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Kasparov gegen Deep Blue | Das Duell, das die Geschichte veränderte

Kasparov gegen Deep Blue | Das Duell, das die Geschichte veränderte

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| 31 | Bemerkenswerte Partien

Vor über 20 Jahren hat sich Weltmeister Garry Kasparov gegen IBM und den Supercomputer Deep Blue in der ultimativen Schlacht von Mensch gegen Maschine durchgesetzt. Dies war ein monumentaler Moment in der Schachgeschichte und wurde auf der ganzen Welt verfolgt. Das Spiel interessiert Schachspieler, Wissenschaftler, Computerexperten und die Öffentlichkeit. Kasparov war zu dieser Zeit der amtierende Weltmeister und wurde dem ultimativen Test unterzogen, indem er das Gewicht der Menschheit auf seine Schultern lud und in diese ikonenhafte Schachschlacht einstieg.

Kasparov gegen Deep Blue (1996)

Deep Blue IBM

IBMs Deep Blue: Der Computer, der den Weltmeister herausgefordert hat. | Foto: Wikipedia

Name 1 2 3 4 5 6 Punkte
Kasparov 0 1 ½ ½ 1 1 4
Deep Blue 1 0 ½ ½ 0 0 2

1. Partie

Die erste Partie schockierte die Schachwelt, denn Kasparov musste nach siebenunddreißig Zügen gegen den Supercomputer aufgeben. Dieses Spiel markierte einen Wendepunkt in der Schachgeschichte, denn es war das erste Mal, dass ein amtierender Weltmeister gegen einen Computer unter Turnierbedingungen mit klassischer Bedenkzeit verlor.

2. Partie

Nach der ersten Partie waren alle Augen auf Kasparov gerichtet. Alle wollten sehen, ob er sich von seiner Auftaktniederlage erholt hatte. Der Intellekt der gesamten Menschheit lastete auf Kasparovs Schultern, aber als Weltmeister stellte er sich der Herausforderung!

3. Partie

Nach den hart umkämpften Auftaktpartien verlief die dritte Partie eher friedlich. Deep Blue spielte erneut die Alapin Variante, aber dieses Mal behielt Kasparov die Kontrolle und die Partie endete nach 39 Zügen mit einem Remis.

4. Partie

Ein weiteres Remis nach 50 Zügen. Kasparov sicherte sich dieses Remis mit einem Opfer im 42. Zug.

5. Partie

Es war die fünfte Partie, welche das Deep Blue-Team noch lange beschäftigen sollte. Kasparov bot im 23. Zug ein Remis an, aber der Computer lehnte ab. Danach ging Spiel von Deep Blue stetig bergab. Kasparov erlangte die Initiative und gab diese nicht mehr aus der Hand, bis der Computer zur Aufgabe gezwungen wurde.

6. Partie

Kasparov hielt an seinem Spielplan und seiner Strategie fest, gegen Deep Blue geschlossene Stellungen zu spielen. Dies war die einseitigste Partie des Duells und Kasparov war in der Lage, den letzten Nagel in den Sarg von Deep Blue zu hämmern und damit zu beweisen, dass der Mensch immer noch der König des königlichen Spiels war.

Kasparov Deep Blue

1996 konnte Kasparov gegen Deep Blue gewinnen.

Kasparov gegen Deep Blue (1997er Revanche)

Das mit Spannung erwartete Rematch von Mensch gegen Maschine versetzte nicht nur die Schachfans, sondern die ganze Welt in Aufregung. Konnte das Deep Blue-Team den Computer in einen Jahr genug verbessern, um gegen den besten Schachspieler der Welt gewinnen zu können? Viele waren skeptisch, aber Deep Blue sollte den rasanten Fortschritt der künstlichen Intelligenz beweisen.

Name 1 2 3 4 5 6 Punkte
Kasparov 1 0 ½ ½ ½ 0
Deep Blue 0 1 ½ ½ ½ 1

1. Partie

Nicht nur Kasparov war von Deep Blue in dieser Partie schockiert. Der 44. Zug in der ersten Partie wurde im Nachhinein als Bug bezeichnet, denn als der Computer nicht herausfinden konnte, welchen Zug er spielen sollte, brach er einfach zusammen.

2. Partie

Die zweite Partie des Matches von 1997 war die kontroverseste Begegnung des Duells. Nach seiner Niederlage sagte Kasparov, dass er das Gefühl hatte, vom IBM-Team betrogen worden zu sein. Er behauptete, dass ab dem 36. Zug ein Großmeister den Computer mit externen Informationen unterstützt habe. In einem späteren Interview im Jahr 2016 sagte Kasparov, dass er nach einer intensiven Analyse der Partie seine Anschuldigungen zurücknimmt.

3. Partie

Kasparovs Fokus war nach den Streitereien mit dem Deep Blue-Team auf die Probe gestellt. Die große Frage war, ob Kasparov diesen Disput abhaken und das Duell überhaupt fortsetzen würde. Der interessanteste Teil der dritten Partie war Kasparovs Anti-Computer-Eröffnung, die damals eine Art Revolution war. Die Stellung war nach 48 Zügen ausgespielt und die Partie endete mit einem Remis.

4. Partie

Kasparov benutzte die gleiche Strategie wie in der letzten Partie, indem er eine etwas unkonventionelle Eröffnung spielte, um den Computer aus programmierten Varianten zu bringen. Deep Blue erlangte Raumvorteil und einige leichte Initiative, aber Kasparov konnte die Stellung stets ausgeglichen halten. Die Partie endete mit einem Turmendspiel, das keine Seite gewinnen konnte.

5. Partie

Die fünfte Partie war hart umkämpft, endete aber ebenfalls mit einem Remis. Am Ende hätte  Kasparov zwar einen Bauern in eine Dame umwandeln können, wäre aber danach in ein Dauerschach gelaufen.

6. Partie

Das Ende des 1997er Duells schockierte Kasparov und die ganze Welt. Deep Blue spielte extrem aggressiv und opferte schon im 8. Zug einen Springer! Kasparov konnte sich von diesem Zug nie erholen und ging mit wehenden Fahnen in nur 19 Zügen unter. 

Der Spielfilm über das Duell

Dieses Duell wurde auf der ganzen Welt mit solch einer Spannung verfolgt, dass daüber sogar eine Filmdokumentation gedreht wurde, die die ganze Spannung aufzeigt. Dieser gut durchdachte Dokumentarfilm enthält Interviews mit Kasparov, Schachfans, dem Deep Blue-Team sowie Ausschnitte aus den Partien. Man bekommt wirklich alles zu sehen, was dieses Duell zu bieten hatte: Den Argwohn, das Drama und Kasparovs Perspektive.

Game Over Film: Kasparov and the Machine

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