Diese 12 Schachmeister begannen spät, wurden aber trotzdem zu Legenden
Erinnerst du Dich noch daran, als Dich das Schachfieber gepackt hat? Gefolgt von dem unbändigen Wunsch, sich zu verbessern? Nur um dann festzustellen, dass Du "zu spät" angefangen hast, um etwas zu erreichen?
In dieser Ära der Wunderkinder und 12-jährigen Großmeister scheint es unmöglich, an die Spitze zu gelangen, wenn man nicht schon im Kindesalter mit Schach beginnt - aber Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein!
Eine schwere Kindheit, internationale Kriege und das Leben im Allgemeinen hielten diese 12 Legenden vom Schach ab. Aber sie haben bewiesen, dass man das Spiel spät wieder aufnehmen und trotzdem der bestmögliche Spieler werden kann.
Wenn Du jemals die Gewissheit brauchst, dass sich die Zeit, die Du mit Schach verbringst, lohnt - auch wenn Du erst im fortgeschrittenen Alter mit dem Spiel angefangen hast - dann lies weiter und lass Dich inspirieren.
Inhaltsverzeichnis
- Wilhelm Steinitz, der Vater des modernen Schachs
- Joseph Henry Blackburne, der Schwarze Tod
- Mikhail Chigorin, der echte Schach-Cowboy
- Georg Salwe, der Jedimeister des Schachbretts
- Harry Nelson Pillsbury, der amerikanische Meteorit
- GM Akiba Rubinstein, der Endspielmagier
- GM Mikhail Botvinnik, der eiserne Logiker
- GM Evgeni Vasiukov, Langlebigkeit in Person
- WIM Rani Hamid, Bangladeschs Schachkönigin
- GM Yasser Seirawan, jedermanns Lieblings-Schachonkel
- GM Ye Jiangchuan, Chinas erster Super-GM
- GM Jonny Hector, der moderne Gambiteer
- Fazit
1. Wilhelm Steinitz, der Vater des modernen Schachs
Wilhelm Steinitz wurde am 14. Mai 1836 in extremer Armut geboren und überlebte als jüngster von 13 Söhnen eines Schneiders. Kombiniert man die ärmlichen Lebensbedingungen mit einem späten Einstieg in das Schachspiel im Alter von 12 Jahren, hätten die meisten Menschen aufgegeben.
Aber Steinitz war nicht wie "die meisten Menschen".
Im Leben und am Schachbrett kampferprobt, wurde er später der erste Schachweltmeister, und das im Alter von 50 Jahren! Auch im Matchspiel blieb er 32 Jahre lang, von 1862 bis 1894, ungeschlagen. Steinitz erreichte seinen Erfolg im Jahr 1872, indem er in dem damals beliebten, opferfreudigen Stil spielte.
In Wien 1873 führte er jedoch den positionsbezogenen Ansatz ein, der zur Grundlage des modernen Schachs wurde - und das Debüt war ein Riesenerfolg. Er gewann das Turnier mit 22,5 Punkten aus 27 Partien (eine Gewinnquote von 83,33%)!
Schau dir an, wie Steinitz das Läuferpaar sicherte, die gegnerischen Springer zähmte und kleine Pluspunkte sammelte, bis sein Vorteil epische Ausmaße erreichte.
2. Joseph Henry Blackburne, der Schwarze Tod
Geboren am 10. Dezember 1841, war das erste Brettspiel von Joseph Henry Blackburne das Damespiel.
Doch als 17-Jähriger hörte Blackburne von Paul Morphys Europatournee, und die Geschichten inspirierten ihn, zum Schach zu wechseln.
Weniger als drei Jahre, nachdem er die Züge gelernt hatte, nahm Blackburne am allerersten Rundenturnier im Schach (London 1862) teil, wo er Steinitz in einer höchst unausgewogenen Französischen Verteidigung schlug.
Beeindruckend! Aber erst 1873 verdiente sich Blackburne den Spitznamen "Der schwarze Tod". In demselben Turnier, in dem Steinitz die Grundlagen des positionsbezogenen Spiels einführte, teilte sich Blackburne nach 10 Kurzpartien den ersten Platz. Er verlor zwar das Entscheidungsspiel, aber die Veranstaltung markierte den Beginn seiner Elite-Schachkarriere.
Zwischen 1873 und 1889 belegte er zeitweise den zweiten Platz in der Weltrangliste und erreichte Podiumsplätze gegen die jüngere Generation von Schachmeistern.
Blackburne liebte offene, taktische Schusswechsel, und seine Kombinationen sind ein Hauptbestandteil von Taktiklehrbüchern.
Viele verrückte Eröffnungen wurden auch nach Blackburne benannt, wie das Blackburne-Kloosterboer-Gambit in der Skandinavischen Verteidigung. Die neuesten Computer haben bewiesen, dass dieses Gambit in schnellen Zeitkontrollen spielbar ist, und es ist das Rückgrat des Repertoires des "Secret Blitz Weapons: Scandinavian Gambit" Chessable Kurses.
3. Mikhail Chigorin, der echte Schach-Cowboy
GM Adhiban Baskaran ist möglicherweise der Sheriff der 1.b3 Cowboys, aber Mikhail Chigorin war der OG (Original Gangster).
Chigorin wurde am 21. Oktober 1850 geboren. Er verlor früh beide Eltern, was ihn im Alter von 10 Jahren dazu zwang, in das Gatchinsker Waiseninstitut einzuziehen.
Sein Lehrer brachte ihm die Grundlagen des Schachspiels bei, als er 16 Jahre alt war. Aber erst mit 24 Jahren begann er, sich ernsthaft mit dem Spiel zu beschäftigen, nachdem er sein Studium beendet hatte und als Regierungsbeamter arbeitete. Von da an vertiefte sich Chigorin in alles, was mit Schach zu tun hatte.
Er entwickelte sich zu einer wahren Schachlegende mit einem geschulten Auge für Taktik und Kombinationen:
Außerdem hatte er einen fantasievollen "regelwidrigen" Ansatz für Eröffnungen. Oh, und im Gegensatz zu den meisten Meistern zog er auch Springer den Läufern vor! Die nach ihm benannte Variante des Damengambits weist beide dieser Vorlieben auf. "The Cheeky Chigorin" bricht die Eröffnungsprinzipien, indem er den c-Bauern blockiert und dann das Läuferpaar aufgibt, um Weiß mit den Springern auszumanövrieren.
Chigorin spielte dann zweimal um die Schachweltmeisterschaft, 1889 und 1892. Obwohl er beide Partien verlor, wurde Chigorins Leidenschaft für das Spiel eine wichtige Inspirationsquelle für die sowjetische Schachschule - dieselbe Schule, die das 20. Jahrhundert dominierte und neun klassische Weltmeister hervorbrachte.
4. Georg Salwe, der Jedimeister des Schachbretts
Georg Salwe wurde am 12. Dezember 1862 geboren. Obwohl er die Schachregeln sehr früh erlernte, begann er erst mit 20 Jahren zu spielen. Auch an einem ernsthaften Turnier nahm Salwe erst mit 40 Jahren teil, 1903 in Kiew. Schlimmer noch, der Erste Weltkrieg schloss ihn von Turniermöglichkeiten aus.
Doch was Salwe an Zeit fehlte, machte er mit der Selbstbeherrschung eines Jedimeisters mehr als wett.
Salwe ließ sich von einer schlechten Stellung nicht entmutigen. Und eine gute Stellung konnte ihn auch nicht erfreuen. Er hoffte bei jedem Zug auf das Beste, rechnete aber auch mit dem Schlimmsten. Und er hatte ein Händchen dafür, auch schlechte Stellungen zu retten. Dank dieser Eigenschaften konnte Salwe das Beste aus dem machen, was er hatte. Und wie er strahlte!
Bei seinem ersten Turnier wurde er Vierter. Sein bestes Ergebnis erzielte er 1906, als er das vierte Allrussische Meisterturnier mit 1,5 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten gewann. Auch in Lodz 1906, beim fünften Allrussischen Meisterturnier, in Lodz 1908, Warschau 1908 und bei anderen Turnieren belegte er die ersten drei Plätze.
5. Harry Nelson Pillsbury, der amerikanische Meteorit
Harry Nelson Pillsbury wurde am 5. Dezember 1872 geboren und lernte im Alter von 16 Jahren das Schachspiel. Nach nur zwei Jahren des Spielens forderte er den Schachexperten Henry Nathan Stone aus Baltimore zu einem Match heraus, das Pillsbury mit 5:2 gewann!
Dieser Sieg machte Pillsbury zu einem Elite-Schachspieler, und er blickte nie wieder zurück.
1892 trat Pillsbury gegen Steinitz in einem zweiteiligen "Bauernhandicap"-Match ("pawn odds" match) an, und Pillsbury gewann beide Begegnungen. 1895 begab sich der 22-jährige Pillsbury mit finanzieller Unterstützung des Brooklyn Chess Club auf eine Reise nach Europa, um den starken Internationalen Schachkongress in Hastings zu gewinnen, an dem die stärksten Meister der Welt teilnahmen.
"Ich werde jede Partie mit aller Kraft bestreiten, in der Hoffnung auf das Endergebnis", schrieb Pillsbury in einem Brief an den Brooklyn Chess Club. "Ich wohne in Cornwallis Gardens, weit weg von der nervtötenden Menge... und ich gehe oder fahre jeden Tag, wobei ich mir vor allem die nötige Ruhe verschaffe, um gute Arbeit am Brett zu leisten."
I shall fight every game for all it is worth.
— Harry Nelson Pillsbury
Die Konzentration eines Krieger-Mönchs hat Pillsbury sehr geholfen. Nach 21 Runden hochklassigen, hart umkämpften Schachs stand er mit 16,5 Punkten an der Spitze. Er schlug den damaligen Weltmeister Emanuel Lasker, den ehemaligen Weltmeister Steinitz sowie die Titelanwärter Chigorin, Siegbert Tarrasch, Carl Schlechter und Isidor Gunsberg.
Im Turnier spielte Pillsbury klassische Eröffnungen, wie das Damengambit, aber mit seiner ganz eigenen Dynamik.
Schau dir diese Partie an, in der Pillsbury, anstatt Druck auf die c-Linie auszuüben, mit Sf3-e5 und f2-f4 auf den gegnerischen König losging.
Pillsburys schlechte Gesundheit beendete tragischerweise seine glänzende Schachkarriere. Aber er wird immer als der "amerikanische Meteorit" in Erinnerung bleiben.
6. GM Akiba Rubinstein, der Endspielmagier
Akiba Rubinstein war einer der größten Spieler, der nie Schachweltmeister geworden ist. Er wurde am 1. Dezember 1880 in eine jüdische Familie hineingeboren, die geplant hatte, dass er Rabbi werden sollte. Rubinstein hatte jedoch eine andere Idee, als er als 14-Jähriger mit dem Schachspiel begann.
Er trainierte und spielte mit Salwe, über den wir bereits gesprochen haben. Im Jahr 1903 belegte Rubinstein den fünften Platz bei einem Turnier in Kiew, was ihn davon überzeugte, das Leben eines Schachprofis zu verfolgen.
Rubinstein spielte sein bestes Schach von 1907 bis 1912. Viele glaubten auch, dass er von Mitte 1912 bis Mitte 1914 stärker war als der damals amtierende Meister Lasker. Und Rubinstein hatte die Turniersiege und individuellen Glanzleistungen, um diese Behauptungen zu untermauern.
Er gewann 1907 Karlsbad und das Allrussische Meisterturnier. Auch in St. Petersburg 1907 teilte er sich den ersten Platz. Dann, im Jahr 1912, verzeichnete er eine Reihe von fünf ersten Plätzen in großen Turnieren.
Rubinstein war im Endspiel, insbesondere im Turmendspiel, unübertroffen.
"Akiba, wenn du im Mittelalter gelebt hättest, wärst du auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden: Was du im Turmendspiel machst, kann man nur als Hexerei bezeichnen", sagte der österreichische Meister Rudolf Spielmann.
What you do in rook endgames can only be called witchcraft!
— Rudolf Spielmann
Nachdem Du das folgende Spiel gesehen hast, wirst Du wahrscheinlich genauso denken.
Rubinstein war auch zu einem taktischen Feuerwerk fähig, und viele seiner Kombinationen sind zu Lehrbuchbeispielen für Figurenspiel geworden. Seht euch diesen Angriff mit dem Läuferpaar an:
Rubinstein sollte 1914 in einem Weltmeisterschaftsspiel gegen Lasker antreten, doch der Erste Weltkrieg nahm ihm diese Gelegenheit.
Dennoch erzielte er noch Jahrzehnte nach seiner Blütezeit beeindruckende Ergebnisse und bereicherte künftige Generationen mit seinen zahlreichen Beiträgen zur Eröffnungstheorie.
7. GM Mikhail Botvinnik, der eiserne Logiker
Wie Steinitz erlernte auch der sechste Weltmeister Mikhail Botvinnik das Schachspiel erst relativ spät im Alter von 12 Jahren.
Er wurde am 17. August 1911 geboren. Im Herbst 1923 brachte ein Schulfreund seines älteren Bruders Botvinnik mit einem selbstgebauten Schachbrett die Schachregeln bei. Der zukünftige Champion verliebte sich sofort in das Spiel.
Nur ein Jahr später im Winter gewann Botvinnik die Meisterschaft der Schule. Er täuschte auch vor, drei Jahre älter zu sein, um in die Petrograder Schachversammlung aufgenommen zu werden.
Botvinnik war der erste Spieler, der Schach zu einer Wissenschaft machte. Er entwickelte eine Vorbereitungsmethode, die körperliches Training, schonungslose Selbstanalyse, intensive Trainingsspiele und mehr umfasste.
Von Mitte der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre war die Sowjetunion weit davon entfernt, eine Schachgroßmacht zu sein. Die Oberen zögerten damals, sowjetische Spieler zu internationalen Wettkämpfen zu schicken, weil sie befürchteten, sie könnten vernichtet und gedemütigt werden.
Doch Botvinnik suchte die Herausforderung und trat gegen die Besten an. Seine Kühnheit wurde in Nottingham 1936 belohnt, wo er ungeschlagen den geteilten ersten Platz belegte und die Weltmeister in den Wertungsspielen schlug. Es war der erste Turniersieg eines sowjetischen Schachspielers außerhalb des eigenen Landes.
Als Spieler akzeptierte Botvinnik angespannte Stellungen mit Gewinnchancen für beide Seiten. Er war zuversichtlich, was sein strategisches Verständnis und seine Fähigkeit anging, mit Komplikationen umzugehen. Er akzeptierte positionelle Schwächen, die der Gegner nicht ausnutzen konnte, solange er Vorteile bekam, die er verwerten konnte.
Dieser ehrgeizige Ansatz zeigt sich in dieser brillanten Partie, in der er den gesamten Damenflügel aufgab, um " Die Schachmaschine" Jose Raul Capablanca schachmatt zu setzen.
8. GM Evgeni Vasiukov, Langlebigkeit in Person
Evgeni Vasiukov ist vielleicht nicht jedem ein Begriff. Aber in seiner Blütezeit war er einer der stärksten Großmeister der Welt - mit einer Spitzenplatzierung in der Weltrangliste als Nummer 11 und einer Spitzenbewertung von 2580.
Vasiukov wurde am 5. März 1933 geboren. Er erlernte die Züge im Alter von 15 Jahren. Aber er brauchte nur sieben Jahre, um die Moskauer Stadtschachmeisterschaft zu gewinnen, wobei er viele hervorragende GMs und Konkurrenten besiegte.
Vasiukov gewann die Moskauer Meisterschaft fünf weitere Male - 1958, 1960, 1962, 1972 und 1978. Außerdem gewann er 1955 und 1956 die Studentenweltmeisterschaft und wurde 1995 Weltmeister im Seniorenschach. Insgesamt verzeichnete Vasiukov über 50 Turniersiege.
In seinen besten Jahren schlug er auch viele Weltmeister, darunter die GMs Vasily Smyslov, Mikhail Tal und Tigran Petrosian.
Vasiukov kombinierte einen scharfen, kompromisslosen Stil mit originellen Eröffnungsideen. Er spielte ausschließlich 1.e4 und errang beeindruckende Angriffssiege gegen die besten Spieler seiner Zeit.
Hier ist Vasiukovs Zerstörung eines der besten Verteidiger in der Geschichte.
9. WIM Rani Hamid, Bangladeschs Schachkönigin
Rani Hamid wurde am 14. Juli 1944 geboren. Sie begann erst im Alter von 34 Jahren mit dem Schachspiel - aber sie bewies schnell, dass ihr später Start überhaupt nicht relevant war! Sie wurde in den 1970er Jahren bekannt, als sie an der Seite von männlichen Schachspielern in ihrem Land, Bangladesch, spielte.
Hamid gewann 20 Mal die nationale Frauenmeisterschaft, drei Mal die britische Frauenmeisterschaft und wurde die erste internationale Meisterin der Damen aus Bangladesch.
Hamid erreichte 1988 ihren FIDE-Höchstwert von 2230. Und ja, sie nimmt auch heute noch an Turnieren teil (zuletzt im September 2023)!
Hamid hat einen aktiven Stellungsstil, den sich VereinsspielerInnen gerne abschauen sollten. Sie legt Wert auf eine gesunde Stellung und nutzt kleine taktische Stöße, um ihren Vorteil umzusetzen.
Schau dir hier an, wie sie einen amerikanischen FM, der dafür bekannt ist, unverschämte und sogar unsolide Eröffnungen zu spielen, methodisch auseinandergenommen hat. Die Art und Weise, wie sie sich auf die Schwächen der Leichtfiguren stürzte und dann die Damen tauschte, um ein vorteilhaftes Nebenfigurenpaar zu schaffen, ist ein wahres Meisterwerk!
Und hier ist ein spannendes Hin und Her gegen keinen Geringeren als GM Evgeni Vasiukov, der sie um 400 Punkte übertraf!
10. GM Yasser Seirawan, jedermanns Lieblings-Schachonkel
Yasser Seirawan wurde am 24. März 1960 geboren, und seine Familie wanderte 1967 aus Syrien nach Seattle ein - im selben Jahr, als die Spannungen im Nahen Osten zu einem bewaffneten Konflikt eskalierten.
Trotzdem begann Seirawan erst mit 12 Jahren, im Sommer 1972, mit dem Schachspiel.
Alle Arten von Wetterunruhen zwangen alle im Haus zu bleiben. Glücklicherweise führte ein guter Nachbar von oben, David Chapman, Seirawan in die Freuden des Schachspiels ein. Und mit "Vergnügen" meinte Seirawan, geschlagen zu werden.
In seinem Kurs "Winning Chess Openings" erinnerte er sich daran, wie er versuchte, die Dame so schnell wie möglich ins Freie zu bringen, wie er mit 1.h2-h4 experimentierte, um den Turm über die dritte Reihe zu schwingen, und wie er Partie für Partie scheiterte.
Diese Fähigkeit, den Kontakt zu seinem einstigen Anfänger-Ich zu halten, macht Seirawan zu einem so effektiven Ausbilder und Kommentator. Er erklärt schwierige Konzepte mit einem ruhigen Auftreten und führt den Zuschauer mit klaren Erklärungen und Analogien, die sofort einleuchten. Deshalb ist er auch als "jedermanns Lieblings-Schachonkel" bekannt.
Man könnte fast vergessen, dass er ein wahnsinnig starker Großmeister ist!
Seirawan war viermaliger amerikanischer Schachmeister mit einer FIDE-Höchstnote von 2658 und einer Weltranglistenposition von Platz 10. Er ist einer der wenigen Menschen, die die beiden GMs Garry Kasparov und Anatoly Karpov geschlagen haben, als sie amtierende Weltmeister waren.
Seirawan hat eine strukturelle Spielweise. Er liebt es, die Basis der gegnerischen Bauernkette zu zermalmen, schwache Felder mit Nebenfiguren zu erobern und mit Freibauern zu punkten. Hier ist eine Partie, die seinen strategischen, auf Bauernstruktur basierenden Stil zeigt:
11. GM Ye Jiangchuan, Chinas erster Super-GM
GM Ye Jiangchuan wurde am 20. November 1960 geboren.
Er lernte erst mit 17 Jahren Schach, brauchte aber nur drei Jahre, um 1981 die chinesische Meisterschaft zu gewinnen. Er wurde sechs weitere Male nationaler Meister, 1984, 1986, 1987, 1989, 1994 und 1996.
Ye war der zweite chinesische Schachspieler, der den Großmeistertitel erlangte, der ihm 1993 von der FIDE verliehen wurde.
Im Jahr 2000 schrieb er erneut Geschichte, als er als erster chinesischer Spieler überhaupt die 2600-Elo-Marke überschritt, was damals als Super-GM-Status galt!
Im selben Jahr wurde Ye Cheftrainer der chinesischen Nationalmannschaften und erhielt 2005 den Titel eines FIDE-Seniorentrainers. Seine Trainertätigkeit nahm mehr und mehr Zeit vom Turnierschach weg. Im Juni 2023 spielte Ye seine erste gewertete Partie seit 16 Jahren in einem chinesischen Mannschaftsturnier und erzielte einen Sieg, der sein Rating auf 2603 Elo ansteigen ließ.
Ye ist ein strategischer und aggressiver Spieler. Er bevorzugt wiederholbare Systeme mit anhaltendem positionellem Druck und viel Angriffspotential.
Mit Weiß spielt er fast ausschließlich 1.e4. Gegen 1.d4 antwortet er mit der Königsindischen Verteidigung, während 1.e4 normalerweise mit dem Taimanov-Sizilianer beantwortet wird.
Genieße diesen energiegeladenen Sieg von Ye gegen einen legendären Königsinder-Bezwinger und zweifachen Anwärter auf den Weltmeistertitel:
12. GM Jonny Hector, der moderne Gambiteer
Der schwedische GM Jonny Hector wurde am 13. Februar 1964 geboren, und er lernte die Züge mit 14 Jahren, genau wie ich. Der Unterschied ist jedoch, dass er ein starker Großmeister wurde!
Seinen ersten großen Turniersieg errang er nach nur sieben Jahren - er teilte sich den ersten Platz beim Cappelle-la-Grande Open 1987 mit etablierten Großmeistern.
Hector erhielt 1991 seinen GM-Titel von der FIDE, und acht Jahre später wurde er auch GM der International Correspondence Chess Federation (ICCF).
Er gewann zweimal die nationale Meisterschaft, 2000 und 2022, sowie zahlreiche europäische Turniere. Hector sicherte sich den alleinigen oder gemeinsamen ersten Platz in Gausdal 1989, Oxford 1998, Hamburg 2001 und 2002 sowie beim Politiken Cup 2000, 2006, 2008 und 2012.
Hector ist der Mann, dem man folgen sollte, wenn man Gambits und Mattangriffe liebt. Er spielt aggressives "cut and thrust"-Schach, ergänzt durch ein Arsenal an ungewöhnlichen und verrückten, scharfen Eröffnungen.
Sieh dir seine 24-Züge-Miniatur an, die vielleicht das romantischste Gambit aller Zeiten enthält.
Hectors energiegeladener und unterhaltsamer Stil war eine Inspiration für viele Chessable-Autoren - viele seiner Eröffnungen sind in Grandmaster Gambits 1.e4 und The GothamChess 1.e4 Repertoire zu finden.
Ein Hoch auf den schwedischen Gambiteer, der uns immer wieder mit brillanten Eröffnungen beglückt!
Fazit
Damit ist unsere Liste der 12 Spätzünder, die trotzdem zu Schachlegenden wurden, abgeschlossen. Wann immer Du bedauerst, zu spät mit dem königlichen Spiel begonnen zu haben, oder daran zweifelst, ob Du Dein volles Potenzial erreichen kannst, schau Dir diese Liste an und mach Dir klar, dass Du das Zeug dazu hast, der beste Schachspieler zu werden, der Du sein kannst.
Wer weiß? In ein paar Jahren werden wir vielleicht Deinen Namen und Deine Geschichte in diesen Artikel aufnehmen müssen!
Wer ist Dein Lieblingsspieler auf dieser Liste? Lass es uns in den Kommentaren unten wissen!