5 tierisch gute Schachspieler, von denen Ihr noch nie gehört habt
In Schachkreisen gibt es viele bekannte Weltmeister, Herausforderer, Kandidaten, Weltklassespieler, nationale Meister und Großmeister und die besten Spieler, die unser Spiel je gesehen hat, werden zu Recht ständig gefeiert. Es gibt aber auch viele fantastische Spieler, von denen die meisten Schachfans noch nie gehört haben und die mehr Aufmerksamkeit verdienen, als sie erhalten.
Aus verschiedenen Gründen, für die die Spieler teilweise überhaupt nichts können, hat es keiner dieser fünf bemerkenswerten Spieler zu Weltruhm geschafft, aber sie alle haben große Beiträge zum königlichen Spiel geleistet - mit theoretischen Ideen, die den Test der Zeit bestanden haben, mit großartigen Partien oder sogar mit beidem.
Kommen wir also zu den fünf unterschätzen und doch sehr guten Spielern, von denen Ihr wahrscheinlich noch nie gehört habt:
Rudolf Charousek
Rudolf Charousek war ein ungarischer Schachmeister und in den 1890er Jahren einer der 10 besten Spieler der Welt. 1893 nahm er an einem Korrespondenzturnier teil und teilte sich mit Geza Maroczy den ersten Platz. Im selben Jahr spielte er eine unglaubliche Partie mit einem denkwürdigen Schachmatt. Könnt Ihr das Matt in drei nach 16...Sc6 finden?
1896 gab Charousek beim Nürnberger Turnier sein internationales Debüt. Bei diesem Turnier besiegte er den amtierenden Weltmeister Emanuel Lasker—meines Wissens nach, ist er damit der einzige Spieler in der Geschichte, der je einen Weltmeister in einer Turnierpartie mit einem Königsgambit besiegt hat:
1896 teilte sich Charousek in Budapest den ersten Platz mit Mikhail Chigorin und im folgenden Jahre gewann er das Turnier in Berlin und ließ dabei 19 Schachmeister, unter denen sich mit David Janowsky, Carl Schlechter und Chigorin 3 zukünftige Herausforderer für den WM-Titel befanden, hinter sich.
Nach dieser großartigen Leistung sagte Lasker: "Ich werde wohl gegen diesen Mann eines Tages um die Weltmeisterschaft spielen müssen." Leider verstarb Charousek aber schon im Alter von nur 26 Jahren an Tuberkulose. Er hatte nie die Chance auf den Titel, aber wer weiß - vielleicht wäre Charousek sogar Weltmeister geworden.
Gyula Breyer
Gyula Breyer stammt ebenfalls aus Ungarn und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein vielversprechendes Talent auf dem Sprung in die Weltklasse. Nachdem er 1912 die ungarische Meisterschaft vor Richard Reti und anderen Meistern gewonnen hatte, wurde er einer der führenden Vorreiter der hypermodernen Schachschule.
1920, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, gewann Breyer das Berliner Turnier vor Reti, Maroczy und den beiden zukünftigen WM-Herausforderern Efim Bogoljubov und Siegbert Tarrasch. Hier ist eine wunderbare Angriffspartie von Breyer aus diesem Turnier, in der er Maroczy locker besiegte:
Im Jahr 1921 spielte Breyer 25 Partien simultan mit verbundenen Augen, was zu dieser Zeit ein Weltrekord war. Sein größter Beitrag zur Schachtheorie ist zweifellos die Variante in der spanischen Eröffnung, die seinen Namen trägt.
Die Breyer-Variante wird bis heute auf höchstem Niveau gespielt und selbst die Weltmeister Garry Kasparov, Magnus Carlsen, Viswanathan Anand und Vladimir Kramnik haben mehrere Partien mit der Breyer-Variante gewonnen.
Wahrscheinlich wäre der Name Breyer heute jedem Schachfan geläufig, wenn er nicht wie Charousek viel zu früh verstorben wäre. Breyer starb mit nur 28 Jahren an einer Herzerkrankung.
Isaac Kashdan
GM Isaac Kashdan war jahrelang der beste amerikanische Schachspieler und gehörte zur absoluten Weltklasse. Er gewann zweimal die US Open und führte die USA bei den Schacholympiaden 1931, 1933, and 1937 an Brett 1 zum Gewinn der Goldmedaille. Insgesamt erspielte sich Kashdan bei 5 Olympiaden 9 Medaillen - bis heute konnte noch kein amerikanischer Spieler diese Marke überbieten.
In den frühen 1930er Jahren war Kashdan ein Virtuose in der internationalen Schachszene: 1930 gewann er die Turniere in Berlin und Stockholm und wurde in Frankfurt hinter Aaron Nimzowitsch Zweiter. 1932 teilte er sich in Mexico City mit dem amtierenden Weltmeister Alexander Aljechin den Sieg.
Während der Weltwirtschaftskrise musste Kashdan nach anderen Einnahmequellen suchen, um seine Familie ernähren zu können, worunter seine Schachkarriere litt. Er spielte aber weiterhin auf sehr hohem Niveau Schach und 1948 gelang ihm seine unsterbliche Partie: Der Opferangriff ist legendär und das erstickte Matt unvergesslich:
1954, lange Jahre nachdem er seinen Höhepunkt überschritten hatte, wurde Kashdan zum Großmeister ernannt und wurde ein beliebter Schachautor. 1960 wurde er internationaler Schiedsrichter und leitete beide Piatigorsky Cup-Turniere. Später im Leben wurde er noch zu einem wichtigen Administrator im amerikanischen Schachverband.
Wie das Sprichwort sagt, steht das Leben dem Schach im Weg - Kashdan erlebte den Ersten Weltkrieg, hatte seine besten Schachjahre während der Weltwirtschaftskrise und spielte auch während dem Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus weiter. Kashdan ist der am meisten unterschätzte amerikanische Schachheld!
Albin Planinc
GM Albin Planinc war zweimaliger slowenischer Meister und Weltklassespieler. Sein erster großer Erfolg war 1969, als er das als titelloser Spieler das Ljubljana-Turnier vor neun Großmeistern gewinnen konnte. Nachdem er 1972 zum Großmeister ernannt worden war, gewann er 1973 gemeinsam mit Tigran Petrosian das Amsterdamer IBM-Turnier und verwies dabei starke Großmeister wie Boris Spassky auf die Plätze.
1975 stand Planinc kurz vor den Top 10 der Welt und spielte eine Partie für die Ewigkeit. Diese Partie zeigt Planincs unglaubliche Fantasie und Kreativität und sein Damenopfer und seine Königsjagd hinterlassen einen ziemlichen Eindruck. Hier ist die Partie mit Anmerkungen von NM Sam Copeland:
Wie bei den meisten Spieler auf dieser Liste hat auch die Geschichte von Planinc kein Happy End. Seine Leistung begann Ende der 1970er Jahre stark abzunehmen und nachdem er viele Jahre gegen Depressionen gekämpft hatte, verbrachte er die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens in einer Nervenheilanstalt.
Er verließ diese Welt im Alter von 64 Jahren (wie Ihr wisst, die Anzahl der Felder auf einem Schachbrett) - im gleichen Alter, in dem auch die Schachlegenden Bobby Fischer und Wilhelm Steinitz von uns gegangen sind.
Henrique Mecking
GM Henrique Mecking war der erste brasilianische Großmeister und Weltmeisterschafts-Kandidat. 1978 schaffte er es hinter Anatoly Karpov und Viktor Korchnoi bis auf Platz 3 in der Weltrangliste.
Mecking gewann im Alter von nur 13 Jahren seine erste brasilianische Meisterschaft und belegte im folgenden Jahr den ersten Platz in der Südamerikameisterschaft. Hier ist eine brillante Partie von Mecking, die seine großen taktischen Fähigkeiten in einer relativ ruhigen Stellung zeigt. Das Qualitätsopfer 16.Txd7! hält den schwarzen König in der Mitte und das Pseudo-Damen-Opfer 23.Dd4+ erzwingt einen entzückendes Schachmatt!
1973 gewann er vor vielen Schachlegenden wie Efim Geller, Vasily Smyslov, David Bronstein und Samuel Reshevsky das Interzonenturnier in Petropolis und qualifizierte sich dadurch für das Kandidatenturnier 1974, wo er im Viertelfinale gegen Victor Korchnoi ausschied.
Hier ist eine Partie aus diesem Duell mit Korchnoi. Mecking verwendet eine starke Mischung aus Taktik und Positionsspiel, um einen Bauern und letztendlich auch die Partie gegen den mächtigen Korchnoi zu gewinnen.
1976 gewann Mecking auch das Interzonenturnier in Manilla und verwies dabei unter anderem Boris Spassky auf die Plätze. Im darauffolgenden Kandidatenturnier erreichte er erneut das Viertelfinale. Beim Interzonenturnier 1978 in Rio de Janerio wurde er aber sehr krank und musste das Turnier abbrechen. Die Diagnose ergab dann eine seltene neuromuskuläre Störung und er benötigte eine sehr lange Zeit, um sich davon zu erholen.
Ein Dutzend Jahre später schaffte Mecking aber dann ein glänzendes Comeback. 2009 remisierte er in einem Match über 4 Partien mit dem brasilianischen Top-Spieler GM Alexander Fier. 2011 belegte er den dritten Platz bei der brasilianischen Meisterschaft und im Dezember 2019 verbesserte er seine Schnellschach-Elo auf 2600!
Fazit
Es macht mir große Freude die Partien und Biografien von großartigen Spielern aus der Vergangenheit zu studieren, insbesondere, wenn sie so viel erreicht haben wie die Spieler auf dieser Liste. Alle diese Spieler widmeten den größten Teil ihres Lebens dem Schach und mussten dafür viele Opfer bringen. Ich hoffe, Euch hat dieser kurze Blick auf diese erstaunlichen Spieler gefallen. Schreibt mir doch in den Kommentaren wer Eure Lieblingsspieler sind! Vielleicht gibt es von diesem Artikel bald eine Fortsetzung und ich kann Eure Idole darin porträtieren.