Was sind eure Ziele für 2018?
Fast jeder hat sich für 2018 etwas vorgenommen.
Traditionell sind die beiden meistgenannten Neujahrs-Vorsätze, Gewicht zu verlieren oder zu mehr Geld zu kommen. Ich glaube aber, dass sich viele Schachspieler auch schachliche Ziele für 2018 gesteckt haben.
Was sind also die häufigsten Vorsätze von Schachspielern?
1. Die ELO / DWZ zu steigern.
Ich habe festgestellt, dass dies das meistgenannte Ziel von Schachspielern ist. Gleichzeitig ist es aber auch das schlechteste! Überrascht? Dann erkläre ich es euch. Ich glaube, diesen Witz haben schon viele gehört:
Zwei Freunde unterhalten sich anfang Februar über ihre Neujahrs-Vorsätze:
—Mein Vorsatz war es, dieses Jahr 10 Kilo zu verlieren.
—Und? Wie läufts?
—Gut! Ich muss nur noch 12 Kilo schaffen!
Dieser kleine Witz veranschaulicht, warum die große Mehrheit der Menschen bereits im Februar ihre Neujahrsvorsätze aufgibt! Es ist in der Tat sehr entmutigend, wenn man statt Gewicht zu verlieren zuerst einmal 2 Kilo zulegt! Genauso frustrierend ist es, wann man 200 Punkte zulegen will, aber im ersten Turnier des Jahres gleich 20 Punkte verliert.
Ein weiterer Nebeneffekt dieses zweifelhaften Vorsatzes ist, dass viele Schachspieler (besonders Kinder) ihren Fokus vom Schachspielen auf das gewinnen von Ratingpunkten verschieben. Deshalb haben sie Angst davor, auch nur einen Bauern zu opfern, um einen vielversprechenden Angriff zu starten. Wie einer meiner Schüler kürzlich zu mir sagte: "Was ist, wenn der Angriff nicht gelingt und ich das Spiel und 10 Punkte verliere?"
Ich könnte jetzt noch weitere Beispiele nennen, aber ich glaube, ihr habt die Idee erkannt: Wenn man sich das Ziel setzt, eine bestimmte Anzahl von Punkten zu erreichen verlagert sich der Fokus vom Schachspiel auf das Rating und die Angst zu verlieren wird jegliche Kreativität ersticken.
2) Mehr Turniere spielen.
Dies ist ein sehr guter Vorsatz, vorausgesetzt, dass man es nicht übertreibt. Es ist schwierig, im Schach besser zu werden, wenn man keine ernsthaften Turniere spielt. Wenn man jedoch an jedem einzelnen Wochenende ein neues Turnier spielt und keine Zeit hat, die Partien zu analysieren, könnte das zwar eine sehr unterhaltsame Erfahrung werden, aber man wird sein Schachspiel nicht viel verbessern.
Im Idealfall sollte zwischen 2 Turnieren immer so viel Zeit liegen, dass man alle Partien analysieren und aus den gemachten Fehlern lernen kann. Dann kann man zu jedem Turnier als ein neuer, besserer Schachspieler antreten.
Hier ist ein Beispiel aus meiner eigenen Karriere. Ich habe viele Jahre lang die Richter-Rauzer Variante der Sizilianischen Verteidigung gespielt, denn ich fand diese Idee sehr sympathisch:
Ich habe diese Eröffnung wirklich gründlich analysiert und habe lange auf ein Opfer gewartet, dass mir in diese Vorbereitung hineinlaufen würde. Als ich dann genau diese Stellung auf das Brett bekam, glitt mir eine vielversprechende Chance durch die Finger:
Bei der Analyse dieser Partie fand ich eine einfache und effiziente Verbesserung und ich musste nicht lange warten, bis ich sie anwenden konnte:
Man sollte sich also nicht nur vornehmen mehr Turniere zu spielen, sondern auch, sich zwischen den Turnieren genügend Zeit zu lassen, um die gespielten Partien zu analysieren!
3. Mehr Großmeisterpartien analysieren.
Ohne Partien von wirklich starken Spielern zu analysieren, ist es unmöglich, sich im Schach zu verbessern. Man kann diese Partien verwenden, um bestimmte Bereiche des Schachspiels zu verbessern. Als ich an der Botwinnik-Kasparow-Schule studierte, dachte Kasparov, ich müsse meine taktischen Fähigkeiten verbessern. Also fragte er mich, ob ich sein neu erschienenes Buch "The Test Of Time" habe.
Als ich zustimmend nickte, bat mich Kasparov, seine Partie gegen Kortschnoi von der Olympiade 1982 zu finden, zu analysieren und so viele Fehler in den Anmerkungen zu finden, wie ich konnte.
Da diese Partie unglaublich kompliziert war, brauchte ich über 2 Wochen, um diese Aufgabe zu beenden. Dieser Partie war ein ganzes Kapitel gewidmet und ich glaube, ich habe acht große Fehler in den Anmerkungen gefunden. Es ist eine Schande, dass ich die Notizen mit meiner Analyse verloren habe, aber der Punkt war, dass diese ernsthafte Arbeit an nur einer Partie mein Schachspiel enorm verbesserte, und im nächsten Jahr bekam ich meinen Meistertitel!
Wenn ihr euch also vor nehmt, jede Woche eine Partie eines Meisters zu analysieren, ist das ein großartiges Ziel für 2018!
4. Mehr Studien lösen.
Eine der besten Möglichkeiten, um seine Berechnung und Kreativität zu verbessern, ist es, Schachstudien zu lösen. Nicht nur, dass es einen zu einem besseren Schachspieler macht. Ich garantiere, dass man die Schönheit des Schachspiels dabei entdecken wird!
Nehmen wir zum Beispiel die folgende berühmte Studie, die wie ein Endspiel einer ganz normalen Partie aussieht. Wie kann Weiß die schwarzen Bauern aufhalten?
Wenn ihr jede Woche 5-10 solcher Puzzle löst, garantiere ich euch, dass ihr schon bald euren Fortschritt bemerken werdet!
Chess.com hat über 20 Millionen Mitglieder und ich möchte alle bitten, die eigenen Vorsätze für das neue Jahr ins Kommentarfeld zu schreiben! Damit wir voneinander lernen und neue Ideen entwickeln können und Meinungen Dritter zu unseren eigenen Vorsätzen hören.
Ein erfolgreiches neues Jahr!