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Die Aufklärung eines Schachverbrechens
Use these tools to solve any number of chess mysteries.

Die Aufklärung eines Schachverbrechens

Gserper
| 47 | Spaß und Wissenswertes

Letzte Woche haben wir 2 Freunde kennengelernt die versuchten, das Verbrechen eines Verrückten zu verhindern: Dave und Detective Ron Miller.

Obwohl wir nicht wissen, ob sie es geschafft haben, die Rätsel des Verrückten zu lösen (ich hoffe, sie haben es geschafft!), möchte ich Euch heute zeigen, wie Ihr die Rätsel mit den zahlreichen nützlichen Funktionen unserer Lieblingsschachwebsite leicht selbst lösen könnt.

Wie Ihr Euch sicher erinnert, war dies das erste Rätsel:

Der Gewinner wurde geboren, als Weiß diese brillante Kombination spielte.

Das beigefügte Diagramm zeigte diese Partie:

Am einfachsten findet man mit der Eröffnungsdatenbank heraus, um welche Partie es sich hierbei handelt. Gebt einfach die ersten Züge ein und schon im 14. Zug werdet Ihr auf diese Partie stoßen:

Aber wer ist jetzt "der Gewinner dieser Partie, der geboren wurde, als Weiß seine brillante Kombination ausführte"?

Anatoly Karpov kann ja unmöglich an dem Tag geboren sein, als er seine eigene Kombination ausführte. Also meinte der Verrückte offensichtlich einen anderen Spieler. Die Partie wurde am 27. Februar 1994 gespielt. Welcher große Schachspieler wurde an diesem Tag geboren?

Hier hilft eine andere Option von Chess.com weiter. Geht einfach zu den besten Schachspielern aller Zeiten. Jetzt ordnet Ihr die Liste nach dem Rating, damit so großartige Spieler wie Lasker oder Aljechin, die gelebt haben, bevor es ELO Zahlen gab, ganz nach unten rutschen.

An Nummer 43 werdet Ihr dann schon einen Treffer haben und herausfinden, dass Hou Yifan am 27. Februar 1994 geboren wurde!

Hou Yifan. Photo: Maria Emelianova / Chess.com.
Hou Yifan. Foto: Maria Emelianova / Chess.com.

Jetzt kommen wir zum zweiten Rätsel:

Willst Du wissen, wer der Verlierer dieser Partie war? Dann sieh Dir diesen Werbespot an.

Ich glaube, das war für die meisten nicht leicht, aber die Damen in dem Werbespot sangen die ganze Zeit "short shorts". Beim Verlierer der Partie muss es sich also um Nigel Short gehandelt haben. Jetzt müssen wir nur noch eine Partie finden, bei der Hou Yifan gegen Short gewonnen hat.

Auch hierbei kann uns Chess.com helfen. Geht zu den Meisterpartien, gebt die Namen der Spieler ein, und wählt in den erweiterten Sucheinstellungen nur Partien, die Hou Yifan gewonnen hat. Ihr werdet 2 Partien finden:

Jetzt wird es schwierig, aber erinnert Ihr Euch noch an die Worte des Verrückten?

Die Partie wird Euch den Ort des nächsten Verbrechens zeigen.

Was können wir jetzt aus diesen Partien ableiten? Ja, genau! In der zweiten Partie wurde die Berliner Verteidigung gespielt. Wenn wir uns jetzt die Liste der Towns im Bundesstaat New York ansehen, stoßen wir schnell auf Berlin! Das Verbrechen wird also in Berlin, New York stattfinden!

Jetzt müssen wir das Datum herausfinden, an dem der Verrückte wieder zuschlagen will. Eigentlich hatte er ja ein klares Datum genannt. Den 23. Oktober um 22 Uhr. Allerdings hat er auch zu diesem Datum eine Partie hinzugefügt. Aber warum nur?  Sehen wir uns also auch diese Partie genauer an:

Der Zug 3...Sb4 sieht sehr verdächtig aus und die Eröffnungsdatenbank bestätigt unseren Verdacht. Schwarz steht nach diesem Zug bereits wirklich schlecht. Warum hat der Verrückte den Zug aber dann gleich zwei Ausrufezeichen gegeben, wenn er doch schlecht ist?

Wahrscheinlich wollte er uns damit etwas mitteilen, oder? Hier kommt ein interessantes Detail ins Spiel. Habt Ihr schon einmal dabei zugesehen, wie starke Spieler ihre Partien analysieren? Wenn nicht, dann seht Euch dieses kurze Video an:

Ist Euch aufgefallen, dass beide Spieler Ihre Züge nicht nur zeigen, sondern auch jeden Zug laut sagen?

Also anstatt zu sagen "was, wenn ich das spiele?," oder "vor diesem Zug hatte ich Angst," sagen sie normalerweise "was, wenn ich hier Springer g6 spiele?" oder "vor Turm e1 hatte ich Angst." Bei weniger starken Spielern laufen die Analysen total anders. Glaubt mir, ich habe schon tausende Partien mit Spielern mit einer Elo von unter 1500 analysiert und diese sagen so gut wie nie einen Zug, wenn sie ihn zeigen.

Warum ist das so? Tja, normalerweise sind weniger geübte Schachspieler mit der Notation weniger vertraut. Oft kann man sogar beobachten, dass es ihnen das Aufschreiben der Züge fast schwerer fällt, als die Züge zu finden. Besonders, wenn das Brett keine Beschriftung hat. Und weil die Notation praktisch wie eine Fremdsprache für sie ist, benutzen sie sie nicht. Glücklicherweise hat aber Chess.com auch dafür eine tolle Übung, mit der Ihr die "Schachsprache" schnell verinnerlichen werdet. Wenn Ihr Euch damit einige Zeit beschäftigt, werden Eure Probleme mit der Notation schon bald ein für alle Mal behoben sein.

Kommen wir jetzt zurück zum Rätsel des Verrückten. Wenn Ihr Euch mit einem Spieler auf Englisch unterhaltet und den Zug Springer b4 laut mitsprecht, wenn Ihr ihn zieht, was sagt Ihr dann? "Knight be four", oder? Sprecht den Zug laut aus und Ihr werdet es hören! Es klingt genau wie "night before" (Nacht davor)! Also wird das Verbrechen in der Nacht vor dem 23. Oktober, am 22. Oktober, um 22 Uhr stattfinden!

Ich hoffe, Ihr hatte mit der Lösung dieses Rätsels Euren Spaß und vielleicht habt Ihr ja die eine oder andere Option auf Chess.com entdeckt, von der Ihr noch gar nicht wusstet, dass es sie gibt.

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