Schachgeschichte und brilliante Taktiken!
Heute zeige ich Euch sechs Schachaufgaben die alle aus Partien stammen, die Schönheitspreise gewonnen haben.
Ich hoffe, die Kurzbiografien der Spieler, gefallen Euch genauso gut, wie die Aufgaben selbst! Habt viel Spaß damit und vergesst nicht, dass Ihr immer auf das Fragezeichen klicken könnt, um die Lösungen und Erklärungen zu sehen.
PUZZLE 1
Peter Romanovsky: Geboren 1892 in St. Petersburg, gestorben 1964 in Moskau.
1950 wurde ihm der Titel eines Internationalen Meisters verliehen. Romanovsky spielte 1914 in Mannheim, aber als der 1. Weltkrieg ausbrach, wurde er zusammen mit Spielern wie Aljechin und Bogoljubow interniert. Nachdem er 1915 befreit worden war, kehrte er nach Russland zurück und half, Geld für russische Schachspieler zu sammeln, die immernoch interniert waren.
Er war ein sehr starker Spieler, der bei der Moskauer Schachmeisterschaft 1920 hinter Aljechin den zweiten Platz erringen konnte. Im Zweiten Weltkrieg war Romanovsky einer der Betroffenen der Belagerung von Leningrad und er war mit seiner Familie von 1941 bis 1942 in seinem eigenen Haus gefangen und kämpfe gegen den Kältetod. Als sie von einer Rettungsmannschaft gefunden wurden, war Romanovsky ohnmächtig und seine Familie erfroren.
Yakov Vilner: Geboren 1899 in Odessa (Ukraine), gestorben 1931 in St. Petersburg, war dreimaliger Ukrainischer Meister. Er erzielte 1930 gegen Botvinnik remisieren und 1925 hatte er ihn sogar besiegt. Im selben Jahr gewann er auch gegen Bogoljubov und ein Jahr zuvor gegen Dus Chotimirsky.
Wikipedia: Im Juni 1919 wurde Alexander Alekhine von der Tscheka (damalige Geheimpolizei Sowjetrusslands) verhaftet und in Odessa inhaftiert. Er wurde wegen antisowjetischer Aktivitäten und der Weitergabe geheimer Informationen angeklagt. Er sollte erschossen werden, wurde aber von Yakov Vilner gerettet, der ein Telegramm an den Vorsitzenden des Ukrainischen Rates der Volkskommissare sandte. Der Vorsitzende befahl daraufhin, Aljechin freizulassen.
PUZZLE 2
Geza Maroczy: Geboren 1870 in Szeged, (Ungarn), gestorben 1951 in Budapest. Er war ein sehr starker Großmeister der gegen viele starke Spieler wie Euwe, Tschigorin, Marshall, Janowski and Bogoljubov eine positive Bilanz hatte. Er war ein positioneller Spieler und exzellenter Verteidiger - und der beste Damenendspiel-Spieler der Welt.
Max Euwe: Geboren 1901 in Amsterdam, gestorben 1981 in Amsterdam. Euwe gewann 1935 die Weltmeisterschaft gegen Aljechin, verlor den Titel aber wieder an den selben Spieler im Rückkampf 1937. Dabei war Euwe gar kein Schachprofi, sondern arbeitete Hauptberuflich als Mathematikprofessor an den Universitäten von Tilburg und Rotterdam. Von 1970 bis 1978 war er Präsident der FIDE.
PUZZLE 3
Efim Bogoljubov: Geboren 1889 in der Ukraine, gestorben 1952 in Triberg (Deutschland). Er war sicher einer der besten Spieler der Welt und konnte das auch in einigen Turnieren beweisen (zum Beispiel 1925 in Moskau gegen Emanuel Lasker und Capablanca). In anderen Turnieren hingegen war er völlig von der Rolle. Sein bekanntestes Zitat lautet: “Wenn ich Weiß habe, gewinne ich, weil ich Weiß habe. Wenn ich Schwarz habe, gewinne ich, weil ich Bogoljubov bin.”
In seiner Glanzzeit war er ein Powerspieler, der es mit den besten der Welt aufnehmen konnte. Er gewann 1928 und 1929 zwei Duelle gegen Max Euwe (beide mit 5.5 : 4.5 - Euwe gewann dann aber 1941 ein drittes Duell). Außerdem spielte er zweimal gegen Aljechin um die Weltmeisterschaft, war aber beide Male unterlegen.
Seine Familie ging ihm über alles. Als er zum Beispiel 1924 eine Schiffsreise nach New York plante, um dort an einem Turnier teilzunehmen, schloss er eine Lebensversicherung ab, damit seine Familie im Falle eines Schiffsunglücks finanziell abgesichert gewesen wäre.
Richard Reti: Geboren 1889 in der Slowakei, gestorben 1929 in Prag. Reti lebte für den Schachsport, erschuf Endspiel-Studien, war ein Meister des Blindschachs (er hielt damals den Weltrekord, indem er 29 Blindpartien gleichzeitig spielte), schrieb Schachbücher und nahm (natürlich) an vielen stark besetzten Turnieren teil. Wie Nimzowitsch veränderte er die Art und Weise, wie Schach gespielt wurde. 1929 war er einer der besten Spieler der Welt, starb aber dann plötzlich und unerwartet an Scharlach.
PUZZLE 4
Boris Verlinsky: Geboren 1888 in der Ukraine, gestorben 1950 in Moskau.
Verlinsky bekam als Kind eine Hirnhautentzündung, die ihn für den Rest seines Lebens taub machte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran zu einem der besten sowjetischen Spieler in den 20er Jahren zu werden und auch in den 30er Jahren war er immer noch stark. Seine Stärke zeigt sich, wenn man die Liste der Spieler betrachtet, die er besiegt hat: Aljechin, Capablanca, Bogolyubov, Levenfish, Rubinstein, Spielmann, Bronstein, Saemisch, Spielmann, usw.
Grigory Levenfish: Geboren 1889 in Polen, gestorben 1961 in Moskau. Wie schon Verlinsky war auch Grigory Levenfish einer der besten Spieler in den 20er und 30er Jahren. Es gab nur einen kleinen Unterschied: Velinsky war gut und Levenfish war sehr gut. Levenfish gewann zweimal die sowjetische Meisterschaft (1934 und 1937) und remisierte 1937 ein 13-Partien-Duell gegen Botvinnik.
PUZZLE 5
Max Euwe: (Siehe oben.)
Abraham Speijer: Geboren 1873 in Amsterdam, gestorben 1956 in Amsterdam. Abraham Speijer war ein holländischer Schachspieler, der vielleicht nicht zu den besten Spielern seiner Zeit zählte, aber immer in der Lage war, Highlights zu produzieren. Er konnte zweimal gegen Max Euwe gewinnen (auch wenn ihn Euwe die meiste Zeit vom Brett fegte) und feierte Siege gegen Mieses (ebenfalls zweimal), Znosko Borovsky, Tarrasch, Yates, Breyer, Duras, Leonhardt und andere.
JS: An dieser Stelle möchte ich eine kleine, traurige Geschichte über meine Jugend einfügen (aber bitte keine Tränen!): Als ich 14 oder 15 Jahre alt war, erzählten mir einige meiner Schachfreunde in San Diego, dass sie gerade aus Mexiko zurückgekehrt waren. Es stellte sich heraus, dass sie hörten, dass Euwe dort eine Simultanveranstaltung geben würde und schon waren sie unterwegs… ohne mich! Nach der Simultanveranstaltung kamen sie zu mir nach Hause, zeigten mir ihre Partieformulare (sie hatten alle verloren) und gingen wieder. Soviel zum Thema "Freunde". Ahhhh ... Ich träume immer noch davon, gegen Euwe zu spielen!
PUZZLE 6
Dawid Janowski: Geboren 1868 in Polen, gestorben 1927 in Frankreich. Janowski war ein verrückter Kerl! Er hasste Endspiele, war aber ein Monster, wenn er einen Angriff bekam. Er liebte das Läuferpaar und jahrelang wurde das Läuferpaar zu seinen Ehren die "beiden Jans" genannt. Janowski war sehr emotional und sagte manchmal Dinge, die er besser nicht hätte sagen sollen.
Neben dem Glücksspiel drehte sich sein ganzes Leben um Schach, aber leider verzockte er den Großteil seiner Gewinne beim Roulette. Wie so viele Menschen zu dieser Zeit starb er an Tuberkulose. Trotzdem führte er aber ein großartiges Leben und feierte Siege über Tarrasch, Steinitz, Tschigorin, Marshall, Rubinstein, Emanuel Lasker, Capablanca und eigentlich jeden namhaften Spieler seiner Zeit.
Friedrich (auch bekannt als Fritz) Samisch: Geboren 1896 in Deutschland, gestorben 1975 in Deutschland. Ein deutscher Großmeister der so starke Spieler wie Grünfeld und Capablanca besiegen konnte. Gegen Reti gewann er ein Duell mit 8 Siegen, einer Niederlage und 3 Remis.
Als er sich schon lange vom Turnierschach zurückgezogen hatte, spielte er 1969 im Alter von 73 Jahren noch ein letztes Turnier. Er spielte zwar ziemlich stark, aber verlor all seine Partien in Zeitnot!