Wenn Schachfiguren zu Verrätern werden
Wir haben alle schon davon gehört, dass Schach ein Krieg auf 64 Feldern ist.
Wenn es sich also um einen Krieg zwischen zwei Armeen handelt, gehe ich davon aus, dass die Schachfiguren Soldaten sind. Und genau wie in der realen Welt sind manche Soldaten gut und manche Soldaten nicht so gut. Ich wette, Ihr kennt Schachbegriffe wie guter Springer oder schlechter Läufer. In diesem Artikel haben wir sogar von "toten Figuren" gesprochen.
Einige Figuren sind aber mehr als nur einfach schlecht; sie helfen sogar dem Gegner, die Schacht zu gewinnen!
Das einfachste Beispiel dafür ist das erstickte Matt.
Wenn in der Endstellung nur ein schwarzer Bauer oder der Turm nicht auf dem Brett wäre, hätte der König ein Fluchtfeld und Schwarz würde die Partie gewinnen, aber so ist der schwarze König gefangen.
Immer wenn ich ein ersticktes Matt sehe, erinnere ich mich an die berühmte Szene von Caesar, der von seinen "Freunden" umgeben ist. Ich höre fast, wie der König auf h8 zu dem Turm auf g8 sagt "Auch Du, Brutus?"
Während natürlich jede Figur zu einem Verräter werden kann, sind es meistens die Bauern, die ihre eigene Armee verraten. Da sie es auf viele verschiedene Arten tun können, sehen wir uns an, wie das in praktischen Partien geschieht.
Bauern verhindern die Flucht des Königs:
Genau wie beim erstickten Matt kommt es häufig vor, dass der König nur wegen seines eigenen Bauern Schachmatt gesetzt wird. Hier ist ein einfaches Beispiel:
Das Grundlinienmatt ist eine häufig angewendete, taktische Idee, die immer dann ins Spiel kommt, wenn Bauern ihrem König kein "Luftloch" lassen. Hier ist ein klassisches Beispiel:
Es gibt wirklich Tausende solcher Beispiele, aber ich wette, Ihr habt bereits ein Bild davon, wie Bauern die Flucht ihres eigenen Königs aus einem Mattnetz verhindern können.
Ein Bauer beschützt den feindlichen König:
Im vorigen Beispiel haben die Bauern dem Feind geholfen, den eigenen König Matt zu setzten. Manchmal beschützen Sie aber auch den feindlichen König vor einem tödlichen Angriff.
Hier ist ein Beispiel:
Schwarz würde sich freuen, seine eigenen Bauern auf a2 und a3 loszuwerden, damit er den weißen König angreifen könnte, aber er kann es nicht. Deshalb ist ein gegnerischer Bauer manchmal ein besserer Verteidiger als der eigene Bauer. Deinen Bauern kann der Gegner angreifen oder erobern, aber seinen eigenen Bauern kann er nicht schlagen!
Die Cunningham-Variante des Königsgambits basiert auf diesem Konzept. Hier ist eine klassische Partie mit dieser Eröffnung:
Ein Bauer verhindert ein Patt:
Es ist ja allgemein bekannt, dass zwei Springer den gegnerischen König nicht Matt setzen können. Auch wenn es theoretisch möglich ist, ist die Verteidigung so einfach, dass sich Spieler bei Turnieren in der Regel sofort auf ein Remis einigen:
Wenn wir jedoch einen Bauern hinzufügen, ändert sich die Lage:
Habt Ihr gesehen, dass es ohne den weißen Bauern im 92. Zug Patt gewesen wäre? Das ist der Grund, warum man seinen eigenen Bauern (den Verräter) in einer solchen Stellung so schnell wie möglich loswerden möchte!
Sehen wir uns die folgende Stellung aus einer kürzlich gespielten Partie an. Was würdet Ihr hier ziehen? (Schwarz am Zug)
Es kommt nicht sehr häufig vor, dass die eigenen Bauern zu Verrätern werden, aber wenn dies geschieht, können die Konsequenzen fatal sein. Ich hoffe, dieser Artikel hilft Euch dabei, Situationen zu verhindern, in denen Ihr von Euren eigenen Figuren verraten werdet.