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Unbekannte Schachspieler, die einen Schönheitspreis gewonnen haben

Unbekannte Schachspieler, die einen Schönheitspreis gewonnen haben

Silman
| 28 | Andere

WER SIND SIE?

Jeder möchte bei einem Turnier den Preis für die schönste Partie gewinnen, aber nur wenige schaffen es. In diesem Artikel habe ich mehrere "unbekannte Spieler" gefunden, die diesen Traum tatsächlich verwirklichen konnten.

Könnt Ihr diese Aufgaben lösen?

Wer es schafft, bekommt zwar keinen Schönheitspreis, darf sich aber trotzdem ziemlich gut fühlen und seine Freude laut herausschreien.

chess trophy

1.

Harry Rombach: Geboren 1899 in der Ukraine, gestorben 1981 in Kanada. Der gelernte Lehrer und Journalist, der auch viele Problemschach-Studien schuf, wurde in der Ukraine geboren, lebte aber den größten Teil seines Lebens in Kanada. Er verbrachte auch einige Jahre in den Vereinigten Staaten, wo er sein Schach weiterentwickelte und eine Kolumne mit Studien für die Zeitschrift Canadian Chess Chat schrieb. Er spielte auch dreimal bei der kanadischen Meisterschaft mit (1920, 1922 und 1924).

Moncur: Er wird in den Datenbanken unter den Namen JW Moncur, B.M. Moncur, B. Moncur, oder auch einfach nur Moncur geführt. Ich konnte nur eine Clubpartie von ihm finden (Toronto gegen Hamilton; hier war sein Name JW Moncur und wie üblich, hat er verloren). Daneben fand ich aber noch 5 Turniere in Kanada, an denen er teilgenommen hat: Eines 1924 (er belegte mit 3 Siegen und 11 Niederlagen den 12. Platz), ein weiteres 1926 (hier wurde er mit 2 Siegen und 10 Niederlagen Elfter), eines 1927 (1 Sieg, 10 Niederlagen, Platz 14), eines 1929 (1 Sieg, 9 Niederlagen, Platz 11) und schließlich noch eines im Jahr 1931 (2 Siege, 10 Niederlagen, Platz 13). Danach war er verschwunden.

2.

Mieczyslaw Chwojnik: Irgendwann in den Jahren 1901, 1902 oder 1903 in Weißrussland geboren, 1962 in Israel gestorben. Der Mathematiker gewann 1919, 1925 und 1926 die Krakauer Meisterschaften. Während des Zweiten Weltkriegs zog er in die Sowjetunion und nach dem Krieg zurück nach Polen. 1949 wanderte er nach Israel aus. Dort änderte er seinen Namen in Menachem Oren. Er gewann 1951 die israelische Meisterschaft 1951 und spielte relativ erfolgreich bei einigen Schacholympiaden für Israel.

P. Windysz: Über diesen Gentleman konnte ich leider rein gar nichts finden. Keine weiteren Partien und nicht einmal, wann er genau gelebt hat. Das einzige, was der Schachwelt von diesem Spieler erhalten blieb, war diese Niederlage gegen Chwojnik. Wer also ist Windysz? Wo ist er? Wer war er? Ich befürchte, wir werden es nie erfahren.

3.

Luis Argentino Palau: Der Argentinier lebte von 1896 bis 1971. Er spielte bei drei Schacholympiaden für sein Land (1924, 1927 und 1928), erzielte bei einigen Turnieren beachtliche Ergebnisse und rang Richard Reti 1924 ein Remis ab. 1965 wurde er zum Internationalen Meister ernannt.

Jan Te Kolste: Geboren 1874 in Utrecht, gestorben 1936 in Den Haag. Der Holländer spielte gegen viele Legenden wie Rubinstein, Euwe, Aljechin, Grünfeld, Saemisch, Tartakower, Bogoljubow, Marshall und Nimzowitsch, verlor aber die meisten dieser Partien. Trotzdem hatte er einige Sternstunden. Er remisierte gegen Tarrasch, Reti und Gyula Breyer und konnte Spieler wie Leonhardt, Edward Lasker und Yates besiegen.

4.

Spencer Crakanthorp: 1885 in Australien geboren, 1936 gestorben. Er gewann dreimal die Australische Meisterschaft  (1923-24, 1925-26 und 1926-27). Ich war überrascht, als ich herausfand, dass Spencer der Schwiegervater von dem Internationalen Meister, Schachautoren und Fernschachweltmeister Cecil Purdy war.

William Samuel Viner: 1881 in Australien geboren, 1933 gestorben. Er war viermaliger West-Australischer Meister (1900, 1901, 1903 und 1905) und gewann auch die Australischen Meisterschaften vier Mal. Außerdem wurde er 1907 noch Neuseeländischer Meister. Er war ein großartiger Taktiker und viele nannten ihn den australischen Morphy.

5.

Sandor Boros: 1907 in Ungarn geboren und 1943, im Alter von nur 35 Jahren, gestorben. Ein starker Spieler (er gewann unter anderem gegen Szabo, remisierte gegen Lilienthal und S.R.Wolf, schlug Balogh, und ließ sich auch von Steiner nicht besiegen), der auch Schachstudien erschuf. Die meisten dieser Studien waren "Zweizüger" und drehten sich um Lieblingsthema, die Fesselung. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass diese leicht zu lösen wären, aber sie sind gar nicht so einfach. Wenn Ihr Euch einige seiner komplizierteren Studien ansehen wollt, könnt Ihr das hier tun.

Erno Gereben: Geboren 1907 in Ungarn, gestorben 1988. 1950 wurde ihm der IM-Titel verliehen und 1956 emigrierte er in die Schweiz. Er spielte bei 4 Schacholympiaden. 1954 für Ungarn und 1970, 1972 und 1974 für die Schweiz.

6.

Arvids Taube: Geboren 1906 in Lettland, gestorben 1992. Er spielte bei 2 Schacholympiaden (in Den Haag und Hamburg) für Lettland. Später änderte er seinen Namen in Arvids Talavs (ich weiß nicht, warum) und zog zuerst nach Deutschland, dann nach Österreich und schließlich nach Kanada.

Heinrich von Hennig: Geboren 1883, gestorben 1947. Einige seiner Gegner waren Saemisch (Remis), Brinckmann (Sieg und Remis), Rellstab (Remis), Carl Ahues (Remis), Jean Taubenhaus (Sieg), Kurt Richter (Remis) und Ernst Grünfeld (Remis).

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