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Das Geheimnis von Mikhail Tals Angriffen

Das Geheimnis von Mikhail Tals Angriffen

Gserper
| 67 | Taktiken

"Wenn Tal eine offene Linie hat, dann findet er auch ein Matt!" Ich bin mir sicher, dass ihr diesen Spruch schon einmal gehört habt, aber wisst ihr auch, von wem er stammt? 

Sie stammt aus dem Buch On The Road Of Chess Battles von Mikhail Tals Sekundanten Alexander Koblencs.

Beim Portoroz Interzonal Turnier 1958 war die Partie gegen Filip für den jungen Tal extrem wichtig, da er die vorherige Partie verloren hatte und verzweifelt versuchte, sich für diese Niederlage zu revanchieren. Der tschechische Großmeister Miroslav Filip war jedoch für seinen ultra-soliden Stil bekannt und die Stellung sah nach den ersten 27 Zügen für Tal nicht besonders vielversprechend aus.

Genau zu diesem Zeitpunkt kam GM Geller, der als Tigran Petrosians Sekundant bei dem Turnier war, zu Koblencs und sagte: "Es sieht so aus, als hätte Misha dieses Mal keine besondere Stellung bekommen".

Koblencs wusste, dass es sehr schwierig war die schwarze Verteidigung zu durchbrechen, aber entgegnete dennoch den Satz, der zu einem seiner berühmtesten Sätze werden sollte: "Wenn Misha eine offene Linie hat, dann findet er auch ein Matt!"

mikhail tal chess

Tal via Wikipedia.

Und genau in diesem Moment opferte Tal seinen Läufer!

Diese Partie wurde im laufe der Jahre wieder und wieder analysiert. Man fand heraus, dass sich Schwarz durchaus erfolgreich gegen den weißen Angriff verteidigen hätte können, aber Koblencs Satz wurde trotzdem zu Tals Motto!

Wir haben uns bereits 3 Partien von Tal angesehen, bei denen er einen Bauern geopfert hatte, um eine offene Linie auf den gegnerischen König zu bekommen. Das waren Partien, bei denen die Könige auf verschiedene Seiten rochiert waren und über ein solches Bauernopfer muss man nicht wirklich lange nachdenken.

Wie öffnet man allerdings eine Linie auf den feindlichen König, wenn beide Könige auf die selbe Seite rochiert haben? Macht das nicht den eigenen König genauso verwundbar? In der folgenden Partie zeigt Tal, wie das funktioniert.

Tals Stellung sieht bereits sehr vielversprechend aus, aber wie kann Weiß dem Angriff zusätzliche Energie geben? Findet ihr es heraus?

Seht ihr, wie schnell Tal eine Linie geöffnet hat und sein König trotzdem in Sicherheit war?

Hier ist der Rest der Partie:

Heutzutage ist es ein bekanntes Mittel, mit dem Zug h2-h4 einen Angriff auf den schwarzen Königsflügel einzuläuten. Wer diesen Zug und die Ideen dahinter noch nicht kennt, der hat sicherlich den Artikel über Levon Aronian verpasst und sollte ihn schnellstens lesen.

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