Team spielten zwei wichtige Persönlichkeiten deutscher Schachgeschichte mit: Siegbert Tarrasch (Brett 1) und Jacques Mieses (Brett 2). Nach Mieses ist die Eröffnung 1.d2-d3 benannt und nach Tarrasch unter anderem die Tarrasch-Variante der Französischen Verteidigung und die Tarrasch-Verteidigung des Damengambits:

Siegbert Tarrasch (1862-1934) war im deutschen Team bei der ersten Schacholympiade 1927 dabei


Die Tarrasch-Verteidigung des Damengambits. Einen guten Einstieg in diese beliebte Eröffnungsvariante bietet übrigens unser Kurs
Mein erstes Eröffnungsrepertoire für Schwarz von IM Christof Sielecki

In den folgenden Ausgaben gehörten die deutschen Teams fast durchgehend zu den stärksten teilnehmenden Nationen. Den ersten großen Olympiade-Erfolg erreichte Deutschland 1930 in der dritten Ausgabe des Turniers in Hamburg, wo das deutsche Team Bronze holte. Damals nahmen 18 Länder teil.

1939 in Buenos Aires konnte Deutschland dann zum ersten und einzigen Mal die Schacholympiade gewinnen. Allerdings fand dies unter Ausnahmebedingungen statt: Während der Austragung des Turniers, am 1. September, brach der Zweite Weltkrieg aus. Mehrere Länder entschieden sich (oder waren dazu gezwungen), das Turnier vorzeitig abzubrechen. Einige wichtige Matches konnten damit nicht stattfinden und wurden für Unentschieden erklärt, darunter das Match gegen das polnische Team, das in dieser Ausgabe letztendlich zweiter wurde. Erwähnenswert ist, dass sich viele Teilnehmer der Schacholympiade von 1939 dazu entschieden, nicht nach Europa zurückzukehren, einschließlich des gesamten deutschen Teams.

Nach 1939 fand die Schacholympiade aufgrund des Krieges über 10 Jahre nicht statt. Danach konnte Deutschland noch drei weitere Male Bronze holen − die offene Kategorie 1950 in Dubrovnik und 1964 in Tel Aviv und die Frauen 1978 in Buenos Aires. Silber gab es einmal in der offenen Kategorie im Jahr 2000 in Istanbul. Im Erfolgsteam von 2000 spielte an Brett 2 eine wichtige Persönlichkeit deutscher Schachgeschichte: Robert Hübner, der in seiner Karriere insgesamt an 11 Schacholympiaden teilnahm. An Brett 1 spielte eine weitere Größe des Schachs: Artur Jussupow. Dieser verlor in dem Turnier keine einzige Partie!

Hier ein olympischer Sieg von Artur Jussupow mit den schwarzen Steinen gegen Yasser Seirawan

Seit dem Silber-Erfolg von 2000 gab es keine Medaillen mehr für Deutschland in der Schacholympiade, wohl aber eine fast konstante Platzierung im ersten Viertel. In der letzten Schacholympiade (2022) landete das deutsche Team im offenen Turnier auf Platz 18 von 186 Teams und im Frauenturnier auf Platz 10 von 159.

Die Mehrheit der deutschen Teammitglieder der letzten Olympiade spielt auch dieses Jahr wieder mit. Schauen wir uns an, wer genau in den zwei deutschen Teams ist:

Die deutschen Olympia-Teams 2024:

Das deutsche Team der offenen Kategorie, von links nach rechts: Frederik Svane, Alexander Donchenko, Vincent Keymer, Matthias Bluebaum, Dmitrij Kollars


Das deutsche Team der offenen Kategorie ist mit einer Durschschnitts-ELO von 2663 auf Platz 8 der insgesamt 197 teilnehmenden Nationen gesetzt. Gewisse Medaillenhoffnungen bestehen also, aber das Team wird sich starken Gegnern stellen müssen − allen voran den Teams der USA, Indiens und Chinas.

Deutschlands Team hat aber vor allem zwei Trümpfe: Es ist erstens ein sehr junges Team (Altersdurchschnitt: 23,4 Jahre), aber trotzdem sind alle Teammitglieder durchaus erfahren − für die meisten von ihnen ist es nicht die erste Schacholympiade.

Für Deutschlands Top-Spieler Vincent Keymer ist es bereits die zweite Olympiade

Zweitens hat Deutschland den Schachstar Vincent Keymer an Brett 1. Vincent gilt als Deutschlands größtes Schachtalent seit Emmanuel Lasker und hat bereits mehrfach bewiesen, dass er in der Lage ist, sich gegen die besten zu behaupten, selbst gegen Magnus Carlsen. Hier eine Partie vom FIDE World Cup 2023, wo Vincent bei klassischer Bedenkzeit gegen Magnus gewann:

Aktuell hat Vincent ein Rating von 2719 und scheint in guter Form zu sein − gerade diese Woche hat er das Rubinstein-Memorial in Polen gewonnen.

Mit Vincent im Team hat die junge deutsche Mannschaft bereits letztes Jahr ihre Stärke bewiesen: In fast identischer Teamzusammensetzung − anstelle von Frederik Svane spielte sein älterer Bruder Rasmus − hat Deutschland den zweiten Platz gegen starke Konkurrenz in der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft 2023 belegt.

Kapitän GM Jan Gustafsson

Das deutsche Olympia-Team der offenen Kategorie hat außerdem einen der weltbesten Schachtrainer als Mannschafts-Kapitän: GM Jan Gustafsson. Der Hamburger ist ein bekanntes Gesicht in der Schachwelt und blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Er war Teil des deutschen Teams, das 2011 den legendären Sieg in der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft erreichte − das war einer der größten Team-Erfolge der deutschen Schachgeschichte!

Mannschafts-Kapitän GM Jan Gustafsson, Photo: Maria Emelianova

Jan hat als Sekundant für Magnus Carlsen gearbeitet und ihn 2016, 2018 und 2021 erfolgreich auf mehrere Weltmeisterschafts-Matches vorbereitet. Abgesehen davon hat Jan jede Menge Erfahrung in der Schacholympiade, sowohl als Spieler als auch als Trainer: Er spielte für das deutsche Team in den Olympiaden 2004, 2006, 2008 und 2012; als Mannschafts-Kapitän führte er die dänische Nationalmannschaft in der Olympiade von 2010 an, das niederländische Team im Jahr 2018 und das deutsche Team in der letzten Olympiade, 2022.

Jan Gustafsson ist außerdem ein erfolgreicher Chessable-Autor! Auf unserer Plattform hat er zwei Eröffnungsrepertoires herausgebracht − eins für Schwarz: Lifetime Repertoires: Gustafsson's 1. e4 e5, und ein erst vor kurzem erschienenes Repertoire für Weiß: Gustafsson’s Aggressive 1.e4, welches in Zusammenarbeit mit CM Vjekoslav Nemec entstanden ist und aus zwei Teilen besteht. Für unsere deutsche Seite hat er außerdem den Endspiel-Klassiker 100 Endspiele, die Sie kennen müssen in Videoform präsentiert. 

Nun zu den Frauen:


Das deutsche Team der Frauen, von links nach rechts: Hanna Marie Klek, Dinara Wagner, Elisabeth Pähtz, Lara Schulze, Josefine Heinemann


Das deutsche Team der Frauen ist dieses Jahr ebenfalls vielversprechend. Mit einer Durschschnitts-ELO von 2380 sind sie auf Platz 9 von insgesamt 184 gesetzt. Unter den Frauen haben wir gleich zwei Chessable-Instruktorinnen: Elisabeth Pähtz und Josefine Heinemann.


Brett 1: Elisabeth Pähtz

GM Elisabeth Pähtz, Deutschlands stärkste Schachspielerin

An Brett 1 spielt Elisabeth Pähtz. Sie ist derzeit Deutschlands stärkste Schachspielerin, wobei Dinara Wagner, Brett 2 des aktuellen Olympia-Teams, inzwischen nur noch minimal hinter ihr liegt. Von Elisabeth stammt einer der ersten Kurse, die auf unserer deutschen Chessable-Seite veröffentlicht wurden: Elementare Schachstrategie − ein Kurs, in dem grundlegende strategische Konzepte vermittelt werden, so etwa Prophylaxe und die Rolle der Königssicherheit.

Wir können in dieser Olympiade auf einige Siege von Elisabeth hoffen. Letztes Jahr im FIDE World Cup hat sie immerhin die Schachweltmeisterin Ju Wenjun eindrucksvoll besiegt:

Brett 3: Josefine Heinemann

WGM Josefine Heinemann, Top 13 der deutschen Schachspielerinnen Photo: Lennart Ootes

An Brett 3 haben wir Josefine Heinemann, Nummer 13 der besten deutschen Schachspielerinnen. Josefine hat sich auf Chessable ebenfalls bereits einen Namen gemacht: Sie hat zwei Eröffnungsrepertoires veröffentlicht − ein Schwarzrepertoire basierend auf 1.e4 e5 und ein weiteres Repertoire für Schwarz mit Semi-Tarrasch gegen 1.d4.

Außerdem hat sie den Gewinnerkurs von “Erstelle deinen eigenen Kurs” in Videoform präsentiert. Der Kurs mit dem Titel “Killerzüge” wurde von FM Martin Kreuzer geschrieben und war ziemlich erfolgreich. Josefine hat darüber hinaus noch einen weiteren wichtigen Kurs in Videoform präsentiert: unseren kostenlosen Einstiegskurs “Alles, was du über Schach wissen musst”. Damit ist sie ein wichtiges Gesicht des deutschen Chessables.

Beenden wir den Blogpost mit Josefines fantastischem Sieg gegen Schachlegende Pia Cramling beim Isle of Men Open 2018 − ihr erster Sieg gegen einen Großmeister:

Wir hoffen, dass dieser kleine Einblick in Deutschlands Schachgeschichte und die diesjährigen Olympia-Teams euer Interesse geweckt hat und ihr einen Blick auf die Arbeit unserer Olympia-Autorinnen und -Autoren werft.

Zu gegebenem Anlass sind alle oben erwähnten Kurse gerade reduziert. Doch nicht nur das: Auch weitere Kurse deutscher Autorinnen und Autoren sind im Angebot − insgesamt mehr als 30 Kurse im deutschen Katalog! Es ist also eine größere Sale-Aktion, bei der ihr sicher etwas finden werdet, das euren Interessen entspricht.

Viel Spaß beim Lernen und beim Verfolgen der Olympiade!