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Die hässliche Rochade

Die hässliche Rochade

Gserper
| 27 | Strategie

Jeder Anfänger weiß, dass es extrem wichtig ist zu rochieren, denn man bringt den König aus dem Zentrum in eine sichere Burg, wo er von einem Turm und 3 Bauern beschützt wird.

Aber was ist, wenn die neue Heimat des Königs nicht so sicher ist, wie es den Anschein hat, da das sichere Dach in Form von 3 Bauern ein riesiges Loch hat?

bobby fischer

Fischer via Wikipedia. 

Genau das ist in dieser berühmten Partie von Bobby Fischer passiert:

Das hat Fischer in seinem Buch My 60 Memorable Games über diese Partie geschrieben:

"Genau in diesem Moment sind Petrosian und Tal am Brett vorbeigewandert. Petrosian zog dabei ein Gesicht, als wollte er sagen: "Kann Schwarz das überleben?"

Fischer gibt also zu, dass die schwarze Stellung ziemlich hässlich aussieht, aber man kann auch einige Vorzüge entdecken: Schwarz hat das Läuferpaar, einen tollen Springer auf e5 und eine kompakte Bauernstellung. Ich bin auch etwas überrascht, dass er die offene g-Linie überhaupt nicht erwähnt hat, denn eigentlich ist diese offene Linie in Stellungen wie dieser, bei denen beide Spieler kurz rochiert haben, der größte Vorteil für Schwarz. 

Fischer hatte diese Strategie aber nicht selbst erfunden, wie es diese berühmte Partie beweist:

Fischers ikonisches Buch und insbesondere sein oben erwähnter Kommentar machten das "hässliche Schloss" in der sizilianischen Verteidigung sehr beliebt. In Stellungen mit Rochaden auf verschiedenen Seiten kann Schwarz den weißen König offensichtlich nicht auf der g-Linie angreifen. Mit dem Turm auf g8 verbessert Schwarz jedoch seine Chancen, seinen König zu verteidigen und gewinnt die Partie mit einem Gegenangriff auf der anderen Seite des Bretts.

GM Ilia Smirin schien in diese Strategie regelrecht verliebt gewesen zu sein:

Bevor ihr aber jetzt denkt, dass diese Strategie die beste Erfindung seit dem geschnittenen Brot ist, muss ich euch warnen, denn der eigene König ist in der hässlichen Rochade doch sehr verwundbar. Fischer selbst wählte diese Partie als Warnung:

Als Anatoly Karpov gegen Nigel Short unbedingt gewinnen musste wählte er dieses System und fand schnell heraus, dass das Leben mit Schwarz nicht nur aus eitel Sonnenschein besteht:

Am besten funktioniert die hässliche Rochade, wenn beide Spieler kurz rochiert haben. Dann steht der eigene König etwas sicherer und der Angriff auf der g-Linie ist für den Gegner gefährlicher.

In einem älteren Artikel habe ich ja erklärt, dass man eigentlich für Eröffnungen und Partien ein Rating-System erfinden sollte. Ich habe dieses System mit NC-17 bewertet. Das bedeutet, dass sich ein Spieler gründlich darauf vorbereiten sollte und es keinesfalls für Spieler mit einer ELO/DWZ von unter 1500 geeignet ist.

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