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Wesley So bekommt seine Revanche

Wesley So bekommt seine Revanche

Gserper
| 36 | Taktiken

2015 kam es bei den amerikanischen Schachmeisterschaften zu einer der größten Sensationen der Schachgeschichte.

Könnt ihr Euch vorstellen, dass einer der stärksten Spieler der Welt eine Partie mit Weiß nach nur 6 Zügen verliert? Genau das ist passiert! Ich war echt schockiert, als ich die Partie live verfolgt habe:

Zuerst dachte ich noch, dass vielleicht Wesley So´s Handy geklingelt hatte, und er deswegen aufgegeben hat. Das war aber nicht der Fall. Für alle, die von dieser Partie noch nie gehört haben, haben wir hier eine Aufzeichnung der Live-Übertragung:

FM Mike Klein schrieb für Chess.com einen ausführlichen Artikel über diese Partie. 

Ein Jahr später traten die beiden Spieler erneut gegeneinander an. Wesley änderte seine Taktik und wechselte von 1.d4 zu 1.e4. Diese Partie dauerte dann deutlich länger als 6 Züge und endete mit einer wunderschönen Kombination. Könnt Ihr sie finden?

Diese Partie ist ein weiterer Beweis dafür,  dass man gegen Wesley So auf keinen Fall die Schachprinzipien missachten sollte. Genau, denn als Akobian im 17. Zug den Bauern auf g2 schlug, öffnete er eine Angriffslinie auf seinen eigenen König und das sollte man im Schach niemals machen. Akobian hatte aber hier keine echte Wahl.

Sehen wir uns an, was passiert wäre, wenn der seinen Läufer auf d5 auf eine andere Weise gerettet hätte:

Wie schon im letzten Artikel ist dies ein weiteres ersticktes Matt und deshalb hatte Akobian hier keine echte Wahl. Dass ein wirklich starker Spieler aber so einen "Selbstmord-Zug" spielt überrascht mich aber trotzdem!

Die nächste Partie konnte ich aus nächster Nähe verfolgen, denn sie wurde bei einem meiner besten Turniere am Brett neben mir gespielt:

Das konnte einfach nicht wahr sein! Zuerst schlug ein sehr starker Spieler einen vergifteten Bauern und dann wurde er von Boris Gelfand nicht dafür bestraft! Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass ein Trainer aus Katar nach der Partie einen Zug aufzeigte, der den schwarzen "Selbstmord-Zug" widerlegte. Komischerweise hatte Gelfand nur drei Monate später gegen einen weiteren Bulgaren genau die gleiche Stellung wieder auf dem Brett.

Wie ich schon in diesem Artikel erklärt habe, denke ich eigentlich gar nicht darüber nach, wenn ich einen Bauern opfern kann und dafür eine offene Angriffslinie auf den gegnerischen König bekomme. Ich habe dann auch immer darauf gewartet, dass jemand gegen mich einen solchen vergifteten Bauern schlagen würde. Glücklicherweise musste ich nicht lange warten. Diese Partie wurde übrigens bei den sowjetischen Armeemeisterschaften gespielt und somit hängt sie wieder mit diesem Artikel zusammen.

Jetzt versteht ihr vielleicht, warum ich die Partie So-Akobian so beeindruckend fand. Wesley So bekam seine Revanche und lieferte ein Paradebeispiel dafür ab, wie man den gegnerischen König bei Rochaden auf verschiedenen Seiten angreift. Dank seiner Partie habe ich mich wieder an die Partien aus meiner Jugendzeit erinnert.... als ich noch eine Militäruniform und Boris Gelfand einen Schnauzbart trug.

Danke, Wesley!

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