Der Zug, der immer gewinnt
In einer meiner ersten Turnierpartien tappte ich in eine Eröffnungsfalle und verlor sehr schnell. Mein sehr rücksichtsvoller Gegner wartete, bis das obligatorische Heulen vorüber war und kam danach zu mir.
"Sei nicht sauer, Greg", sagte er. "Der Zug, den ich in der Eröffnung gespielt habe, gewinnt immer, also garantiere ich Dir viele schnelle Siege, wenn Du ihn in Deinen Partien ebenfalls spielst."
"Ja wirklich?" Der Gedanke an die kommenden Siege ließ meine Tränen trocknen und plötzlich war ich meinem Gegner sehr dankbar, weil er sein Geheimnis mit mir geteilt hatte.
Ich weiß, was Ihr jetzt denkt: Hör auf zu labern und zeig mir den Zug! Ich habe aber etwas Angst, dass Ihr bitter enttäuscht sein werdet, wenn Ihr ihn seht.
Ich spreche über das Blackburne-Gambit:
Der allererste Artikel, den ich je für Chess.com geschrieben habe (und das ist fast 10 Jahre her) drehte sich schon um diese Variante.
Wie es sich herausstellen sollte, lag mein Gegner bei der Analyse dieser Partie total daneben. Erstens gewinnt 3...Sd4 nicht immer und zweitens ist es nicht mal ein guter Zug! Außerdem habe ich mit diesem Zug in meinem ganzen Leben keine Partie gewonnen! Ich habe ihn aber ehrlich gesagt auch nur einmal probiert und in dieser Partie setzte mein Gegner einfach mit 4.0-0 fort.
Ich habe in dieser Partie dann furchtbar gelitten und habe letztendlich ein Remis erzittert - und beschlossen, nie mehr 3...Sd4 zu spielen.
Wie ihr sicher wisst, ist das Blackburne Gambit ziemlich fragwürdig und ich würde Euch niemals empfehlen, es zu spielen (außer vielleicht im Blitzschach). Trotzdem zeigt es ein sehr wichtiges Mattbild auf, das jeder Schachspieler kennen sollte!
Hier ist die Stellung, nachdem Schwarz 5...Dxg2 gespielt hat:
Der weiße Königsflügel ist komplett zerstört und der König wird angegriffen. Das passiert sehr oft, wenn es der schwarzen Dame gelingt, auf g2 in die weiße Stellung einzubrechen.
Seht Euch zum Vergleich diese Stellung an:
Nachdem die schwarze Dame den g2 Bauern geschlagen hat, war Weiß bereits hoffnungslos verloren! Wenn die weiße Dame auf g7 einschlägt, ist das natürlich genau dasselbe Szenario auf der anderen Seite.
Hier ist, wie dieser Einschlag im Urusov Gambit funktioniert, mit dem wir uns ja auch schon beschäftigt haben:
Hier ist eine weitere Partie, in der die weiße Dame auf g7 schlagen konnte. Findet Ihr die richtige Fortsetzung?
Und so kommen wir zum Fazit: Dxg7 (oder Dxg2 für Schwarz) ist zwar nicht so stark wie der Zug Dxf7 im Schäfermatt, in den meisten Fällen gewinnt er aber auch die Partie! Deshalb sei meinem Gegner aus meiner Kindheit gesagt: Dxg2 (bzw Dxg7) ist der Zug, der immer gewinnt - und nicht 3...Sd4?!