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Samuel Reshevskys Blütezeit
Samuel Reshevsky in 1968. Photo by Ron Kroon via Wikipedia.

Samuel Reshevskys Blütezeit

Silman
| 49 | Schachspieler

Wie stark war Samuel Reshevsky in seine Blütezeit?

Tja, er gewann, genau wie Bobby Fischer, achtmal die US-Meisterschaften und spielte 8 Mal bei der Schacholympiade (sechsmal davon an Brett 1).

War er auch gut genug, um gegen die besten Schachspieler seiner Zeit zu bestehen? Auf jeden Fall! Er schlug unter anderem (manche davon auch mehrmals) David Janowski, Efim Bogoljubov, Jose Raul Capablanca, Alexander Alekhine, Emanuel Lasker, Savielly Tartakower, Max Euwe, Mikhail Botvinnik, Salo Flohr, Paul Keres, Vasily Smyslov,Svetozar Gligoric, Miguel Najdorf, David Bronstein, Efim Geller, Viktor Korchnoi, Lev Polugaevsky, Bent Larsen und, natürlich, Bobby Fischer.

Wollt Ihr mehr? Ok: Jan Hein Donner, Robert Byrne, Reuben Fine, Laszlo Szabo, Alexander Kotov, Yuri Averbakh, Isaac Boleslavsky, Larry Evans, William Lombardy, Arthur Bisguier, Ludek Pachman, Pal Benko, Henrique Mecking, Milan Matulovic, Borislav Ivkov, Lubomir Kavalek,, Ljubomir Ljubojevic, Oscar Panno, Anatoly Lein, Alexander Beliavsky, Anthony Miles, Larry Christiansen, Nick De Firmian, Joel Benjamin, Sergey Kudrin und so weiter und so fort.

Reshevsky war einer der besten positionellen Spieler der Welt. Er hatte eine fantastische Technik und ein gutes Auge für Taktiken. Aufgrund seiner hervorragenden Verteidigungskünste war er nur schwer zu besiegen und wenn es eine Stellung zuließ, konnte er seinen Gegner auch vom Brett fegen. Nur seine Eröffnungen waren nichts besonders, aber sie waren gut genug, um Stellungen zu erreichen, in denen er seine anderen Fähigkeiten ausspielen konnte.

Reshevsky in 1948. Photo: Wikipedia.
Reshevsky 1948. Foto: Wikipedia.

1: Folter

Wie ich schon im Artikel über den “Jungen Reshevsky” geschrieben hatte, konnte er sowohl angreifen, als auch positionell spielen. In dieser Partie verfolgt er aber keine dieser beiden Strategien. Er tauschte einfach alle Figuren und erreichte eine Stellung, die sehr nach einem Remis aussieht. Warum hat er das gemacht?

Ich glaube, dass die meisten Amateure hier den Springer mit 13.Lxf6 schlagen und auf einen Angriff am Königsflügel hoffen würden. Reshevsky sah jedoch, dass der schwarze Königsflügel durch die Läufer relativ stabil bleiben würde und sein Springer nach 13…gxf6 weder nach e5, noch nach g5 gelangen kann.

Warum hat Reshevsky aber dann trotzdem geschlagen? Der Grund ist einfach: Das entstandene Endspiel ist wirklich Remis, aber die weiße Bauernüberzahl am Damenflügel (3 gegen 2) und der Fakt, dass der weiße Springer sowohl auf die schwarzen, wie auf die weißen Felder springen kann (während die Läufer von Schwarz ja an eine Farbe gebunden sind) geben Schwarz eine große Anzahl an Möglichkeiten, einen Fehler zu machen.

Diese Strategie ist unter starken Spielern weit verbreitet und Reshevsky war einer der besten, wenn es darum ging, Gegner zu foltern, bis sie mit dem Gesicht nach unten fallen.

Wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt, war Reshevsky kein Meister der Eröffnungen. Hier ist eine weitere Eröffnung, die ihm (wie schon bei der Partie gegen Philip Woliston) nicht viel gebracht hat:

Heutzutage haben alle Top-Spieler jede Eröffnung bis zum Gehtnichtmehr analysiert, aber Reshevsky hat es gereicht die Grundlagen zu verstehen und dann hat er seine Gegner einfach überspielt.

Was haben uns diese beiden Reshevsky-Partien gezeigt?

Positiv: Wie gesagt, Reshevsky war einfach ein kompletter Spieler.

Negativ: Seine Eröffnungen waren nicht die Besten, aber doch gut genug, um Stellungen zu bekommen, in denen er seine anderen Stärken ausspielen konnte. Er kam auch regelmäßig in Zeitnot (eine "Krankheit", von der viele amerikanische Spieler befallen waren).

2: Positionelle Vernichtung

Diese Partie zeigt Reshevskys Positionsverständnis.

3: Ein bekannter Aufbau

 

4: Eine weitere positionelle Vernichtung

 

5: Von den 50ern bis heute

 

6: Break On Through To The Other Side

7: Die Zwangsjacke

Reshevsky spielte fantastische Duelle. Hier sind seine Ergebnisse:

  • 1941 schlug er I.A. Horowitz mit 3 Siegen, 13 Remis und 0 Niederlagen.
  • 1942 gewann er gegen Isaac Kashdan mit 6 Siegen, 3 Remis und 2 Niederlagen.
  • 1952 besiegte er Najdorf mit 11:7. 1953 spielte er erneut gegen Najdorf und gewann mit 9.5 : 8.5
  • Ebenfalls 1952 gewann er gegen Svetozar Gligoric mit 2 Siegen, 5 Remis und einer Niederlage.
  • 1955 spielte er bei einem Mannschafts-Duell gegen die UdSSR 4 Partien gegen den amtierenden Weltmeister Mikhail Botvinnik. Sammy gewann den Vergleich mit einem Sieg und 3 Remis!
  • 1956 spielte Reshevsky gegen William Lombardy und gewann das Duell mit einem Sieg, 5 Remis und 0 Niederlagen. 
  • 1957 war Arthur Bisguier an der Reihe. Reshevsky gewann mit 4 Siegen, 4 Remis und 2 Niederlagen.
  • Gegen Donald Byrne gewann Reshevsky mit 7 Siegen, 0 Remis und 3 Niederlagen.
  • 1960 besiegte er Benko mit 3 Siegen, 5 Remis und 2 Niederlagen.
  • 1961 stand ein Duell gegen Bobby Fischer auf dem Programm. Hier könnt Ihr sehen, was dort passiert ist:

 

9: Platsch!

10: Die Partie, die um die Schachwelt ging!

11: Bobbys Debakel

 

12: Matt ist Matt

 

13: Ein KINDER-Aufbau, den KID Reshevsky oft benutzt hat

 

14: Was ist 1961 gegen Fischer passiert?

1961 organisierte Jacqueline Piatigorsky ein 16-Partien-Duell zwischen Reshevsky und Fischer. Leider musste Piatigorsky eine Änderung im Zeitplan vornehmen und terminierte die 12. Partie auf den Vormittag. Zu diesem Zeitpunkt war das Duell ausgeglichen: Jeweils zwei Siege und sieben Remis. Fischer weigerte sich jedoch, so früh aufzustehen und das Duell war beendet. Der Preisfonds wurde zwischen Reshevsky und Fischer aufgeteilt.

Hier ist Reshevskys letzter Sieg im Duell. Fischer stand nach der Eröffnung noch ordentlich, aber nach seinem unglücklichen Zug 18…Dd7 brach er völlig zusammen. Danach spielte nur noch Sammy!

 

15: Zwei positionelle Götter

 

16: Die Jahre ziehen ins Land

In dieser Partie sieht alles nach einem Remis aus. Es sind verschiedenfarbige Läufer auf dem Brett und keiner der Spieler scheint eine Schwäche zu haben. Das ist aber nicht wahr! In Wahrheit steckt Schwarz schon bis zu seinem Hals in Schwierigkeiten!

Reshevsky starb im April 1992.

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