Welt Cup: Der Turnierbaum
Die besten Spieler der Welt schwitzen schon.
Gewinnen oder nach Hause fahren ist ab Sonntag die Devise. Und dabei geht es um viel Geld und noch mehr Ruhm.
Nein, wir reden hier nicht über Tennis oder den DFB Pokal. Das ist der Schach Welt Cup 2017.
Von den 128 Teilnehmern, die im KO System gegeneinander antreten, werden nur 2 Spieler das Finale erreichen und sich damit für das Kandidatenturnier 2018 qualifizieren. Die Favoriten sind klar - sie stehen das ganze Jahr im Fokus der Schachfans - aber wer wird die größte Überraschung des Turniers werden?
Der Weltcup ist DIE Möglichkeit für unbekannte Spieler, einen der 2700 Großmeister aus dem Turnier zu kegeln und mit nur einem Sieg selbst ins Rampenlicht zu kommen, und jeder Teilnehmer hat die Chance dies zu tun. Hier ist unsere Auswahl an Spielern, denen wir eine Überraschung zutrauen:
Wir haben jetzt absichtlich keine Spieler der Top20 beleuchtet, sondern haben uns auf junge Talente konzentriert, denen eine Überraschung zugetraut wird, und haben dabei auch die Auslosung etwas genauer angesehen.
- Die Geheimfavoriten
Diese Spieler haben eine ELO von über 2700 und trotzdem ist dieses Turnier deren einzige Möglichkeit, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. Man darf sie keinesfalls Unterschätzen, denn sie gehen allesamt als Favorit in die erste(n) Runde(n) und werden Top-Motiviert sein.
Jan-Krzysztof Duda
Foto: Wikipedia.
Seit er mit 15 Großmeister wurde, hat sich Duda ständig weiterentwickelt. Heute ist Duda mit 19 Jahren der zweitjüngste 2700 Großmeister. In der U20 Rangliste liegt nur der Chinese Wei Yi vor ihm, der es aber schon in die Top20 geschafft hat, und somit hier nicht berücksichtigt wird. Als Neuling im "2700 Club" hat Duda einiges zu beweisen und alle Fähigkeiten, genau dies zu tun.
Duda ist ein positioneller Spieler der aber vor Taktiken nicht zurückschreckt,. Wie stark er spielen kann zeigte er letztes Jahr, als er seinen Landsmann Radoslaw Wojtaszek, der eine ELO von über 2750 hat, besiegen konnte.
Duda hat ein schweres Los gezogen. In der zweiten Runde könnte er auf Ivanchuk treffen und in der dritten Runde wartet wahrscheinlich Vladimir Kramnik auf den Polen. Wenn er diese gewaltige Aufgabe bewältigen kann, könnte er zum Überraschungsmann des Turniers werden.
Baadur Jobava
Baadur Jobava. | Foto: Chess.com/Peter Doggers.
Wenn Jobava seine Formschwankungen ablegen könnte, wäre er einer der gefährlichsten Spieler des Turniers. Genau wie Richard Rapport vermeidet Jobava konventionelle Eröffnungen und fordert seine Gegner in unkonventionellen Stellungen, die oft in einem komplexen Chaos enden, heraus.
In Bestform kann Jobava jedem Gegner gefährlich werden, wie er bei der Schacholympiade 2016, bei der er die Goldmedaille gewann hatte, bewiesen hatte. In dieser Partie gegen Topalov verlies er bereits im 2. Zug die bekannten Pfade und überspielte seinen Gegner.
Auch er hat einen steinigen Weg vor sich. In der zweiten Runde trifft er wohl auf Yu Yangyi und in der Dritten könnte er auf Ian Nepomniachtchi treffen. Egal wer diese Duelle gewinnen wird: Sehenswert werden sie auf jeden Fall sein!
Le Quang Liem
Le Quang Liem. | Foto: Chess.com/Peter Doggers.
Mit einer ELO von 2740 ist Le auf dem Sprung in die Top 20 der Welt, wird aber trotzdem eher selten zu den Top Turnieren eingeladen. Jetzt kann er beweisen, dass er oft zu Unrecht nicht berücksichtigt wurde. Le spielt in Partien mit klassischer Bedenkzeit ein solides und präzises Schach aber in Schnellschach und Blitzpartien spielt er aggressiv und riskant. Er gewann 2013 die Blitz Weltmeisterschaft und wurde im selben Jahr vierter bei der Schnellschach WM.
Erst vor wenigen Tagen hat er in St. Louis gegen Levon Aronian eine wilde, taktische Schnellschach-Partie gewonnen:
Le könnte in der dritten Runde auf Ding Liren und im Achtelfinale auf Mamedyarov treffen. Da er besonders im Schnellschach und im Blitzen so stark ist, trauen wir ihm durchaus zu, diese Hürden zu überspringen.
- Die Außenseiter
Diese Spieler kämpfen noch mit der 2700 Marke aber wollen beweisen, dass sie zu den 50 besten Schachspielern der Welt gehören. Sie werden wohl nicht gewinnen aber sie sind sicher für die eine oder andere Überraschung gut.
Baskaran Adhiban
- Baskaran Adhiban | Foto: Chess.com/Peter Doggers.
2016 lief für Adhiban so richtig gut. Im Oktober kratzte er an 2690 und beim Tata Steel Turnier erzielte er nach Siegen über Karjakin, Wojtaszek und Rapport sowie Unentschieden gegen Magnus Carlsen und Aronian ein fantastisches Ergebiss von +2. Adhiban hat dort ohne jeden Zweifel bewiesen, dass er mit den besten Spielern der Welt mithalten kann.
Adhiban spielt trickreich und immer wieder gelingt es ihm einen Partieverlauf auf den Kopf zu stellen. Hier ist sein glorreicher Sieg aus dem Tata Steel Turnier gegen Karjakin:
Für Adhiban geht es gleich in der ersten Runde gegen Nepomniachtchi in die Vollen. Hier könnte sich eine kleine Sensation anbahnen.
David Anton Guijarro
David Anton. | Foto: Chess.com/Peter Doggers.
Im Jänner wurde fast die gesamte Schachwelt auf Guijarro aufmerksam, denn er 22 jährige Spanier wurde beim Turnier in Gibralar sensationell zweiter und musste sich dem Turniersieger Hikaru Nakamura erst in den Schnellschach Playoffs geschlagen geben. Er pushte seine ELO in diesem Turnier auf fast 2680 und bewies, dass er das Zeug zu noch größeren Taten hat.
IMit seinen starken positionellen Spiel, besiegte Guijarro in Gibraltar unter anderem Topalov und Gelfand. Sein Sieg gegen Gelfand war besonders beeindruckend:
Beim Welt Cup könnte Guijarro in der zweiten Runde auf Bruzon und in der Dritten auf Nakamura treffen. Das wäre die perfekte Gelegenheit um sich für das Finale von Gibraltar zu revanchieren.
- Merkt Euch diese Namen
In dieser Kategorie stellen wir Spieler vor, für die dieses Jahr vielleicht 2 Jahre zu früh kommt. Also junge Spieler mit einem riesigen Potential. Diese Spieler zu beobachten könnte sehr interessant sein, denn sie werden in der Weltrangliste sicher noch nach oben klettern und beim nächsten Weltcup könnten Sie schon zu den Favoriten zählen.
Jeffery Xiong
Jeffery Xiong. | Foto: Chess.com/Mike Klein.
Xiong ist der amtierende Junionenweltmeister und er hatte schon eine ELO von 2675 erreicht, die aber jetzt etwas gefallen ist. Es scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein, dass der diese Marke wieder erreicht und verbessert.
Er ist ein taktischer Spieler der schon oft seinen Gegnern in verworrenen Stellungen überlegen war. Im Jänner gewann der in Wijk aan Zee diese epische Partie gegen Gawain Jones:
Xiong trifft bereits in der ersten Runde auf Motylev. Sollte er diese Hürde meistern wartet in der zweiten Runde kein geringerer als Anish Giri auf den Amerikaner und das würde sicher eines der interessantesten Duelle der zweiten Runde werden.
Murali Karthikeyan
Foto: FIDE.
Aus der indischen Talentschmiede sticht der 18 jährige Karthikeyan mit seiner ELO von 2580 hervor. Er hat sich in den letzten Jahren ständig verbessert und niemand zweifelt daran dass er bald die 2600 Marke überschreiten wird.
Er konnte zwar noch keinen Sieg gegen einen Spieler der absoluten Weltelite erlangen, aber er hat schon gegen viele starke Spieler, wie hier gegen Zhou Jianchao gewonnen.
Dass Spieler mit einer ELO von über 2700 in der ersten Runde ausscheiden kommt beim Weltcup ja recht selten vor, aber beim Duell Karthikeyan gegen Vallejo Pons könnte dies durchaus geschehen. Obwohl Pons über 100 ELO Punkte mehr hat, ist bei diesem Duell sicher eine Überraschung möglich.
In anderen Turnieren haben die "Goliaths" ja die Möglichkeit, trotz einer Niederlage gegen einen "David" trotzdem noch zu gewinnen, aber im Weltcup ist eine Niederlage gegen einen David gleichbedeutend mit dem Turnieraus.
Und obwohl dieses Turnier mit Goliaths wie dem Weltmeister Magnus Carlsen, dem Titelverteidiger Karjakin, der Nummer 2 der Welt Vachier-Lagrave, Aronian, Caruana, So, Nakamura, Mamedyarov und noch einigen mehr gespickt ist , steht doch eines Fest:
Es werden nur 2 Spieler das Finale erreichen!
Wir freuen uns aber auch, die Geheimfavoriten, die Außenseiter und die Youngsters zu beobachten!