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Die ungewöhnliche Seite des Blitzschachs
Do you have blitz chess on your mind?

Die ungewöhnliche Seite des Blitzschachs

Gserper
| 53 | Endspiele

Wenn wir über Blitzschach sprechen, denken wir normalerweise an Taktiken, Fehler und Eröffnungsüberraschungen, die unsere Gegner dazu zwingen, kostbare Sekunden zu verschwenden. Ich bezweifle, dass viele Leute eine gute Endspieltechnik als integralen Bestandteil von Blitzschach nennen würden.

In der Tat haben beide Spieler in den meisten Fällen, wenn sie in einer Blitzpartie ein Endspiel erreichen, nur noch wenige Sekunden Zeit und müssen eigentlich nur noch zwei Regeln einhalten: Verliere keine Zeit und stell nichts ein.

Hier ist ein sehr aktuelles Beispiel. Seht Euch nur die letzte Minute des Videos an und vergesst nicht, den Ton einzuschalten!

War das noch Schach oder ein Elfmeterschießen im Fußball?

Der FIDE Grand Prix in Riga war eine herausragende Veranstaltung. Es hat nicht nur Dutzende aufregender Partien hervorgebracht, sondern auch ein unglaubliches Finale. Sowohl Mamedyarov als auch Vachier-Lagrave hätten es verdient gehabt, zu gewinnen, aber am Ende hatte Mamedyarov das Glück auf seiner Seite. Zwei der Blitzpartien aus dem Tiebreak waren besonders bemerkenswert. Seht Euch die folgende Stellung an:

Schwarz steht klar besser, denn er kontrolliert die einzige offene Linie. Weiß hat jedoch all seine Schwächen abgedeckt und es ist alles andere als Klar, wie Schwarz seinen Vorteil verwerten soll. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass beide Spieler weniger als 2 Minuten auf der Uhr hatten, war der Ausgang der Partie völlig offen.

Mamedyarovs Entscheidung in dieser Stellung hat mich wirklich beeindruckt, denn er bewies, dass er das klassische Erbe bestens kennt. Seht Euch diese berühmte Weltmeisterschaftspartie mit Anmerkungen von Capablanca an. Die Stellung sieht nach 21 Zügen ausgeglichen aus und es ist für beide Spieler schwierig, einen guten Plan zu finden. Lasker fand jedoch einen sehr riskanten Weg um auf Sieg spielen zu können. Er zog seinen König auf den Damenflügel und erspielte sich einen Vorteil. Leider machte er am Ende aber eine Reihe von Fehlern und verlor die Partie.

Mamedyarov hat genau den gleichen Plan gefasst und ihn erfolgreich umgesetzt:

Jetzt war MVL an der Reihe, zu beweisen, ob er die klassischen Partien kennt. Seht Euch diese Stellung an:

Kommt Euch diese Stellung bekannt vor? Ich hoffe, das tut sie. Denn dieses klassische Endspiel kam in der entscheidenden Partie einer anderen Weltmeisterschaft auf das Brett. Seitdem ist sie zu einer dieser sprichwörtlichen Stellungen, "die jeder russische Schüler kennt" geworden.

Urteilt selbst:

MVL kopierte Aljechins Gewinnplan genauso, wie das Ergebnis:

Ich kann mich nicht an viele Partien erinnern, in denen die Spieler so ausgefeilte Endspielkonzepte mit nur ein wenigen Minuten Spielzeit demonstrierten. Es ist wirklich schön zu sehen, dass Blitz so viel mehr ist, als nur alberne Holzklötze über das Brett zu schieben!

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