Magnus Carlsens unglaubliche Bauernopfer
Es gibt einen bekannten Schachwitz, der aber vielleicht nicht einmal einen Witz ist: Es ist viel schwieriger einen Bauern zu opfern, als eine Dame!
Tatsächlich erhält man bei den meisten Damenopfern sofort große Dividenden. Es ist ja auch schwer vorstellbar, dass ein Spieler seine Dame opfert, um zum Beispiel ein gutes Feld für seinen Springer zu bekommen. Daher ist es relativ einfach, das Ergebnis vieler Damenopfer vorherzusagen. Hier ist ein Beispiel:
Die meisten Bauern werden jedoch für positionelle Vorteile geopfert und es ist nicht immer einfach zu bewerten, ob man für den geopferten Bauern eine ausreichende Kompensation erhält. Das Ergebnis eines Bauernopfers ist viel schwieriger vorauszusagen - es sei denn, Magnus Carlsen opfert den Bauern.
Die Auswirkungen solcher Bauernopfer in den Partien des Weltmeisters sind meistens unglaublich. Normalerweise werden die Gegner nach einem solchen Opfer ziemlich schnell paralysiert und können nur noch hilflos dabei zusehen, wie Carlsen sie erledigt.
So auch in dieser Partie. Anstatt einen Bauern mit 15.Sc6, gefolgt von 16.Sxb4, zurückzugewinnen, spielte Carlsen 15.Sc4! und schon kurz darauf konnten die Figuren seines Gegners Wesley So kaum noch ziehen!
Ein ähnliches Bauernopfer half Carlsen, seinen Titel gegen Sergey Karjakin erfolgreich zu verteidigen. Diesmal dominiert Carlsen die schwarzen Felder:
Auch bei einem seiner letzten Turniersiege setzte Carlsen seine tödliche Waffe wieder ein:
Die nächste Stellung sieht so geschlossen aus, dass man sich fast nicht vorstellen kann, dass die Partie schon in 4 Zügen entschieden sein wird!
Bauernopfer sind eines der schwierigsten Elemente im Schach. Ich hoffe, dass Euch diese Partien von Magnus Carlsen geholfen haben, besser zu verstehen, wie sie funktionieren.
