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Wie man aus den Fehlern der großen Meister lernen kann
Even the legends of chess can mess up analysis.

Wie man aus den Fehlern der großen Meister lernen kann

Gserper
| 32 | Bemerkenswerte Partien

Auf der berühmten Botvinnik-Kasparov Schule haben uns diese beiden lebenden Legenden nicht nur das Schachspielen beigebracht. Sie haben uns auch gezeigt, wie man Schach arbeitet! Die Hausaufgaben, die jeder Schüler am Ende einer Stunde bekommen hat, waren von unschätzbarem Wert!

Einmal sagte mir Garry Kasparov, dass ich mein Spiel in komplizierten Stellungen verbessern müsse und fragte mich, ob ich ein Exemplar seines neuesten Buches hätte.

Garry Kasparov: The Test of Time.
Garry Kasparov: The Test of Time.

Ich nickte stolz und er sagte mir, ich solle seine Partie gegen Korchnoi analysieren und in seinen Anmerkungen so viele Fehler wie möglich finden. Es war eine der kompliziertesten Partien, die ich je gesehen hatte. Ich glaube es genügt, wenn ich sage, dass der schwarze Springer auf e5 sieben Züge lang hing!

Ich habe fast einen ganzen Monat damit verbracht, diese Partie zu analysieren. Danach hatte ich ein ganzes Notizbuch (ungefähr 50 Seiten) vollgeschrieben. Ich erinnere mich, dass ich acht große Fehler gefunden habe, aber da ich das Notizbuch bereits vor langer Zeit verloren habe, kann ich Euch meine Erkenntnisse leider nicht mehr präsentieren. Das Resultat dieser Arbeit war jedoch, dass ich in der Tat mein Spiel in komplizierten Stellungen verbessert habe.

Diese Hausaufgabe hat auch die Art und Weise verändert, wie ich Schachbücher lese. Immer wenn ich eine kommentierte Partie gesehen habe, habe ich versucht, dem großartigen Spieler, der sie kommentiert hat, das Gegenteil zu beweisen. Wenn ich las, dass Weiß nach einer bestimmten Variante besser ist, begann ich sofort, nach den Löchern in der Variante zu suchen. Und wenn ich keine finden konnte, versuchte ich wenigstens zu beweisen, dass Weiß am Ende nicht besser steht.

Wenn Ihr auf diese Weise mit kommentierten Partien arbeitet, werden Ihr besser verstehen, was in der Partie wirklich passiert ist - selbst wenn Ihr keine Fehler findet.

Garry Kasparov.
Garry Kasparov. Foto: Owen Williams via Wikipedia.

Leider wird diese Methode heute nicht mehr so gut funktionieren wie früher, denn die meisten modernen Schachautoren überprüfen ihre Arbeit mit Computern. Obwohl es zwar immer noch möglich ist, Fehler in den computergestützten Annotationen zu finden, ist es heutzutage so schwierig geworden, wie das Schürfen von Bitcoins. Ich habe nie die Tatsache verborgen, dass ich ein Technikverweigerer bin und es ist meine feste Überzeugung, dass Computer mehr Böses als Gutes in das Schach gebracht haben. Dies ist eine weitere traurige Seite dieser Invasion.

Angenommen, Ihr seit jetzt entschlossen, so viele Fehler wie möglich in den Anmerkungen eines Großmeisters zu finden. Wo solltet Ihr anfangen? Die beste Wahl für diese Art von Arbeit sind zweifellos die Bücher von Alexander Aljechin. Praktisch jede zweite kommentierte Partie dieses Schachtitans hat mindestens einen klaren Fehler. Der Grund dafür ist sehr einfach. Ich kann mich hier irren, aber ich glaub, dass Aljechin mehr Schachbücher und Artikel geschrieben hat als all seine Vorgänger (Steinitz, Lasker und Capablanca) zusammen!

Angesichts des enormen analytischen Aufwands sind hier Fehler einfach unvermeidlich!

Einige von Aljechins Fehlern sind sehr leicht zu finden. Ich bin mir sicher, dass Ihr sie sofort erkennen werdet. Dies ist die 27. Partie aus Aljechins Klassiker 300 Selected Games. Seht Euch seine Anmerkung nach dem 21. Zug von Schwarz an:

Spielt Euch durch Aljechins Variante. Seht Ihr dabei einen Fehler? Ja, genau! Anstatt Aljechins komplizierter Variante hätte Weiß auch ganz einfach eine Leichtfigur gewinnen können:

Streng genommen ist es zwar kein Fehler, da auch Aljechins Variante gewinnt, aber warum sollte sich Weiß für die komplizierte Linie entscheiden, wenn er doch viel leichter gewinnen kann? Es ist wirklich seltsam, dass IM Panov, der die russische Ausgabe des Buches vorbereitet hat, dies übersehen hat.

Werfen wir einen Blick in einen anderen Klassiker von Aljechin: International Chess Tournaments in New York 1924 and 1927Hier ist die Anmerkung zum neunten Zug von Schwarz in der dritten Partie:

Dies war wirklich ein grober Fehler von Aljechin. Könnt Ihr herausfinden, was er übersehen hat?

Der letzte Fehler, den ich Euch heute zeigen möchte, ist einfach umwerfend. Er stammt aus der zweiten Partie desselben Buches.

Nun versucht, Aljechin das Gegenteil zu beweisen!

Die folgende Partie zeigt, dass Endre Steiner wahrscheinlich Aljechins Buch gelesen hatte und gegen Capablanca ein schnelles Remis erzielen wollte:

Nach dem Lesen dieses Artikels könnten einige von Euch zu dem Schluss kommen, dass die Bücher von Aljechin schlecht sind, doch das stimmt überhaupt nicht! Die oben genannten 300 Selected Games waren eines der ersten Schachbücher, die der junge Kasparov gelesen hatte und er schreibt die Entwicklung seines aggressiven Angriffsstils, der später zu seinem Markenzeichen wurde, diesem Buch zu.

Aber denkt daran: Auch wenn Ihr die größten Bücher der größten Schachspieler lest, dann genießt alles mit einer gewissen Prise Vorsicht.

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