Caruanas Feuerwerke in der Russischen-Verteidigung

Die Russische-Verteidigung ist eine der meistgehassten Eröffnungen im Schach. Wahrscheinlich wird nur die Berliner Variante in der Spanischen-Verteidigung von noch mehr Schachfans gehasst. Beide Eröffnungen sind für viele Teilnehmer von Superturnieren, die mit Schwarz nicht mehr wollen, als die Stellung nach 30 Computerzügen auszugleichen, die Waffen der Wahl.

Diese Eröffnungen mit diesem Standpunkt zu degradieren, ist jedoch nicht ganz fair. Denn wie ich bereits vor 10 Jahren geschrieben hatte, gilt auch bei diesen Eröffnungen: "Wenn einer der Spieler Blut sehen will, dann ist Blut auf dem Brett!"

Fabiano Caruana ist einer der Spieler, die sich nicht vor dem schlechten Ruf der Russischen-Verteidigung fürchten. Tatsächlich hatte er beim letzten Super-Turnier in Stavanger keine Angst davor, gegen die Russische-Verteidigung im Armageddon zu spielen, wo ein Remis einem Verlust gleichkommt! Zu sehen, warum der amerikanische GM keine Angst vor der Russischen-Verteidigung hat, ist einfach: Er hat darin ziemlich gute Ergebnisse erzielt. Wie macht er das? Erstens spielt er in den meisten Fällen dieses System:

Dies ist Caruanas Lieblingsvariante. Er bereitet eine lange Rochade vor, bei der sein Doppelbauer seinem König einen zusätzlichen Schild verleihen soll. Der Unterschied in der Königssicherheit ist in dieser Partie deutlich zu sehen:

Die nächste wunderbare Partie zeigt, dass Schwarz selbst dann nicht sicher ist, wenn er - wie Weiß - auf den Damenflügel rochiert. Versucht, Caruanas finale Kombination zu finden!

Obwohl das Matt sehr schön ist, ist es nicht einzigartig und ist schon einmal vorgekommen. Seht Euch zum Beispiel diese Partie an:

Zum Schluss könnt Ihr Euch noch die jüngste Partie von Caruana ansehen und herausfinden, wie er die Partie auf der Stelle gewinnen konnte:

Wir sollten aber auch Wesley So loben, weil er den einzigen Weg gefunden hat, die Partie zu retten, nachdem Caruana den Siegtreffer verpasst hat. Könnt Ihr herausfinden, wie GM So der scheinbar unabwendbaren Niederlage, wegen der Doppeldrohung 46. c4+ und 46. Txf5, entkommen ist?

GM Caruana sah diesen Trick natürlich, aber der klare Gewinn war jetzt Geschichte. Die Partie endete mit einem Remis:

Fabiano tat mir in diesem Moment wirklich leid. Erstens bekam er für all seine Bemühungen aufgrund des Turnierformats eine fette Null in der Ergebnisliste eingetragen. Und zweitens spottet noch GM Vachier-Lagrave, der den Zug 46. De5!! in der Liveübertragung sofort gesehen hatte: "Fabi, wenn Du willst, gebe ich Dir ein paar Gratis-Stunden". Obwohl dies natürlich nur ein gutgemeinter Witz war, machte er die Niederlage für Fabiano nicht leichter. Vielleicht ist es aber auch einfach nur gerade in Mode, dass sich die Super-Großmeister gegenseitig niedermachen.

Hat Euch Fabiano Caruanas kreatives Spiel gegen die Russische-Verteidigung gefallen? Dann habt Ihr jetzt sicher eine gefährliche Waffe gegen diese "Remis-Eröffnung".